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Veröffentlicht am 01.03.2023

Ein absolut bezaubernder Reihenauftakt, der zum Mitfiebern, Feiern und Wohlfühlen einlädt!

Die Geburtstagsbande. Auf die Plätze, fertig, feiern!
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Als ich zum ersten Mal von der Geburtstagsbande hörte, stand für mich sofort fest, dass ich sie kennenlernen möchte. In das fröhliche Cover habe ich mich auf den ersten Blick verliebt und die Inhaltsangabe ...

Als ich zum ersten Mal von der Geburtstagsbande hörte, stand für mich sofort fest, dass ich sie kennenlernen möchte. In das fröhliche Cover habe ich mich auf den ersten Blick verliebt und die Inhaltsangabe klang nach einer supersüßen und originellen Geschichte. Ich ließ den ersten Band der Geburtstagsbande also nur zu gerne bei mir einziehen.

Wer hat eigentlich entschieden, dass man nur einmal im Jahr Geburtstag hat? Also ein Kind bestimmt nicht, auf so etwas Doofes können doch nur Erwachsene kommen. Lu hält überhaupt nichts von dieser blöden Erfindung. Sie gründet daher kurzerhand gemeinsam mit ihren Freunden Pelle und Rio eine Bande – die Geburtstagsbande! Ihr Ziel ist es, von nun an auf jede Geburtstagsfeier zu gehen, von der sie erfahren, egal ob sie eingeladen sind oder nicht. Aber ein Geschenk für das Geburtstagskind kommt natürlich auf jeden Fall immer mit. Leider stößt die Idee der drei Freunde nicht bei allen auf Begeisterung. Lu, Pelle und Rio (und ihre tierischen Begleiter) werden die Partys mit ihrem überraschenden Auftauchen gehörig auf den Kopf stellen und einiges an Chaos anrichten...

Bandengeschichten lese ich seit meiner Kindheit wahnsinnig gerne und Erzählungen, die im Sommer spielen und uns Leser*innen aufs Land mitnehmen, mag ich ebenfalls sehr. Und da ich zudem eine große Schwäche für illustrierte Kinderbücher hege, war ich ausgesprochen guter Dinge, dass mir der erste Band von „Die Geburtstagsbande“ gefallen wird. Und wisst ihr was? Ich habe mal wieder goldrichtig vermutet: Ich bin ganz verzaubert von dem Buch. In meinen Augen ist Claudia Schaumann ein wunderbares Kinderbuchdebüt geglückt, zwischen dessen Buchdeckeln sich eine entzückende Geschichte verbirgt, voller Freundschaft, Sommer, Witz und Überraschungen und mit ganz viel Herz und einer genau richtigen Portion Tiefgang.

Mich hat die Handlung von den ersten Seiten an mitreißen und begeistern können. Wir treffen gleich zu Beginn auf unsere drei Hauptprotagonisten Lu, Pelle und Rio und man kann gar nicht anders als sie direkt gernzuhaben. Ich habe unser Trio fest in mein Herz geschlossen und könnte nun auch gar nicht sagen, wen von ihnen ich am liebsten mochte. Die Drei sind einfach so verschieden und auf ihre Art und Weise liebenswürdig und einzigartig. Lu ist sehr abenteuerlustig und ein wahrer Wirbelwind, Rio dagegen ist eher schüchtern und stottert oft, wenn ihn etwas aufregt. Pelle wiederum ist ebenfalls recht energiegeladen, wenn auch nicht ganz so wie Lockenkopf Lu. Die drei Freunde ergänzen sich einfach perfekt mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften und da sie jederzeit authentisch wirken, wird sich die Zielgruppe, sprich Kinder ab 8 Jahren, garantiert sehr gut mit ihnen identifizieren können.

Die Geschichte wird größtenteils abwechselnd von Lu, Pelle und Rio geschildert, jeweils in der dritten Person, es gibt aber auch einige Kapitel, die aus dem Blickwinkel von ein paar anderen Figuren geschrieben sind, bei denen es sich um die Geburtstagskinder handelt, deren Partys unser Trio besuchen wird. Mir haben die Perspektivwechsel sehr gut gefallen, da sie es uns ermöglichen, gleich mehrere Charaktere und ihre Leben kennenzulernen. Und dabei wird schnell deutlich, dass keiner von ihnen fehlerfrei ist und jedes der Kinder sein Päckchen zu tragen hat.

