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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.03.2023

Was die Vergangenheit birgt

Als Großmutter im Regen tanzte
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Einmal von einem der Alptraumszenarien in Deutschland - dem Nationalsozialismus und der unmittelbar darauf folgenden Zeit - aus einer anderen als der deutschen, in diesem Falle der norwegischen ...

Einmal von einem der Alptraumszenarien in Deutschland - dem Nationalsozialismus und der unmittelbar darauf folgenden Zeit - aus einer anderen als der deutschen, in diesem Falle der norwegischen Perspektive zu lesen: Das ist schon etwas ganz Besonderes. Zumal das Szenario ein recht außergewöhnliches ist.

Wie so häufig, spielt die Handlung auf zwei Ebenen: Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Mann kehrt Juni in das Haus ihrer verstorbenen Großeltern zurück, das sie von ihrer Mutter - auch diese lebt nicht mehr - geerbt hat. Dort hat sich nichts geändert - alles ist so, wie sie es erinnert, was schön und traurig zugleich ist. Sie stöbert in alten Dokumenten und entdeckt, dass ihre Großmutter - damals noch blutjung - offenbar am Ende des Krieges in Deutschland war. Und dass sie offenbar einen deutschen Soldaten - diese hatten ja Norwegen besetzt - näher kannte.

Juni geht der Sache nach, dringt immer tiefer ein und findet Verbindungen auch zu sich selbst.

Ein wirklich berührender historischer Roman, bei dem - so mein Eindruck - die dramatischen Geschehnisse in Demmin im Osten Deutschlands nicht ganz im Detail recherchiert wurden - über den dortigen Massensuizid im Mai 1945 habe ich bereits viel gelesen und auch einige Dokumentationen gesehen. Andererseits ist dies ein Roman, in dem alles seine eigene Geschichte haben darf.

Auch wenn ich manchmal ein bisschen befremdet war, habe ich diesen sehr besonderen Roman doch genossen - wenn man etwas, das viel Qual und Schmerz darstellt, überhaupt genießen kann. Doch die Autorin Trude Teige versteht es, ein gewisses Licht, eine Zuversicht durchscheinen zu lassen - und das bezieht sich nicht nur auf die Großmutter, die im Regen tanzte!

Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die gern Romane über die jüngere deutsche Geschichte lesen.

Veröffentlicht am 25.02.2023

Die erste Frau in der Antarktis

Das Lachen der Pinguine
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Das war Caroline Mikkelsen, dänische Ehefrau eines norwegischen Hochseekapitäns, die beim Betreten des Landes die norwegische Flagge hissen durfte - das war am 20. Februar 1935. also vor fast neunzig Jahren. ...

Das war Caroline Mikkelsen, dänische Ehefrau eines norwegischen Hochseekapitäns, die beim Betreten des Landes die norwegische Flagge hissen durfte - das war am 20. Februar 1935. also vor fast neunzig Jahren. Autorin Arabella Meran hat dieser tapferen Frau einen wunderbar warmherzigen und vor allem atmosphärischen Roman gewidmet, in dem sie Caroline als ebenso moderne wie gefühlvolle Frau zeichnet, die nie etwas anderes vorhatte, als eine gute Ehefrau und gleichzeitig berufstätig zu sein - in der damaligen Zeit blieb dies wohl oftmals ein exotischer Wunsch!

Nicht so für Caroline, die ihren Weg - beziehungsweise ihre Wege ging, wie sie es wollte - dabei behielt sie stets die Fürsorge für ihr Umfeld im Blick. Mir persönlich gefiel der zweite Erzählstrang mit der ausgesprochen ehrgeizigen australischen Journalistin Jesse Brubaker, einer fiktiven Figur, die in den 1990ern nach der fast vergessenen Caroline suchte, nicht ganz so gut - dennoch ist dies ein wunderbarer historischer Roman, den ich von Herzen weiterempfehle!

Veröffentlicht am 24.02.2023

Unter Wölfen

Wolfskinder
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Vera Buck versteht es, ein Stimmungsbild zu malen, das seinesgleichen sucht. Ich fühlte mich von ihren Szenarien gleich wieder gepackt, ja gefangen - diesmal handelt es sich bei ihrem Werk ja ...

Vera Buck versteht es, ein Stimmungsbild zu malen, das seinesgleichen sucht. Ich fühlte mich von ihren Szenarien gleich wieder gepackt, ja gefangen - diesmal handelt es sich bei ihrem Werk ja um einen Thriller und ich gestehe, ich wollte nicht nur einmal das aktuelle Szenario schnellstmöglich verlassen, weil es einfach zu gruselig war. Gottseidank fiel mir sofort wieder ein, dass ich ja in einer fiktiven Welt bin.

