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Veröffentlicht am 19.03.2023

Falsche Freunde

Freischwimmer
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Der Debütroman von Gabriel Herlich spielt im Sommer 1999 und unser Hauptprotagonist Donatus Frey kommt aus einer wohlhabenden Galeristenfamilie und studiert an der Uni Portraitsmalerei. Seit einem Verkehrsunfall, ...

Der Debütroman von Gabriel Herlich spielt im Sommer 1999 und unser Hauptprotagonist Donatus Frey kommt aus einer wohlhabenden Galeristenfamilie und studiert an der Uni Portraitsmalerei. Seit einem Verkehrsunfall, bei dem sein geliebter Großvater verstorben ist, hat er seinen Halt verloren. Zuhause bekommt er von seiner Familie kaum Zuwendung und er wird mehr und mehr zum Einzelgänger. In der Schule wird der schüchterne Junge gehänselt und findet keine Freunde. Er sehnt sich nach Anerkennung und Zuneigung, die er erst an der Uni erfährt. Doch seine neuen Freunde haben seltsame Ansichten und Donnie gerät in einen Strudel aus Fremdenhass und Gewalt. Er wird zum Mitläufer, der nicht viel hinterfragt, um seine neuen Freunde nicht zu verlieren. Seine Familie bricht mit ihm und erst durch einen unschönen Vorfall, bei dem er Meggie begegnet, beginnt er über seine Freunde nachzudenken. Doch diesen Kreisen entkommt man nicht so rasch. Meggie ist jedoch der Anstoß zum Umdenken. Donnie nimmt seine Strafe an und leistet Sozialstunden in einem Altenheim. Dort trifft er auf Vincent, der ihn so annimmt, wie er ist. Und er lernt eine alte Dame namens Teo kennen, die für Donnie noch wichtig werden wird....

Gabriel Herlich zeichnet mit Donnie einen zutiefst unsicheren jungen Mann. Ich hatte Schwierigkeiten ihn sich mir als 21jährigen vorzustellen, denn er handelt und benimmt sich eher wie ein 16jähriger. Sein Blick auf die Welt ist eindimensional und er hinterfragt kaum. Er ist ein Mitläufer und weicht Konflikten aus.
Zu Beginn der Story ist er nicht wirklich symapthisch und man kann seine Taten nur schwer nachvollziehen. Erst durch die Begegnung mit Meggie, in die er sich verliebt und die aus einer jüdischen Familie stammt, beginnt er sein Verhlaten zu hinterfragen.
Die Figuren sind gut gezeichnet, hätten aber noch etwas mehr Charakter und Tiefe vertragen. Mitgefiebert habe ich trotzdem mit ihnen und es kamen viele verschiedene Gefühle auf: Angst, Panik, Geborgenheit, Hass, Unverständnis und Liebe auf vielen Ebenen.

Dass der Roman 1999 spielt, wird nur wenig ersichtlich. Einzig, dass nicht verwenden von Handys fällt auf. Der Schreibstil ist temporeich und fesselnd. Die Dialoge wirken allerdings manchmal etwas gezwungen, jedoch sind die Beschreibungen sehr bildhaft und plakativ. Als Film könnte ich mir diesen Roman sehr gut vorstellen!
Den Titel finde ich gelungen, denn Donnie ist ein Freischwimmer...nicht nur im Bezug darauf, dass er nicht schwimmen kann und dies am Ende des Romans lernt, sondern vorallem im Erkennen, dass er den falschen Wege eingeschlagen hat und sich von seinen alten Vorurteilen und Ansichten freischwimmt.

Gabriel Herlich hat in seinem Roman viele Themen aufgegriffen, die er jedoch teilweise nur an der Oberfläche berührt. Hier hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht, vorallem wenn es um die Themen Deportation, Flucht vor den Nazis, unverarbeiteter Nazivergangenheit und Neonazis geht. Der Autor hat jedoch seinen Schwerpunkt auf die Entwicklung des Protagonisten gelegt und die Themen nicht richtig in die Tiefe gehen lassen....schade! Trotzdem hat mir der Roman sehr gut gefallen, auch wenn ich noch einige Kritikpunkte habe. Da es das Debüt des Autors ist, sehe ich noch Luft nach oben und bin gespannt, was er als nächstes schreiben wird.

Fazit:
Ein temporeicher Coming-of-Age Roman, der viele Themen anschneidet und bei manchen zu wenig in die Tiefe geht. Trotzdem ein gelungene Geschichte, die aufzeigt, wie schnell man an falsche Freunde gerät und die richtige Abbiegung verpasst...