Das Buch beschert einem definitiv nicht nur ein unterhaltsames Bandenabenteuer – es ist auch pädagogisch wertvoll und regt zum Nachdenken an. So wird unter anderem verdeutlicht, wie wichtig es ist zusammenzuhalten, füreinander einzustehen, sich in schwierigen Situationen zu helfen und offen miteinander über Probleme zu reden. Es ist nicht schlimm, wenn man sich mal falsch verhält, wir alle machen mal Fehler, wichtig dabei ist nur, dass man für sie geradesteht und aus ihnen lernt. Es wird zudem gezeigt, dass wir uns oft viel zu schnell über andere eine Meinung bilden und meist nicht bedenken, dass es durchaus seine Gründe haben kann, warum sich jemand unfreundlich verhält. Es steckt wirklich eine Menge zwischen diesen Seiten, was mich sehr positiv überrascht hat. Ich hatte ehrlich gesagt gar nicht damit gerechnet, dass uns das Buch so viele wundervolle Botschaften näherbringt.

Trotz der teils etwas ernsteren Themen ist die Geschichte aber ein echter Gute-Laune-Macher und erwärmt einem das Herz. Unsere Geburtstagsbande wird auf den Partys für ordentlich Wirbel und Chaos sorgen, was einen einerseits schon sehr mitfühlen lässt, was gleichzeitig aber auch für viele Schmunzelmomente sorgt. Toll dabei ist auch, dass das Ganze niemals zu überspitzt oder unrealistisch dargestellt wird. Alles ist hier einfach wie aus dem Leben gegriffen.
Der Wohlfühlfaktor kommt bei dem Ganzen natürlich ebenfalls nicht zu kurz. Der Erdbeerhof von Lus Großeltern und die weiteren Schauplätze werden so schön idyllisch und sommerlich beschrieben, man fühlt sich einfach auf Anhieb wohl zwischen den Seiten und bekommt total Lust auf Urlaub auf dem Land. Und auf Erdbeeren. Wie gut, dass es hinten im Buch ein Erdbeerkuchen-Rezept gibt, mit dem man seinen Appetit auf diese leckeren roten Früchte stillen kann. Der Anhang enthält zudem noch ein paar Bastelanleitungen für eine coole Hexenlaborparty sowie eine kleine Vokabelliste, in der einige Plattdeutsch-Begriffe erklärt werden.

Auch eine bezaubernde Innengestaltung ist Teil dieses gelungenen Gesamtpakets. Simona Ceccarelli hat mal wieder gekonnt ihren Zeichenstift geschwungen und der Geschichte mit ihren vielen schwarz-weiß Illustrationen zusätzlich Leben eingehaucht. Ihre Bilder untermalen das Geschehen im Text absolut perfekt und machen, wie die Geschichte, einfach nur richtig gute Laune.

Da ich parallel zum Buch das Hörbuch gehört habe, bin ich neben Simona Ceccarellis Zeichenkunst auch noch in den Genuss von Cathlen Gawlichs großartiger Vortragsweise gekommen. Der Cathlen Gawlich lausche ich immer unheimlich gerne, vor allem bei Kinderbüchern. Mit ihrer jungen und bemerkenswert vielfältigen Stimme ist sie meiner Ansicht nach die ideale Wahl für die Geburtstagsbande. Es ist einfach das reinste Vergnügen, sich von ihr die Abenteuer von Lu, Pelle und Rio vorlesen zu lassen.

Mein Lese- und Hörerlebnis war leider viel zu rasch wieder vorbei. Schade, dass es den zweiten Band noch nicht gibt, am liebsten hätte ich mich sofort mit der Geburtstagsbande ins nächste Abenteuer gestürzt. Ein bisschen werde ich mich wohl aber noch gedulden müssen, der nächste Band wird nämlich voraussichtlich erst dieses Jahr im Herbst erscheinen.

Fazit: Spannend, lustig, superbeerig. Ein zauberhafter Reihenauftakt, der einfach rundum glücklich macht!
„Die Geburtstagsbande – Auf die Plätze, fertig, feiern!“ von Claudia Schaumann ist eine turbulente und herzerwärmend schöne Geschichte für Jung und Alt, die von Beginn an zum Mitfiebern, Wohlfühlen und Feiern einlädt und sowohl mächtig viel Spaß macht, als auch nachdenklich stimmt. Ich kann das Buch nur empfehlen, mein Herz hat die Geburtstagsbande im Sturm erobert! Ich habe eine herrliche Zeit mit Lu, Pelle, Rio und den weiteren liebenswerten Charakteren verbracht und freue mich schon sehr auf mein Wiedersehen mit ihnen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 28.02.2023

Fetzig, witzig, zuckersüß und zauberhaft. Walter Falter muss man einfach lieben.

