Cover-Bild Sieh mich an
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 01.08.2017
  • ISBN: 9783492058551
Mareike Krügel

Sieh mich an

Roman
Man kann ja nicht einfach sterben, wenn die Dinge noch ungeklärt sind. Das denkt Katharina, seit sie vor Kurzem das Etwas in ihrer Brust entdeckt hat. Niemand weiß davon, und das ist auch gut so. Denn an diesem Wochenende soll ein letztes Mal alles wie immer sein. Und so entrollt sich das Chaos eines ganz normalen Freitags vor ihr. Während sie aber einen abgetrennten Daumen versorgt, ihren brennenden Trockner löscht und sich auf den emotional nicht unbedenklichen Besuch eines Studienfreundes vorbereitet, beginnt ihr Vorsatz zu bröckeln, und sie stellt sich große Fragen: Ist alles so geworden, wie sie wollte? Ihre Musik, ihre Kinder, die Ehe mit dem in letzter Zeit viel zu abwesenden Costas? Als der Tag fast zu Ende ist, beschließt sie, endlich ihr Geheimnis mit jemandem zu teilen, den sie liebt. – Die Heldin in Mareike Krügels rasantem, klugem Roman gehört ganz sicher zu den einnehmendsten Frauengestalten in der deutschen Gegenwartsliteratur.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.07.2017

Ein ganz besonderer Tag

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Katharina ist eine ganz normale Frau in den 40ern – verheiratet, berufstätig, Mutter. Sie kämpft mit den alltäglichen Problemen: den Haustieren, brennenden Haushaltsgeräten, einer vorpubertären Tochter, ...

Katharina ist eine ganz normale Frau in den 40ern – verheiratet, berufstätig, Mutter. Sie kämpft mit den alltäglichen Problemen: den Haustieren, brennenden Haushaltsgeräten, einer vorpubertären Tochter, der kriselnden Wochenendehe, der Schwester, der Freundin, dem Studienfreund. Alles ganz normal eben. Wäre da nicht dieses Etwas, das sie in ihrer Brust entdeckt hat und das ihr verständlicherweise entsetzliche Angst macht. Seit zwei Wochen weiß sie bescheid, seit zwei Wochen schweigt sie. Doch dieser Tag, mit all seinen Ereignissen, verändert mehr, als sie sich vorstellen konnte …

Mareike Krügel hat mit „Sieh mich an“ ein wunderbares Buch geschrieben, das vielen Frauen in einer ähnlichen Situation aus der Seele spricht. Auch wer einfach nur Angst vor Krebs und den Folgen hat, wird sich in diesem Buch wiederfinden und verstanden fühlen. In solch einer Situation funktioniert man nur noch, man lebt nicht mehr. So geschehen dann Dinge, die sonst nie hätten passieren können, man wird unachtsam für das eine, aber empfänglicher für das andere. Das hat die Autorin wunderbar auf den Punkt gebracht und mit ihren Figuren sehr real dargestellt.

Mir gefällt der Stil des Buches, ebenso die Sprache. Katharina, Kathinka, Kata, Kathi, Rina – für jeden ist sie eine andere und doch ist sie all diese Personen. Auch wenn sie meiner Meinung nach zu pessimistisch mit der möglichen Erkrankung umgeht, habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Es umfasst einen einzigen, sehr langen, sehr ereignisreichen Tag. Ob und wie Katharina am Ende mit der Erkrankung umgeht, sie übersteht, das bleibt offen. Dennoch oder gerade deshalb ist das Buch perfekt. Es zeigt den inneren Kampf einer Frau. Sie lernt so nebenbei auch, dass nicht immer alles so ist, wie sie das gesehen oder gedacht hat. Ihre Erinnerungen an diverse Ereignisse ihres Lebens sind teils amüsant, teils sehr tragisch – aber immer so erzählt, dass der Leser nach und nach versteht, warum Katharina ist, wie sie nun mal ist.

