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Veröffentlicht am 01.03.2023

Berührende, hörenswerte Geschichte in dunklen Zeiten

Die Bibliothek der Hoffnung
2

Bücher sind wie kleine Fluchten, sie lassen uns tief in das Erzählte versinken. All die Geschichten geben Hoffnung, machen Freude, schenken uns Stunden des Glücks und noch so viel mehr. Sie lassen uns ...

Bücher sind wie kleine Fluchten, sie lassen uns tief in das Erzählte versinken. All die Geschichten geben Hoffnung, machen Freude, schenken uns Stunden des Glücks und noch so viel mehr. Sie lassen uns teilhaben an all den darin verborgenen Abenteuern und den Schicksalen. Sie trösten, lassen uns lachen und auch weinen. Und immer lassen sie uns die Zeit und die Umgebung vergessen.

„Die Bibliothek der Hoffnung“ ist eine Hommage an all diese Bücher, Kate Thompson ließ sich von wahren Begebenheiten zu diesem Roman inspirieren.

Während des zweiten Weltkrieges war London ein Trümmermeer. Die stillgelegten U-Bahn-Station Bethnal-Green bot vielen Menschen Schutz vor Fliegerbomben. Aber nicht nur das, sie schufen hier unten ihr eigenes kleines Zuhause. Neben Theater, Café, Kindergarten und noch vielem mehr retteten Bibliothekare tausende Bücher der unterschiedlichsten Genres.

Und hiervon erzählt das tief berührende Buch, von der sanftmütigen, stets hilfsbereiten Clara Button und von der eher rebellischen Ruby Monroe, um diese beiden rankt sich die Erzählung von der unterirdischen Kriegsbibliothek, die im Roman größer ist, als sie in Wirklichkeit war. Ein Zufluchtsort für alle Bevölkerungsschichten, eine funktionsfähige Gemeinschaft, aus der Not geboren. Die Freundinnen Clara und Ruby lassen sich nicht unterkriegen, sie sorgen sich um ihre großen und kleinen Schützlinge, geben nicht nur mit ihren Büchern kleine Lichtblicke inmitten schrecklicher Zeiten. Alle Figuren sind authentisch dargestellt, mit Ecken und Kanten, der kurzweilige Schreibstil lässt einen eintauchen in längst vergangene und hoffentlich nie mehr wiederkehrende Kriegszeiten.

Eva Gosciejewicz hat mir die ungekürzte, über 15 Stunden und 6 Minuten gehende Hörbuchfassung gekonnt vorgelesen. Die versierte Sprecherin trägt durch die Geschichte, sie gibt den einzelnen Charakteren ihre individuelle Note. Es waren Hör-Stunden des Innehaltens. Eine warmherzige, einfühlsam und empathisch vorgetragene, eine hörenswerte Geschichte.

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Veröffentlicht am 25.02.2023

Sehr gelungener Einstieg in die Siebenbürger Krimireihe

Tod in Siebenbürgen
2

Lioba Werrelmann hat für ihre Siebenbürger Krimireihe einen ganz besonderen Schauplatz gewählt, ich hatte sofort Bilder im Kopf. „Paul Schwartzmüller ermittelt.“ Er hat das Zeug, mich noch ganz oft mit ...

Lioba Werrelmann hat für ihre Siebenbürger Krimireihe einen ganz besonderen Schauplatz gewählt, ich hatte sofort Bilder im Kopf. „Paul Schwartzmüller ermittelt.“ Er hat das Zeug, mich noch ganz oft mit seinen Nachforschungen gut zu unterhalten. „Tod in Siebenbürgen“ ist der erste Band und ich hoffe, dass noch viele folgen werden. Dass die Autorin schreiben kann, hat sie hiermit einmal mehr unter Beweis gestellt.