Walter Falter
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Da mich Marie Käferchen letztes Jahr vollkommen verzaubert hat, war meine Freude groß als ich hörte, dass uns Kai Lüftner und Wiebke Rauers dieses Jahr ein weiteres Mal in die Welt dieser selbstbewussten ...

Da mich Marie Käferchen letztes Jahr vollkommen verzaubert hat, war meine Freude groß als ich hörte, dass uns Kai Lüftner und Wiebke Rauers dieses Jahr ein weiteres Mal in die Welt dieser selbstbewussten Käfer-Rockröhre mitnehmen. „Walter Falter“ war natürlich ein ganz großes Muss für mich.

Walter Falter ist ein schüchterner und unauffälliger Nachtfalter und verkriecht sich am liebsten auf seinem staubigen Dachboden. Hier übt er still und leise für sich das Luftschlagzeugspielen, denn in Walter Falter brennt eine feurige Leidenschaft: Er hat den Rhythmus im Blut, sein Herz schlägt für das Schlagzeugspielen! Und für Marie Käferchen, die ein echter Rockstar ist und sein großes Idol. Das Problem ist nur: Walter Falter besitzt kein Schlagzeug. Und keine Band. Und nicht genug Mut, um sich seinen Traum zu verwirklichen. So träumt er zunächst weiter vor sich hin und himmelt Marie Käferchen heimlich an. Doch dann beschließt er eines Tages, auf ein Konzert von seiner Heldin zu gehen. Dieser Besuch ändert alles: Der scheue Nachtfalter steht auf einmal selbst im hellen Rampenlicht steht.


Ist das Cover nicht herzallerliebst? Also um mich war es sofort geschehen, als ich es zum ersten Mal sah, Walter Falter sieht einfach so unglaublich putzig aus mit seinem lieben Lächeln und der riesengroßen Brille.
Die äußere Aufmachung verspricht auch definitiv nicht zu viel: Auch das Innenleben des Buches ist von Anfang bis Ende absolut bezaubernd. Kai Lüftner hat erneut gekonnt mit Worten jongliert und lauter geniale Reime aufs Papier gebracht, und die Wiebke Rauers hat daraufhin ihren Zeichenstift geschwungen und der Geschichte mit ihren wunderschönen Bildern Leben eingehaucht. Herausgekommen ist ein großartiges Bilderbuch voller Herzblut, Witz und Charme und mit einer riesigen Portion Rock n’Roll.

Zum Vorlesen für Kinder ab 4 Jahren ist auch dieser Band in meinen Augen sehr gut geeignet. Man sollte allerdings schon ein geübter Zuhörer sein, da die Verse teilweise etwas herausfordernder sind. Als zu kompliziert und anspruchsvoll habe ich den Text jedoch nicht empfunden, man muss ihm eben einfach aufmerksam lauschen und wenn man dies tut, wird einem ein außergewöhnliches (Vor-)Leseerlebnis geboten, das nicht nur den Zuhörer*innen viel Freude bereiten wird, sondern auch dem Vortragenden.
Kai Lüftner versteht sich wahrlich bestens darin mit Worten umzugehen. Seine humorvollen und originellen Reime haben auch diesmal ordentlich Pep und einfach genau den richtigen Rhythmus. Sie reißen einen so richtig mit und verleiten einen regelrecht dazu, den Takt mit den Füßen mitzuklopfen.

Auch was die Geschichte und deren Aussage angeht, sollten junge Kinder keine Verständnisprobleme haben. Wie die Erzählung von Marie Käferchen, so lädt auch die von Walter zum Mitfiebern, Mitfühlen und Schmunzeln ein und lässt einen am Ende laut mitjubeln. Und sie vermittelt eine wichtige Message: Halte an deinen Träumen und Wünschen fest und steh zu deinen Leidenschaften und Interessen! Marie Käferchen ist uns da bereits mit einem guten Beispiel vorangegangen und auch Walter Falter wird schließlich noch seine Scheu überwinden und Kinder mit seiner Geschichte dazu ermutigen, sich ihre Träume zu verwirklichen.
Mit Falter Walter hat Kai Lüftner einfach einen zauberhaften Helden erschaffen, ich habe mich sofort in dieses knuffige kleine Kerlchen verliebt.


