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Veröffentlicht am 14.03.2023

Detaillert!

Nachtjagd
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Eine 21 Jahre alte Frau wird am Ufer eines Sees tot aufgefunden und alles deutet auf das Handwerk eines bekannten Mörders hin. Norwegens brutalster Serienmörder Stig Hellum ist 2002 aus der Haftanstalt ...

Eine 21 Jahre alte Frau wird am Ufer eines Sees tot aufgefunden und alles deutet auf das Handwerk eines bekannten Mörders hin. Norwegens brutalster Serienmörder Stig Hellum ist 2002 aus der Haftanstalt Ila ausgebrochen und die ermittelnden Beamten der Kripo in Oslo befürchten, dass Hedda Back nun sein neustes Opfer ist.
Kriminalkommissar Anton Brekke ermittelt trotz gesundheitlicher Probleme auf Hochtouren, denn es wird eine weitere Frau tot aufgefunden. Es zeigt sich wohl auch noch eine Verbindung zu Nathan Sudlow, einem zum Tode verurteilten Mörder, der auf seine Hinrichtung wartet.


Dieser Thriller ist sehr anspruchsvoll, denn es sind zuerst einmal viele Figuren an der Handlung beteiligt. Weiter werden oft kapitelweise die Zeitebenen gewechselt und die erste Hälfte des Buches nehmen viele Stränge, die nebeneinander laufen, Fahrt auf.

Da ist zuerst mal der Todeskandidat Nathan Sudlow. Diese Passagen empfand ich als sehr eindrücklich, zeigen sie doch das Warten auf den Zeitpunkt x, an dem das Leben eines zu Tode verurteilten Menschen beendet wird. Im Wechsel in der Gegenwart und in der Vergangenheit erlebt man, wie es so weit kommen konnte, dass er einsitzt und auf seinen Tod wartet.

Dann blickt man Kriminalkommissar Anton Birkke über die Schultern, der nicht nur engagiert und fieberhaft nach dem Mörder sucht, sondern auch durch gesundheitliche Probleme eine verletzliche Seite zeigt.

Weiter laufen viele Passagen mit den Ereignissen von Stig Hellums Flucht in der Vergangenheit über die Bühne. Oft hat mir der Kopf geschwirrt von so vielen Figuren, Ereignissen in der Gegenwart und der Vergangenheit und Nebengeschichten. Mir war das zu viel, vor allem empfand ich vieles, wie die gesundheitlichen Belange des Kommissars, als zu sehr aufgebauscht.

Die Idee, den Plot, fand ich nicht schlecht. Ein entflohener Serienmörder, dessen Handschrift nun auf einem erneuten Opfer entdeckt wird. Dazu ein zu Tode verurteilter Straftäter, bei dem man sich nie ganz sicher ist, was in der Vergangenheit geschah und ob seine Verurteilung berechtigt ist. Das hat Potenzial für einen brutalen und schonungslosen Thriller.

Die Ausführung, das Kuddelmuddel mit all den vielen Strängen hat mir leider einfach nicht gefallen. Hier hätte sehr abgespeckt werden dürfen. Wie auch beim sehr detaillierten Schreibstil. Der Autor zeigt den Hang dazu, jedes kleinste Detail einer Nebenfigur oder Nebengeschichte in den Mittelpunkt zu rücken, obwohl irrelevant für die verschiedenen Hauptstränge. Diese Stränge fliessen erst ganz am Schluss zusammen und dies schlüssig.

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Veröffentlicht am 03.03.2023

Action!

Etage 13 - Es gibt kein Entkommen, und deine Zeit läuft ab
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Ein Vorstellungsgespräch in der renommierten Firma Edge Communications in London ist für Kate Harding ein Traum, der in Erfüllung geht. Nach dem Tod ihres Mannes Mark, 15 Monate zuvor, auch genau das, ...

