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Veröffentlicht am 28.08.2017

Schnabbeldiplapp!

Schnabbeldiplapp
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Veränderungen können in jedem von uns Emotionen auslösen, die uns manchmal sehr einengen. Die Angst vor etwas Unbekannten noch viel mehr. Sehr hinderlich wird es, wenn man, wie die kleine Ente Emil, Angst ...

Veränderungen können in jedem von uns Emotionen auslösen, die uns manchmal sehr einengen. Die Angst vor etwas Unbekannten noch viel mehr. Sehr hinderlich wird es, wenn man, wie die kleine Ente Emil, Angst vor etwas hat, was eigentlich ein von der Natur vorbestimmtes Element ist. Emil fürchtet sich vor dem Wasser und statt froh und munter wie alle anderen durchs kühle Nass zu paddeln, sitzt er heulend am Ufer. Als der junge Schwan Henry vorbeischwimmt und ihn zum Planschen einlädt, lehnt Emil schniefend ab. Alle Versuche von Henry den Enterich zum Schwimmen zu bringen misslingen. Als er jedoch den Grund dafür erfährt, überredet er den kleinen Kurzhals mit ihm in die Schwimmhalle zu kommen, denn da lernt jeder schwimmen. Ob Emil seine Angst dort überwinden kann?

Ängste lassen sich überwinden und zusammen mit einem guten Freund gelingt das noch viel besser.

Nach einer kurzen und stilechten Fahrt in einer Ente erleben wir Leser, wie viel Ausreden, Wutausbrüche, Trotzanfälle und Tränen eine kleine Ente aufbringen kann, um nicht aus seiner Komfortzone herausgeschmissen zu werden. Seine Angst scheint unüberwindbar, aber Schwan Henry ist ein gelungener Gegenspieler, der Emil mit viel Geduld, einigen tröstenden Worten und einer großen Überredungskunst das Schwimmen beibringt. Oder war es doch der Zufall?

In unserem Bücherregal stehen schon einige Werke von Günther Jakobs und wir sind absolute Fans von seinen Arbeiten. Er vermittelt in jedem seiner Bücher bedeutsame und Mut machende Botschaften, die er mit einer Leichtigkeit an seine kleinen Leser heranträgt, wie ich sie selten in Kinderbüchern erlebt habe. Dies gelingt ihm vor allem mit einer großen Portion Humor, die er jeder Szene und auch seinen illustrierten Figuren einhaucht.
Mit „Schnabbeldiplapp – Ein wasserscheues Bilderbuch“ ist ein weiteres Werk und ein besonderes Kinderbuch von dem talentierten Autor und Illustrator bei uns eingezogen. Und zwar in einem Format, in dem die wunderbaren und farbenfrohen Zeichnungen von Günther Jakobs erst so richtig zur Geltung kommen. Sie untermalen die verschiedenen Szenen und intensivieren die Emotionen von Emil und machen sie greifbar. Auch die Farben und die Schrift variieren - je nach Stimmung. An den passenden Stellen wirken sie gelassen oder ängstlich, manchmal sehr verspielt und hier und da scheinen sie zu explodieren.

Günther Jakobs hat in seine liebenswerte Geschichte viele wunderbare, urkomische Figuren, Details, Szenen und Dialoge eingefügt, die die gesamte Handlung bereichern und „Schnabbeldiplapp – Ein wasserscheues Bilderbuch“ für Groß und Klein zu einem riesigen Lesevergnügen machen.

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Veröffentlicht am 20.08.2017

Wir lieben Mama Muh!

Mama Muh geht schwimmen
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Vor einiger Zeit ging ich mit meinem Sohn durch unser Dorf spazieren. Kurz zuvor hatten wir zusammen ein neues Kinderbuch, das ich dank einer Empfehlung einer Bloggerin gekauft hatte, gelesen. Als wir ...

Vor einiger Zeit ging ich mit meinem Sohn durch unser Dorf spazieren. Kurz zuvor hatten wir zusammen ein neues Kinderbuch, das ich dank einer Empfehlung einer Bloggerin gekauft hatte, gelesen. Als wir an einer Koppel mit Kühen vorbeikamen, rief mein Sohn völlig aufgeregt: Mama Muh! Komm her! Wo ist Krähe? Etwas irritiert musste ich erst einmal sortieren, was er jetzt damit meinte – das Kinderbuch hatte ich schon längst wieder vergessen. Mein Sohn rief unentwegt nach Mama Muh und einer Krähe, bis es endlich auch seiner Mama klick machte. Kurz zuvor hatten wir „Mama Muh geht schwimmen“ von Jujja Wieslander und Sven Nordqvist gelesen. Und diese Geschichte muss so eindrucksvoll für meinen Sohn gewesen sein, dass er sie nun in der realen Welt suchte. Warum er das ungleiche Gespann so in sein Herz geschlossen hatte, konnte ich gut nachvollziehen.