Die Illustrationen von Wiebke Rauers sind wie gewohnt der reinste Augenschmaus. Anders jedoch als in „Marie Käferchen“ sind die Bilder hier nicht ganz so kunterbunt und knallig, sondern in überwiegend grau-braunen Farbtönen gehalten und strahlen vor allem zu Beginn etwas Ruhiges aus – Walter ist schließlich ein Nachtfalter und ein ziemlich sanftmütiger Geselle. Herrlich farbenfroh und fröhlich ist die Gestaltung aber natürlich dennoch. Und so unheimlich süß und witzig! Mein Highlight war Walter Falter, er schaut einfach so niedlich aus. Die Zeichnungen von Marie Käferchen und die der weiteren Figuren sind aber auch zum Knuddeln. Besonders angetan hat es mir irgendwie dieser Krabbler mit der langen feschen Rocker-Haarmähne, ich bin da aus dem Schmunzeln kaum mehr herausgekommen.
Die Zeichnungen machen einfach, wie die Reime, richtig gute Laune und ergeben gemeinsam mit ihnen ein gelungenes, kreatives Gesamtpaket, welches seinem Vorgänger in nichts nachsteht.

Hinten im Buch erwartet einen dann noch ein cooles Gimmick: Ein QR Code, mit dem man sich das Hörbuch und den Walter-Falter-Song herunterladen kann. Klasse, oder? Also ich bin begeistert und werde mir beides auf jeden Fall noch anhören.


Fazit: Kai Lüftner und Wiebke Rauers haben mal wieder eine wunderbare Teamarbeit geleistet und bescheren uns mit „Walter Falter“ ein weiteres fetzig gereimtes und hinreißend illustriertes Bilderbuch voller starker Beats und fetter Grooves und mit ganz viel Herz und einer tollen Botschaft. Ich kann „Walter Falter“ nur empfehlen, mir persönlich hat dieser Band sogar noch ein bisschen besser gefallen als der vorherige. Die Geschichte lässt die Herzen aller Rock ’n’ Roller und Krabblerfreunde höher schlagen und ist ein großes Muss für Marie Käferchen-Fans. Wer Marie Käferchen liebt, wird auch Walter Falter lieben. Also mein Herz hat er im Sturm erobert. Ich vergebe daher gerne 5 von 5 rockigen Sternen!

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Veröffentlicht am 26.02.2023

Ein ganz besonderes und einfach großartiges Buch!

Julia und der Hai
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Von der britischen Autorin Kiran Millwood Hargrave habe ich vor ein paar Jahren ihren Winterroman „Der Winter des Bären“ gelesen, welcher mir sehr gut gefallen hat. Meine Neugierde war daher sofort geweckt, ...

Von der britischen Autorin Kiran Millwood Hargrave habe ich vor ein paar Jahren ihren Winterroman „Der Winter des Bären“ gelesen, welcher mir sehr gut gefallen hat. Meine Neugierde war daher sofort geweckt, als ich von ihrem neuen Titel „Julia und der Hai“ hörte. Cover und Klappentext sprachen mich direkt an – für mich stand daher schnell fest, dass ich das Buch lesen möchte.

Die 10-jährige Julia verbringt zusammen mit ihren Eltern und ihrer Katze Nudel den Sommer auf den Shetland-Inseln. Auf der kleinen Insel Unst wohnen sie in einem alten abgelegenen Leuchtturm, für dessen Licht der Vater ein Computerprogramm schreiben soll. Die Mutter wiederum arbeitet an ihrer Forschung. Julias Mutter ist Meeresbiologin und möchte den Grönlandhai unbedingt finden, der in der Gegend vor kurzem gesichtet wurde. Während sich die Eltern in ihre Arbeit stürzen, lebt sich Julia allmählich auf der Insel ein und freundet sich mit dem Jungen Kin an. Doch dann wird irgendwie alles anders. Die Suche nach dem Grönlandhai war bisher erfolglos und Julias Mutter beginnt sich zu verändern. An manchen Tagen ist sie sehr euphorisch und wirkt fast schon überdreht, an anderen ist sie zu Tode betrübt und scheint alles um sich herum zu vergessen. Julia macht das seltsame Verhalten ihrer Mutter zunehmend Angst. Und sie beginnt sich zu fragen, ob sie die Schuld daran trägt. Um ihrer Mutter zu helfen und ihre Familie davor zu bewahren auseinanderzubrechen, begibt sich Julia auf eine gefährliche Reise...

Dies war also mein zweites Werk von Kiran Millwood Hargrave und wie ich es mir schon gedacht habe, hat es sich als ein echtes Highlight für mich entpuppt. Mir war wirklich schon damals, als ich es zum ersten Mal in der Verlagsvorschau sah, sofort klar, dass es mich begeistern wird und tja, wie gesagt, ich habe damit goldrichtig gelegen.
„Julia und der Hai“ ist ein herausragender Roman, der sich eindeutig von der Masse abhebt und meiner Ansicht nach das Zeug zum Kinderbuchklassiker hat. Hinter dem wunderhübschen Cover verbirgt sich eine sehr vielschichtige und berührende Geschichte, die zu Herzen geht, beeindruckt und nachhallt und die nicht nur für Leserinnen ab 11 Jahren absolut lesenswert ist, sondern auch für Erwachsene.

