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Veröffentlicht am 25.02.2023

Ein "Mafia-Fuzzi" zum Verlieben

If You Fall
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„If you fall“ habe ich als Hörbuch gehört. Beide Sprecher haben mir gut gefallen, insbesondere Dominic Kolb, der John liest. Er hat eine tiefe, angenehme Stimme und klingt so, wie man sich jemanden von ...

„If you fall“ habe ich als Hörbuch gehört. Beide Sprecher haben mir gut gefallen, insbesondere Dominic Kolb, der John liest. Er hat eine tiefe, angenehme Stimme und klingt so, wie man sich jemanden von der Mafia vorstellen würde.
Die Story ist schnell zusammengefasst, denn das Buch ist nicht sonderlich dick.
Die alleinerziehende Maggie findet in ihrem Schuppen einen verletzten Mann. Dieser ist bei der Mafia und auf der Flucht vor der Polizei. Obwohl sie Angst vor ihm hat, hilft sie ihm und nimmt ihn bei sich auf.
Von seiner Berufswahl abgesehen ist John alles andere als furchteinflößend. Er ist ein charmanter, hilfsbereiter Kerl, der bald nicht nur Maggie begeistert, sondern auch die beiden Kinder und die Tante Edda.
Ich fand die Charaktere in diesem Buch total sympathisch und die Atmosphäre im Haus war toll. Die Tante ist eine Nummer für sich und nimmt kein Blatt vor den Mund. Ihre Sprüche sorgen regelmäßig für Lacher.
Vom Klappentext her hatte ich nicht erwartet, dass die Geschichte so romantisch ist. Ich war völlig verzaubert und wollte nicht, dass der Roman endet.
Zum Glück gibt es eine Fortsetzung, die ich direkt als Nächstes hören werde.

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Veröffentlicht am 18.02.2023

Großartig, großartig und wieder großartig

Morgen, morgen und wieder morgen
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Ohne den Klappentext zu kennen und auf den ersten Blick wirkte „Morgen, morgen und wieder morgen“ wenig ansprechend auf mich. Der Titel ist durch seine Überlänge sehr sperrig und das Cover wirkt völlig ...

Ohne den Klappentext zu kennen und auf den ersten Blick wirkte „Morgen, morgen und wieder morgen“ wenig ansprechend auf mich. Der Titel ist durch seine Überlänge sehr sperrig und das Cover wirkt völlig überladen, ohne dass die Augen an einem bestimmten Punkt hängen bleiben. Da der Roman im Internet zur Zeit sehr gehypt wird, war ich neugierig genug, um doch etwas genauer hinzuschauen und wow – all die Lobeshymnen sind völlig gerechtfertigt! Es ist die Art Buch, nach dessen Beendigung man Abschiedsschmerz fühlt und sich nicht vorstellen kann, in naher Zukunft etwas zu lesen, was einen so mitreißen wird. Es ist Februar aber ich kann sicher sagen, dass der Roman auf meine Highlights 2023 Liste kommen wird.
Die Autorin Gabrielle Zevin entführte mich in eine mir unbekannte Welt, nämlich in die des Gaming. Auch wenn man, so wie ich, überhaupt keine Ahnung von Computerspielen hat, kann man der Handlung und den Beschreibungen mühelos folgen.
Sam und Sadie lernen sich als Kinder kennen. Beide sind eher introvertierte Menschen, die außer einander wenig bis keine Freund haben. Was ihre Freundschaft ausmacht sind nicht persönliche Gesprächen, sondern viele Stunden Computerspiele und da Fachsimpeln darüber. Durch einen unbedachten Fehler bricht der Kontakt für einige Jahre ab, bis sich Sam und Sadie als Studenten zufällig erneut begegnen. Noch immer verbindet sie das Zocken und aus einer Laune heraus, entwickeln sie ein Spiel zusammen, was den Auftakt einer steilen Karriere markieren soll.

