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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.03.2023

Fesselnd bis zur letzten Zeile

Ein letztes Opfer: Thriller
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„...Ich habe die perfekte Stelle ausgesucht. Unter mir fällt der Hang steil ab, im Felsen klaffen tiefe Spalten und es geht gut hundert Meter in den Abgrund. Ein schneller Tod...“

Die Sätze stammen aus ...

„...Ich habe die perfekte Stelle ausgesucht. Unter mir fällt der Hang steil ab, im Felsen klaffen tiefe Spalten und es geht gut hundert Meter in den Abgrund. Ein schneller Tod...“

Die Sätze stammen aus dem Prolog des Buches. Sie hinterlassen eine Menge an Fragen und setzen das Kopfkino in Gang.
Die Autorin hat einen fesselnden Thriller geschrieben, der mich anfangs nach Graz, später nach Südtirol führt.
Der Schriftstil sorgt für den hohen Spannungsbogen. Vieles wird angedeutet, doch Antworten gibt es erst einmal kaum. Hinzu kommt, dass einige wenige Kapitel dem Täter vorbehalten sind. Die wirken fast so geheimnisvoll wie der Prolog. Außerdem gibt es in gewissen Abständen Rückblenden. Auch hier bleiben Fragen offen.
Vera ist Redakteurin der Zeitschrift „Wochenblatt“ in Graz. Neuerdings bietet die Zeitung ihren Leser an, Texte von ihnen zu veröffentlichen. Besonders berührt wird Vera von den Gedichten eines Wilhelm Schneider. Sie sind düster. Es geht um Schuld und Versagen.
Vera möchte von dem Autor in Porträt veröffentlichen. Der gibt ihr zu verstehen, dass das nur geht, wenn sie bei ihm erscheint. Er lebt auf einem Einödhof in Rabenstein in Südtirol und hat keine modernen Kommunikationsmittel. Veras Chef lehnt ab. Kurzerhand plant Vera zusammen mit Anna eine Wellnessurlaub in dem Ort.
Sehr gut wird die Düsternis des Ortes wiedergegeben. Seit drei Jahren stirbt stets zu Michaelis eine Frau. Die Ermittlungen gehen von Unfall aus. Die Dorfbewohner halten Schneider für den Mörder.

„…Genauso funktionieren Gerüchte. Einer zischt hinter vorgehaltener Hand irgendeine böse Fantasie, der Nächste verkauft sie als Wahrheit und schon glauben die Leute daran...“

Wenn Vera davon spricht, dass sie Schneider interviewen will, trifft sie auf eine Mauer des Schweigens. Was bleibt, ist die Warnung, die Finger davon zu lassen.

„...Es wäre besser, Sie würden Herrn Schneider zu sich ins Tal bestellen...“

Eingeflochten in die Handlung wird auch Veras Privatleben. Das Schicksal ihres Vaters ist ausschlaggebend dafür, dass sie so handelt, wie sie handelt.
Die Spannung steigt von Seite zu Seite. Erst wenn man das Buch zu Ende gelesen hat und keine Frage mehr offen ist, weiß man, wie raffiniert die Geschichte gestrickt wurde.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Thriller kommt ohne blutige Szenen aus, erlaubt dafür einen Einblick in die manchmal dunkle Psyche der Menschen.

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Veröffentlicht am 28.02.2023

Spannende Biografie

Die rebellische Pianistin. Das Leben von Johanna Kinkel
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„...Wenn ich groß bin, möchte ich Musikerin werden..“

Schon mit jungen Jahren weiß Johanna, was sie will. Ihre Eltern sehen das naturgemäß anders. Anfang des 19. Jahrhunderts hatte eine Frau zu heiraten. ...