Bereits auf der ersten Seite wird einem bewusst, dass es sich bei „Julia und der Hai“ um eine außergewöhnliche Erzählung handelt. Die einleitenden Sätze haben durch den poetischen Sprachstil etwas Träumerisches an sich, sodass die realistische Geschichte fast schon ein bisschen magisch wirkt und man gleich zu Beginn in eine faszinierende Atmosphäre eintaucht. Das Setting wird einfach toll beschrieben, überaus bildhaft, sodass man direkt das Gefühl hat selbst vor Ort zu sein, mit dem Rauschen der Wellen im Ohr und der salzigen Meeresluft in der Nase. Verstärkt wird das Ganze noch durch die opulente Gestaltung, aber dazu später mehr.

Auch bei unserer liebenswerten Hauptprotagonistin Julia, aus deren Sicht alles in der Ich-Perspektive geschildert wird, merkt man schnell, dass sie etwas Besonderes ist. Für ihr junges Alter macht sie sich oft erstaunlich kluge Gedanken, was sie manchmal etwas älter als ihre zehn Jahre wirken lässt. Vor allem ihre gelegentliche direkte Ansprache an uns Leser
innen bringt dies sehr gut zur Geltung. Gleichzeitig besitzt Julia aber auch noch recht kindliche Züge und empfindet und verhält sich so, wie man es bei einem 10-jährigen Mädchen erwartet.
Also ich finde, dass es die Autorin hervorragend geschafft hat, die Gefühls- und Gedankenwelt eines Kindes authentisch darzustellen. Insbesondere der Aspekt, dass Julia erst nicht versteht, was genau mit ihrer Mutter Maura los ist und sie bei sich selbst die Schuld sucht, habe ich als ziemlich gelungen empfunden. Julia spürt natürlich, dass sich irgendwie etwas verändert hat und beginnt sich zu fragen, ob es vielleicht an ihr liegt, dass ihre Mutter auf einmal so anders ist. Maura leidet unter einer bipolaren Störung und diese psychische Erkrankung aus dem Blickwinkel von Julia mitzuerleben, liest sich ergreifend und teils schmerzlich. Und auch fesselnd und dramatisch.

Das Buch befasst sich insgesamt mit einigen schwierigen Themen wie mentale Gesundheit, Suizid, Mobbing und Einsamkeit, sodass die Grundstimmung eine recht ernste ist. Da aber alles sehr feinfühlig und kindgerecht behandelt wird, wird die Geschichte an keiner Stelle zu drückend. Es gibt zudem auch viele schöne und rührende Momente, die einem das Herz erwärmen und für eine gewisse Leichtigkeit sorgen. So geht es auch um Familie und Freundschaft, um die Liebe zum Meer und zu den Sternen, um Tiere, Natur und Umweltschutz. Wir erfahren viel über den Grönlandhai, wie zum Beispiel, dass diese Tierart über hundert Jahre alt werden kann, und dürfen auf lauter liebevoll ausgearbeitete Charaktere treffen. Besonders gut gefallen haben mir die Botschaften, die am Ende vermittelt werden, nämlich wie wichtig es ist miteinander zu reden und dass man nicht alleine ist. Es gibt Menschen, die einem helfen, denen man vertrauen kann und die immer für einen da sind.

Neben der Kiran Millwood Hargrave hat auch ihr Ehemann Tom de Frestons eine wundervolle Arbeit geleistet. Seine zahlreichen Zeichnungen sind einfach atemberaubend und fangen die Stimmung der Geschichte perfekt ein. Das viele Grau-Schwarz spiegelt die Traurigkeit der Geschichte gekonnt wider und wirkt zum Ende hin immer bedrohlicher, die knallgelben Farbakzente wiederum symbolisieren die Hoffnung und bringen Licht in die Düsterkeit. Etwas irritiert haben mich nur die Illustrationen von Julia. Aus dem Text geht hervor, dass sie übergewichtig ist, allerdings hat Tom de Frestons sie von schlanker Statur gezeichnet. Vielleicht habe ich aber auch etwas falsch verstanden, keine Ahnung. Einen Stern abziehen werde ich deswegen jedenfalls nicht. Nein, ich bin so begeistert von diesem Buch, in meinen Augen ist es ein echtes Kunstwerk.

