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Veröffentlicht am 30.03.2023

Faszinierender Einblick in die Welt bei Nacht

Lebendige Nacht
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In "Lebendige Nacht" schafft es die Autorin und Wildtierbiologin Sophia Kimmig kurzweilig, informativ und leidenschaftlich, die Leser*innen in die faszinierende Welt der Nacht zu entführen.

Auf ca. 240 ...

In "Lebendige Nacht" schafft es die Autorin und Wildtierbiologin Sophia Kimmig kurzweilig, informativ und leidenschaftlich, die Leser*innen in die faszinierende Welt der Nacht zu entführen.

Auf ca. 240 Seiten stellt die Autorin nicht nur verschiedene nachtaktive Tiere wie z. B. Bilche, Fledermäuse oder Eulen genauer vor, sondern erläutert auch interessante Naturphänomene rund um die Nacht. Sie liefert dabei interessante Fakten und Kenntnisse über Flora und Fauna und geht auch auf die Bedeutung der Nacht für den Menschen ein und dessen ambivalentes Verhältnis zu den dunklen Stunden des Tages. So wird auch auf die evolutionäre Entwicklung des Lebens bei Nacht sowie die Bedrohung dieses durch Lichtverschmutzung eingegangen.

Dank kurzer Kapitel und des lockeren, für ein Sachbuch leicht zu lesenden und verständlichen Schreibstils fliegt man nur so durch die Seiten.
Private Erlebnisse der Autorin und Beschreibungen ihrer Forschungstätigkeiten verleihen dem Text zudem noch eine persönliche Note.

Lediglich hätte ich mir insgesamt mehr Bilder der vorgestellten Tiere und eine ansprechendere Präsentation dieser gewünscht. Passend zum Thema sind die Bilder in Schwarz-Weiß, jedoch hätten Farbbilder für mehr lebendig gesorgt.
Auch wäre an manchen Stellen Schau- bzw. Infokästen hilfreich gewesen.

Nichtsdestotrotz ist "Lebendige Nacht" ein lesenswertes Sachbuch über die nächtliche Flora und Fauna, das zum Nachdenken anregt und einen vor Augen führt, wie wichtig Natur- und Umweltschutz ist.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Schonungslos ehrliche Lebens- und Zeitgeschichte

Ich, ein Sachse
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Erzählt auf zwei Zeitebenen gewährt der Afrodeutsche Samuel Meffire einen schonungslos ehrlichen und intimen Einblick in sein ereignisreiches Leben, das von Höhen und Tiefen geprägt ist. Gleichzeitig ist ...

Erzählt auf zwei Zeitebenen gewährt der Afrodeutsche Samuel Meffire einen schonungslos ehrlichen und intimen Einblick in sein ereignisreiches Leben, das von Höhen und Tiefen geprägt ist. Gleichzeitig ist "Ich, ein Sachse", ein teils erschreckendes Porträt über Hass, Gewalt und Rassismus in der neudeutschen Geschichte.

1970 wird Samuel Meffire als der jüngere Sohn eines Kameruners und einer Deutschen geboren. Schon seine Geburt ist von einem schweren Schicksalsschlag geprägt, nämlich den frühen und nie aufgeklärten Tod seines Vaters. Schon früh muss er auf eigenen Beinen stehen, da sich seine vom plötzlichen Tod ihres Ehemanns geprägte Mutter nicht wirklich um ihn kümmert. So folgt man Meffire durch seine Kinder- und Jugendjahre, begegnet seiner ersten Liebe bis er Polizist wird. Dank einer Kampagne wird er als erster Schwarzer Polizist in Ostdeutschland bekannt. Doch nach dem Aufstieg folgt der harte Fall. Man glaubt es kaum, dass er es danach wieder auf die Beine schafft, aber der Erzählstrang in der Gegenwart mit seinen Töchtern beweist das Gegenteil.

Neben der äußerst interessanten Lebensgeschichte wird man auch Zeuge düsterer deutsch-deutsch Zeitgeschichte. Die Schilderungen des erlebten Hasses, Rassismus und der Gewalt ist einfach nur krass und nur schwer zu tragen.

Bedingt durch die Fülle an guten wie schlechten Erlebnissen in Meffires Leben kommen manche Lebensabschnitte etwas zu kurz, besonders zum Ende hin. Gerne hätte ich noch mehr über sein Leben erfahren, denn lesenswert ist die Biografie allemal. Sie liest sich wie ein spannender Roman und gewährt zutiefst persönliche Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt Meffires verbunden mit deutscher-deutscher Geschichte.

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Veröffentlicht am 11.03.2023

Sprachlich tolle Abenteuerreise zu einem geheimnisvollen Felsen

Der weiße Fels
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"Der weiße Fels" von Anna Hope ist ein interessantes Konzept, schön geschrieben und absolut fesselnd. Der Roman erzählt vier getrennte Geschichten, die Jahrhunderte auseinanderliegen und nur durch den ...