Auch wenn sehr viele außergewöhnliche Szenen, Ereignisse und Situationen im Buch geballt vorkommen, passt für mich doch alles gut zusammen und ineinander. Katharinas Leidenschaft für Listen, ihre Transgender-Nachbarn, die vermutlich an ADHS leidende Tochter Helli und der Showdown – so gerne würde ich ihr beistehen und mit ihr durch all das gehen, denn einen Menschen wie Katharina trifft man nicht oft im Leben und wenn, muss man aufpassen, ihn nie wieder zu verlieren.

Kristof Magnusson sagt die Wahrheit: dieses Buch ist wirklich klug, bestürzend, zupackend und humorvoll – manchmal auch alles zugleich.

Doch ist mir auch klar, dass man sich auf dieses Buch einlassen können muss. Nicht bei jedem wird es eine Saite in der Seele zum Klingen bringen. Was es mit dem Fuchs auf dem Cover auf sich hat, wird übrigens im Buch erklärt – eine kurze, aber besondere Stelle.

Für mich ist es aber eines der besten Bücher des Jahres 2017 – gerne bewerte ich es deshalb mit den vollen fünf Sternen!

Veröffentlicht am 30.07.2017

Überaus gelungen

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In dieser überaus gelungenen Familiengeschichte stehen die Gedanken der Mutter, die Icherzählerin ist, im Mittelpunkt. Ihr Mann ist aus beruflichen Gründen unter der Woche entfernt in Berlin und kommt ...

In dieser überaus gelungenen Familiengeschichte stehen die Gedanken der Mutter, die Icherzählerin ist, im Mittelpunkt. Ihr Mann ist aus beruflichen Gründen unter der Woche entfernt in Berlin und kommt immer nur zum Wochenende. Klar, dass das die Beziehung belastet. 

Sie arbeitet als Musikerzieherin im Kindergarten und hat zwei Kinder. Die ca. 11jährige Tochter Helli, die ADHS hat und entsprechend schwierig sein kann und der 17jährige Alex, der ruhig und ausgeglichen wirkt. 
Dann gab es mit Berenike offenbar noch ein drittes Kind, das aber nicht anwesend ist. Das ist ein Geheimnis des Romans. 

Mir gefällt wie realistisch und lebhaft die Figuren wirken. 
Durch die Erzählart kommt man der Hauptfigur ziemlich nahe. Sie ist eigentlich eine normale Mutter mit den typischen Problemen und einem Hang zur Übertreibung, obwohl Hellis ständiges “überdreht sein” natürlich wirklich Probleme macht. 
Zur Zeit steht die Protagonistin neben sich, da sie denkt, dass sie erkranken wird und hat ihre Eigenarten, zum Beispiel denkt sie viel über die Vergangenheit nach und führt diverse Listen, um sich über ihr Leben klar zu werden. 
Dann taucht mit Kilian ein Jugendfreund auf. 
Aber es widerstrebt mir, mehr über die Handlung zu verraten. Wobei es eigentlich nicht viel Handlung in dem kurzen Roman gibt. Trotzdem wird es nie langweilig. Das Buch strahlt eine eigenständige Atmosphäre aus. Ich halte Mareike Krügel für eine außerordentlich begabte Autorin, bei der es mich nicht wundern wird, wenn sie in Zukunft auf Listen zu deutschen Literaturpreisen auftauchen wird. Vielleicht ja schon mit diesem Buch! 

Veröffentlicht am 26.07.2017

Reflexionen über das Leben

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Die Geschichte trägt sich an nur einem einzigen Freitag zu und gibt dennoch das vierzigjährige Leben der Protagonistin Katharina wieder. Diese hat Tage zuvor „Etwas“ in ihrer Brust ertastet (das Wort Brustkrebs ...