Nach einer leichten Einstiegsschwierigkeit hat mich die von ihr diesmal geschaffene Welt bis zum Schluss nicht wieder losgelassen.

Ohne viel Tamtam gelingt es der Autorin, eine Spannung zu erzeugen, die sehr stark auf den von ihr geschaffenen Charakteren und von deren Wirkung auf weitere Charaktere abhängt und unmittelbar auf den Leser übergeht - jedenfalls auf mich.

Auch wenn ich jetzt noch darüber rätsele, wie manche der von ihr getanen Schachzüge in der realen Welt passieren könnten, war dies für mich ein eindrucksvolles Leseerlebnis. Ich empfehle das Buch Lesern, für die sich ein Thriller auch im Alltäglichen abspielen kann, ganz und gar ohne Effekthascherei.

Veröffentlicht am 20.02.2023

Ein bisschen gemächlich, der Einstieg

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel (Die Mordclub-Serie 3)
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Dies ist ein sehr altergerechter Einstieg in den Krimi - als ob man sich mit einem Menschen der Generation Ü80 unterhält. Die fangen ein Gespräch auch häufig so an, als ob man sich schon bestens ...

Dies ist ein sehr altergerechter Einstieg in den Krimi - als ob man sich mit einem Menschen der Generation Ü80 unterhält. Die fangen ein Gespräch auch häufig so an, als ob man sich schon bestens in ihrem Leben auskennen müsste.

So kommt es mir auch vor, obwohl ich bisher noch keinen Band dieser Reihe gelesen habe.

Andererseits - selbst schuld, ich hätte mich auch vorher schon drum kümmern können. Aber wie auch immer, ich habe mich auf eben diese generationengerechte Art - ich bin zwar jünger, gehöre aber auch schon zum älteren Eisen - den vier zentralen Charakteren Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim genähert und würde sie jetzt definitiv zu meinem Freundeskreis zählen.

Zumal der Fall - ein Cold Case, in dem der Todesfall von Journalistin Bethany neu aufgewärmt wird - ziemlich bald deutlich an Fahrt aufnimmt und man rasch merkt, dass alte Besen gut kehren. Diese hier auf jeden Fall! Jetzt bin ich richtig froh, dass mir noch zwei ungelesene Fälle bevorstehen.

Veröffentlicht am 13.02.2023

Nach Jurek

Spinnennetz
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Aber Jurek Walter, die Nemesis aller Mörder, ist doch tot! Joona Linna höchstpersönlich hat ihm das Leben genommen - dafür gab es zig Gründe. Und es gibt auch Beweise, dass er nicht mehr unter den Lebenden ...

Aber Jurek Walter, die Nemesis aller Mörder, ist doch tot! Joona Linna höchstpersönlich hat ihm das Leben genommen - dafür gab es zig Gründe. Und es gibt auch Beweise, dass er nicht mehr unter den Lebenden weilt.

Warum bloß wird immer wieder an ihn angeknüpft - auf die eine oder andere Art. Joonas Kollegin Saga Bauer hat vor langer Zeit eine Botschaft mit neun Kugeln erhalten. Die letzte soll Joona gelten, die vorher eingeplanten Todeskandidaten werden nicht benannt. Dabei ist Saga gerade erst aus der Reha raus und arbeitet gegenwärtig gar nicht im Kommissariat.

Doch Joona weiß: ohne Saga bekommt er mit dem Team, das ihm zur Verfügung steht, es nicht hin, die Totgeweihten, von denen man zunächst nicht weiß, wer sie sein wollen, zu retten. Sein Team sträubt sich zunehmend gegen ihre Einbindung, teilweise wird sie gar verdächtigt.

Zu Recht? Soweit kann ich schonmal gehen, dass ich verrate, dass es sehr, sehr blutig und ebenso erbarmungslos sind. Und dass manche der Opfer sehr überraschen, vielleicht sogar alle.

Lars Kepler, bzw. das Team, das hinter diesem Pseudonym steht, verfährt nach seinem üblichen Schema: Gewalt und viel Aktion, aber auf die originelle Art. Dennoch, diesmal gab es aus meiner Sicht zu viele Redundanzen zu früheren Ereignissen, zu brutal ging es zu. Dennoch macht es immer wieder Spaß, einen Fall mit Joona und Saga zu lesen. Wenn sie auch ein wenig andere Rollen einnehmen als zuvor - das ist sicher einer der spannenden Aspekte an diesem 11. Fall.

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