"Der weiße Fels" von Anna Hope ist ein interessantes Konzept, schön geschrieben und absolut fesselnd. Der Roman erzählt vier getrennte Geschichten, die Jahrhunderte auseinanderliegen und nur durch den gleichnamigen Weißen Felsen verbunden sind. Der titelgebende Weiße Fels ist in der indigenen Kultur der Wixarika ein heiliger Ort, an dem die Götter geboren wurden und der Ort, an dem alles Leben begann, was ihn zu etwas Besonderem und Heiligem macht.. Für die vier Personen, die im Fokus der vier Geschichten aus vier verschiedenen Zeiten stehen, spielt der Weiße Fels, der vor San Blas, an der Küste Mexikos aus dem Pazifik ragt, eine zentrale Rolle in ihrem Leben. Bei den Personen und Namensgeber für die Kapitel handelt sich um "Der Leutnant" (1775), "Das Mädchen" (1907), "Der Sänger" (1969) und "Die Schriftstellerin" (2020).

Die Handlung springt in der Zeit zurück und vorwärts, beginnend in der Gegenwart mit einer Person, die als "Die Schriftstellerin" bezeichnet wird und mit einem Kleinbus voller anderer Menschen zu dem Felsen pilgert, um für die Geburt ihres Kindes zu danken. Von der Gegenwart geht es dann in die Sechzigerjahre, den Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts und schließlich ins sechzehnte Jahrhundert. Der Sprung zurück ins Jahr 1969 folgt mit einen Sänger, der von Jim Morrison inspiriert ist und der sich auf einer Tournee nach Mexiko befindet und dabei ist, sich selbst mit Alkohol und Drogen zu zerstören. Die dritte Geschichte erzählt anhand eines jungen Mädchens vom grausamen Sklavenhandel mit den Ureinwohnern, den Yoeme aus der Region Sonora, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Zwangsarbeiter nach San Blas gebracht wurden. Die vierte Geschichte "Der Leutnant" spielt im Jahre 1775 und handelt von der spanischen Kartierung der Küste und die Aneignung des Gebiets als Teil des spanischen Imperiums.

Bei allen vier bekommt man einen Einblick in ihre Welt und wie sie in irgendeiner Weise mit dem Felsen in Berührung kommen. Die Zeitachse bewegt sich vor und zurück, sodass man beim Lesen leicht zwischen den Figuren wechseln kann. Es gibt kein endgültiges Ende für eine der Geschichten, sondern nur einen Einblick in das Leben der Personen in dem Moment, in dem sie mit dem Felsen in Kontakt kommen. Genau hier liegt auch mein Problem mit dem Roman als Ganzes. So hätte ich gerne noch mehr über die verschiedenen Personen erfahren und auch wie und ob sich ihr Leben nach der Begegnung mit dem Felsen geändert hat. So enden die Geschichten teils doch etwas abrupt und wirken so unvollendet. Auch kann ich kein wirklich verbindendes Element außer dem Weißen Felsen und die Suche der handelnden Personen nach Antworten, Hoffnung, Glauben und Führung durch den Felsen zwischen den vier Geschichten ausmachen, der eine romanübergreifenden Aussage ermöglicht. So bleibt das Gefühl zurück, dass irgendetwas "fehlt".

Die Stärke des Romans liegt ganz eindeutig in seiner sprachlichen Gestaltung. Durch den ganzen Roman zieht sich ein poetischer und emotionaler Schreibstil, der einen in seinen Bann zu ziehen weiß. Ebenso zeugt das Buch auch von einer guten Recherche und spricht gekonnt Themen wie z. B. kulturelle Aneignung und Klimawandel an.

Alles in allem ist "Der weiße Fels" von Anna Hope ist ein wunderschön geschriebener Roman mit einer fesselnden Handlung und gut entwickelten Charakteren, in die man sich leicht hineinversetzen kann, der sich als Ganzes jedoch unvollständig und etwas unzusammenhängend anfühlt.

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Veröffentlicht am 28.02.2023

Starkes Porträt der gesellschaftlichen und politischen Situation im frühen 20. Jahrhundert in Italien

Aus ihrer Sicht
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In "Aus ihrer Sicht" von Alba de Céspedes erzählt die Ich-Erzählerin Alessandra fesselnd von ihrem Leben, ihrer großen Liebe zu Francesco und wie sie sich zunehmend des Schicksals bewusst wird, wie Frauen ...

In "Aus ihrer Sicht" von Alba de Céspedes erzählt die Ich-Erzählerin Alessandra fesselnd von ihrem Leben, ihrer großen Liebe zu Francesco und wie sie sich zunehmend des Schicksals bewusst wird, wie Frauen durch das sie umgebende und beherrschende Patriarchat in eine unsichtbare und stumme Rolle gedrückt werden.

