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Veröffentlicht am 11.03.2023

Besser als Band 1, aber immer noch nicht gänzlich überzeugend!

Unravel Me
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Handlung: Nachdem mich der Auftakt von "Shatter Me" inhaltlich nicht wirklich überzeugen, aber trotzdem bis zum Ende mitreißen konnte, habe ich beschlossen, der Reihe nochmal eine zweite Chance zu geben. ...

Handlung: Nachdem mich der Auftakt von "Shatter Me" inhaltlich nicht wirklich überzeugen, aber trotzdem bis zum Ende mitreißen konnte, habe ich beschlossen, der Reihe nochmal eine zweite Chance zu geben. Auch nach "Unravel Me" bin ich noch nicht vollständig überzeugt, habe aber den Eindruck, dass sich ein weiteres Dranbleiben lohnt. Die erste Hälfte der Geschichte hat sich für mich leider ganz furchtbar gezogen, da bis auf Juliettes holpriges Einfinden im Omega Point und einigen Schwierigkeiten mit Adam nichts passiert. Erst kurz nach der Hälfte, als Aaron Warner einen erneuten Auftritt hat, konnte die Autorin für mich das Steuer herumreißen und an den packenden Sog des ersten Bandes anknüpfen. Das sehr grob und unklar umrissene Worldbuilding wird in dieser Fortsetzung minimal weiter ausgebaut. Wir erfahren aber immer noch nicht viel Nennenswerten über das postapokalyptische Setting und die Machtstrukturen des Reestablishments. Auch die grundlegende Idee der Geschichte erscheint für mich weiterhin weder überzeugend noch besonders originell. Eine Menschheit am Rande des Ruins, ein böses diktatorisches Regime, eine rebellische Untergrundbewegung, ein Mädchen mit Superkräften, das alle als Waffe einsetzen möchten und zwei Männer, die die jeweiligen Seiten des Konflikts verkörpern - das ist der Prototyp des typischen, klischeehaften Dystopie-Plots, was nicht verwunderlich ist, da die Geschichte ursprünglich mitten in der 2010er-Dystopienphase erschienen ist. Da erhoffe ich mir von den folgenden Bänden noch deutlich mehr neue Ideen!

Schreibstil
: In meiner Rezension zu Band 1 habe ich schon die besondere Wirkung von Tahereh Mafis experimentellem, außergewöhnlichen Schreibstil beschrieben. Sie schreibt beinahe lyrisch, mit einem unwiderstehlichen Rhythmus, vielen Wiederholungen, sehr vielen Metaphern und Wortbildern, sodass manche Stellen ein wenig wie Poetry Slam klingen. Dazu passt auch die sanfte, träumerische Stimme des Originalhörbuchs, die die im Print-Buch als tagebuchartige Notizen festgehaltenen Szenen als Gedankenstrom zum Leben erweckt. Etwas befremdlich ist dabei, dass viele Worte oder ganze Sätze durchgestrichen sind (im Hörbuch durch ein Geräusch eines Stifts auf Papier verwirklicht) und die meisten Wortbilder keinen Sinn ergeben, was diesen zuvor beschriebenen Eindruck von Verwirrung und Entrückung verstärkt und das Chaos in Juliettes Kopf auf sehr eindringliche Art und Weise widerspiegelt.

Figuren
: Während Handlung und Worldbuilding für mich weiterhin ausbaufähig bleiben und der Schreibstil auch hier ein großer Pluspunkt darstellt, haben sich die Charakterzeichnungen hier deutlich verbessert. Besonders Hauptfigur und Ich-Erzählerin Juliette (die zuvor für mich noch sehr unrealistisch dargestellt wurde, indem sie nach einer lieblosen Kindheit, traumatischer Schuld und nicht zuletzt einem Jahr ohne menschlichen Kontakt in dunkler Isolationshaft plötzlich zur mental gesunden Kämpferin in einem Konflikt wird, von dem sie zuvor noch nichts wusste) erhielt hier mehr Tiefe und hatte ihrer Vergangenheit entsprechend einige psychische Schwierigkeiten. Adam, welcher mich mit seiner Insta-Love-Liebe zu Juliette sowie einer Figurenzeichnung auf Wattpad-Niveau in Band 1 ziemlich genervt hat, kommt hier zum Glück weniger vor und hat eine weniger tragende Rolle. Dafür rücken andere Nebenfiguren auf dem Rebellenstützpunkt weiter in den Fokus. Am meisten gefreut habe ich mich allerdings über den Auftritt von Aaron Warner, der hier eine Kehrtwende vom psychopathischen Bösewicht zum interessanten und ambivalenten Love Interest hinlegt. Wie glaubhaft die plötzliche Entwicklung und auch die Veränderung von Juliettes Bild von ihm ist, kann diskutiert werden, ich habe aber den Eindruck, dass wir mit ihm in den nächsten vier Bänden noch viel Spaß haben werden...


