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Veröffentlicht am 27.02.2023

Geheimnisvolle vergessene Orte

Atlas der vergessenen Orte
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Urban Exploration

URBEX, die Abkürzung für „Urban Exploration“, entstand in den 1990er-Jahren in den Vereinigten Staaten.

Ziel der „urbanen Forscher und Forscherinnen“ ist es, in verlassene Orte einzudringen: ...

Urban Exploration

URBEX, die Abkürzung für „Urban Exploration“, entstand in den 1990er-Jahren in den Vereinigten Staaten.

Ziel der „urbanen Forscher und Forscherinnen“ ist es, in verlassene Orte einzudringen: ehemalige Fabriken, Herrenhäuser, Krankenhäuser usw., die sich im Laufe der Zeit verändert haben, aber noch Erinnerungen an ihre frühere Funktion bewahren. Meistens halten die Urbexerinnen ihre Eindrücke in atemberaubenden Fotos fest, so auch der Journalist Travis Elborough, der uns in „Lost Places – Eine Reise zu geheimnisvollen Orten rund um die Welt“ vierzig in Vergessenheit geratene Orte mit interessanten Geschichten und faszinierenden Bildern vorstellt.

Lost Places

Nicht alle dieser verlassenen Orte sind dem breiten Publikum zugänglich. Und gerade das macht die Lektüre besonders spannend. Wer erhascht nicht gerne einmal einen Blick auf das, was hinter hohen Mauern verborgen ist.

Manch einer mag jetzt einwenden, dass Lost Places nichts anderes als alte Gemäuer und Ruinen oder verlassene Areale sind. Und vielleicht stimmt das auch.

Durch die Anekdoten, die Travis Elborough in seinem Buch erzählt, werden diese vergessenen Orte jedoch wieder ein wenig zum Leben erweckt.

In seiner Einführung beschreibt der Autor es so:

„Ein Blick auf das Unbrauchbare und Nutzlose, an das sich niemand erinnert. Verlassenheit ist aber kein Grund, die Hoffnung aufzugeben. Im Gegenteil: Sie ermutigt uns, länger und intensiver über die Welt nachzudenken und über Dinge, die es verdienen, vor dem Verfall bewahrt zu werden.“

Vierzig vergessene Orte

Bei der Lektüre habe ich mich den Lost Places im Buch zunächst über die Weltkarte, in denen der Kartograf Martin Brown diese für uns zusammengestellt hat, angenähert.

Hier auch mein einziger, winzig kleiner Kritikpunkt am Buch. Die Orte sind in der Karte nummeriert, diese Nummerierung erscheint bei den Kapiteln im Buch leider nicht. Die Orte erscheinen zwar in der gleichen Reihenfolge im Buch. Wenn ich allerdings zu einer bestimmten Nummer auf der Karte im Buch nachlesen will, wäre es einfacher, das entsprechende Kapitel mit dieser Nummer zu finden.

Aber dieser Mini-Kritikpunkt ist nur für Leser
innen wie mich relevant, die sich die Lost Places zunächst auf der Landkarte aussuchen, um mehr von Orten zu erfahren, die man in naher Zukunft selbst besuchen kann, sollte der Zutritt erlaubt sein. Schloss Sammezzano in der Toskana (leider Besuchern verschlossen) oder Wünsdorf in Brandenburg, das einmal Militärsiedlung der Roten Armee war und das man im Rahmen von Buchmessen und Ausstellungen tatsächlich besuchen kann.

Die Geschichte dahinter

Der Autor selbst ordnet die verlassenen Orte nicht geografisch zu, sondern aufgrund der Geschichte dahinter, weshalb sie verlassen wurden: „Leer stehende Bauwerke“ wie die Pyramiden bei Norwegen, „Unklare Situationen“ wie die Kolmannskuppe in Namibia, „Verfallene Reiseziele“ wie das Hachijo Royal Hotel in Japan, „Endstationen“ wie die U-Bahn-Station City Hall in New York und „Ausgediente Einrichtungen“ wie das Lennox Castle Hospital in Schottland.

Die von mir willkürlich ausgewählten Beispiele vermitteln bereits einen guten Eindruck der großen Bandbreite vergessener Orte, von denen wir in diesem Kompendium nachlesen können.