Der Roman ist in Form von langen Memoiren der Ich-Erzählerin und Protagonistin Alessandra Corteggiani verfasst, die von persönlichen und auch geschichtlichen Ereignissen berichten. Wie der Titel schon andeute, gibt Alessandra "aus ihrer Sicht" die italienische Geschichte der Jahre zwischen Faschismus, Widerstand und Wiederaufbau wieder, wie auch ihre persönliche Geschichte.
Zu Beginn des Buches wird man Zeuge der Kind- und Jugendjahre von Alessandra, die geprägt sind Erzählungen ihrer Mutter. Die Mutter, die aus Liebe Selbstmord beging und deren Schicksal die Tochter nicht wiederholen will.
Nach deren Tod wird Alessandra von ihrem Vater in ein abgelegenes Dorf in den Abruzzen zu Verwandten geschickt. Anstatt sich dort zu einer sich dem Mann unterwerfenden Frau zu entwickeln, wie vom Vater erhofft, kämpft sie dafür, dass ihr der gleiche Respekt wie den Männern entgegengebracht wird.
Nachdem der Krieg ausgebrochen ist, kehrt sie zurück zu ihren Vater und verliebt sich in ihre große Liebe Francesco, einen antifaschistischen Professor, den sie heiratet. Doch ihre Liebe steht unter keinem guten Stern.

Auch wenn man dem Roman in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts spielt, ist seine Darstellung über die italienische Gesellschaft, das Korsett der Ehe und das Verhältnis der Geschlechter zueinander zeitlos. Ein poetischer und zugleich scharf analysierender Schreibstil lassen einen direkt in die Gedanken- und Gefühlswelt von Alessandra sowie in damalige Zeit eintauchen. Alessandras Darstellung lebt von ihrem sensiblen Charakter und der ihr inne wohnenden Stärke. Ihre Gedanken und Gefühle sind von großer Intensität, Sehnsucht, ihrer Suche nach der idealen Liebe, Widersprüchlichkeiten, Frustrationen und der Weigerung, sich anzupassen, bis zu den extremen Konsequenzen, geprägt.
Die Geschichte lebt von der authentischen Beschreibung Alessandras sowie der damaligen gesellschaftlichen, politischen und sozialen Situation.
Von Beginn an entwickelt die Handlung eine gewisse Sogwirkung, die trotz mancher Längen nicht nachlässt.


"Aus ihrer Sicht" ist nicht nur ein stark und gefühlvoll erzählter tragischer Liebesroman sowie eine Geschichte über den italienischen Widerstand in einem, sondern auch eine Sozial- und Milieustudie sowohl des Italiens des frühen 20. Jahrhunderts und der Menschen, die dort lebten, als auch der Beziehungen zwischen den beiden Geschlechtern und der Rolle der Frau in einer männerdominierten Welt damals.
Es ist ein Roman voller Schönheit, Liebe in all ihrer verschiedenen Facetten und erlebten Grausamkeiten, der einen nicht so schnell loslässt, wenn man sich auf ihn einmal eingelassen hat.

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Veröffentlicht am 21.02.2023

Persönlich gefärbtes Künstlergemälde

Nackt in die DDR. Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat
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Bevor der Lektüre von "Nackt in die DDR" war mir Willi Sitte kein Begriff. Nach Beenden des gut geschriebenen und informativen Sachbuches über den Maler und dem Menschen mit all seinen Widersprüchen und ...

Bevor der Lektüre von "Nackt in die DDR" war mir Willi Sitte kein Begriff. Nach Beenden des gut geschriebenen und informativen Sachbuches über den Maler und dem Menschen mit all seinen Widersprüchen und politischen Ansichten dahinter kann ich mir nun ein differenziertes und persönliches Bild von Willi Sitte und seiner Familie machen.

Gleich von Anfang an hat der Autor, der Urgroßneffe Sittes ist, es geschafft Interesse für die persönlich gefärbte Geschichte des Künstlers und seinen Lebensweg von der Kunstschule zur Zeiten des 2. Weltkrieges bis hin zu seinem Leben und Wirken in der DDR zu schaffen.
Ein Gemälde von Sitte, das Aron Broks Großmutter den Autor zeigt, ist der Ausgangspunkt der Recherche über ein Familienmitglied über das vergleichsweise wenig bekannt ist bzw. wenig geredet wird.
Was hat es damit auf sich?
Genau diese Frage wird im Verlauf des locker und angenehm zu lesenden Sachbuches versucht zu beantworten. Gespickt mit persönlichen Erinnerungen des Autors erfährt man nicht nur mehr über den Künstler Sitte, der Grund für das Buch, sondern auch über die DDR und das Leben in der DDR.
Fußnoten und logisch gut gegliederte ubd aufgebaute Kapitel zeugen von einer tiefergehenden und gründlichen Recherche.

"Nackt in die DDR" ist ein Sachbuch über einen Künstler aus der DDR, das mich besonders durch seine guter Mischung aus persönlicher Erzählung und sachlichen Informationen überzeugen konnte.
Für alle, die sich für die DDR und Kunst interessieren, lesenswert.

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