Als Kind habe ich nichts so sehr gehasst wie folgende Sätze: „Dafür bist du noch zu klein bzw. zu groß!“, „Das kannst du nicht!“ Oder „Das ist unmöglich, das kann ein Mensch nicht!“. Auch wenn ich mich heute selbst oft dabei erwische, wie ich eben diese Sätze meinem Sohn entgegenbringe, finde ich sie nach wie vor falsch. Denn beschneiden wir damit nicht die Fantasie und den Mut unserer Kinder? Ich denke schon und deswegen sind Bücher mit einer Figur wie Mama Muh so wichtig. Denn Mama Muh ist, wie der Name schon sagt eine Kuh. Wer jetzt denkt, dass eine Kuh den ganzen Tag nur auf der Weide steht, Gras frisst und wiederkäut, der irrt sich gewaltig. Mama Muh zeigt dem Leser, dass nichts unmöglich ist. Sie überlegt nicht lange und ignoriert die Krähe, die sie zu gerne darauf hinweist, dass ihr Vorhaben unmöglich ist, weil eine Kuh das eben nicht kann. Für Mama Muh ist das eher noch ein Ansporn.

In „Mama Muh geht schwimmen“ erfahren wir Leser auf 32 wunderschön illustrierten Seiten, was eine Kuh alles in einem Schwimmbad erleben kann. Natürlich erst, nachdem wir die Belehrungen der neunmalklugen und nörgeligen Krähe miterleben durften. Mama Muh genießt den Besuch im Schwimmbad und kehrt stolz nach einer bestandenen Schwimmprüfung mit einem Goldfisch-Abzeichen heim. Da staunt die Krähe nicht schlecht und wirkt sogar ein bisschen traurig, weil sie nicht schwimmen kann. Mama Muh bemerkt es sofort und überlegt sich, wie sie ihre Freundin wieder aufmuntern kann.

Die Krähe ist meiner Meinung nach ein sehr gelungener Kontrast zu Mama Muh. Beide sind so verschieden und doch ergänzen sie sich auf wunderbare Weise und sind gute Freunde. Eine sehr herzliche Kuh, die sich dem Unmöglichen stellt und eine etwas griesgrämige und wilde Krähe – getreu dem Motto harte Schale, weicher Kern -, die kein Blatt vor dem Mund nimmt.

Während des Lesens fiel mir immer wieder auf, wie engstirnig und rational wir Erwachsenen sind. Kinder betrachten diese Geschichte mit ganz anderen Augen. Sie fragen sich nicht, ob ein Fahrrad überhaupt das Gewicht einer Kuh tragen kann, oder ob es anatomisch überhaupt möglich ist, dass eine Kuh sich aufrichten kann. Und das muss man sich mal vorstellen! Eine Kuh auf der Wasserrutsche oder gar neben sich im Whirlpool oder in der Sauna sitzend. Schön, dass man auch noch als Erwachsener dazulernen kann und die Dinge einfach so nimmt, wie sie sind: Mama Muh kann das!

„Mama Muh geht schwimmen“ von Jujja Wieslander und Sven Nordqvist ist in tolles Bilderbuch, das ich allen Vorlesern wärmstens empfehlen kann. Es bietet nicht nur detailreiche und witzige Illustrationen, sondern auch eine humorvoll und tief gehende, aber trotzdem leichte Handlung mit gewichtigen Botschaften.

Mama Muh hat übringens schon in vielen Bänden einige "unmögliche" Dinge erlebt und möglich gemacht. Und dieses Buch wird auch nicht unser letztes sein.

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Veröffentlicht am 30.07.2017

Ein Buch für laue Sommernächte

Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt
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Habt ihr euch schon mal auf ein Buch eingelassen, ohne dass ihr wusstet, was euch thematisch erwartet? Für mich ist es immer wieder ein Erlebnis und ich lasse mich gerne darauf ein, weil für meinen Geschmack ...