Die Zitate:


"Run, Juliette, run faster, run until your bones break and your shins split and your muscles atrophy and your heart dies because it was always too big for your chest and it beat too fast for too long and you run.
Run run run until you can't hear their feet behind you. Run until they drop their fists and their shouts dissolve in the air. Run with your eyes open and your mouth shut and dam the river rushing up behind your eyes. Run, Juliette.
Run until you drop dead. Make sure your heart stops before they ever reach you. Before they ever touch you.
Run, I said.”

"Hope. It's like a drop of honey, a field of tulips blooming in the springtime. It's a fresh rain, a whispered promise, a cloudless sky, the perfect punctuation mark at the end of a sentence. And it's the only thing in the world keeping me afloat."

"I am nothing more than the consequence of catastrophe."

"He’s kissing me like the world is rolling right off a cliff, like he’s trying to hang on and he’s decided to hold on to me, like he’s starving for life and love and he’s never known it could ever feel this good to be close to someone. Like it’s the first time he’s ever felt anything but hunger and he doesn’t know how to pace himself, doesn’t know how to eat in small bites, doesn’t know how to do anything anything anything in moderation."


Das Urteil:


Auch nach "Unravel Me" bin ich noch nicht vollständig überzeugt, habe aber den Eindruck, dass sich ein weiteres Dranbleiben lohnt. Während Handlung und Worldbuilding für mich weiterhin ausbaufähig bleiben und der Schreibstil auch hier ein großer Pluspunkt darstellt, haben sich die Charakterzeichnungen hier deutlich verbessert und versprechen viel Spaß in den nächsten Bänden.

3,5 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.02.2023

Eine zart-verzweifelte Liebesgeschichte mit gefühlsbeladener Atmosphäre

We don’t lie anymore
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Handlung: Nachdem mich Band 1 des Anymore-Duetts "We don´t talk anymore" 2021 trotz einiger Klischees und nur geringer Originalität total positiv überrascht, mich tief berührt und in einem Sog aus Freundschaft, ...

Handlung: Nachdem mich Band 1 des Anymore-Duetts "We don´t talk anymore" 2021 trotz einiger Klischees und nur geringer Originalität total positiv überrascht, mich tief berührt und in einem Sog aus Freundschaft, Liebe, Verletzlichkeit, Angst und Gefahr mitgerissen hat, war mir klar, dass ich auch die Fortsetzung der Geschichte um Geschichte von Josephine und Archer unbedingt lesen muss. "We don´t lie anymore" setzt ein Jahr nach dem Ende des Vorgängers an und erzählt, wie Josephine und Archer sich nach ihrer Rückkehr nach Westminster by the Sea wiedertreffen und aufarbeiten müssen, was im Sommer ihres Schulabschlusses zwischen ihnen passiert ist. Etwas schade ist, dass das Drama zwischen den beiden nach 10 Seiten hätte aufgelöst werden können, wenn die beiden nur einmal richtig miteinander gesprochen hätten. Statt den Konflikt anzugehen wie Erwachsene, verstricken sie sich jedoch in ein nerviges Hin- und Her, das beinahe 400 Seiten anhält. Etwas schade ist außerdem, dass die Geschichte einigen typischen Tropes folgt und auch jede Menge Klischees mitnimmt, sodass sich besonders der Mittelteil im gewohnten Hin und Her eines "Er liebt mich, er liebt mich nicht"/"Sie ist zu gut für mich"-Dramas verliert. Für ordentlich Spannung neben dem eher mäßig-gelungenen Grundkonflikt führt die bedrohliche Nebenhandlung um Archers kriminellen Bruder Jackson, die dafür sorgt, dass die Figuren mehrere Male in Lebensgefahr schweben. Zieht man diese überraschend dynamische Komponente der Handlung jedoch ab, bleibt eine Fortsetzung, die ihr Potenzial nicht ganz genutzt hat.