Die Geschichte trägt sich an nur einem einzigen Freitag zu und gibt dennoch das vierzigjährige Leben der Protagonistin Katharina wieder. Diese hat Tage zuvor „Etwas“ in ihrer Brust ertastet (das Wort Brustkrebs fällt im ganzen Buch nicht) und ist sich angesichts familiärer Vorbelastungen eines tödlichen Ausgangs der als gegeben unterstellten Erkrankung sicher, ohne dass diese schon diagnostiziert ist. Den Freitag und das Wochenende will sie ganz normal verbringen und ihr Geheimnis für sich behalten, ehe sie sich am Montag untersuchen lässt. Doch von Normalität kann keine Rede sein. Dafür sorgen schon ihre an ADHS leidende Tochter mit Ausrastern, ihr mit ihr eine Fernbeziehung führender Ehemann, ein bizarrer häuslicher Unfall ihres transsexuellen Nachbarn und der Besuch eines einst in sie verliebt gewesenen Studienfreundes. Und immer wieder schweifen Katharinas Gedanken zu dem „Etwas“ und lassen sie über ihr Leben Bilanz ziehen – ist ihr Leben eigentlich so geworden, wie sie es sich einmal wünschte?
Zwar steht ein ernstes Thema im Hintergrund. Doch muss sich keiner sorgen, deswegen in trübe Gedanken zu verfallen. Dafür sorgt schon der lakonische, oft komische, auf jeden Fall besondere Schreibstil. Die Autorin erzählt Katharinas Geschichte sachlich, aber mit viel Einfühlungsvermögen. Sehr temporeich folgt man der Protagonistin durch ihr Leben und durch diesen einen cahotischen Tag. Amüsant zu lesen ist, wie Katharina – auch um sich zu beruhigen – versucht, Struktur in ihr Chaos zu bringen, indem sie verschiedene Listen in einem Notizbuch führt, z.B. „Das Etwas-Thema und die Außenwelt (Was ist zu beachten?)“, „Fragen, die ich gerade lieber nicht gestellt bekäme“, „Liste der Musikstücke, die mir zuverlässig eine Gänsehaut bereiten“. Leichte Schwierigkeiten beim Lesen hatte ich, die ich nicht sonderlich musikaffin bin, lediglich an den Stellen, bei denen es um Musik geht, die für Katharina als studierter Musikwissenschaftlerin eine besondere Bedeutung hat.
Diesen Roman kann ich wirklich nur empfehlen.

Veröffentlicht am 07.09.2017

Ein Buch das im Kopf bleibt

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Inhalt:

Katharina, 40, Mutter von zwei (naja eigentlich drei) Kindern und verheiratet mit Costa, hat ein „Etwas“ in ihrer Brust entdeckt. Da mehrere Frauen in ihrer Familie, inklusive ihrer Mutter, dasselbe ...

Inhalt:

Katharina, 40, Mutter von zwei (naja eigentlich drei) Kindern und verheiratet mit Costa, hat ein „Etwas“ in ihrer Brust entdeckt. Da mehrere Frauen in ihrer Familie, inklusive ihrer Mutter, dasselbe hatten, ist ihr sofort klar: Sie wird sterben. Doch sagt sie es niemandem. Noch nicht. Sie will die letzten Tage, die „normal“ sind noch genießen. Und so kommt es, dass sie an einem einzigen Tag, sich mehrfach die Frage stellt, ob ihr Leben so geworden ist, wie sie sich das vorgestellt hat. Dabei muss sie ihre an ADHS leidende Tochter aus der Schule holen, damit klar kommen, dass sie bei ihrem Sohn doch nicht alles mitbekommt und damit fertig werden, dass sie und Costa sich immer mehr voneinander entfernen. Dann hat der Nachbar noch einen Unfall, wo Katharina hilft und sie muss auch noch das Bett für ihren Besuch abends beziehen…und dazwischen reitet sie auch noch ? was ein aufregender Tag. Und am Ende vertraut sie sich doch noch jemandem an. Jemandem, von dem sie es nicht gedacht hätte….