Habt ihr euch schon mal auf ein Buch eingelassen, ohne dass ihr wusstet, was euch thematisch erwartet? Für mich ist es immer wieder ein Erlebnis und ich lasse mich gerne darauf ein, weil für meinen Geschmack in den Kurzbeschreibungen der Bücher viel zu viel vom Inhalt preisgegeben wird.
Meine Lektüre wähle ich oft nach den Bewertungen anderer Leser und nach der Gesamtgestaltung aus. Natürlich gehe ich damit auch ein Risiko ein, aber das Leseerlebnis ist dafür umso größer. Mein letztes Buch habe ich genau nach diesem Schema ausgewählt und einen absoluten Volltreffer gelandet. Die Vielzahl an positiven Leserbewertungen hat mich sehr neugierig auf „Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt“ von Nicola Yoon gemacht und die wunderschöne Aufmachung leistete den Rest an Überzeugungsarbeit.

Wie bereits erwähnt, hatte ich keinerlei Vorstellungen davon, was mich erwarten würde. So konnte sich die Geschichte mit jeder Seite etwas mehr entfalten und mich unvoreingenommen mit einer für mich faszinierenden Handlung begeistern.
In den ersten Passagen durfte ich die außergewöhnliche literarische Hauptfigur Madeline kennenlernen. Außergewöhnlich ist sie deshalb, weil sie ein ungewöhnliches Leben hinter den dicken Mauern ihres Wohnhauses fristet. Sie hat keine Ahnung davon, wie sich ein warmer Sommerregen oder ein kühler Windhauch auf der Haut anfühlt, denn jeder Schritt in der freien Natur könnte ihren Tod bedeuten. Trotzdem hadert Madeline nicht mit ihrem Schicksal und weiß sich mit Büchern und Fernkursen zu beschäftigen. Die Fenster ihrer Wohnung sind, neben ihrer Mutter und einer Pflegerin, die einzige Verbindung zur Außenwelt. Eines Tages beobachtet sie, wie ein Junge ins Haus gegenüber einzieht. Zu diesem Zeitpunkt hat Madeline noch keine Ahnung, wie sehr dieser Junge namens Olly ihr Leben durcheinanderbringen wird.

Madelines Liebe zu besonderen Büchern hat mich komplett für sie eingenommen. Nicht nur weil sie viele Geschichten gelesen hat, die mir auch sehr am Herzen liegen. Auch die Art und Weise, wie sie manchmal ihre Bücher liest, fand ich sehr interessant.

„Manchmal lese ich meine Lieblingsbücher von hinten nach vorne. […] Wenn man verkehrt herum liest, wechseln die Charaktere von Hoffnung zu Verzweiflung, von Selbsterkenntnis zu Selbstzweifeln. Liebesgeschichten beginnen damit, dass Paare Liebende sind und zu Fremden werden. Gestorbene Lieblingsfiguren erwachen wieder zum Leben.“ Seite 178


Madeline meint, ihre Lebensgeschichte würde sich beim Rückwärtslesen nicht verändern. Wie falsch sie da doch liegt. Ehrlich gesagt würde ich aber keinem empfehlen, sie rückwärts zu lesen. Denn so würden viele faszinierende, bewegende Momente und Wendungen an ihrer Wirkung verlieren.

Nicola Yoon hat ihre liebenswerten und authentischen Figuren in eine sehr interessante Handlung hineingeschrieben und beschert dem Leser ein außerordentlich schönes Leseerlebnis. Man erhält einen guten Einblick in Madelines ungewöhnliches Leben und in ihre Gefühlswelt, die von einem auf den anderen Augenblick komplett aus den Fugen gerät. Man fiebert mit ihr und lässt sich von dem lyrischen Schreibstil und der vielfältigen Handlung mitreißen. Nicalo Yoon versteht es die gewichtige Thematik ihrer Geschichte leicht und beschwingt zu verpacken, um ihre Leser nicht zu überfordern.
Das filigran illustrierte Cover enthält viele Symbole, die wichtiger Bestandteil der Geschichte sind. Auch die gelungene Gesamtgestaltung fügt sich perfekt in die Geschichte ein. Auf einigen Seiten findet man ausgewählte Illustrationen, die zur gelesenen Passage passen. All das macht „Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt“ zu einem Buch für laue Sommertage, an dem man nichts weiter tun möchte, als eine wunderbare Geschichte zu lesen.

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Veröffentlicht am 29.07.2017

Ein wunderbares Bilderbuch mit bedeutsamen Botschaften

Zusammen unter einem Himmel
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Unsere Welt ist im Moment etwas aus den Fugen geraten. Schon oft hat sie große Erschütterungen erleben müssen, von denen sie sich nur schlecht erholen konnte. Schuld daran ist unser schlechter Umgang mit ...

