Fesselnd bis zur letzten Zeile
Ein letztes Opfer: Thriller„...Ich habe die perfekte Stelle ausgesucht. Unter mir fällt der Hang steil ab, im Felsen klaffen tiefe Spalten und es geht gut hundert Meter in den Abgrund. Ein schneller Tod...“
Die Sätze stammen aus ...
„...Ich habe die perfekte Stelle ausgesucht. Unter mir fällt der Hang steil ab, im Felsen klaffen tiefe Spalten und es geht gut hundert Meter in den Abgrund. Ein schneller Tod...“
Die Sätze stammen aus dem Prolog des Buches. Sie hinterlassen eine Menge an Fragen und setzen das Kopfkino in Gang.
Die Autorin hat einen fesselnden Thriller geschrieben, der mich anfangs nach Graz, später nach Südtirol führt.
Der Schriftstil sorgt für den hohen Spannungsbogen. Vieles wird angedeutet, doch Antworten gibt es erst einmal kaum. Hinzu kommt, dass einige wenige Kapitel dem Täter vorbehalten sind. Die wirken fast so geheimnisvoll wie der Prolog. Außerdem gibt es in gewissen Abständen Rückblenden. Auch hier bleiben Fragen offen.
Vera ist Redakteurin der Zeitschrift „Wochenblatt“ in Graz. Neuerdings bietet die Zeitung ihren Leser an, Texte von ihnen zu veröffentlichen. Besonders berührt wird Vera von den Gedichten eines Wilhelm Schneider. Sie sind düster. Es geht um Schuld und Versagen.
Vera möchte von dem Autor in Porträt veröffentlichen. Der gibt ihr zu verstehen, dass das nur geht, wenn sie bei ihm erscheint. Er lebt auf einem Einödhof in Rabenstein in Südtirol und hat keine modernen Kommunikationsmittel. Veras Chef lehnt ab. Kurzerhand plant Vera zusammen mit Anna eine Wellnessurlaub in dem Ort.
Sehr gut wird die Düsternis des Ortes wiedergegeben. Seit drei Jahren stirbt stets zu Michaelis eine Frau. Die Ermittlungen gehen von Unfall aus. Die Dorfbewohner halten Schneider für den Mörder.
„…Genauso funktionieren Gerüchte. Einer zischt hinter vorgehaltener Hand irgendeine böse Fantasie, der Nächste verkauft sie als Wahrheit und schon glauben die Leute daran...“
Wenn Vera davon spricht, dass sie Schneider interviewen will, trifft sie auf eine Mauer des Schweigens. Was bleibt, ist die Warnung, die Finger davon zu lassen.
„...Es wäre besser, Sie würden Herrn Schneider zu sich ins Tal bestellen...“
Eingeflochten in die Handlung wird auch Veras Privatleben. Das Schicksal ihres Vaters ist ausschlaggebend dafür, dass sie so handelt, wie sie handelt.
Die Spannung steigt von Seite zu Seite. Erst wenn man das Buch zu Ende gelesen hat und keine Frage mehr offen ist, weiß man, wie raffiniert die Geschichte gestrickt wurde.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Thriller kommt ohne blutige Szenen aus, erlaubt dafür einen Einblick in die manchmal dunkle Psyche der Menschen.