Glückliche Ferientage verbrachte Paul Jahr für Jahr bei seiner Tante Zinzi in einem kleinen Ort in Siebenbürgen. Nun ist sie verstorben und hat ihm ihren Hof vermacht. Als 14jähriger kam er nach Deutschland, sein Vater hat ihn damals glauben lassen, dass seine Tante tot wäre. Nun hält ihn nichts mehr, der Flug ist gebucht. Kaum angekommen, macht er zunächst Bekanntschaft mit einem Zicklein, kurz darauf begegnet ihm die nicht sehr gesprächige Maia und zu seiner großen Freude trifft er alsbald auf seinen Jugendfreund Sorin. Dieser ist seiner Heimat treu geblieben, auf den Spuren Draculas führt er Touristen durch das Schloss Bran. Nicht einfach so, er versteht es, Geschichten zu erzählen und bietet ihnen dabei eine stilechte, schon sehr gruselige Show mit allem, was man von dem legendären Fürst Vlad III. Draculea so zu wissen meint.

Als die Leiche eines Mannes gefunden wird, wird Sorin verhaftet. Er beteuert seine Unschuld und bittet Paul, der als Investigativjournalist erfolgreich ist, diesbezüglich zu recherchieren. Die Umstände des Auffindens des Toten legen den Schluss nahe, dass Vlad, der Pfähler, der Fürst der Finsternis, seine Hände im Spiel hatte. Und genau diese Szenerie hat Sorin nur zu gerne nachgezeichnet, alles deutet auf sein Zutun hin.

Dracula, so wie man sich den Fürsten vorstellt, wabert im Hintergrund, seine Anwesenheit ist unterschwellig, wenn auch eher nebulös, aber doch spürbar - in etwa so, wie ich es schon voller Vorfreude auf diese Geschichte erwartet habe. Und es ist sehr viel mehr. Eine Kriminalgeschichte, die von den Menschen im Dorf erzählt und von denen, die eher auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind.

„Verlieren Sie sich nicht in einer Welt die Ihnen nur auf den ersten Blick vertraut erscheint.“ Diesen Rat gibt ihm der Pfarrer, der durch das Dorf geistert, einer Vogelscheuche gleich. Eine seltsame Gestalt wie es hier so einige gibt.

Die Siebenbürger Sachsen leben in einer malerischen Landschaft, die mir eher unbekannt ist. Die Beschreibung dieser Gegend lockt direkt, sie näher zu betrachten und nicht nur das, auch all die Köstlichkeiten, die hier aufgetischt werden, lassen nicht nur Paul das Wasser im Munde zusammenlaufen. Ihm, der sich immer mehr an seine Kindheit und die unbeschwerten Tage hier erinnert, werden so etliche Steine in den (Ermittlungs-)Weg gelegt. Aber nicht nur das, er scheint auch Helfer zu haben, die sich eher im Hintergrund halten und doch wollen, dass er vorankommt.

Eine sehr kurzweile, unheimlich-schöne und spannende Reise ins unbekannte Transsilvanien ist zu Ende, ich habe sie sozusagen am Stück konsumiert. Gerne mehr davon. Ich hoffe, dass der Nachfolgeband nicht zu lange auf sich warten lässt.

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Veröffentlicht am 23.02.2023

Rasanter Thriller

Der Riffgeist
2

„Ein Katz- und Mausspiel auf hoher See – der dritte Rügen-Krimi von R.P. Hahn“.

Kaum war ich drin im Geschehen, war es schwer auszuhalten. Die Leiche einer jungen Frau gibt Rätsel auf, es gibt keine ...

„Ein Katz- und Mausspiel auf hoher See – der dritte Rügen-Krimi von R.P. Hahn“.

Kaum war ich drin im Geschehen, war es schwer auszuhalten. Die Leiche einer jungen Frau gibt Rätsel auf, es gibt keine verwertbaren Spuren, ihr eher undurchsichtiger Lebensstil tut ein Übriges.

Jens Lackner ist ein Kommissar mit Durch- und Weitblick, sein Privatleben gestaltet sich eher schwierig, wenngleich er seine Susanne liebt und sie ihm genauso zugetan ist. Jens Freund Mike Kramer war Polizist und ist jetzt als Wachmann tätig, in dieser Funktion erwischt er eine kleine Ausreißerin. Bald stellt sich heraus, dass das Flüchtlingsmädchen Yslei, so heißt die Kleine, Schreckliches erlebt hat. Ihr Schicksal ist verbunden mit den Geschehnissen auf der Kaiphas, einem Schiff, das in der baltischen See liegt. Was ist hier los?