Unsere Welt ist im Moment etwas aus den Fugen geraten. Schon oft hat sie große Erschütterungen erleben müssen, von denen sie sich nur schlecht erholen konnte. Schuld daran ist unser schlechter Umgang mit der Natur und viele Konflikte, die durch Kriege gelöst werden sollen. Manchmal frage ich mich, warum Menschen nicht in Frieden miteinander leben können. Haben wir Menschen es womöglich verlernt? Warum machen wir uns das Leben gegenseitig schwer und bekämpfen einander? Umso wichtiger finde ich es, dass man der nächsten Generation vermittelt, dass es eben auch anders geht. Wir Menschen, egal wie verschieden wir auch sind, sollten respektvoll miteinander umgehen und zusammen friedlich unter einem Himmel leben.
Mit „Zusammen unter einem Himmel“ von Britta Teckentrup habe ich, passend zu diesem Thema, ein wunderbares Bilderbuch entdeckt, das auf stimmungsvolle Weise zeigt, wie schön unsere Welt ist und, dass egal wie verschieden wir auch sind, wir trotzdem sehr viele Dinge gemeinsam haben.

Die Gesamtgestaltung von „Zusammen unter einem Himmel“ ist meisterhaft und gleicht einem kleinen Kunstwerk. Nimmt man das Buch zur Hand, muss man erst einmal die besondere Oberfläche und die Ausstanzung in Form einer Wolke befühlen. Damit verbrachten wir etliche Minuten. Nachdem wir uns an den ersten Illustrationen auf dem Hardcover sattgesehen hatten, schlugen wir es endlich auf.

Für eine vereinte Welt

Mit dieser Botschaft beginnt die Autorin ihre bedeutsame Geschichte und vermittelt dem Leser den Schwerpunkt der folgenden Seiten. Blättert man weiter, wird man von kräftigen und warmen Tönen und einem poetischen Text, der unter die Haut geht, umfangen.

„Zusammen unter einem Himmel“ mutet an wie eine kleine Weltreise. Wir Leser werden auf jeder der 12 Doppelseiten in einen anderen Landstrich unserer wunderschönen Erde versetzt und dürfen eindrucksvollen Szenen beiwohnen. Britta Teckentrup führt uns über die Dächer unter dem Nachthimmel einer Stadt zu einer Katzenfamilie, lässt uns in der Savanne mit einer Löwenfamilie schwitzen, um uns zusammen mit einem Pinguinpaar in Schnee und Eis abzukühlen. Wir schwimmen mit Walen, durchkämen mit Hirschen die Berge und lauschen hoch über den Wolken dem Gesang der Vögel. Und all diese Szenen machen sehr deutlich, dass alle etwas gemeinsam haben. Sie lauschen denselben Stürmen, sie singen dieselben Lieder, träumen dieselben Träume und spüren dieselbe Liebe.

Es gibt mehr, das uns verbindet, als das was uns trennt

Alle gezeichneten Szenen, aber auch die bedeutungsvollen und eindringlichen Zeilen dieser Geschichte sind auf verschieden Weise miteinander verbunden. Alles ist in Bewegung und geht fließend von einer Seite auf die nächste über. Oft sogar durch die Seiten, denn auch im Buch findet man zahlreiche Ausstanzungen, die die poetischen Worte über die Grenzen hinaus durch die gesamte Welt und zum Leser tragen.

Britta Teckentrup gehört nicht nur wegen der Auswahl ihrer Themen zu meinen Favoriten. Es ist auch der besondere Stil, mit dem sie ihre unverwechselbaren Illustrationen zeichnet. Sie haucht ihren Bildern eine besondere Stimmung ein - mal melancholisch und ruhig, mal heiter und dynamisch -, die den Betrachter jedes Mal aufs Neue verzaubert und nicht mehr loslässt. Ich bemerke dieses Teckentrup-Phänomen besonders, wenn ich ihre Bücher zusammen mit meinem Sohn betrachte. Er wird ruhiger und versinkt konzentriert in die Geschichte. Blättere ich zu schnell, werde ich ermahnt.

„Zusammen unter einem Himmel“ von Britta Teckentrup ist ein sehr besonderes Bilderbuch, welches man nicht nur wegen der bedeutsamen Botschaften von Generation zu Generation weitergeben sollte.

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Veröffentlicht am 10.07.2017

Eine aufreibende Lektüre

Der Koffer
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Es gibt Bücher, die mich sprachlos machen können. Meist sind es Bücher, die sich mit einer sehr schwierigen und erschütternden Thematik beschäftigen und mit vielen dramatischen Ereignissen meine Emotionen ...