Vielleicht ein wunderbarer Einstieg in das Thema Urban Exploring, um in naher Zukunft selbst als Forscher*in auf diesem Gebiet tätig zu werden.

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Veröffentlicht am 25.11.2022

Sehnsucht nach Meer

Zur See
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Auf „Zur See“ von Dörte Hansen wurde ich durch zahlreiche Buchbesprechungen aufmerksam. Dort las ich von einem Roman, in dessen Sprache man sich beim ersten Satz verliebt. Und dass es unglaublich sei, ...

Auf „Zur See“ von Dörte Hansen wurde ich durch zahlreiche Buchbesprechungen aufmerksam. Dort las ich von einem Roman, in dessen Sprache man sich beim ersten Satz verliebt. Und dass es unglaublich sei, wie die Autorin die Atmosphäre des Lebens auf einer deutschen Insel einfängt. Nun denn! An die Nordsee sollte also meine nächste literarische Reise gehen. Dort war ich sowohl literarisch als auch im wahren Leben schon lange nicht mehr. Und dennoch verzögerte sich mein Aufbruch und das lag an der Begeisterung, mit der gar manche Rezensentin von einem Roman, der fast ganz ohne Dialog auskommt, sprach. Ich für meinen Teil liebe Dialoge in Romanen. Wenn ich wählen „müsste“ zwischen einem Roman, der nur aus direkter Rede besteht oder einem, der sich in detailverliebten Beschreibungen verliert, würde ich mich immer für Ersteren entscheiden. Ein bisschen war ich also in Sorge, dass mich ein Roman so ganz ohne Dialog nicht packen könnte. Schöne Sprache hin oder her.
Und dann habe ich mich zum Glück doch an den Roman fast ohne Dialog gewagt. Und wie schon viele Rezensentinnen vor mir war ich vollkommen begeistert von der Sprache Dörte Hansens‘.
Das ganze Buch ist voller Sätze, die ich mir am liebsten in Schönschrift notieren und einrahmen möchte. Wie zum Beispiel diese:
„Man muss, wenn man auf einer Insel leben will, die Tagesränder suchen. Die Dämmerzeit zwischen Tag und Nacht, die frühen Nebelmorgen und die späten Regennachmittage. Man muss am Strand, beim Bäcker und im Supermarkt gewesen sein, bevor die erste Fähre mit den Bustouristen und den Fahrradfahrern kommt. Und man muss warten, bis die Abendfähre weg ist, wenn man allein auf einem Inselfriedhof stehen will.“
Das klingt so wunderschön und fasst im Übrigen auch den Inhalt des Romans zusammen: Das Leben der Einheimischen auf einer dieser pittoresken, doch rauen Nordseeinseln, heimgesucht von gestresstem Festlandvolk, das sich so gerne in Achtsamkeit übt und sich eine kleine Auszeit gönnen möchte.
Aufgezeigt wird das am Beispiel der alteingesessenen Insel- und Seemannsfamilie Sander.
Vater Jens fährt, wie es für Insulanerinnen üblich ist, zur See. Irgendwann verschwindet er jedoch komplett aus dem Leben seiner Familie, um sich auf eine einsame Vogelinsel zurückzuziehen. Zurück bleibt Mutter Hanne, die Pragmatische, die seit jeher tut, was notwendig ist. Das Leben als Seemannsbraut akzeptiert, aber nicht romantisch verklärt, so wie viele „Inselfrauen, die nicht mehr an Hafenkanten stehen wollen, winkend, wartend, Ausschau halten nach dem Schiff, das kommen wird oder auch nicht, nach Messingknöpfen, Bärten und verfrorenen Gesichtern.“ Ihr Auskommen sichert sie sich durch Feriengästinnen, die sie im Sommer in den Zimmern ihrer Kinder einquartiert und zu denen sie immer ein ambivalentes Verhältnis hat: „Der Umgang miteinander hatte immer etwas Ungenaues, nicht ganz Sauberes, es war ein Tauschgeschäft mit einem Beigeschmack. Gastfreundschaft, die von Herzen kommen mochte und trotzdem etwas kostete. Familienanschluss, den die Gäste nicht bezahlten, aber doch erwarteten.“ Tochter Eske pendelt zwischen ihrer Liebe am Festland und der Insel, wo sie als Altenpflegerin arbeitet. So ganz scheint sie nicht in unser Bild einer Inselbewohnerin zu passen. Das tut eher der älteste Sohn Ryckmer: „Ein Ryckmer Sander passt in ihren Nordseeurlaub wie der Austernfischer und der Seehund und die Kutterscholle.“
Man sieht an den wenigen Zitaten, wie wunderbar Dörte Hansen die Atmosphäre auf einer Nordseeinsel einfängt. So wunderbar, dass das Buch in mir die Sehnsucht nach einem Urlaub auf einer einsamen Nordseeinsel geweckt hat, auch wenn ich befürchte, dass das ganz und gar nicht die Intention der Autorin war. Und übrigens haben mir die Dialoge im Buch nicht gefehlt, denn implizit waren sie durchaus vorhanden.