Ein Vorstellungsgespräch in der renommierten Firma Edge Communications in London ist für Kate Harding ein Traum, der in Erfüllung geht. Nach dem Tod ihres Mannes Mark, 15 Monate zuvor, auch genau das, was ihrem Leben wieder Hoffnung und Perspektive gibt. Kate bereitet sich akribisch auf das Gespräch mit Joel White, der die Personalanstellungen bei Edge regelt, vor. Doch das Gespräch nimmt eine Wende, die Kate nicht nur in Bedrängnis bringt, sondern auch um ihr Leben fürchten lässt. Dazu kommt, dass Details aus Kates Leben und Vergangenheit ans Licht kommen, die auch sie überraschen.



Was für eine schreckliche Vorstellung. Kate geht zu einem Vorstellungsgespräch, das von Beginn weg falsch läuft. Ich, wie wohl jeder, der schon einmal ein Vorstellungsgespräch hatte, konnte mich sehr gut in Kate hineinversetzen. Die Hoffnung, dass dieser Job die dringend benötigte Abwechslung sein könnte, ist nachvollziehbar und sehr authentisch. Nach und nach schleicht sich jedoch ein bedrohlicher Unterton in das Gespräch und es wird gruselig.

Noch selten hat mich in einem Buch eine Figur so angewidert, wie der Personalverantwortliche in diesem Vorstellungsgespräch. Wenn ich da gewusst hätte, dass dies erst der Anfang ist für Kate, ich hätte mich da weit weniger aufgeregt. Denn es wird noch viel schlimmer! Die Geschichte nimmt eine Wende, die einerseits unvorhersehbar ist, andererseits auch ziemlich konstruiert. Ich drücke jedoch ein Auge zu, da ich von da an buchstäblich atemlos weitergelesen habe.

Sehr rasant wird eine Art Escape Room Panik rund um das Gespräch beschrieben, die die Stimmung aufrührt. Obwohl der Täter immer klar ist, liegt das Motiv jedoch lange im Dunkeln. Und genau dieses Motiv hat mich rätseln lassen. Was kann das sein? Weshalb wird Kate so in die Mangel genommen? Das ist Psychoterror vom Feinsten! Die Handlung ist rasant, denn Kate versucht sich zu befreien und muss viele Kämpfe überstehen. Diese sind so gut beschrieben, dass man die rohe Gewalt regelrecht zwischen den Zeilen spürt.

C.M. Ewan weiss, wie man Leser nicht nur bei der Stange hält, sondern auch fesselt. Mit geschickt eingestreuten, überraschenden Wendungen und mit einem Schreibstil, der bildlich die Gewalt und die Verzweiflung durchblicken lässt. Das Setting, nachts in dem Firmengebäude, ist gut gewählt, wenn ich auch hier wieder ein Auge zudrücken musste betreffend Authentizität. Ein Firmengebäude, mitten in London, das tags viele arbeitende Menschen beherbergt, nachts leer steht und niemand bemerkt, was dort vorgeht? Für mich doch eher unwahrscheinlich.

Dies ist mein zweites gelesene Buch von C.M Ewan. Wie auch schon "Das Ferienhaus" lebt die Geschichte von Kämpfen, Befreiungsszenen und bildlich dargestellten Actionsituationen. Sehr oft stehen diese im Vordergrund und die Handlung verlangsamt sich oder gerät ins Stocken.

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Veröffentlicht am 24.02.2023

Gegen Schluss rasant!

Stirb schön
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Auf dem Nachhauseweg von der Arbeit macht Tom Bryce einen verhängnisvollen Fund. Ein Mitreisender lässt in der Bahn eine CD-Rom liegen. Tom schaut sie sich an, da er hofft eine Adresse darauf zu finden, ...

Auf dem Nachhauseweg von der Arbeit macht Tom Bryce einen verhängnisvollen Fund. Ein Mitreisender lässt in der Bahn eine CD-Rom liegen. Tom schaut sie sich an, da er hofft eine Adresse darauf zu finden, um sie zurückzugeben.