Schreibstil: Trotz des verspielten Potenzials bezüglich der Handlung, hat mich die Geschichte wieder von Anfang bis Ende mitgerissen. Denn Julie Johnson weiß es einfach, den Schmerz und die Liebe ihrer Figuren intensiv zu transportieren, sodass sehr mitfühlende LeserInnen die ein oder andere Träne verdrücken müssen. Gerade der Herzschmerz ist dabei definitiv auf Emma-Scott-und-Kelly-Oram-Niveau, ohne übertrieben oder künstlich zu wirken. Das kann man von einigen Wendungen der Handlung zwar leider nicht gerade behaupten, durch ihre sehr authentische und lebendige Art zu schreiben hat man aber trotzdem zu jedem Zeitpunkt der Geschichte das Gefühl, zwei echten Schicksalen beizuwohnen.

Figuren:
Auch über das Wiedersehen mit Josephine und Archer, die mir in Band 1 sehr ans Herz gewachsen sind, habe ich mich gefreut. Etwas seltsam ist jedoch, dass die beiden Figuren sich lesen, als wären sie Mitte oder bereits Ende 20, während sie aber beide erst 19 Jahre alt sind. Ihr Verhalten fand ich unter diesem Gesichtspunkt leider nicht immer glaubwürdig. Während die beiden Hauptfiguren unterm Strich dennoch wirklich tolle, lebensechte und liebenswerte Figuren sind, die auch gut zueinander passen, bleiben die Nebenfiguren rund um Jo und Archer leider sehr blass. Gerade Josephines Eltern und den Mitschülern der Exeter Academy fehlt es eindeutig an Tiefe und Mehrdimensionalität. Alle verhalten sich durchgängig so, wie sie auf den ersten Blick charakterisiert wurden und bringen werde Überraschungen, noch neue Perspektiven in die Geschichte ein. Sei es der reiche Vorzeige-Verlobte, der direkt aus dem Schwiegersohnkatalog bestellt wurde, die oberflächlichen Zwillinge, die die Hauptfigur zum Party machen ausführen oder die abwesenden, reichen Eltern mit hohen Erwartungen - spannende Figuren sehen anders aus. Etwas besser schneiden Archers Eltern Miguel und Flora, sowie Archer grummeliger Chef Tommy ab, aber auch diese nehmen keine so wichtige Rolle ein, wie sie es hätten können und lassen Band 2 somit etwas hinter Band 1 zurückfallen.


Das Urteil:


In "We don´t lie anymore" erzählt Julie Johnson auf überraschend handlungsreiche Weise eine zart-verzweifelte Liebesgeschichte mit gefühlsbeladener Atmosphäre zu Ende. Der sehr aufgebauschte Grundkonflikt zwischen den Figuren, die flachen Nebenfiguren und die verwendeten Klischees trüben den Gesamteindruck allerdings leicht ein, sodass diese Fortsetzung hinter Band 1 zurückbleibt.

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Veröffentlicht am 25.02.2023

Eine zart-verzweifelte Liebesgeschichte mit gefühlsbeladener Atmosphäre

We don’t lie anymore
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Handlung: Nachdem mich Band 1 des Anymore-Duetts "We don´t talk anymore" 2021 trotz einiger Klischees und nur geringer Originalität total positiv überrascht, mich tief berührt und in einem Sog aus Freundschaft, ...