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Veröffentlicht am 06.03.2023

Zu wenig Krimi, aber sehr atmosphärisch

Tod in Siebenbürgen
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Der Investigativjournalist Paul Schwartzmüller erhält zur gleichen Zeit ein Angebot als zukünftiger Chefredakteur zu arbeiten und einen Brief von einem Anwalt aus Rumänien. In diesem erfährt er, dass er ...

Der Investigativjournalist Paul Schwartzmüller erhält zur gleichen Zeit ein Angebot als zukünftiger Chefredakteur zu arbeiten und einen Brief von einem Anwalt aus Rumänien. In diesem erfährt er, dass er den Bauernhof seiner Tante Zenzi geerbt hat. Verstört fragt sich Paul wie das möglich sein kann, denn ihm wurde erzählt, dass sie bereits vor 30 Jahren verstorben sei. Bevor er seinen neuen Job antritt, reist er nach Siebenbürgen um den Anwalt aufzusuchen, der als Testamentsvollstrecker aufscheint.

Gemeinsam mit Paul reisen wir Leser nach Siebenbürgen - in ein Gebiet, welches einst von vielen deutschsprachigen Menschen besiedelt wurde. Als Paul im Dorf ankommt, welches er vor 30 Jahren überstürzt mit seinem Vater verlassen hat, fühlt er viele Erinnerungen in sich aufsteigen. Den geerbten Bauernhof möchte er trotzdem so schnell wie möglich wieder loswerden. Er hat aber nicht mit Maia gerechnet, die noch immer dort lebt. Auch die Einwohner des Dorfes sind ihm nicht wirklich wohlgesonnen. Nur Sorin, sein Freund aus Kindertagen, freut sich ihn wiederzusehen. Doch die Wiedersehensfreude währt nicht lange, denn Sorin, der als Fremdenführer auf Schloss Bran arbeitet, wird des Mordes angeklagt. Ein im Ort ansäßiger deutscher Geschäftsmann wurde tot in der Folterkammer aufgefunden.

Der Einstieg hat mir sehr gut gefallen. Ich bin direkt in Siebenbürgen angekommen und habe mit Paul seine Heimat entdeckt. Lioba Werrelmann hat die Landschaft und vorallem die Eigenheiten der Dorfbewohner sehr greifbar und lebendig dargestellt. Ich fühlte mich, als wäre ich direkt am Ort des Geschehens. Dabei wird auch viel gegessen. Hungrig sollte man den Krimi nicht lesen, denn die Autorin stellt viele rumänische Köstlichkeiten vor.
Wir erkennen bald, dass Paul noch an seiner alten Heimat hängt und an einem Geheimnis knabbert, dass er nicht wirklich orten kann. Er musste als 14-jähriger sein Heimatland überstürzt verlassen und weiß bis heute nicht, was der Grund dafür war. Doch irgendwie fühlt er sich innen drinnen schuldig. Und warum hat ihm sein Vater damals erzählt, dass seine geliebte Tante Zenzi gleich nach ihrer Flucht verstorben sei? Vieles dreht sich um Pauls persönlichen Befindlichkeiten, die mit der Zeit immer mehr zunehmen. Die Krimihandlung tritt dadurch immer mehr in den Hintergrund.
Was mich aber am meisten störte, war Pauls handeln. Immer wieder wird seine Professionalität als Journalist hervorgehoben, doch bei seinen Nachforschungen wirkt er ziemlich unbeholfen - wir Österreicher würden hier "patschert" sagen. Von der versprochenen Hilfe für seinen Freund Sorin sind wir weit entfernt. Bei vielen Aktionen konnte ich nur den Kopf schütteln. Dies wirkte für mich sehr widersprüchlich und unglaubwürdig.

Der Schreibstil von Lioba Werrelmann ist sehr angenehm, bildgewaltig und atmosphärisch. Die Autorin hat das Mystische rund um Schloss Bran und den Aberglauben der Einwohner sehr stimmungsvoll eingefangen. Normaler Weise mag ich mystische Stimmung in Krimis oder Thriller weniger, doch in "Tod in Siebenbürgen" passt es perfekt. Der Aberglauben, die seltsame Stimmung im Dorf und rund um das Dracula Schloss wird so atmosphärisch dargestellt, dass man sich beim Lesen leicht gruselt. Schade, dass der Kriminalfall und die Hintergründe dazu dabei weniger beitragen. Das Thema, dass Lioba Werrelmann hier noch anspricht, wäre ein sehr wichtiges......