„...Wenn ich groß bin, möchte ich Musikerin werden..“

Schon mit jungen Jahren weiß Johanna, was sie will. Ihre Eltern sehen das naturgemäß anders. Anfang des 19. Jahrhunderts hatte eine Frau zu heiraten. Musik war bestenfalls Hobby.
Die Autorin hat eine abwechslungsreiche Biografie der Pianistin, Chorleiterin und Komponistin Johanna Kinkel geschrieben.
Der Schriftstil spiegelt die gesellschaftlichen Verhältnisse gut wider. Er ist ausgereift.
In einem Gasthaus wird Johanna in Hauswirtschaft ausgebildet. Häufig aber bittet sie die Köchin, lieber Klavier zu spielen und die Gäste zu unterhalten.

„...Es war gar nicht so schlecht, sich in der Küche dämlich anzustellen, obwohl sie das eigentlich gar nicht beabsichtigt hatte...“

Zu Hause findet man einen Kompromiss. Wenn Johanna die hausfraulichen Pflichten erledigt hat, darf sie sich der Musik widmen. Ihre weitere Ausbildung übernimmt Ries, der schon Beethoven ausgebildet hat. Er erkennt Johannas Talent und fordert und fördert sie.
Ihre erste Ehe wird zur Katastrophe. Mit Hilfe ihrer Eltern verlässt Johanna ihren Mann. Die Scheidung wird sich über Jahre hinziehen.

„...Für die Gesellschaft ist immer die Frau schuld, wenn eine Ehe in die Brüche geht...“

Auf Empfehlung geht Johanna nach Berlin. Dort gelangt sie in den Kreis von Bettina von Armin und Fanny Hensel, der Schwester von Felix Mendelssohn Bartholdy. Sie dichtet, komponiert und bildet sich fort.
Zurück in Bonn, wo sie auf ihre Scheidung wartet, lernt sich Scheinheiligkeit der guten Gesellschaft kennen. Ihr Verhalten wird genau beobachtet. Davon ist abhängig, ob sie Musikschüler erhält oder abgelehnt wird.
Bitter enttäuscht ist sie über die Reaktion der Intellektuellen zur Märzrevolution 1848.

„...Eines nach dem anderen. Wenn wir Frauen und Arbeitern gleiche Rechte einräumen, dann haben wir bald eine Anarchie...“

Johannas zweite Ehe beruht auf einem gleichberechtigten Nebeneinader der Partner.
Die Beschreibung von Johannas Leben ist aber nur die eine Seite des Buches. Die andere gilt der Musik. Johanna ist pädagogisch begabt. Sie malt gedankliche Bilder für ihre Schüler. So interpretiert sie ein Werk von Chopin so:

„...Die kurze Einleitung von sieben Takten war wie das Besteigen eines Kahns, der sanft auf den Wellen wiegte. Mit dem ersten Thema beginnt die Flussfahrt...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeichnet das Bild einer Frau, die sich im engen Korsett der Gesellschaft Freiräume geschaffen hat und lernte, mit Niederlagen und Missachtung umzugehen.

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Veröffentlicht am 27.02.2023

Biblische Geschichte lebendig erzählt

Gib du mir Weisheit
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„...Manasse hatte an seinen Vater, König Hiskia, gedacht, der Gott treu gewesen war – treuer als alle Könige Judas seit König David. Aber Gott hatte ihn nicht am Leben gelassen...“

Die Geschichte von ...

„...Manasse hatte an seinen Vater, König Hiskia, gedacht, der Gott treu gewesen war – treuer als alle Könige Judas seit König David. Aber Gott hatte ihn nicht am Leben gelassen...“