Das Buch kommt mit relativ wenigen Charakteren aus. Neben Sadie und Sam stehen vor allem der gemeinsame Freund und Partner Marx und der Dozent Dov im Zentrum.
Das Dreiergespann Sam, Sadie und Marx lebt und arbeitet zusammen und hat sich seinen eigenen Kosmos erschaffen, zu dem Außenstehende wenig Zutritt bekommen.
Sadie ist ein eher schwierige Person, ewig am lamentieren und ewig davon überzeugt, dass sie benachteiligt wird. Die Geschichte beschreibt aber auch gut, wie schwierig es in den 90er Jahren war, sich als Frau in der Gamingbranche zu behaupten, da diese zu der Zeit von Männern dominiert wurde.
Die Freundschaft zwischen Sadie und Sam ist der zentrale Punkt des Romans, auch wenn es alles andere als eine Bilderbuchfreundschaft ist. Bis auf in seltenen Ausnahmen reden die beiden nie über das, was sie wirklich bewegt und so staut sich eine Menge Ärger und Missgunst an. Es ist klar, dass sich all der Frust irgendwann entladen muss. Oft fand, ich, dass Sadie Sam netter behandeln sollte.
Sam hat bereits als Kind viel durchgemacht. Seine Mutter ist früh gestorben und er wurde bei einem Unfall schwer verletzt. Er hat wenig Kontakt zu Außenwelt und ist gerne für sich, ein typischer Nerd, aber auch sehr liebenswert.
Was dieses Buch so großartig für mich gemacht hat, war der unglaublich echte und mitreißende Schreibstil der Autorin. Bereits ab der ersten Zeile bin ich völlig in die Geschichte eingetaucht.
Es gibt Momente, die witzig sind, andere Stellen stimmen nachdenklich und es gibt auch traurige Augenblicke.
Als ein Charakter stirbt, beschreibt Gabrielle Zevin den Moment des Todes mit Metaphern aus der Gamingwelt. Es ist so schön ausgedrückt und gleichzeitig zutiefst bewegend und tragisch.
Auch der Schluss des Romans ging mir völlig unter die Haut, denn die Geschichte endet auf eine bittersüße Weise, die trotz all dem Verlust und Schmerz auch eine Funken Hoffnung sät. Ich wollte lachen und weinen gleichzeitig.
5 Sterne erscheinen mir als Bewertung noch zu wenig. Am liebsten würde ich 10 vergeben, denn „Morgen, morgen und wieder morgen“ hat mich wirklich völlig geflasht.

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Veröffentlicht am 28.01.2023

Zum eintauchen

Die verbotene Zeit
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Auf den ersten Blick wirkt „Die verbotene Zeit“ von Claire Winter fast ein wenig einschüchternd. Knapp 600 eng und klein beschriebene Seiten. Doch das Buch ist unglaublich fesselnd und sehr bildhaft geschrieben. ...

Auf den ersten Blick wirkt „Die verbotene Zeit“ von Claire Winter fast ein wenig einschüchternd. Knapp 600 eng und klein beschriebene Seiten. Doch das Buch ist unglaublich fesselnd und sehr bildhaft geschrieben. Ich war schon auf der ersten Seite mitten im Geschehen. Eigentlich ist die Erzählweise relativ ruhig. Es passiert jetzt nicht am laufenden Band etwas Neues, aber man ist einfach sehr interessiert an den Charakteren und kann es kaum abwarten, hinter das Familiengeheimnis zu kommen.
In den 30er Jahren sind Edith und Dora beste Freundinnen. Seit ihrer Kindheit hängen sie fest aneinander und auch als verheiratete Frauen ändert sich an ihrer Bindung nichts.
40 Jahre später steht Carla im Mittelpunkt der Handlung. Nach einem Unfall kann sie sich an die letzten 6 Monate nicht mehr erinnern. Bei ihren Nachforschungen stellt sie fest, dass sowohl ihre Eltern, als auch ihr Mann Geheimnisse vor ihr haben. Warum ist ihre Schwester Anastasia vor vielen Jahren verschwunden und gibt es vielleicht einen Zusammenhang mit Edith, die ebenfalls verschwunden ist?
Claire Winter erzählt in vielen kurzen Kapiteln. Ich fand sowohl die Vergangenheitshandlung mit all seinen Charakteren, Intrigen und Verstrickungen sehr interessant als auch den Handlungsstrang in den 70er Jahren.
Ab ca. der Hälfte des Buches hatte ich eine Ahnung, was passiert sein könnte und lag damit auch richtig. Trotz der Vorhersehbarkeit verliert die Auflösung nichts an ihrer Tragik. Insbesonder mit Clara und Edith habe ich sehr mitgelitten.
„Die verbotene Zeit“ war ein tolles Buch, über das ich nur positives berichten kann.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Der geheime Traummann

Bissle Spätzle, Habibi?
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Der Klappentext von „Bissle Spätzle, Habibi?“ hat mich sofort angesprochen, da es nach einer modernen, romantischen Komödie klang. Die Autorin schreibt frei von der Leber weg und spricht thematisch vermutlich ...