Fazit:
Ein sehr atmosphärischer und leicht gruseliger Krimi, der mit der Zeit leider zu viel um den Protagonisten und sein Befinden kreist. Auch ein wichtiges Thema, welches die Autorin aufgreift wird zu oberflächlich behandelt. Trotzdem hat mir der erste Fall für Paul Schwartzmann gut gefallen. Die sehr stimmungsvollen Bilder über Siebenbürgen und der leichte mystische Anteil ist gelungen. Ich runde auf anderen Plattformen gerne auf 4 Sterne auf.

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Veröffentlicht am 28.02.2023

Agatha Christie ist hier nur Randfigur

Die Affäre Agatha Christie
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Wieder eine Rezension, die mir schwer fällt. Es ist nicht einfach dieser Geschichte von Nina de Gramont gerecht zu werden und während ich hier die ersten Zeilen schreibe, bin ich mir noch immer unsicher, ...

Wieder eine Rezension, die mir schwer fällt. Es ist nicht einfach dieser Geschichte von Nina de Gramont gerecht zu werden und während ich hier die ersten Zeilen schreibe, bin ich mir noch immer unsicher, wie ich den Roman bewerten werde.

Der Klappentext zum Roman weckt falsche Hoffnungen. Man vermutet eine Story über Agatha Christie und einen geheimnisvollen Einblick in die elf mysteriösen Tage, die sie im Dezember 1926 verschwunden war.
Früh am Morgen des vierten Dezembers hatte man ihren grünen Morris Cowley verlassen am Rand einer Kalkgrube gefunden, nahe dem See Silent Pool. Im Auto lag ihr Führerschein, ein Koffer und ihr Pelzmantel Dies sind die Fakten, die wir alle auf sämtlichen Onlineseiten nachlesen können.
Der Roman beschäftigt sich zwar mit diesen elf Tagen, aber es steht nicht wirklich Agatha Christie im Mittelpunkt, sondern die Geliebte von Archie, die hier Nan O'Dea genannt wird. Aus ihrer Sicht und aus der eines allwissenden Erzählers lesen wir eine fiktive Geschichte rund um diese elf Tage.

Sie beginnt mit dem Ausgangspunkt, dass Archie Agatha zugunsten seiner Geliebten verlassen möchte. Hier erhalten wir nur die Sichtweise von Nan und durch einem allwissenden Erzähler auch diese von anderen Figuren des Romans. Wer diesen Roman lesen möchte, wird einen Teil der Lebensgeschichte von Nan bekommen. Agatha ist nur eine Randfigur und die Zeit ihres Verschwindens ist rein fiktiv....es sind Vermutungen aus der Sicht von Nan. Doch ist sie eine zuverlässige Erzählerin?

Neben dem Erzählstrang, der 1926 spielt, werden immer wieder größere Abschnitte aus der Kindheit und Jugend von Nan O'Dea eingeschoben. Diese sind teilweise sehr spannend erzählt und führen uns nach Irland. Interessant fand ich vorallem ihren Aufenthalt im Magdalenenheim für schwangere Frauen und ledige Mütter. Darüber habe ich schon einiges gelesen und werde demnächst wieder zu einem Roman mit diesem Thema greifen. Hier spielt diese Zeit allerdings nur eine kleine Rolle, hat aber große Auswirkungen auf Nan und ihre große Liebe Finnbar.

Nan tat mir manchmal sehr leid, aber größtenteils war sie mir trotzallem unsympathisch. Sie ist gerissen, setzt sich über alle Menschen hinweg, die ihr nahestehen und zieht ihre Pläne durch - koste es, was es wolle. Nan ist eine Egoistin und versucht nur Vorteile aus ihrem Handeln zu ziehen. Trotzdem gibt es auch Taten, die ich verstehen konnte und musste dieser Frau leise applaudieren. Warum sie ihr Ziel niemals aus den Augen verliert, deckt die Autorin nach und nach auf.
Noch unsympathischer war mir allerdings Archie, Agathas Ehemann. Agatha selbst bleibt sehr blass und wird eher unbedarft dargestellt.
Obwohl die Hauptfiguren eher unsympathisch sind, hat mich das nicht wirklich gestört und hat keinerlei Auswirkungen auf meine Bewertung.

Die Erzählweise hat mir nicht immer gefallen. Die Stränge aus der Sicht von Nan und die aus der Sicht des allwissenden Erzählers wechseln oft plötzlich mitten im Kapitel ohne nennenswerte Kennzeichung. Das hat mich teilweise sehr gestört. Vieles wirkt sehr konstruiert und zu zufällig, wie auch das Ende des Romans.
Der Schreibstil der Autorin ist jedoch angenehm zu lesen und einige ihrer Ideen fand ich richtig gut.