Handlung: Nachdem mich Band 1 des Anymore-Duetts "We don´t talk anymore" 2021 trotz einiger Klischees und nur geringer Originalität total positiv überrascht, mich tief berührt und in einem Sog aus Freundschaft, Liebe, Verletzlichkeit, Angst und Gefahr mitgerissen hat, war mir klar, dass ich auch die Fortsetzung der Geschichte um Geschichte von Josephine und Archer unbedingt lesen muss. "We don´t lie anymore" setzt ein Jahr nach dem Ende des Vorgängers an und erzählt, wie Josephine und Archer sich nach ihrer Rückkehr nach Westminster by the Sea wiedertreffen und aufarbeiten müssen, was im Sommer ihres Schulabschlusses zwischen ihnen passiert ist. Etwas schade ist, dass das Drama zwischen den beiden nach 10 Seiten hätte aufgelöst werden können, wenn die beiden nur einmal richtig miteinander gesprochen hätten. Statt den Konflikt anzugehen wie Erwachsene, verstricken sie sich jedoch in ein nerviges Hin- und Her, das beinahe 400 Seiten anhält. Etwas schade ist außerdem, dass die Geschichte einigen typischen Tropes folgt und auch jede Menge Klischees mitnimmt, sodass sich besonders der Mittelteil im gewohnten Hin und Her eines "Er liebt mich, er liebt mich nicht"/"Sie ist zu gut für mich"-Dramas verliert. Für ordentlich Spannung neben dem eher mäßig-gelungenen Grundkonflikt führt die bedrohliche Nebenhandlung um Archers kriminellen Bruder Jackson, die dafür sorgt, dass die Figuren mehrere Male in Lebensgefahr schweben. Zieht man diese überraschend dynamische Komponente der Handlung jedoch ab, bleibt eine Fortsetzung, die ihr Potenzial nicht ganz genutzt hat.

Schreibstil: Trotz des verspielten Potenzials bezüglich der Handlung, hat mich die Geschichte wieder von Anfang bis Ende mitgerissen. Denn Julie Johnson weiß es einfach, den Schmerz und die Liebe ihrer Figuren intensiv zu transportieren, sodass sehr mitfühlende LeserInnen die ein oder andere Träne verdrücken müssen. Gerade der Herzschmerz ist dabei definitiv auf Emma-Scott-und-Kelly-Oram-Niveau, ohne übertrieben oder künstlich zu wirken. Das kann man von einigen Wendungen der Handlung zwar leider nicht gerade behaupten, durch ihre sehr authentische und lebendige Art zu schreiben hat man aber trotzdem zu jedem Zeitpunkt der Geschichte das Gefühl, zwei echten Schicksalen beizuwohnen.

Figuren:
Auch über das Wiedersehen mit Josephine und Archer, die mir in Band 1 sehr ans Herz gewachsen sind, habe ich mich gefreut. Etwas seltsam ist jedoch, dass die beiden Figuren sich lesen, als wären sie Mitte oder bereits Ende 20, während sie aber beide erst 19 Jahre alt sind. Ihr Verhalten fand ich unter diesem Gesichtspunkt leider nicht immer glaubwürdig. Während die beiden Hauptfiguren unterm Strich dennoch wirklich tolle, lebensechte und liebenswerte Figuren sind, die auch gut zueinander passen, bleiben die Nebenfiguren rund um Jo und Archer leider sehr blass. Gerade Josephines Eltern und den Mitschülern der Exeter Academy fehlt es eindeutig an Tiefe und Mehrdimensionalität. Alle verhalten sich durchgängig so, wie sie auf den ersten Blick charakterisiert wurden und bringen werde Überraschungen, noch neue Perspektiven in die Geschichte ein. Sei es der reiche Vorzeige-Verlobte, der direkt aus dem Schwiegersohnkatalog bestellt wurde, die oberflächlichen Zwillinge, die die Hauptfigur zum Party machen ausführen oder die abwesenden, reichen Eltern mit hohen Erwartungen - spannende Figuren sehen anders aus. Etwas besser schneiden Archers Eltern Miguel und Flora, sowie Archer grummeliger Chef Tommy ab, aber auch diese nehmen keine so wichtige Rolle ein, wie sie es hätten können und lassen Band 2 somit etwas hinter Band 1 zurückfallen.


Das Urteil:


In "We don´t lie anymore" erzählt Julie Johnson auf überraschend handlungsreiche Weise eine zart-verzweifelte Liebesgeschichte mit gefühlsbeladener Atmosphäre zu Ende. Der sehr aufgebauschte Grundkonflikt zwischen den Figuren, die flachen Nebenfiguren und die verwendeten Klischees trüben den Gesamteindruck allerdings leicht ein, sodass diese Fortsetzung hinter Band 1 zurückbleibt.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 25.02.2023

Eine zart-verzweifelte Liebesgeschichte mit gefühlsbeladener Atmosphäre

We don’t lie anymore
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Handlung: Nachdem mich Band 1 des Anymore-Duetts "We don´t talk anymore" 2021 trotz einiger Klischees und nur geringer Originalität total positiv überrascht, mich tief berührt und in einem Sog aus Freundschaft, ...

