Faszinierendes Bild einer ungewöhnlichen Familie
Alles behalten für immer. Ruth RilkeRuth Rilke wächst als Tochter des weltberühmten Lyrikers Rainer Maria Rilke und der Bildhauerin Clara Westhoff im beginnenden 20. Jahrhundert unter eher besonderen Umständen, wie man sie sich aber in einer ...
Ruth Rilke wächst als Tochter des weltberühmten Lyrikers Rainer Maria Rilke und der Bildhauerin Clara Westhoff im beginnenden 20. Jahrhundert unter eher besonderen Umständen, wie man sie sich aber in einer Künstlerfamilie durchaus vorstellt, auf. Nach dem Tod des Vaters kümmert sie sich um seinen Nachlass und archiviert alles, was sie finden kann - zunächst in Weimar, später dann in Fischerhude, einem Künstlerdorf bei Bremen im alten Atelierhaus ihrer verstorbenen Mutter, wo sie schon ihre Kindheit verbracht hat. Das Archiv ist ihre Lebensaufgabe, der sie sich mit großer Hingabe widmet.
"Alles behalten für immer. Ruth Rilke" beginnt mit der Anfrage eines Journalisten, in der er Ruth 1957 bittet, ihm von ihren Erinnerungen an ihre Mutter zu erzählen. In Rückblenden lässt Erika Schellenberger sie an ihre Kindheit in Fischerhude zurückdenken, an ihre Schulzeit in München "München war überhaupt das Allerschönste. Da waren sie eine richtige Familie." und ihren weiteren Weg über Weimar zurück nach Fischerhude. Die Autorin beschreibt Ruths Gedanken und Stationen aus deren Perspektive und geht immer wieder auf ihre Beziehung zu ihrem Vater ein. Sie musste schon sehr früh auf ihn verzichten, da er wegging - zunächst nach Paris - und von da an sein eigenes Leben führte. Einerseits ist er ihr besonders als Kind fremd, andererseits stehen sie trotzdem in enger, inniger Beziehung zueinander. Sie nennt ihn zärtlich "Väterchen".
"Alles behalten für immer. Ruth Rilke" ist eine gut recherchierte Biographie, die Einblicke in eine außergewöhnliche Künstlerfamilie gibt und eine Frau würdigt, die sich leidenschaftlich um das Vermächtnis ihres Vaters, einen der bedeutendsten Lyriker Deutschlands, kümmert.
Das Buch ist nicht mitreißend im eigentlichen Sinne, trotzdem ist es Elke Schellenberg gelungen, lebendig von Ruth und den Rilkes zu erzählen und ein faszinierendes Bild von dieser ungewöhnlichen Familie zu zeichnen.