Der Klappentext von „Bissle Spätzle, Habibi?“ hat mich sofort angesprochen, da es nach einer modernen, romantischen Komödie klang. Die Autorin schreibt frei von der Leber weg und spricht thematisch vermutlich vor allem ein Publikum zwischen 25 und 45 an.
Ich denke, wer selbst gerne auf Social Media, bei Prominews etc. unterwegs ist, wird sich hier wohlfühlen.
Der Roman ist in der Ich-Form aus Sicht der Schauspielerin Amaya geschrieben. Sie ist seit mehreren Jahren bei der Telenovela „Turm der Liebe“ (hihi, witzige Anspielung). Als Älteste von drei Geschwistern ist sie immer wieder Kommentaren und Verkupplungsversuchen von ihrer Mutter ausgesetzt. Ihre Eltern wünschen sich nichts mehr, als dass ihre 30-jährige Tochter endlich einen guten, muslimischen Ehemann findet.
Die Autorin beschreibt anschaulich und für mich realistisch, den Spagat, in dem Amaya sich befindet. Sie liebt ihre Familie und ihre Herkunft. Nur leider lässt sich ihr westlich geprägter Lebensstil nicht immer mit ihren marokkanischen Wurzeln vereinbaren.
Bisher dachte sie, ihr schlimmstes Geheimnis wäre, dass sie heimlich Alkohol trinkt. Doch als sie sich in den Schwaben Daniel verliebt, erreicht ihr Zwiespalt das nächste Level. Sie weiß einfach nicht, wie sie ihren Freund in die Familie einführen soll.
„Bissle Spätzle, Habibi“ ist nicht ganz so komödiantisch, wie ich es mir zu Beginn des Romans vorgestellt hatte. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto ernstere Töne schlägt die Autorin an, denn Amayas Verzweiflung wächst mit jedem Kapitel.
Daniel ist ihr Traummann. Er respektiert ihren Glauben und ihre Entscheidung, ihn geheim zu halten. Doch nach über einem Jahr Beziehung spürt Amaya, wie sich bei Daniel Frustration einstellt.
Parallel zur Handlung in der Gegenwart gibt es immer wieder kurze Rückblenden in Amayas Jugend. Diese Rückblenden tragen dazu bei, besser zu verstehen, warum sie so eine immense Angst vor der Ablehnung ihrer Eltern hat. Auch wenn ich wirklich mit Daniel mitgelitten habe und es nicht fair war, seine Gefühle so lange zu verletzten, konnte ich doch nachvollziehen, warum Amaya so handelt.
Diese Buch hat tolle Charaktere. Neben Amaya und Daniel machen insbesondere auch Klara, Ismael und Daniels Eltern Spass.
Ich fand den Roman super, auch wenn er anders als gedacht war. Zwar weniger witzig, aber dafür auch mit mehr Tiefgang als man allein von Titel und Covergestaltung her erwartet. Abla Alaoui hat auf jeden Fall Talent und ich hoffe, dass nach diesem Debüt noch mehr kommen wird.

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Veröffentlicht am 14.01.2023

Portrait über die Rolle der Frau in den 20er Jahren

Minna. Kopf hoch, Schultern zurück
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„Minna. Kopf hoch, Schultern zurück“ ist ein sehr interessantes und aufschlussreiches Portrait über die Rolle der Frau in den 1920er Jahren. Felicitas Fuchs schildert am Beispiel von Minna (die Figur lehnt ...

„Minna. Kopf hoch, Schultern zurück“ ist ein sehr interessantes und aufschlussreiches Portrait über die Rolle der Frau in den 1920er Jahren. Felicitas Fuchs schildert am Beispiel von Minna (die Figur lehnt sich an reale Verwandte der Autorin an), die Widrigkeiten und Problematiken der damaligen Zeit.
Minna kommt aus sehr einfachen Verhältnissen. Sie schämt sich ihrer Herkunft nicht, weiß aber, dass sie mehr vom Leben möchte. Als sie den wohlhabenden Fred Molitor kennenlernt, öffnet sich ihr eine neue Welt. Aus der einfachen Schneiderin wird bald eine Modedesignerin mit eigenem Atelier. Doch durch den Börsencrash kommen ihr Wohlstand und ihre Ehe zu einem jähen Ende. Minna muss noch einmal von vorne anfangen.
Die Hauptfigur des Romans ist ein positiver, fleißiger Mensch. Sie scheut nicht davor, für ihre Träume hart zu arbeiten. Minna hat mich sehr beeindruckt. Obwohl sie immer wieder mit Rückschlägen und schweren Schicksalsschlägen konfrontiert wird, verliert sie nie den Mut. Ich mochte ihre selbstbewusste Art und wie sie sich gegen die Konventionen ihrer Zeit aufgelehnt hat. Ein Leben als Hausmütterchen kommt für sie nicht in Frage. Sie fühlt sich in der Lage, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Auch während der Herrschaft der Nationalsozialisten lässt sie sich nicht unterkriegen und setzt sich mutig für ihre Freunde ein.
Ich fand dieses Buch sehr informativ und teilweise richtig erschreckend. Zum Beispiel musste Minnas Schwestern, die kaum älter als ein Kind war, bereits 14 Stunden am Tag als Hausmädchen arbeiten.
Es gibt so viele historische Romane, aber diesen fand ich besonders lesenswert, weil man hier wirklich etwas darüber lernt, wie es gewesen sein muss, vor 100 Jahren als selbstbewusste Frau zu leben.
Ich freue mich sehr auf den nächsten Band und die Epoche, in der dieser spielt.

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