Bevor man zu diesem Buch greift, sollte man wissen, dass hier eine reine fiktive Geschichte rund um die wenigen Fakten, die man von diesen elf Tagen hat, erzählt wird - aber nicht aus der Sicht von Agatha. Sie ist nur Randfigur. Beim Lesen sollte man das immer im Hinterkopf behalten und das Buch nehmen, wie es ist - eine Romanerzählung.


Fazit:
Eine fiktive Geschichte rund um die elf Tage, die Agatha Christie spurlos verschwunden war. Sie steht hier allerdings nicht im Fokus, sondern ist nur eine Randfigur. Eine Erzählung, die damit spekuliert, was in diesen elf Tagen passiert ist, sich aber um die Geliebte von Agathas Mann dreht. Dies sollte man wissen, wenn man zu diesem Roman greift!

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Veröffentlicht am 13.02.2023

Jane Harper kann es besser

Der Sturm
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Dies ist mein viertes Buch der australischen Autorin Jane Harper. "Der Sturm" ist diesmal im Rütten&Loening Verlag, statt bei Rowohlt, erschienen.
Die Bezeichnung Thriller finde ich nicht passend für die ...

Dies ist mein viertes Buch der australischen Autorin Jane Harper. "Der Sturm" ist diesmal im Rütten&Loening Verlag, statt bei Rowohlt, erschienen.
Die Bezeichnung Thriller finde ich nicht passend für die Geschichte, die ich eher als Spannungsroman, Drama oder Krimi bezeichnen würde.

Obwohl ich alle ihre Bücher zwischen 3 1/2 und 4 Sternen bewertet habe, lese ich die Autorin unheimlich gerne. In jedem ihrer Romane versteht sie es eine unfassbar tolle Atmosphäre zu schaffen, die einem die Schauplätze näher bringt. War es bei "The Dry/Hitze" und "Zu Staub" die flirrende Hitze, sind wir bei "Ins Dunkel" im Dschungel und seinen Gefahren und bei "Der Sturm" erleben wir die Gewalt des Wassers und des Windes. Eindrucksvoll und rau beschreibt Jane Harper die Küste der Evelyn Bay in Tasmanien.
Der Kriminalfall bleibt dabei mehr oder weniger im Hintergrund. Die Autorin legt den Fokus stärker auf zwischenmenschliche Aspekte.
In den ersten beiden Büchern, die ich von der Autorin gelesen habe, bei denen Ermittler Aaron Falk auf Spurensuche geht, werden die Kriminalfälle mehr herausgearbeitet, als in "Der Sturm" oder "Zu Staub". In diesen Einzelbänden steht das Zwischenmenschliche mehr im Fokus.

Der titelgebende Sturm hat das Leben vieler Menschen in Evelyn Bay verändert. Am meisten betroffend sind davon Kieran und seine Eltern Brian und Verity, die ihren Sohn Finn verloren haben. Kieran gibt sich seitdem die Schuld am Tod seines Bruders. Außerdem Sean und Liam, die wegen Toby trauern, der mit Finn gemeinsam auf dem gekenterten Boot war und dann noch Trish, deren Tochter Gabby am Tag des Sturms spurlos verschwunden ist.
Als Kieran mit seiner Freundin Mia und der gemeinsamen Tochter Audrey von Sydney zurück nach Evelyn Bay kommt, um seinen Eltern beim Umzug zu helfen, kommt es zu einem weiteren Todesfall. Bronte, die junge Aushilfskellnerin aus dem "Surf and Turf" wird tot am Strand gefunden. Sehr schnell wird der junge Liam verdächtigt, der sie nach Hause gebracht hat. Doch hat er die junge Frau tatsächlich ermordet? Doch dann kommen alte Schuldzuweisungen hoch und Kieran wird plötzlich ebenso verdächtigt, wie sein demenzkranker Vater Brian....

Das Setting in Tasmanien fand ich sehr interessant, auch wenn wir uns lesetechnisch nur zwischen Strand, dem Restaurant Surf and Turf, den Klippen und Höhlen rund um die Statuen »Die Überlebenden« (die eine große Rolle spielen) und einigen Strandhäusern herumreiben. Der Radius des Geschehens ist also sehr eingeschränkt, dafür ist die Personenzahl hoch.
Die Charaktere bleiben diesmal leider etwas blass, obwohl die Autorin verstanden hat die Schuldgefühle von Kieran, die Verzweiflung von Gabbys Mutter Trish oder den Hass von Liam auf Kieran, sehr plastisch darzustellen. Alle anderen jedoch bleiben an der Oberfläche.

