konnte nur teilweise überzeugen
„Es bleibt keine Zeit, sich an irgendetwas zu gewöhnen. Es bleibt keine Zeit, die Sprache zu lernen. Es bleibt keine Zeit, um eine Bezahl-App herunterzuladen. Es bleibt keine Zeit, sich in Yujun zu verlieben.“ ...
„Es bleibt keine Zeit, sich an irgendetwas zu gewöhnen. Es bleibt keine Zeit, die Sprache zu lernen. Es bleibt keine Zeit, um eine Bezahl-App herunterzuladen. Es bleibt keine Zeit, sich in Yujun zu verlieben.“
(Hara in A way to love)
Worum geht’s?
Hara hat sich in ihrem Leben noch nie irgendwo richtig zugehörig gefühlt. Sie ist zwar in den USA aufgewachsen, wurde aber in Seoul geboren. Als ihr Adoptivvater stirbt, beschließt sie, dass es an der Zeit ist, ihre Wurzeln zu erforschen. Sie reist nach Seoul und ist überwältigt von dieser modernen und irgendwie magischen Stadt. Hier passt sie äußerlich rein, hat allerdings keine Ahnung von Kultur und Sprache. Zum Glück lernt Hara den charmanten Choi Yujun kennen. Er wird nicht nur ihr persönlicher Stadtführer, sondern gibt ihr das Gefühl, dazuzugehören. Mehr und mehr verliebt sich Hara in Seoul – und in Yujun. Als sie endlich ihre leibliche Mutter findet, muss sie eine schwere Entscheidung treffen. Denn Yujun zu lieben, könnte sie ihre neu gewonnene Familie kosten.
A way to love ist Band 1 der Heart & Seoul-Reihe, nicht abgeschlossen und wird in Band 2 “A place to stay“ fortgesetzt.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch wird durch Hara in der Ich-Perspektive erzählt. Die Geschichte verläuft chronologisch.
Meine Meinung
Mit K-Drama-Geschichten kriegt man mich immer. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Ich mag Korea als Handlungsort, die Einblicke in ferne Kulturen und Verhaltensweisen. Dementsprechend war es wenig überraschend, dass dieses Buch auf meiner Wunschliste auftauchte, vor allem weil die Idee, dass eine Amerikanerin mit koreanischen Wurzeln mit mir gemeinsam die Kultur und das Leben entdeckt, sehr gut klang. Leider ist aber nicht alles Gold, was glänzt.
Der Einstieg in das Buch fiel mir leicht und zugleich schwer. Leicht, weil sich das Buch sehr angenehm lesen lässt. Schwer, weil Hara und ich so unsere Probleme miteinander hatten, die Entwicklung der Geschichte etwas wackelt und vor allem es ewig dauert, bis man das Gefühl hat, dass es losgeht. Das erste Drittel vom Buch hatte ich das Gefühl, die Autorin weiß gar nicht, was sie möchte. Hara soll Mitte 20 sein, wirkt aber leider an sehr vielen Stellen deutlich jünger, naiv, unerfahren. Sie trifft teils nicht nachvollziehbare Entscheidungen, sie meckert sehr viel rum und hat mir generell leider einfach das Gefühl gegeben, absolut unvorbereitet und planlos zu sein. An allen Ecken und Enden müssen ihr Leute helfen und an vielen Stellen leider, weil ich sie recht ignorant fand. So möchte sie unbedingt ihre Wurzeln kennenlernen, hat aber vorher jegliche Versuche ihrer Adoptivmutter torpediert, sie in die koreanische Kultur und die Sprache einzuführen. Auch ihre Reise nach Korea ist dann davon geprägt, dass eine Arbeitsfreundin ihr hilft, für sie alles organisiert und sich Hara nicht einmal mit den banalsten Höflichkeiten der Kultur befasst hat. Das hat zwar den Vorteil, dass der Leser selbst sehr viel erfährt und mit Hara lernt, aber gleichzeitig hat es mich doch leider sehr gestört. So viele Leute helfen Hara und gleichzeitig wirkt sie undankbar und verzogen.
Jedenfalls kommt sie in Korea an und lernt am Flughafen zufällig Yujun kennen, den sie – ignoranterweise – als ihren Fahrer annimmt und der sehr hilfsbereit ist. Daraus entwickelt sich eine zweiwöchige Romanze, die durchaus süß ist. Yujun ist ein toller Kerl, sehr motiviert und lieb, zeigt Hara viel und ist immer für sie da. Sie tingelt ein wenig umher, versucht Spuren zu ihren wahren Eltern zu finden erlebt nebenbei noch ein wenig Touri-Zeugs. Hier erfährt der Leser viel über Seoul, die kulturelle Ordnung und die Geschichte Koreas, über Gepflogenheiten und verschiedenes Essen. Das alles war ganz interessant, aber vielleicht auch ein wenig zu viel. Denn das Buch ist so zwischendurch sehr zäh, ausufernd und man hat das Gefühl, nicht vorwärtszukommen. Vor allem auch, da Hara ja nur zwei Wochen bleibt.
Und Ich bin ehrlich: die ganze Geschichte mit Yujun ist dermaßen zufällig und konstruiert, dass es eigentlich unglaubwürdig ist. Aber gleichzeitig hat mich die Vorstellung irgendwie begeistert und Yujun ist halt wirklich süß, dass es mich zum Glück nur eingeschränkt gestört hat. Das letzte Drittel vom Buch wird dann tatsächlich sehr gut und interessant, wenngleich eben auch von sehr vielen vermeintlichen Zufällen und konstruierten Zusammenhängen geprägt. Hier kam ich mir nun wie in einem absolut klassischen K-Drama vor, mit Intrigen, Verrat, Geheimnissen und der zerstörerischen Wirkung von Presse und dem hohen Rang des Ansehens in Korea. Es gibt einige Überraschungen, die ich nicht erwartet habe, andere größere Plottwists fand ich vorhersehbar und wenig überraschend. Dennoch konnte ich hier das Buch nicht mehr aus der Hand legen, weil ich wissen wollte, was nun passiert. Typisch K-Drama natürlich, alles sehr übertrieben, aber irgendwie mitreißend. Das Ende hat mich dann leider so mittelmäßig begeistert, weil es sehr abgehackt und plötzlich kam und mir noch nicht so ganz klar ist, was die Entwicklungen zu bedeuten haben sollen, aber das wird dann Band 2 sicher verraten.
Was mich dafür super irritiert hat, waren irgendwie die (kurzen) Intimszenen. Die wirkten teilweise so plump und unpassend, dass ich bei der einen erst dachte, Hara träumt sie. So wirklich eine Connection zwischen Hara und Yujun konnte ich noch nicht greifen (es sind halt auch nur gut zwei Wochen und ich bin kein Fan von Insta-Love), aber mal schauen, wie sich das entwickelt.
Mein Fazit
A way to love ist ein solider Auftakt zur Dilogie, bei dem ich anfangs das Gefühl hatte, die Autorin weiß nicht, was es für eine Geschichte werden soll. Später entwickelt sich das Buch in ein klassisches K-Drama mit vielen Geheimnissen und Enthüllungen. Protagonistin Hara konnte mich leider nur eingeschränkt begeistern, die Liebesgeschichte entwickelt sich hoffentlich noch besser. Kein Highlight, aber für Zwischendurch auch sehr nett. Band 2 wird auf jeden Fall noch gelesen.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]