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Veröffentlicht am 10.10.2022

Vom mangelnden Augenmaß

Generation Beleidigt. Von der Sprachpolizei zur Gedankenpolizei.
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Mit zwei Begriffen scheint man einen großen Teil unserer Gesellschaft, besonders den, der seine Meinung gerne im Internet kundtut, triggern zu können. Gendern und kulturelle Aneignung. Interessant ist, ...

Mit zwei Begriffen scheint man einen großen Teil unserer Gesellschaft, besonders den, der seine Meinung gerne im Internet kundtut, triggern zu können. Gendern und kulturelle Aneignung. Interessant ist, dass man allein aufgrund der Meinung zum jeweiligen Phänomen bereits eine gewisse Zuordnung zur allgemeinen politischen Einstellung der betreffenden Person erahnen kann.
In „Generation Beleidigt: Von der Sprachpolizei zur Gedankenpolizei – Über den wachsenden Einfluss linker Identitärer“ nimmt sich Carolin Fourest der cultural appropriation und deren Anhängern, von ihr als linke Identitäre bezeichnet, den meisten von unser als woke ein Begriff, an. Das ist allein schon deswegen interessant, da man Carolin Fourest, eine feministische Filmemacherin und Autorin, die u. a. als Kolumnistin bei Charly Hebdo tätig ist, sicherlich im linken politischen Spektrum verortet.
Aber vielleicht ist das gerade notwendig, um die sogenannte kulturelle Aneignung neu zu überdenken.
Denn wie Carolin Fourest bemerkt, ist diese natürlich abzulehnen, wenn dadurch eine kulturelle Minderheit herabgesetzt und ausgebeutet wird. Inzwischen scheint manchen aber jede kulturelle Vermischung fast schon ein Gräuel zu sein. Fourest berichtet von absurden Vorkommnissen. So wird z. B. in Kanada ein Yogakurs kurzerhand abgesagt, weil dies ein Fall von Aneignung der indischen Kultur sein. Jamie Oliver wird moralisch verurteilt, weil seine Rezepte von anderen Kulturen beeinflusst sind. Der Aufzählung dieser Vorfälle im Buch können wir inzwischen zur Genüge Beispiele hinzufügen.
Das Tragische daran ist jedoch, so bemerkt Fourest, dass mit diesen absurden Beispielen gerade nicht zum gegenseitigen Verständnis beigetragen wird und vor allem dass man dadurch der extremen Rechten in die Hände spielt und ihr zu einem Aufschwung verhilft.

Ein wichtiges Buch, das mir in vielem aus dem Herzen spricht. Ein wenig mehr Augenmaß täte bei diesem Thema wahrlich sehr gut, denn wenn ein jeder geflochten Zopf als Beispiel für kulturelle Aneignung und letztlich Rassismus herangezogen wird, machen wir dadurch nicht wirkliche Vorfälle von Rassismus klein und nehmen diesen Problemen die Aufmerksamkeit, die sie brauchen.

Eine ganz große Leseempfehlung. Allein bei der Übersetzung und beim Lektorat hätte man etwas sorgfältiger sein können.

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Veröffentlicht am 09.09.2022

Extrem spannend und top aktuell

Ein notwendiger Tod
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Wenn eine ehemalige norwegische Justizministerin einen Krimi schreibt, in dem es um extrem rechte und linke Tendenzen in just diesem Land geht, überlegt man sich beim Lesen, in meinem Fall beim Anhören ...