Handlung: Nachdem mich Band 1 des Anymore-Duetts "We don´t talk anymore" 2021 trotz einiger Klischees und nur geringer Originalität total positiv überrascht, mich tief berührt und in einem Sog aus Freundschaft, Liebe, Verletzlichkeit, Angst und Gefahr mitgerissen hat, war mir klar, dass ich auch die Fortsetzung der Geschichte um Geschichte von Josephine und Archer unbedingt lesen muss. "We don´t lie anymore" setzt ein Jahr nach dem Ende des Vorgängers an und erzählt, wie Josephine und Archer sich nach ihrer Rückkehr nach Westminster by the Sea wiedertreffen und aufarbeiten müssen, was im Sommer ihres Schulabschlusses zwischen ihnen passiert ist. Etwas schade ist, dass das Drama zwischen den beiden nach 10 Seiten hätte aufgelöst werden können, wenn die beiden nur einmal richtig miteinander gesprochen hätten. Statt den Konflikt anzugehen wie Erwachsene, verstricken sie sich jedoch in ein nerviges Hin- und Her, das beinahe 400 Seiten anhält. Etwas schade ist außerdem, dass die Geschichte einigen typischen Tropes folgt und auch jede Menge Klischees mitnimmt, sodass sich besonders der Mittelteil im gewohnten Hin und Her eines "Er liebt mich, er liebt mich nicht"/"Sie ist zu gut für mich"-Dramas verliert. Für ordentlich Spannung neben dem eher mäßig-gelungenen Grundkonflikt führt die bedrohliche Nebenhandlung um Archers kriminellen Bruder Jackson, die dafür sorgt, dass die Figuren mehrere Male in Lebensgefahr schweben. Zieht man diese überraschend dynamische Komponente der Handlung jedoch ab, bleibt eine Fortsetzung, die ihr Potenzial nicht ganz genutzt hat.

Schreibstil: Trotz des verspielten Potenzials bezüglich der Handlung, hat mich die Geschichte wieder von Anfang bis Ende mitgerissen. Denn Julie Johnson weiß es einfach, den Schmerz und die Liebe ihrer Figuren intensiv zu transportieren, sodass sehr mitfühlende LeserInnen die ein oder andere Träne verdrücken müssen. Gerade der Herzschmerz ist dabei definitiv auf Emma-Scott-und-Kelly-Oram-Niveau, ohne übertrieben oder künstlich zu wirken. Das kann man von einigen Wendungen der Handlung zwar leider nicht gerade behaupten, durch ihre sehr authentische und lebendige Art zu schreiben hat man aber trotzdem zu jedem Zeitpunkt der Geschichte das Gefühl, zwei echten Schicksalen beizuwohnen.

Figuren:
Auch über das Wiedersehen mit Josephine und Archer, die mir in Band 1 sehr ans Herz gewachsen sind, habe ich mich gefreut. Etwas seltsam ist jedoch, dass die beiden Figuren sich lesen, als wären sie Mitte oder bereits Ende 20, während sie aber beide erst 19 Jahre alt sind. Ihr Verhalten fand ich unter diesem Gesichtspunkt leider nicht immer glaubwürdig. Während die beiden Hauptfiguren unterm Strich dennoch wirklich tolle, lebensechte und liebenswerte Figuren sind, die auch gut zueinander passen, bleiben die Nebenfiguren rund um Jo und Archer leider sehr blass. Gerade Josephines Eltern und den Mitschülern der Exeter Academy fehlt es eindeutig an Tiefe und Mehrdimensionalität. Alle verhalten sich durchgängig so, wie sie auf den ersten Blick charakterisiert wurden und bringen werde Überraschungen, noch neue Perspektiven in die Geschichte ein. Sei es der reiche Vorzeige-Verlobte, der direkt aus dem Schwiegersohnkatalog bestellt wurde, die oberflächlichen Zwillinge, die die Hauptfigur zum Party machen ausführen oder die abwesenden, reichen Eltern mit hohen Erwartungen - spannende Figuren sehen anders aus. Etwas besser schneiden Archers Eltern Miguel und Flora, sowie Archer grummeliger Chef Tommy ab, aber auch diese nehmen keine so wichtige Rolle ein, wie sie es hätten können und lassen Band 2 somit etwas hinter Band 1 zurückfallen.