Fazit: „Julia und der Hai“ ist ein wertvoller, tiefgründiger und bewegender Roman voller Sprach- und Bildgewalt, den ich aus vollem Herzen nur empfehlen kann. Die Geschichte ist wunderschön und einfühlsam aus der Sicht eines Kindes geschrieben und großartig illustriert, sie ist so ruhig und kraftvoll wie das Meer und traurig und hoffnungsvoll zugleich. „Julia und der Hai“ ist ein ganz besonderes Buch, das man so schnell nicht vergisst. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 22.02.2023

Eine wahre Liebeserklärung an das Lesen und ein absolutes Must-Have für alle Buchliebhaber*innen!

Book Love
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Da mir „Quiet Girl“ von Debbie Tung total gut gefallen hat, habe ich mich gefreut wie ein Schnitzel als ich hörte, dass dieses Jahr eine weitere Graphic Novel von ihr im Loewe Verlag erscheinen wird. ...

Da mir „Quiet Girl“ von Debbie Tung total gut gefallen hat, habe ich mich gefreut wie ein Schnitzel als ich hörte, dass dieses Jahr eine weitere Graphic Novel von ihr im Loewe Verlag erscheinen wird. Als ich dann sah, was für einem großartigen Thema sie sich dieses Mal widmet, ist meine Vorfreude nur noch größer geworden. „Book Love“ musste ich natürlich unbedingt bei mir einziehen lassen.

Debbie ist ein absoluter Bücherwurm. Für sie gibt es nichts Schöneres als in Geschichten einzutauchen und den ganzen Tag nur mit Lesen zu verbringen. Bücher sind ihre Freunde und da sie niemals das Haus verlässt, ohne nicht mindestens ein Buch dabei zu haben, fühlt sie sich niemals einsam. Ihr Freund kann dem Lesen nur wenig abgewinnen und findet das Verhalten seiner Freundin oft recht merkwürdig, aber er akzeptiert ihre Marotten und ist mittlerweile daran gewöhnt, dass Debbie an keiner Buchhandlung vorbeigehen kann, ohne einen großen Stapel neuer Bücher zu kaufen. Debbie ist einfach durch und durch büchersüchtig, Bücher sind ihr Leben und werden es für immer sein.

Schon damals, als ich „Quiet Girl“ las, hatte ich ständig diese Momente in denen ich dachte: Das bin ich, Debbie Tung führt quasi mein Leben. Diese Woche habe ich zu ihrem neuen Werk gegriffen und nun bin ich mir vollkommen sicher, dass Debbie und ich Seelenverwandte sein müssen. „Book Love“ könnte wirklich eine Biographie von mir sein und ich gehe fest davon aus, dass jeder andere buchaffine Mensch genau dasselbe sagen wird. Diese Graphic Novel ist wahrlich ein Fest und ein absolutes Must-Have für alle, die Bücher und das Lesen lieben!

Vom Handlungsaufbau und der Gestaltung her erinnert „Book Love“ sehr an „Quiet Girl“. Auch hier gibt es keine fortlaufende Geschichte sondern nur kleine einzelne Sketches, und erzählt wird das Ganze im Comicstil, sprich: viele unterschiedlich große Panels, die einen hohen Bildanteil und nur wenige kurze Sätze enthalten. Das Buch ist einfach toll und sehr liebevoll aufgemacht und da es kaum Text enthält, hat man es im Nu durchgesuchtet. Ich habe die gut 144 Seiten im einem Zug gelesen und mich zu nahezu 100 % in den beschriebenen Situationen wiedererkennen können.

In vielen kurzen Anekdoten erzählt uns unsere sympathische Protagonistin Debbie von ihrem Alltag, der geprägt ist von ihrer großen Leidenschaft für Bücher. So berichtet sie uns unter anderem davon, wie wundervoll es ist, sich von Büchern in neue magische Welten mitnehmen zu lassen und dass sie nichts lieber tun möchte als den ganzen Tag nur mit Lesen zu verbringen. Sie gibt uns Tipps wie man sein Bücherregal sortieren kann und was gegen Leseflauten hilft, sie erzählt davon, dass sie niemals in den Urlaub fahren könnte ohne einen Koffer voller Bücher mitzunehmen und dass es ein Ding der Unmöglichkeit für sie ist, an einer Buchhandlung vorbeizugehen ohne ihr einen Besuch abzustatten (und mit ganz vielen Büchern wieder herauszukommen, hihi). Wir begleiten Debbie dabei, wie sie in Buchläden verstohlen an Büchern schnuppert und sie streichelt und erleben mit wie sehr sie sich immer freut, wenn sie jemanden sieht, der gerade ein Buch liest, dass sie auch kennt und liebt. Es kommen aber auch die weniger schönen Momente und Ängste eines Bücherwurms zur Sprache wie beispielsweise wenn ein Buch mit einem Cliffhanger endet und man erfährt, dass der nächste Band erst in einem Jahr erscheinen wird. Oder die Rückstände von Aufklebern auf den Covern, über die man sich echt aufregen kann. Oder die Trauer darüber, wenn eine Buchhandlung schließt. Und die Furcht davor, Bücher zu verleihen, da es passieren könnte, dass man sie entweder nie zurückbekommt oder in einem schlechten Zustand.

