Spannend
"Wir sind doch nur nebenan, da kann doch nichts passieren," so ähnlich sind Marcos Worte, als er seine Frau Anne dazu überredet, bei den Nachbarn feiern zu gehen und ihre sechs Monate alte Tochter Cora ...
"Wir sind doch nur nebenan, da kann doch nichts passieren," so ähnlich sind Marcos Worte, als er seine Frau Anne dazu überredet, bei den Nachbarn feiern zu gehen und ihre sechs Monate alte Tochter Cora allein in ihrem Bettchen zu lassen. Alle halbe Stunden wechselt sich das junge Ehepaar ab, um nach dem Baby zu sehen, doch als sie von der Feier heimkehren, steht die Haustür offen. Der schlimmste Alptraum aller Eltern wird wahr, denn Coras Bettchen ist leer und jede Spur fehlt. Detective Rasbach beginnt zu ermitteln - was ist mit Cora geschehen? Wer hat das Baby entführt?
Meine Meinung:
Der Einstieg der Geschichte fällt recht leicht, man begleitet das Ehepaar Conti auf die Feier und lernt hier gleich die Protagonistin Anne kennen. Der Schreibstil der Autorin ist sehr nüchtern und klingt beinahe schon sachlich, während sie die Geschehnisse schildert. Zwischendurch hatte ich beinahe den Eindruck einen Bericht zu lesen und dieser Stil war hier wirklich perfekt für die Geschichte, denn dies zieht zum Einen sehr ins Geschehen, zum anderen hatte dies die Wirkung bei mir, einfach jeden einzelnen Schritt mit zu bedenken und darüber zu grübeln, was passiert sein könnte. Ich wurde hier eher zum Zuschauer, als zum Mitfühlenden und dadurch stieg auch die Neugier.
Das Tempo ist hier sehr hoch gehalten, kurze Kapitel und rasche Perspektivenwechsel treiben den Leser förmlich immer weiter voran und da dann auch noch beinahe jedes Kapitel mit einem Cliffhanger endet, ist man regelrecht gezwungen immer weiterzulesen. Es gibt zahlreiche Wendungen, bei denen der Leser immer wieder neu beginnt, über die Begebenheiten und über die Charaktere zu grübeln. Ist man der Meinung, der Lösung ein Stück näher gekommen zu sein, dreht es sich auch schon wieder und man muss seinen Verdacht revidieren. Dabei bekommt man immer mehr Einblicke in die Ereignisse, die einen im Endeffekt wirklich erschrecken und betroffen zurücklassen.
Die Geschichte wird durch einen auktorialen Erzähler widergegeben. Dadurch, dass man immer wieder eine andere Perspektive miterlebt, weiß man mehr, als die gerade handelnde Person und manches Mal war ich regelrecht überrascht, wenn wieder etwas Neues herauskam.
Die Charaktere sind hier sehr vielseitig oder noch besser sehr vielschichtig. Wenn man am Anfang noch den ein oder anderen unterschätzt, wird man immer wieder eines besseren belehrt. So gut wie jeder hat hier seine Geheimnisse und eine Vergangenheit, bei der man ins Grübeln kommt. Durch diese ganzen Zweifel hat man auch hier keinen richtigen Sympathieträger in der Geschichte, viel eher wahrt man lieber Abstand zu den Personen und verfolgt, wie sie sich selbst immer mehr verstricken. All diese Geheimnisse werden nur langsam aufgedeckt und man fühlt sich ein wenig wie der Detective der Geschichte, der zwar immer wieder zweifelt, aber auch seine Verdächtigungen anstellt. Der Detective hat mir übrigens sehr gut gefallen, denn er wirkt hier absolut geradlinig und authentisch und scheint der Einzige zu sein, der nichts zu verbergen hat.
Mein einziger Wermutstropfen war dann leider das letzte Kapitel, bei dem ich nur einen Gedanken hatte: "Echt jetzt? Wieso das denn?" Aber warum das so war, müsst ihr schon selber lesen.
Mein Fazit:
Ein Debüt, das sich mit viel Spannung und überraschenden Wendungen präsentiert. Der Schreibstil ist fast schon nüchtern und läßt den Leser als Beobachter des Geschehens teilhaben. Man kann sehr viel spekulieren, muss dieses aber doch mehr als einmal wieder überdenken. Von mir gibt es hier eine klare Leseempfehlung! Das Buch bekommt 4,5 Sterne!