Das Urteil:


In "We don´t lie anymore" erzählt Julie Johnson auf überraschend handlungsreiche Weise eine zart-verzweifelte Liebesgeschichte mit gefühlsbeladener Atmosphäre zu Ende. Der sehr aufgebauschte Grundkonflikt zwischen den Figuren, die flachen Nebenfiguren und die verwendeten Klischees trüben den Gesamteindruck allerdings leicht ein, sodass diese Fortsetzung hinter Band 1 zurückbleibt.

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Veröffentlicht am 05.02.2023

Ein kurzweiliges Lesevergnügen!

Die Ladys von London - Lady Abigail und der ehrenwerte Marquess
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Handlung: Mit "Lady Abigail und der ehrenwerte Marquess" ging Ende Oktober die neue Regency-Romance-Reihe von Rachael Anderson in die zweite Runde. Nachdem "Lady Prudence und der verwegene Lord" mich und ...

Handlung: Mit "Lady Abigail und der ehrenwerte Marquess" ging Ende Oktober die neue Regency-Romance-Reihe von Rachael Anderson in die zweite Runde. Nachdem "Lady Prudence und der verwegene Lord" mich und meine liebste Buddyreadpartnerin Sofia von @SofiasworldofBooks gut unterhalten hat, mussten wir natürlich auch die Fortsetzung um Lady Abigail als Buddyread lesen, beziehungsweise hören. Mit der Verwendung typischer Regency Tropes, der wenig überraschenden Handlung und dem eher langsamen Einstieg ist der Roman nicht mein liebster in diesem Genre, konnte mich aber alles in allem dennoch gut unterhalten.

Schreibstil:
Das liegt vor allem daran, dass Rachael Anderson, welche in den USA Bestsellerautorin ist, von der ich bisher aber noch nie etwas gehört hatte, hier sprachlich eine sehr gute Balance zwischen modernem, lockeren Esprit und historischer Glaubwürdigkeit findet. Einige Szenen lesen sich zwar etwas überspitzt und beinahe albern, da dies aber wunderbar zu den auf die Spitze getriebenen Figuren passt, finde ich das eher unterhaltsam als kritikwürdig. Obwohl auf der reinen Handlungsebene nicht mehr passiert als einige Unternehmungen der beiden Hauptfiguren, einige Unterhaltungen und ein wenig nacherzähltes Drama, fließen die 300 Seiten also nur so dahin und garantieren ein kurzweiliges Lesevergnügen!

Figuren:
Eine nette Abwechslung fand ich auch, dass die Autorin ihren Auftaktband nicht wie gewohnt mitten in der Londoner Ballsaison ablaufen lässt, sondern für die Annäherung von Abigail und Lord Brigston den abgelegen Landsitz der Familie ihres Ehemannes wählt. Vor allem Abigail ist mir im Laufe der Geschichte sehr ans Herz gewachsen. Jung, spritzig, humorvoll und Romantikerin durch und durch ist sie eine der Hauptstützen der Handlung sowie der Atmosphäre und sorgt für viel Trubel und amüsante Wordgefechte mit Lord Brigston. Etwas schade ist, dass die Figuren aus Band 1, die spritzige Prudence, ihr "verwegener Lord" Knave und ihre Schwester Sophia nur wenige Auftritte haben. Dadurch kann man diesen Band 2 aber auch gut unabhängig als Standalone lesen.



DAS URTEIL:


"Lady Abigail und der ehrenwerte Marquess" ist eine unterhaltsame Geschichte, die man in null Komma nichts weglesen kann. Viel Neues und Außergewöhnliches liefert der Roman zwar nicht, insgesamt hat mir Band 2 aber sowohl inhaltlich als auch sprachlich so gut gefallen wie Band 1.

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