Es gibt Bücher, die mich sprachlos machen können. Meist sind es Bücher, die sich mit einer sehr schwierigen und erschütternden Thematik beschäftigen und mit vielen dramatischen Ereignissen meine Emotionen aufwühlen. „Der Koffer“ von Robin Roe ist so ein Buch und es fällt mir wirklich sehr schwer die richtigen Worte zu finden, um mein Leseerlebnis zu beschreiben. Besonders, weil mir Robin Roe auf erschreckende Weise klargemacht hat, was für furchtbare Schicksale einige Menschen durchleben müssen, ohne dass jemand Außenstehendes auch nur den Hauch einer Ahnung hat, was der Betroffene gerade durchmacht. Die Ereignisse in diesem Buch haben mir auch verdeutlicht, wie vorschnell wir andere Menschen in Schubladen stecken, ohne nach einem möglichen Grund für ein bestimmtes Verhalten zu suchen.
Der literarischen Hauptfigur Julian passiert es auch sehr oft, denn aufgrund einer Lernschwäche – für die sich nicht einmal die Lehrer interessieren – und seinem zurückhaltenden Wesen, wird er oft für dumm gehalten und als Sonderling abgestempelt. Keiner fragt sich, warum Julian ist, wie er ist. Dabei hätte er ziemlich viele Gründe vorzubringen, die beweisen, dass er eben nicht dumm ist.

Julian trägt ein schweres Schicksal mit sich herum, denn er verlor als 9-Jähriger seine Eltern durch einen Autounfall. Nach einem kurzen Aufenthalt in einer liebevollen Pflegefamilie musste er zu seinem herrschsüchtigen Onkel ziehen, dem er nichts rechtmachen kann. Wirklich verwunden oder verarbeiten konnte Julian die vergangenen Ereignisse nicht. Dafür ist die Umgebung, in der er jetzt lebt, viel zu kalt und rau. Und außer einem Koffer voller Geheimnisse und einigen Erinnerungen an seine Mutter und seinen Vater ist ihm nichts mehr geblieben.
Julian hat sich mit seinem neuen Leben, das so viel liebloser ist als sein altes, arrangiert und hat hier und da einen sicheren Ort gefunden, an dem er einfach sein kann – ohne das Mobbing seiner Mitschüler oder die Maßregelungen seines Onkels.

"Ich habe einfach ein ungutes Gefühl. Wie ein Reh in einem dieser Tierfilme, das die Ohren spitzt, obwohl es den Wolf noch gar nicht sieht. Aber spürt, dass da eine Gefahr ist." Seite 216


Genau so könnte ich mein Gefühl beim Lesen beschreiben, denn die Atmosphäre, die zwischen den Zeilen emporsteigt, ist knisternd und bedrohlich, weil man als Leser meist ahnt, dass früher oder später etwas geschieht, von dem man wirklich erschüttert wird. Und von diesem unguten Gefühl wird man nicht betrogen. Es geschehen wirklich schreckliche Dinge, die furchtbar verstörend sind. Manchmal muss man das Gelesene auch selbst erst verarbeiten, um weiterlesen zu können.


Um die Stimmung nach den wirklich bedrückenden Passagen etwas aufzulockern, hat Robin Roe eine besondere literarische Figur eingesetzt, die abwechselnd mit Julian über das Geschehen berichtet: Adam, der ehemalige Pflegebruder von Julian. Dieser warmherzige, tollpatschige und dennoch coole Junge ist ein Segen für Julian und den Leser. Mit seinem Wesen erhellt Adam die dunklen Stunden.
Der sonst so verschlossene Julian ist in Adams Gegenwart ein anderer. Bei ihm ist er sicher und Julian traut sich nach und nach, dank vieler aufbauender Worte und Momente mit seinem größeren Pflegebruder, aus seiner Isolation heraus.

In „Der Koffer“ lässt Robin Roe ihre beiden literarischen Hauptfiguren - sprachlich einfach und klar - eine wirklich bewegende und erschütternde Geschichte erzählen. Die Handlung wirkt sehr lebendig und wir Leser werden zu stummen Zeugen - auch wenn wir beim Lesen manchmal gerne laut aufschreien würden - von einer wunderbaren Freundschaft, aber auch von vielen verstörenden Ereignissen. "Der Koffer" ist ein Buch, das trotz der enthaltenen gewalttätigen Szenen so viel Liebe und Hoffnungen und wunderbare Botschaften enthält. All dies machte dieses Buch zu einem schrecklich schönen Leseerlebnis. Obgleich mich die verstörenden Ereignisse in der Handlung wohl noch sehr lange beschäftigen werden.

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