Die Geschichte von König Hiskai wird in den drei Vorgängerbänden erzählt. Manasse ist zwölf Jahre, als sein Vater stirbt. Er vermisst ihn und versteht den Sinn des plötzlichen Todes nicht. Als Manasse und sein bester Freund Josua, der Sohn des Palastverwalters Eljakim, den Unterricht schwänzen, treffen sie eine Wahrsagerin. Josua warnt, doch Manasse nimmt ihre Dienste in Anspruch. Hier wird schon der Keim für das gelegt, was neun Jahre später seinen bitteren Anfang nimmt.
Die Autorin hat erneut eine spannende Geschichte geschrieben. Sie benutzt dazu die biblischen Texte und füllt die Lücken mit einer abwechslungsreichen Handlung.
Manasse ist 21 Jahre alt. Als er zum Grab seiner Mutter geht, hat er eine denkwürdige Begegnung. Er trifft den Priester Zera bei heidnischen Praktiken. Zwar lässt er ihn verhaften, doch dessen Worte wirken wie ein Stachel in Manasse, denn Zera versteht es, die Worte der Tora in seinem Sinne zu verdrehen.
Manasse lässt den Propheten Jesaja und seinen Palastverwalter Eljakim verhaften. Eljakims Diener Maki gelingt es, Josua zu warnen. Josua ist in Lebensgefahr.
Das Geschehen hinterlässt bei den Beteiligten tiefe Spuren. Zera wird zu Manasses rechter Hand. Er spricht von Freiheit, manipuliert den König aber so, dass er seinen Willen und den Kult um die Göttin Aschera mehr und mehr durchsetzen kann. Dabei nutzt er bewusst isolierte Zitat aus der Tora zur Argumentation. Besonders gern führt er Worte über Abraham an. Manasse wird eingeredet, dass es für ihn als König keinerlei Schranken gibt.

„...Die Priester werden keine Macht mehr über Euch haben. Die Omen werden nicht mehr durch Euren Unglauben blockiert und Ihr werdet Gott in seiner ganzen Fülle anbeten...“
Andererseits ist Manasse ein zerrissener und von Angst zerfressenen Mensch, der überall eine Verschwörung sieht.
Josuas Leben wird von Heute auf Morgen auf den Kopf gestellt. Plötzlich ist er ein Niemand. Seine Familie kämpft im Moab ums Überleben.

„...Wut, Hass und der Wunsch nach Rache – allesamt gegen Manasse gerichtet. Bitterkeit, Groll und eine niederschmetternde Erkenntnis – allesamt gegen Gott gerichtet...“

Manasse und Josua, beiden ist gemeinsam, dass sie Kinder eines starken Vaters sind. Beide hadern mit Gott wegen dem Tod der Väter. Beide haben Fragen, auf die sie keine Antworten bekommen. Doch während für Manasse das Bild des Vaters immer kleiner wird, je mehr er sich in spirituelle Praktiken verstrickt, findet Josua Menschen, die ihn zu Gott zurückführen und ihm zeigen, dass alles so kommen musste, wie es gekommen ist.
Die Geschichte verfügt über einen hohen Spannungsbogen. Der wird einerseits gespeist durch die Feindschaft zwischen Manasse und Josua, andererseits durch die inneren Kämpfe der Protagonisten. Nicht zu unterschätzen sind die Gespräche zwischen Zera und Manasse. Sie zeigen, was passiert, wenn man die Worte der Tora aus dem Zusammenhang reißt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, wie leicht sich Menschen verführen und manipulieren lassen, wenn ihnen ein fester Halt fehlt.

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Veröffentlicht am 26.02.2023

2000 Jahre Kirchengeschichte in Biografien

Pioniere und Propheten
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„...366 Lebensbilder von Christuszeugen, Frauen und Männern, chronologisch geordnet und jedem Tag des Jahres zugeordnet, wecken im Leser Staunen und Dankbarkeit...“

Dieser Satz stammt aus dem Vorwort ...