Das Abspielen der CD-Rom endet mit einem Schock, denn darauf wird eine junge Frau brutal ermordet. Kurz darauf bekommt Tom eine unmissverständliche Drohung und die junge Frau wird tot aufgefunden.

Tom wendet sich an die Sussex Police in Brington und bald darauf werden die Drohungen wahr, denn Toms Familie ist in Gefahr.




In diesem zweiten Teil der Roy Grace Reihe hat es die Sussex Police mit einem abscheulichen Verbrechen zu tun. Wir Leser benötigen, wie die Ermittler, eine dicke Haut, denn Autopsie und Leichenfunde werden eklig und detailliert beschrieben.

Zum Glück hat Peter James immer wieder witzige und sarkastische Dialoge im Ermittlerteam eingeflochten, das lockert all das Grauen etwas auf. Dazu kommt, dass Roy Grace auf Freiersfüssen wandelt und seine Auserwählte Cleo Morey in der Leichenhalle arbeitet, also indirekt zum Ermittlerteam gehört. Was bei Grace Kollegen doch für den einen oder anderen Witz herhalten muss. Die keimende Liebe, die im ersten Teil ihren Anfang gefunden hat, ist dezent eingewoben. Im Vordergrund steht der Fall, was ja in Thrillern auch so sein soll.

Es wird schnell Spannung aufgebaut und ich wollte einfach wissen, wer der Täter ist. Das Motiv ist rasch klar und einfach gestrickt, nach dem Motto «gestörter Täter» und "organisiertes Verbrechen".

Mir gefällt der Schreibstil von Peter James sehr gut und dies war nun das zweite Buch, das ich von ihm gelesen habe. Als Kritikpunkt muss ich anmerken, dass die Auflösung, das heisst die Überführung des Täters, etwas rasch vonstattenging. Hier hätte ich mir die sorgfältige und gemächliche Variante, wie zum Beispiel bei der Beschreibung der familiären Situation der Familie Bryce gewünscht.

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Veröffentlicht am 22.02.2023

Hat das gewisse Etwas!

Therapiert
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Clarissa Virtannen arbeitet als Psychotherapeutin in der eigenen Praxis und ist Expertin für Missbrauch und Gewalt in Finnland. Eines Tages meldet sich eine junge Frau als neue Patientin an. Als die traumatisierte ...

Clarissa Virtannen arbeitet als Psychotherapeutin in der eigenen Praxis und ist Expertin für Missbrauch und Gewalt in Finnland. Eines Tages meldet sich eine junge Frau als neue Patientin an. Als die traumatisierte Ira vor Clarissa sitzt, läuten bei der Therapeutin die Alarmglocken.

Iras Reaktionen deuten auf eine Selbstmordabsicht hin und Clarissa, die leider schon etliche Patienten durch Suizid verloren hat, tut alles, um der jungen Frau zu helfen. Clarissa ahnt jedoch nicht, dass sie manipuliert wird und Ira sie ganz gezielt als Therapeutin ausgewählt hat.






Dieses Buch hat was, auch wenn ich dieses gewisse Etwas in der ersten Hälfte nicht immer sehen oder erfassen konnte. Einerseits empfand ich vieles als «rund um den heissen Brei reden». Die Autorin verschleiert die Absichten der Figuren so gut, dass ich irgendwann nicht mehr in «gut» und «böse» einteilen konnte. Und das bei nur vier Hauptfiguren, die in der Handlung mitmischen.

In kurzen und wechselnden Kapiteln stehen die Therapeutin Clarissa, ihre Patientin Ira, Clarissas Mann Pekka und Arto, ein freiberuflicher Journalist im Mittelpunkt. Anderseits und mit dem Wissen, was Ira schon alles mitgemacht und erlebt hat, wabert unterschwellig eine Gefahr und Kriminalität mit, die mich oft sprachlos gemacht hat. Dies vor allem gegen Schluss, denn da sind einige hervorragende Plot Twists eingefügt worden, die mich begeistert haben.