Ich bin beim Durchschmökern aus dem Schmunzeln gar nicht mehr herausgekommen, weil das Ganze so witzig und süß dargestellt wird und ich mich so sehr in allem wiedergefunden und es so gefühlt habe. Gleichzeitig haben mich die verschiedenen Szenen auch richtig glücklich gemacht und ein gutes Gefühl gegeben. Es ist einfach so schön (und irgendwie auch beruhigend) zu wissen, dass man mit diesen ganzen verrückten Eigenarten nicht alleine ist (wie das ständige Kaufen von neuen Büchern, obwohl man noch so viele ungelesene hat, räusper) und es viele weitere Menschen da draußen gibt, die die große Liebe für Bücher mit einem teilen.
Büchernerds spricht Debbie Tung hier wirklich direkt aus der Seele, dieses Buch ist einfach so wahr. Weniger Lesebegeisterte dagegen werden das meiste vermutlich ziemlich schräg und komisch finden und über so manches nur den Kopf schütteln. Dennoch kann ich auch dieser Sorte Menschen „Book Love“ nur ans Herz legen. Für diejenigen, die uns Buchliebhaber*innen endlich besser verstehen wollen, ist diese Graphic Novel einfach die ideale Lektüre.

Absolut bezaubernd sind dann natürlich auch die Illustrationen von Debbie Tung. Ihre humorvollen und ausdrucksstarken schwarz-weiß Zeichnungen spiegeln ihre Bücherliebe und die unterschiedlichen Emotionen einfach bestens wider. Eines meiner Highlights waren diese großen glückseligen Augen, die Debbie zum Beispiel dann macht, wenn sie sich neue Bücher kauft. Auf dem Cover könnt ihr diese Mimik sehen. Sieht sie nicht herrlich aus?

Fazit: „Book Love – Eine Liebeserklärung an das Lesen“ von Debbie Tung ist wirklich eine wahre Hommage an das gedruckte Wort und gehört in das Bücherregal eines jeden bibliophilen Menschen. Ich kann „Book Love“ nur empfehlen, selten habe ich mich so verstanden gefühlt wie hier. Debbie Tung ist es einfach perfekt gelungen, die ganzen Eigenheiten von uns Buchverrückten in ihren Comicstrips darzustellen. Also ich feiere dieses Buch einfach nur und vergebe daher gerne 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 21.02.2023

Einfach zauberhaft! Ein wundervolles Bilderbuch.

Der Knackserich
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Als ich zum ersten Mal vom Knackserich hörte, wusste ich sofort, dass ich dieses putzige Kerlchen kennenlernen muss. In das Cover habe ich mich auf den ersten Blick verliebt und der Klappentext klang ...

Als ich zum ersten Mal vom Knackserich hörte, wusste ich sofort, dass ich dieses putzige Kerlchen kennenlernen muss. In das Cover habe ich mich auf den ersten Blick verliebt und der Klappentext klang nach einer superniedlichen Story. Ich ließ das Buch also nur zu gerne bei mir einziehen.

Bestimmt kennt ihr das: Man liegt abends im Bett und versucht einzuschlafen und vernimmt auf einmal lauter gruselige Geräusche. Ein lautes Knarzen, Quietschen, Klopfen oder Knacksen. Wisst ihr, wer für diese nächtlichen Laute verantwortlich ist? Nicht? Na, ein Knackserich! Das sind so kleine drollige und überaus freundliche Wichte, die schon seit langer Zeit unter uns wohnen und uns Menschen schützen und behüten. Sie bringen Glück in unsere Häuser und Wohnungen und vertreiben jeglichen Grusel, Bibber und Graus. Du hast noch nie einen Knackserich gesehen? Nun, das liegt vermutlich daran, dass die Knackseriche ziemlich scheue Gesellen sind und sich nur nachts aus ihren Verstecken wagen. Manchmal kann es aber doch passieren, dass ein Kind einen Knackserich sieht. So wie die junge Prinzessin in diesem Buch. Diese wohnt in einem prachtvollen Schloss und hat alles, was sie braucht – bis auf Freunde, mit denen sie spielen kann. Die Prinzessin ist das ganze Jahr über alleine, kein Wunder also, dass sie sich oft sehr einsam fühlt und langweilt. Doch dann begegnet sie eines Nachts einem kleinen mutigen Knackserich. Die beiden freunden sich miteinander an und sind so glücklich wie nie zuvor.