„...366 Lebensbilder von Christuszeugen, Frauen und Männern, chronologisch geordnet und jedem Tag des Jahres zugeordnet, wecken im Leser Staunen und Dankbarkeit...“

Dieser Satz stammt aus dem Vorwort von Roland Werner und Johannes Nehlsen. Damit weiß ich als Leser sofort, was mich erwartet.
Die reihe der Biografien beginnt mit Nino, der den Georgien das Evangelium verkündete, und endet mit Hans Peter Royer, Mitarbeiter im Tauernhof Schladming. Damit deckt das Buch fast 2000 Jahre christlicher Geschichte ab. Eines ist allen, deren Leben erzählt wird, gemeinsam. Es geht ihnen um ein Leben mit Christus auch gegen Widerstände und häufig um eine Erneuerung des Glaubens.
Die Auswahl war sicher nicht einfach. Jedem Leser wird bestimmt irgendeine Person fehlen. Trotzdem bietet das Buch eine umfassenden Überblick über Entwicklungen im kirchlichen Leben.
Natürlich nimmt einen gewissen Rahmen die Zeit der Reformation ein. Luther, Calvin, Melanchthon sind genauso im Buch vertreten wie Jan Hus und Zwingli. Einen weiteren Rahmen bieten die freien evangelischen Gemeinden. Die Gründer der Quäker, Vertreter des Pietismus, führende Mitglieder der Täufer finden sich im Buch. Was wäre Glaube ohne Musik und Kunst. Neben Bach werden weitere Musiker vorgestellt. Die Dichter bekannter Kirchenlieder, zum Beispiel Eleonore Fürstin von Reuß, gehören ebenso dazu wie Maler. Bibelübersetzer in viele Sprachen der Welt lerne ich kennen. In der Zeit der Erweckungsbewegung gehen Missionare in alle Welt. Persönlichkeiten aus England, Deutschland, der Schweiz wurden aufgenommen, um nur eine kleine Auswahl von Ländern zu nennen. Pioniere der „Untergrund-Eisenbahn“ zur Sklavenbefreiung, die aus christlicher Überzeugung gehandelt haben sowie die Gründer von Heilsarmee und Diakone werden mir vorgestellt. Für das 20. Jahrhundert wurden Vertreter der Bekennenden Kirche wie Dietrich Bonhoeffer eingebunden. In jedem Jahrhundert aber gab es Missionare, die fremden Völkern mit dem Evangelium dienten. Viele Lebensbilder von Frauen gehören zur Sammlung dazu.
Der Aufbau ist immer gleich gestaltet. Jeder Persönlichkeit ist eine Doppelseite gewidmet. Links oben stehen in einem grauen Kästchen die Lebensdaten, daneben fett hervorgehoben den Name. Dann folgt ein Zitat in kursiv, dass entweder von der Person stammt oder eines ihrer Lebensmottos widerspiegelt.

„...Ich liebe alle Menschen wie meine Brüder, weil sie alle erlöst sind...“

Das Zitat stammt von Blaise Pascal, der eigentlich eher als Physiker bekannt ist, weniger durch seine geschliffenen geistigen Einsichten.
Knapp zwei Seiten Text beinhalten wichtige Stationen des Lebenslaufs unter Schwerpunktsetzung auf christliche Taten. Eingebunden kann durchaus ein persönliches Zitat sein. So wird bei den Dichtern der eine oder andere Vers angeführt. Am Ende findet sich ein Foto. Der erste Buchstabe des Textes ist zeichnerisch gestaltet und erstreckt sich über die ersten sechs Zeilen.
Der Schrift ist leicht lesbar und allgemeinverständlich. Wenn man es nicht weiß, fällt kaum auf, dass die Lebensbilder von 125 verschiedenen Autorinnen und Autoren sind.
Ein alphabetisches Verzeichnis der vorgestellten Persönlichkeiten mit zugeordnetem Autor und ein Autorenverzeichnis ergänzen das Buch.
Da jedem Tag eine Biografie zugeordnet ist, kann man das Buch auch als Andachtsbuch nutzen. Gleichzeitig ist es ein Nachschlagewerk Der Leser wird neben bekannten Personen viele neue kennenlernen.
Das schlichte Cover in Rot mit dem Torbogen passt zum Thema.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Vielfalt des Inhalts hat mich positiv überrascht.

