Absolut empfehlenswert
Stell dir vor, dass ich dich liebeIch habe bereits ein Buch der Autorin gelesen, von dem ich echt überzeugt was, mit diesem Buch aber hat sie sich nochmal etwas übertroffen.
Sie erzählt die Geschichte von Libby, ehemals "Americas fattest ...
Ich habe bereits ein Buch der Autorin gelesen, von dem ich echt überzeugt was, mit diesem Buch aber hat sie sich nochmal etwas übertroffen.
Sie erzählt die Geschichte von Libby, ehemals "Americas fattest teen", die jetzt nach und nach, nach völliger Isolation und darauffolgender, erfolgreicher Diät, wieder ins alltägliche Leben zurück kehrt. Die Highschool und alles, was diese mit sich bringt, erwarten sie. Sie hat es von Anfang an nicht leicht, denn wir sprechen hier von jungen Leuten, die auf einer Art einfach nur grausam sein können. Immer wieder muss Libby sich ihnen stellen, versucht aber immer, sich nicht unterkriegen zu lassen, etwas zu verändern.
Auf der anderen Seite ist da Jack, der unter Prosopagnosie leidet und ein Gesicht nach nur wenigen Sekunden wieder vergisst. Dennoch hat er sich einen gewissen Ruf in der Schule erarbeitet - alles Fassade. Erst als er auf Libby trifft, beginnt er, sein jetziges Leben mehr und mehr zu hinterfragen und nicht einfach alles hinzunehmen, weil es von einem erwartet wird ...
Die Grundidee gefiel mir von Anfang an, umso überraschter und schöner fand ich es dann, wie viel mehr die Umsetzung noch zu bieten hatte.
Die Geschichte wird abwechselnd aus Libby's und Jack's Sicht erzählt, wobei die Kapitel immer relativ kurz, aber dennoch präzise und aussagekräftig auf den Punkt geschrieben worden sind - was mir echt gefiel.
Man taucht in beide Gedankenwelten ein und lernt beide mehr und mehr kennen und identifiziert sich ein Stück weit auch mit ihnen. Es gab einige Situationen, die mich dann doch mal zum Nachdenken gebracht haben, in denen ich mich selber wieder gefunden habe und das ist der Autorin wirklich immer super gelungen.
Sehr authentisch beschreibt sie, wie die beiden Highschool-Schüler sich fühlen, was sie denken, was von ihnen erwartet wird und wie sie zu sein haben. Dass da immer auch ein innerer Konflikt stattfindet und man oftmals in seinen jungen Jahren gar nicht mehr so recht weiß, wer man eigentlich ist. Sehr schön war es hier zu lesen, wie sie das beide nach und nach für sich herausfinden und dabei auch eine Verbindung zueinander aufbauen.
Auch die Themen, die Jennifer Niven angeschnitten hat, hat sie nicht mal eben leicht fertig abgetan. Mobbing, das Selbstbild, die eigene Zufriedenheit - all das spielt hier eine Rolle. Zu sehen, wie vor allem Libby damit umgeht, fand ich grandios. So kommen wir nämlich zu den Charakteren.
Charaktere
Libby wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben und ich finde es großartig, was die Autorin mit ihr erschaffen hat. Trotz ihren Übergewichts und ihrer großen Größe, lässt sie sich nicht von ihren Mitschülern unterkriegen, steht für sich ein und verändert nicht nur das Weltbild ihrer Schüler, sondern vielleicht auch das des Lesers.
Sie hat es weiß Gott nicht leicht gehabt. Nachdem ihre Mutter gestorben ist, fing alles erst an und sie hat schon als Kind erleben müssen, was Worte alles anrichten können. Daran ist sie, denke ich gewachsen.
Aber natürlich ist sie auch nicht nur die toughe Persönlichkeit, natürlich lässt sie das alles nicht kalt, aber sie geht mittlerweile auf eine gute Art damit um und das zeugt auch wieder auf eine Art von Stärke.
Jack mochte ich auch sofort. Er hat aufgrund seiner Prosopagnosie immer einen kleinen inneren Kampf. Aufgrund von "Identifikationen", erkennt er gerade so seine Familienmitglieder und Freunde - nur weiß das niemand, außer Libby. Er versucht immer dieses gewisse Bild von sich aufrecht zu erhalten, auf Dauer aber kann es zu Komplikationen kommen, wird anstrengend und genau das ist der Autorin auch gelungen, herüber zu bringen.
Er ist auch äußerst humorvoll und hat mich damit natürlich auch ein Stück weit für sich gewinnen können. Durch Libby verändert er sich auch in seinem Charakter, in seinen Ansichten und diese Entwicklung mit anzusehen, war echt schön.
Die Nebencharaktere gefielen mir auch echt gut. Die Brüder von Jack waren mir sehr sympathisch, Libby's Dad und auch die Freundinnen, die Libby nach und nach gefunden hat, waren toll.
Auch, dass sich sogar Entwicklungen bej Jacks Freunden zeigten, fand ich richtig gut. Auf der anderen Seite gibt es da dann aber natürlich auch diese ganzen Charaktere, die durch und durch negativ auffallen und die man zu Genüge in der Gesellschaft wiederfindet.
Insgesamt hat mich das Buch absolut überwältigt und überzeugt. Hatte ich es erstmal in der Hand, konnte ich es kaum aus der Hand legen, sehr unterstützend dabei waren die sehr kurzen und gut geschrieben Kapitel.
Mit den Charakteren konnte ich mich gut identifizieren und der Autorin ist es gut gelungen, alles sehr authentisch und realistisch darzustellen. Vieles, was zum Nachdenken und auch Überdenken bringt ist auch hier enthalten und sollte deshalb auch unbedingt gelesen werden.