Avid König, seit jeher King genannt, besitzt die Black Bee, ein Segelboot mit allen erdenklichen und nicht mal vorstellbaren Raffinessen. Er ist schon lange ins Visier von Linda Todt, der knallharten Kommissarin, geraten. Der Riffgeist ist er, er fühlt sich auf hoher See am wohlsten.

Auch wenn das Vorher, bevor die Dramatik auf See beginnt, sich eher gemächlich anlässt, so steigert sich die Spannung zusehends.

Eine Funken sprühende Reise in menschliche Abgründe bietet R.P. Hahn dar. Actionreiche Szenen sind hier nicht zu knapp, es knistert an allen Ecken und Enden. Solange es um den eingangs erwähnten Mord und dessen Aufklärung geht, ist alles soweit nachvollziehbar. Es geht dann weiter in die baltische See, auf die Kaiphas. Und hier geht es zur Sache, kurze Wechsel von der Black Bee, Kings Boot, hinüber zu denen, die sich auf dieser Kaiphas unterhaltsame Stunden der besonderen Art gönnen wollen, sind atemraubend, für Außenstehende alles andere als gemütlich.

Es ist mein erster Rügen-Krimi von R.P. Hahn, den ich gut ohne Wissen der Vorgängerbände lesen konnte, es wird aber nicht mein letzter sein. Zugegeben: Die Story lebt teilweise von abenteuerlichen Szenarien, jedoch mit einem ernsten Hintergrund. Die thematisierte Gewalt gegen wehrlose Kinder ist so befremdlich wie verstörend, aber durchaus realistisch. Diese unhaltbaren Zustände sind bestens ins Geschehen integriert, auch wenn dieser Thriller eher nichts für Zartbesaitete ist. Wer rasante Thriller liebt, ist hier bestens bedient.

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Veröffentlicht am 22.02.2023

Sehr berührend und einfühlsam erzählt

Als Großmutter im Regen tanzte
2

Genug ist genug! Wieder mal hat er sie geprügelt. Juni flieht vor ihren gewalttätigen Ehemann auf eine kleine norwegische Insel, ins Haus ihrer Großmutter Tekla. Nach deren Tod bewohnte es Junis Mutter ...

Genug ist genug! Wieder mal hat er sie geprügelt. Juni flieht vor ihren gewalttätigen Ehemann auf eine kleine norwegische Insel, ins Haus ihrer Großmutter Tekla. Nach deren Tod bewohnte es Junis Mutter Lilla und nun ist auch Lilla tot. Das Verhältnis der Frauen untereinander war schwierig, Unausgesprochenes stand stets zwischen ihnen. Beim Aufräumen entdeckt Juni unter vielen anderen Fotos eines, das die junge Tekla mit einem deutschen Soldaten zeigt. Die beiden scheinen glücklich zu sein – wer ist dieser Unbekannte?

Juni will mehr wissen, ihre Nachforschungen führen sie nach Berlin und in die Kleinstadt Demmin im Osten Deutschlands. Bis dato war mir Demmin und der Massensuizid kein Begriff. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges nahmen die Sowjets den Ort ein. Um dem Grauen zu entkommen, sahen ganze Familien keinen anderen Ausweg als die Selbsttötung.

Diese Massenselbsttötungen von Demmin sind hier verwoben mit dem Schicksal eines norwegischen Mädchens, das mit einem deutschen Soldaten eine Beziehung eingeht. Als „tyskerjentene“ werden sie stigmatisiert, als „Deutschenmädchen“. Es ist ein Buch, das eine sehr dunkle Zeit thematisiert. Eine Familiengeschichte, die von Tristesse und Hoffnungslosigkeit, von Trauer und sehr viel Angst, aber auch von einer unendlichen Liebe erzählt. Zu Schreckliches mussten sie erleiden, nicht alles kann an die nächste Generation weitergegeben werden, die Sprachlosigkeit wird zunehmend greif- und begreifbar.