Meine Meinung:

Diesmal hat es etwas länger gedauert, weil Töchterchen mich nicht lesen lassen wollte ? dabei ist dies ein wirklich wundervolles Buch. Das Cover ist nicht so meins, aber hier kommt es ganz klar auf die Inneren Werte an. Die Geschichte wird von Katharina selbst erzählt. Manchmal ist es etwas langgezogen, zB. wenn Erinnerungen wieder hoch kommen oder etwas mehr erklärt wird. Aber dieses Buch braucht das. Es lebt von Katharina. Ihren Gedanken. Wie sie versucht mit ihrem Etwas klar zu kommen. Mit ihrer Familie. Mit sich selbst. Es ist unglaublich berührend. Man erlebt mit ihr nur einen einzigen Tag und doch passiert soviel. Man kann lachen, man kann weinen und verzweifeln. Es ist kein Buch das man einfach mal so als leichte Lektüre nebenbei lesen kann, man sollte sich schon voll und ganz auf die Geschichte und ihre Gefühle einlassen, auch wenn es nur knapp 256 Seiten hat. Ich kann dieses Buch wirklich nur empfehlen, auch für alle die, so wie ich, solche Romane nicht oft lesen.

Veröffentlicht am 21.08.2017

außergewöhnlich

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Die Hauptprotagonistin des Romans, Katharina, fand sofort meine Sympathie.
Sie weiß seit kurzem, daß sie nicht mehr lange leben wird, dennoch bewältigt sie ihren Alltag mit einer humorvollen Kraft, die ...

Die Hauptprotagonistin des Romans, Katharina, fand sofort meine Sympathie.
Sie weiß seit kurzem, daß sie nicht mehr lange leben wird, dennoch bewältigt sie ihren Alltag mit einer humorvollen Kraft, die mir tiefen Respekt abverlangte. Es ist kein kurzweiliger Roman, sondern verspricht Tiefe und die Akteure überzeugten bereits zu Beginn durch Authentizität.

Das Cover ist etwas untypisch mit der Hervorhebung einer Fuchs-grafik, die jedoch einen Bezug zur Handlung hat.

Katharina ist 40, Mutter von 2 (eigentlich eher 3, ihr Mann verhält sich kindisch) Kindern, verheiratet mit Costa und lebt an der Ostsee.... sie hält ihr Leben für recht normal- und dann entdeckt sie ein "Etwas" in ihrer Brust und nichts ist wie zuvor.

Ihr ist aufgrund von familiärer Häufung der Erkrankung sofort klar: Sie wird sterben. Doch sagt sie es niemanden- noch nicht.
Sie möchte die letzten Tage genießen, bevor die "unschönen" auf sie alle zukommen.
Und so stellt sie sich mehrfach an diesem Tag die Frage, ob ihr Leben das ist, was sie sich vorgestellt hatte.

Dabei muß sie dringend ihre Tochter Helli aus der Schule abholen, sie hat ADHS und benötigt viel Aufmerksamkeit, nebenbei ihren Nebenjob kurzfristig absagen und sich dabei fragen, ob das der Job ist, den sie wirklich machen will.

Sie realisiert, daß sie bei ihrem Sohn doch nicht mehr an allem Teilhabe hat und daß sie sich von Costa durch die Wochenendbeziehung immer mehr entfremdet, ihre Ehe auf dem Spiel steht.
Ein befreundeter Nachbar erleidet einen Unfall, auch hier unterstützt Katharina.... aber wer ist für sie da?

Die Geschichte wird in der Ich-Form erzählt. Es lebt von und durch Katharina- ihren Gedanken, wie sie versucht, mit ihren Erkenntnissen zurechtzukommen, mit ihrer Familie, mit sich selbst.

Es ist unglaublich berührend.
Dieser einzige Tag enthält so vieles... Hoffnungen, Innehalten, Zweifel, Fragen, Mut, Kraft.
Vor allem zeigt es eine starke Frau, die nun zugeben muß, daß sie jetzt auch mal Hilfe benötigt- und zwar dringend und ohne Ausflüchte.

Der Schreibstil der Autorin ist dabei locker, klar und leicht verständlich, die Seiten flogen nur so dahin, um der Geschichte Raum zu geben.

Ein sehr empfehlenswertes Buch, das viel Emotionen anspricht und sich mit dem Thema Tod auseinandersetzt, das zu oft verschwiegen wird.