Ein Buch mit Nachhall ...
Die marmornen TräumeDas ist wieder mal ein Buch mit Nachhall, am Ende hätte ich mir noch einen kleinen Epilog gewünscht mit einem Blick in die Zukunft, aber im Großen und Ganzen wissen wir ja alle, wie es damals endete.
Der ...
Das ist wieder mal ein Buch mit Nachhall, am Ende hätte ich mir noch einen kleinen Epilog gewünscht mit einem Blick in die Zukunft, aber im Großen und Ganzen wissen wir ja alle, wie es damals endete.
Der Autor erzählt uns die Geschichte dreier Menschen, die das Schicksal zusammenbringt und die trotz ihrer Unterschiede im Lauf der Zeit zu einem tollen Team werden.
Der Psychiater Simon Kraus, die Adelige Minna von Hassel und der Gestapo-Mann Franz Beewen versuchen gemeinsam, die Morde an mehreren Frauen aufzuklären. Die Opfer sind allesamt gut betuchte Damen mit Männern aus der Nazi-Oberschicht und gehören dem Wilhelmsklub im Hotel Adlon an. Brutal ausgeweidet werden sie gefunden und vom Täter fehlt lange jede Spur.
Die Ermittlungen führen zunächst in SS-Kreise, was die Sache für Franz nicht gerade einfacher macht. Wenn er versagt, kann das für ihn schlimme Konsequenzen haben. Er riskiert schon viel, indem er zwei Zivilisten mit einbezieht.
Das Buch startet etwas gemächlich, wir lernen zunächst Simon Kraus kennen. Er behandelt als Psychoanalytiker reiche Frauen, die ihm seine Alpträume anvertrauen.
Da eine seiner Klientinnen das erste Opfer der Mordserie ist, steht bald Franz Beewen vor seiner Tür. Die Männer trauen und mögen sich zunächst überhaupt nicht, stammen sie doch nicht zuletzt auch aus völlig unterschiedlichen Schichten der Gesellschaft.
Das Trio wird komplettiert von einer weiteren Psychiaterin: Minna von Hassel betreut in ihrem Institut den Vater von Franz und sie kennt Simon aus früheren Zeiten. Bald gehen sie gemeinsam auf Spurensuche - und begeben sich auch selbst in so manche Gefahr.
Besonders an diesem Buch ist nicht nur der Schreibstil. Grangé spielt mit den Worten, er setzt ungewöhnliche Metaphern ein, beschreibt seine Schauplätze immer sehr lebendig und anschaulich. Auch die Figuren sind extrem vielschichtig und facettenreich und entwickeln sich im Lauf der Geschichte in einer Art und Weise, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen, die Übergänge scheinen oft fließend.
Zunächst spielt sich alles innerhalb eines recht kurzen Zeitraums ab im Jahr 1939, um dann Ende 1942 fortgesetzt zu werden. Wir werden Zeuge der besonderen Gräuel dieser Epoche, die der Autor in vielen Szenen eindrücklich und oft emotional schildert. Es wird auch mal sehr blutig und grausam, aber nicht nur physisch sondern auch psychisch ist es stellenweise schwer zu ertragen. Führt man sich vor Augen, dass es sich bei vielen Szenen um traurige Realität handelt, dann zieht einen diese Geschichte noch mehr in ihren Bann.
Was die Auflösung der Mordserie betrifft gibt es viele Irrwege, falsche Spuren und überraschende Wendungen. Trotz allem zieht sich ein roter Faden durch das Buch und alles wird am Ende stimmig aufgelöst.
Dass das Buch fast 700 Seiten umfasst, merkt man bald nicht mehr. Trotz der Schrecken der Story habe ich mich mit den Figuren irgendwann so wohl gefühlt, dass ich gerne noch weiter gelesen hätte.
Es ist kein ganz typischer Grangé, aber der tolle Schreibstil und die durchgehende (wenn auch oft unterschwellige) Spannung sind auf einem Niveau, wie man es kennt. Ein gelungener Thriller, der im Gedächtnis bleibt.