Trude Teige erzählt abwechselnd aus Junis und aus Teklas Sicht. Ein berührendes Zeugnis einer schlimmen Zeit ist entstanden. Immer mehr tauche ich in Teklas Leben ein, dieser Erzählstrang dominiert, er fesselt ungemein. Juni kannte ihre Großmutter als lebensbejahende Frau. Sie malte und wenn es regnete, musste sie hinaus, sie musste einfach tanzen und sich danach vor ihrem imaginären Publikum verbeugen.

Eingepackt in eine Familiengeschichte hat mir die Autorin ein Stück Nachkriegsgeschichte nähergebracht, die ich nicht kannte. Sehr anschaulich spricht sie über eine tragische Zeit, über ein Geheimnis, das noch nachfolgende Generationen prägt. Ein großartiges Buch ist zu Ende gelesen, ich bin erschüttert ob der Grausamkeiten, gleichzeitig bin ich tief bewegt. Es ist eines der Bücher, die man nicht vergisst. Es ist ein Buch, das man unbedingt lesen sollte.

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Veröffentlicht am 20.02.2023

Spannend, kurzweilig, beste Unterhaltung

Das Flüstern der Mütter (Thriller)
2

Wenn „Das Flüstern der Mütter“ nicht Gänsehaut pur ist, was dann! Es ist nicht mein erstes Buch aus der Feder von Gunnar Schwarz und wird auch nicht das letzte sein. Seine Art, Spannung zu erzeugen, nimmt ...

Wenn „Das Flüstern der Mütter“ nicht Gänsehaut pur ist, was dann! Es ist nicht mein erstes Buch aus der Feder von Gunnar Schwarz und wird auch nicht das letzte sein. Seine Art, Spannung zu erzeugen, nimmt mich immer wieder gefangen, ich lese ohne aufzusehen, es drängt mich vorwärts. Muss weiterlesen, immer weiter…

Es geht gleich mal ziemlich heftig los, der Prolog lässt Bilder im Kopf entstehen, die man sich eigentlich gar nicht vorstellen möchte. Und dann wird sie gefunden - eine junge Frau. Sie hängt kopfüber an einem Ast, die Augen offen, sie sind fixiert. Was sollte sie sehen, was hat sie beobachtet? Oder was sonst hat diese Fixierung zu bedeuten?

Es ist der zweite Band um die Kommissare Lena Freyenberg und Henning Gerlach. Es schadet nicht, wenn man das erste Buch kennt, man kann aber ohne weiteres hiermit einsteigen, das Wesentliche wird gut ins Geschehen integriert.

Die Identität der Getöteten ist alsbald geklärt, ihr Ausweis liegt gut sichtbar neben ihrer Leiche. Ihr familiärer Hintergrund scheint in Ordnung zu sein. Eine weitere Tote wird gefunden, ähnlich zugerichtet. Gibt es Gemeinsamkeiten? Beide hinterlassen zwei Kinder, eine Glückwunschkarte mit makaberem Inhalt trifft ein, ebenso ein USB-Stick mit schrecklichen, schwer auszuhaltenden Aufzeichnungen.

Henning und Lena arbeiten gut zusammen, sie schätzen sich, können sich aufeinander verlassen. Vom Team erfährt man ein wenig Privates, nicht viel, aber doch genug, um sie gut einschätzen zu können. Mehr muss auch gar nicht sein, die Ermittlungsarbeit steht im Vordergrund. Und die hat es in sich.

Auch aus Tätersicht erfahre ich viel Interessantes. Vage könnte ich mir vorstellen, was ihn dazu treibt, die Mütter zu töten. Aber warum nimmt er den Kindern ihre Mutter? Und nach welchen Kriterien sucht er seine Opfer aus? Nicht nur ich, auch die Ermittler tappen im Dunkeln. Wird er wieder zuschlagen? Können sie einen weiteren Mord verhindern? Die intensive Suche bringt sie nicht unbedingt weiter, erst ziemlich zum Schluss wird klar, was so lange übersehen wurde. Auch ich habe mich täuschen lassen.

Ja, so mag ich es – eine Story, die lange undurchsichtig bleibt, dessen Ende man regelrecht entgegenfiebert. Mit authentischen Ermittlern, wendungsreich und geschickt ausgelegten Spuren. Ein Thriller, der gelesen werden will.

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