Schon damals, als ich das Cover in der Verlagsvorschau sah, war mir sofort klar, dass sich dahinter eine ganz entzückende Geschichte verbirgt, die mein Herz im Sturm erobern wird. Und wisst ihr was? Ich habe damit goldrichtig gelegen, mich hat dieses Buch komplett verzaubern können.

„Der Knackserich“ ist eine wundervoll geschriebene und illustrierte Freundschaftsgeschichte ab 3 Jahren, die jungen Kindern auf eine spielerische Art und Weise die Furcht vor nächtlichen und gruseligen Geräuschen nehmen soll. Und vielleicht auch dem ein oder anderen Erwachsenen, denn wer kennt es nicht, dieses unheimliche Geknackse und Geknarze im Haus, das vor allem in der stillen dunklen Nacht oft zu vernehmen ist.
Melanie Baumert und Wiebke Rauers haben all ihren Mut zusammengenommen und sind dem Ganzen auf den Grund gegangen. Ihre Nachforschungen haben ergeben, dass diese knacksenden und knarzenden Laute keineswegs etwas Gefährliches sind, vor dem man sich fürchten muss. Im Gegenteil sogar, sie bedeuten Schutz und Sicherheit, denn dahinter steckt garantiert ein Knackserich.

Die Idee, diese nächtlichen Geräusche mit kleinen knuffigen Wichten zu erklären und Kindern so ihren Schrecken davor zu nehmen, finde ich absolut großartig. Dieses Buch ist einfach die ideale Gute-Nacht-Geschichte, denn mit ihr wird ganz bestimmt jeder ohne ein Angstgefühl ins Land der Träume finden. Sehr gut gefallen hat mir zudem auch, dass verdeutlicht wird, dass man auch dann die allerbesten Freunde sein kann, wenn man völlig verschieden ist. Die Freundschaft zwischen unseren beiden Hauptfiguren wird einfach zauberhaft beschrieben, mir hat es das Herz erwärmt zu sehen, wie die Prinzessin und der Knackserich sich anfreunden, wie sie miteinander spielen und immer füreinander da sind.

Erzählt wird die Geschichte in Reimform, wovon ich ebenfalls richtig begeistert bin. Reime kommen nicht nur bei den jungen Zuhörer*innen sehr gut an, auch für die vorlesende Person ist dieser Erzählstil immer schön, da sich der Text so prima vortragen lässt. Die Reime in „Der Knackserich“ habe ich als äußerst gelungen empfunden, zum Vorlesen ist das Buch in meinen Augen daher perfekt geeignet.

Neben der Melanie Baumert hat auch die Wiebke Rauers einen tollen Job gemacht. Ihre Illustrationen sind wie gewohnt unglaublich süß und witzig gezeichnet und strahlen dank der bunten Farbgestaltung eine fröhlich-gemütliche Atmosphäre aus. Man fühlt sich einfach sofort rundum wohl zwischen den Seiten. Ich habe mich direkt in die Bilder verliebt und das Schmunzeln oft gar nicht mehr aus dem Gesicht bekommen, vor allem die Mimik der Figuren fand ich herrlich. Die Knackseriche mit ihren Kulleraugen und die Prinzessin mit ihrem Strubbelkopf und der großen Brille sehen aber auch wirklich zum Knuddeln aus, man muss sie einfach gernhaben.

Fazit: „Der Knackserich“ von Melanie Baumert und Wiebke Rauers ist ein zuckersüßes Bilderbuch für Kinder ab 3 Jahren, das in wunderbaren Reimen von einer ganz besonderen herzerwärmenden Freundschaft erzählt und zum Verlieben schön illustriert ist. Es nimmt Kindern die Angst und den Grusel vor nächtlichen Geräuschen und begleitet sie mit einem guten Gefühl in den Schlaf. Ich kann dieses fantasievolle, lustige und farbenfrohe Bilderbuch nur empfehlen, aus meinem Bücherregal ist es ab jetzt nicht mehr wegzudenken. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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