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Veröffentlicht am 25.02.2023

Als die Hugenotten nach Brandenburg kamen

Das Kreuz der Hugenotten
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„...Aber die Jerusalemkirche war immer unsere und wird es bleiben. Wir lassen Euch hinein. […] Wir gewähren euch Einlass, allerdings erst, wenn unsere Leute einen Platz gefunden haben. Ab jetzt müsst Ihr ...

„...Aber die Jerusalemkirche war immer unsere und wird es bleiben. Wir lassen Euch hinein. […] Wir gewähren euch Einlass, allerdings erst, wenn unsere Leute einen Platz gefunden haben. Ab jetzt müsst Ihr stehen...“

Es ist ein Sonntag, als die Situation eskaliert. Kurfürst Friedrich hatte den aus Frankreich geflohenen Hugenotten ein Heim in Brandenburg gegeben. Doch die Bevölkerung will die Fremden nicht.
Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil ist ausgewogen und passt sich den historischen Gegebenheiten an.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Paul Dschamps hat die Zeichen der Zeit erkannt. Im Gegensatz zu manchen seiner Landsleute weiß er, dass eine Rückkehr nach Frankreich nicht möglich ist. Als Handschuhmacher hat er einen guten Ruf. Er ist offen für Neues. Menschlich allerdings ist er schwer zu fassen. Er wirkt distanziert und ist selten aus der ruhe zu bringen.
Vor allem die Gerber lehnen sich gegen die neuen Mitbewohner auf. Am Abend nach dem Eklat vor der Kirche stirbt Jockel, einer von ihnen. Die Gerüchte kochen hoch. Sein Bruder Lorenz ist der Zunftmeister. Zwar hat er am Morgen Jockel unterstützt, doch er schämt sich für sein Verhalten. Immerhin mussten auch Frauen und Kinder in Kälte und Schnee vor der Kirchentür warten.
Sehr gut wird in das Geschehen integriert, welche Folgen der Dreißigjährige Krieg für Brandenburg hatte. Der Kurfürst, der nach der Königskrone strebt, hofft, dass de Franzosen Aufschwung in Wirtschaft und Handel bringen. Dass dafür erst alte Zöpfe abgeschnitten werden müssen, wird ihm erst mit der Zeit klar.
Die Franzosen möchten eine eigene Kirche und schicken Paul mit einer Delegation zu Friedrich.

„...Immerhin, einen Kirchenbau, eine reformierte Kirche, dass scheint mir eine gute Idee zu sein. Geht Euren Plänen nach und haltet mich auf dem Laufenden, meine Herren...“

Sehr anschaulich werden die Zeitverhältnisse dargestellt. Dazu gehören auch die Intrigen am Hofe, besonders geschürt durch die Kurfürstin. Hinzu kommt, dass der Griff nach der Krone viel Geld kostet. Die Franzosen müssen also ihren Kirchenbau allein finanzieren.
Zwischendurch erzählt Pauls Vater die Geschichte der Hugenotten in Frankreich und nennt die Gründe für ihre Flucht.

„...Unsere Dörfer und Städte waren sauber, wir hatten feste Steinhäuser, eine ehrliche Verwaltung und Gemeinwesen, denen es von Jahr zu Jahr besser ging. Die Reichen haben, wie es unser Glaube verlangt, die Armen unterstützt...“

Paul ist mit der gelieferten Qualität des Leders nicht zufrieden. Er will eigene Wege gehen. Nicht jeder der Franzosen sieht das so. Außerdem zieht er damit den Zorn der Gerber auf sich. Neid und Missgunst lassen nicht lange auf sich warten. Neue Ideen machen Angst.
Deutlich wird, wie die Hugenotten durch ihren Glauben getragen werden. Er ist oftmals die Richtschnur ihres Tuns. Das Buch lässt viel Raum für die innerliche Auseinander der Protagonisten mit sich. Sowohl Paul als auch Lorenz hinterfragen ihr Verhalten.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier wird die Flüchtlingsfrage aus historischer Sicht aufgearbeitet.

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