Man blickt als Leser tief in die Psyche der Figuren. Eine Figur zum Beispiel ist abgrundtief böse, kaltschnäuzig und kriminell motiviert. Aber ist sie die Einzige, die Böses im Sinn hat? Als Leser kann man einfach nie sicher sein, wer was tun wird oder getan hat.

Ich gehe daher nicht näher auf die Charakterisierung ein, empfand sie jedoch als sehr gelungen. Die vier Hauptfiguren sind jedoch alle mit massiven Problemen belastet. Im Übrigen finde ich es eine herausragende Leistung, mit einer Handvoll Charakteren eine ganze Geschichte zu erzählen. Allerdings besteht diese oft aus Gesprächen, Gedanken und zwischenmenschlicher Beziehung statt einer Handlung mit viel Drive.

Selbstmord, Missbrauch, Angststörung, Zwangsvorstellungen, die Autorin bedient sich der gesamten Palette psychischer Gebrechen.

«Therapiert» ist das Debüt von Martta Kaukonen und besticht mit psychischer und psychologischer Tiefe!

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Irlands Unruhen!

Northern Spy – Die Jagd
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Tessa und Marian sind Schwestern, die sich seelenverwandt fühlen. Für Tessa, die Söhnchen Finn allein erzieht und im Büro der BBC in Belfast arbeitet, ist Marian eine grosse Stütze.

Nun muss Tessa aber ...

Tessa und Marian sind Schwestern, die sich seelenverwandt fühlen. Für Tessa, die Söhnchen Finn allein erzieht und im Büro der BBC in Belfast arbeitet, ist Marian eine grosse Stütze.

Nun muss Tessa aber feststellen, dass ihre Schwester ein Doppelleben führt. Marian hat sich schon vor mehreren Jahren der irisch-republikanischen Armee angeschlossen. Die IRA kämpft für ein freies Irland und bringt vielen Menschen in Nordirland Schmerz, Angst und Gewalt.




Natürlich war mir bekannt, dass in Nordirland seit vielen Jahren ein erbitterter Kampf, den die Katholiken gegen die Protestanten führen, tobt. Ich habe auch mitbekommen, dass sich mit der IRA eine Freiheitsorganisation zu einer Terrororganisation gewandelt hat. Der Konflikt und die irisch - republikanische Armee sind zentral in dieser Geschichte und zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch.

Tessa erzählt in Ich Perspektive, wie sie nicht nur den Schock verarbeiten muss, dass ihre Schwester Marian, der sie sich sehr verbunden fühlt, «auf der anderen Seite» kämpft. Sie erzählt ebenfalls, was dies für sie, Söhnchen Finn und für ihre Mutter, die plötzlich geächtet wird, für Veränderungen bringt. Dies erfährt man immer nur aus der Sicht von Tessa, was ich etwas schade und einseitig fand. Perspektivwechsel aus der Sicht von Marian oder von Tessas Mutter hätten der Geschichte vielleicht etwas mehr Tiefe gegeben.

Schutzgelderpressungen, bewaffnete Raubüberfälle und Waffenverstecke mitten in der Stadt gehen zulasten der Organisation, der sich Marian anschliesst.
Tessa gerät ebenfalls in den Kreis der IRA, was mich doch erstaunt hat. Denn als Journalistin einer politischen Sendung hatte ich sie nicht so eingeschätzt, dass sie empfänglich für die Organisation ist. Zudem ist sie eine Mutter, die ihren kleinen Sohn Finn sehr behütet und ihn einem Risiko aussetzt, als sie sich überreden lässt, für die IRA Gefälligkeiten zu erledigen.
Es geht in diesem Buch vorwiegend um Kampf, Attentate, Angst und Gewalt und praktisch die ganze Geschichte handelt in Irland. Ich fand es sehr schade, dass dieses schöne und grüne Land, das ich schon bereisen durfte, nicht etwas authentischer eingebracht wurde.

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