Mit der Zeit tritt die Frage, wer die junge Frau am Strand ermordet hat, in den Hintergrund. Es dauert lange, bis erste Details zum zwölf Jahre zurückliegenden Unglück preisgegeben werden. Die hintergründige und schwelende Spannung bleibt trotz einiger Längen bestehen, denn man möchte unbedingt wissen, was damals wirklich vorgefallen ist und ob der Tod von Bronte mit den Ereignissen vor zwölf Jahren zusammenhängt. Das Ende kommt dann jedoch etwas zu plötzlich und ich habe in der Hoffnung weitergeblättert, noch mehr Hintergründe zu erfahren, was leider nicht der Fall war.
Trotz meiner Kritik ist es ein lesenswertes und leises Drama mit kleineren Längen.


Fazit:
Ein eher ruhiges Drama mit großartiger atmosphärischer Stimmung und einem wohldosierten Spannungsaufbau. Trotz einigere Längen im Mittelteil bleibt eine unterschwellige Spannung bestehen. Nicht das beste Buch der Autorin.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Serafinas persönlichster Fall

Der Totentanz zu Freiburg
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Mittlerweile sind wir beim siebenten Band um die ehemalige Begine Serafina angelangt. Sie ist inzwischen Mutter einer einjährigen Tochter, als ihr Sohn Vitus mit der Gauklertruppe wieder nach Freiburg ...

Mittlerweile sind wir beim siebenten Band um die ehemalige Begine Serafina angelangt. Sie ist inzwischen Mutter einer einjährigen Tochter, als ihr Sohn Vitus mit der Gauklertruppe wieder nach Freiburg kommt. Zum Michaelsmarkt wird ein Possenstück aufgeführt in dem Vitus eine Magd spielt. Doch diesmal steht der Auftritt der Gaukler unter keinem guten Stern. Dieser endet für den reichen Gerbermeister Oblathus tödlich. Vitus wird des Mordes beschuldigt, denn jeder der Zuschauer hat gesehen, dass die Magd, in deren Kostüm Vitus stecken sollte, das Messer geführt hat. Doch Vitus wurde selbst überfallen und sitzt zusammengeschnürt wie ein Paket im Wohnwagen...Serafina greift ein, denn sie muss ihren Sohn beschützen, der als Teil der Gauklergruppe sofort verurteilt werden würde....

Serafina und Adalbert stecken in der Zwickmühle, denn niemand weiß, dass Vitus Serafinas unehelicher Sohn ist. Er wird seit Jahren als ihr Patenkind gehandelt. Nun ist es an der Zeit für Vitus einzugestehen, doch zuerst muss Serafina seine Unschuld beweisen. Dass ist aber schwieriger als gedacht, denn die Ratsherren sind überzeugt davon, dass Vitus der Täter ist. Als ein zweiter junger Mann aus der Gauklergruppe nicht auffindbar ist und dieser tot aufgefunden wird, wird ihm auch dieser Mord angehängt. Somit ist Feuer auf dem Dach...

Der historische Krimi beginnt zuerst eher langsam und bedächtigt. Die kleine Kathrin ist der Sonnenschein der Familie und steht zuerst im Mittelpunkt. Erst als es Vitus an den Kragen geht, versuchen Serafina und Adalbert den wahren Mörder zu finden. Achaz wird jedoch aus den Reihen der Ratsherren ausgeschlossen, weil er privat involviert ist. Außerdem scheint es kein Motiv für den Mord am Gerbermeister zu geben. Für Serafina ergeben sich aber mit der Zeit immer mehr Hinweise und langsam gibt es auch immer mehr Motive für den Mord...
Damit steigt die Spannung und man ist schnell durch das Buch, denn "Der Totentanz zu Freiburg" hat leider keine 300 Seiten und das merkt man diesem Band leider etwas an. Die Vorgänger hatten zwar auch nicht wirklich mehr Seiten, aber die Spannungskurve begann viel früher und baute sich immer mehr auf. Diesmal war es mir ein bisschen zu wenig.

Interessant ist die Schilderung der damaligen Gesetze und die gerichtliche Verurteilung eines nicht anwesenden Täters. Die damaligen Lebensumstände sind wieder wunderbar beschrieben. Die Sprache ist historisch angepasst. Am Ende des Romans befindet sich ein Glossar für viele der mittelalterlichen Begriffe.

Fazit:
Ein sehr persönlicher Fall für Serafina, der einiges in ihrem Leben verändern wird. Für mich war der siebente Band aber leider etwas schwächer als die Vorgänger und vorallem viel zu kurz.

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