Wenn eine ehemalige norwegische Justizministerin einen Krimi schreibt, in dem es um extrem rechte und linke Tendenzen in just diesem Land geht, überlegt man sich beim Lesen, in meinem Fall beim Anhören der fabelhaften Hörbuchumsetzung, wie viel Wahres in der Handlung steckt. Gut, die Autorin Anne Holt hatte dieses Amt in den 90er-Jahren für relativ kurze Zeit inne und die Welt hat sich inzwischen sehr verändert, aber dennoch hat sie sicherlich mehr Einblick in politische Zusammenhänge ihres Landes als ich.

Abgesehen davon ist der Krimi „Ein notwendiger Tod“ extrem spannend: Die Protagonistin Selma Falck wacht nackt in einer brennenden Hütte auf, aus der sie sich gerade noch befreien kann. Sie hat keine Ahnung, wo sie sich gerade befindet und wie sie dort hinkam, und schon gar nicht, warum sie dort ist. Während sie ums Überleben kämpft, versucht sie die Erinnerungen, die nur bruchstückhaft zurückkommen, zu einem Ganzen zusammenzusetzen. Da war eine Hochzeit, bei der sie kein gern gesehener Gast war, und zwar die ihrer Tochter. Und ein Toter auf der Hochzeit. Der Bräutigam. War es ein Unfall oder wurde der junge Mann ermordet, weil er offen seine rechte Weltanschauung vertrat? Wir tauchen ein in eine Welt voller extremer Gesinnungen, Ideologien und Internethetze. Also Themen, die im Moment wirklich von großer Relevanz sind.

Mich hat die Hörbuchversion des Romans wirklich gefesselt: Toller Vortrag der Sprecherin Katja Bürzel, interessante, vielschichtige Geschichte, eine Heldin mit extrem vielen Ecken und Kanten und „Leichen im Keller“ , die ich auch in Zukunft gerne beim Lösen weiterer Fälle begleiten werde.

Eine ganz große Hörbuchempfehlung!

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Veröffentlicht am 29.07.2022

Ein Buch zum Schwelgen

Zu Gast bei Fürst Pückler
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Manchmal muss es einfach ein schönes Buch sein. Und schöne Bücher finde ich für gewöhnlich beim Prestel-Verlag. Diesmal hatte „Zu Gast bei Fürst Pückler – Tafelfreuden des grünen Fürsten“ von Marina Heilmeyer ...

Manchmal muss es einfach ein schönes Buch sein. Und schöne Bücher finde ich für gewöhnlich beim Prestel-Verlag. Diesmal hatte „Zu Gast bei Fürst Pückler – Tafelfreuden des grünen Fürsten“ von Marina Heilmeyer und Stefan Körner meine Aufmerksamkeit erregt. Auf dem Titelbild, – was wir wohl alle mit Fürst Pückler verbinden – eine Komposition aus Schoko-, Vanille- und Himbeereis. Vielleicht geht es ja noch einigen wie mir. In meiner Kindheit war die Fürst-Pückler-Rolle das Eis, das es nur zu ganz besonderen Anlässen gab, der Fürst unter den Eiscremes sozusagen.

Im Buch selbst 65 von Pücklers Rezepten. Ich gebe zu, bei mir wird es beim Betrachten der wunderbaren Bilder bleiben. Ganz so aufwendig koche ich für gewöhnlich nicht. Aber nicht nur die Bilder der Mahlzeiten sind ein Gedicht, auch der Rest des Buches hat mich erwartungsgemäß nicht enttäuscht. Wir schwelgen in Bildern der Residenz des Fürsten und gehen auf eine Reise in die „europäische Geschmacks- und Küchengeschichte“. Wer wie ich nicht ganz so gut kocht, wie er gerne gut isst, kann übrigens die im Buch vorgestellten Gerichte bei einem Besuch im Restaurant „Lou“ , das sich im Kavalierhaus des Schloss Branitz befindet, probieren, wo Küchenchef Tim Sillack mit diesen seine Gäste verwöhnt.

Ein wunderschönes Buch, bei dem einem beim Blättern das Wasser im Mund zusammenläuft.

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