anfangs top, hinten flop
„Sie ist nicht meine verdammte Droge. Und ich bin nicht die ihre. Das hier ist keine zerstörerische Sucht…“
(Jamie zu seiner Schwester in With all my heart)
Worum geht’s?
Bereits als Teenagerin verliert ...
„Sie ist nicht meine verdammte Droge. Und ich bin nicht die ihre. Das hier ist keine zerstörerische Sucht…“
(Jamie zu seiner Schwester in With all my heart)
Worum geht’s?
Bereits als Teenagerin verliert Jane ihr Herz an Jamie McKenna. Bei ihm fühlt sie sich sicher und geborgen. Doch Jamie kämpft gegen seine Sehnsucht an, bis der Zeitpunkt gekommen ist, an dem er ihr seine Gefühle gestehen darf. Aber eine Tragödie zerstört nicht nur die McKenna-Familie, sondern lässt Janes gesamte Welt einstürzen. Das Einzige, was ihr und Jamie bleibt, ist ihre Liebe, die sie alles überstehen lässt. Ein Irrtum wie Jane leidvoll erfahren muss. Jahre später begegnen die beiden sich wieder, aber der Jamie, in den sie sich verliebt hat, scheint für immer verschwunden. Er will sich an den Menschen, die ihm alles genommen haben, rächen – und auch sie steht auf seiner Liste. Da Jane Gerechtigkeit für die Vergangenheit möchte, muss sie mit ihm zusammenarbeiten …
With all my heart ist ein Einzelband und in sich geschlossen.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch wird durch Jamie und Jane in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch verläuft auf zwei Zeitebenen – Vergangenheit und Gegenwart, hier jeweils chronologisch. Das Buch beinhaltet potenzielle Trigger und sexuellen Content.
Meine Meinung
Here we go again, ein weiteres Buch von Samantha Young und ein weiteres Kapitel „Hit or Miss“ – denn so geht es mir mit der Autorin. Entweder ich liebe ihre Bücher oder ich finde sie furchtbar und gerade in letzter Zeit hat sich die Anzahl an Miss-Büchern bei ihr drastisch gesteigert. Und bedauerlicherweise gehört auch With all my heart für mich tendenziell eher dazu.
Vergangenheit und Gegenwart. Bücher, die diesem Aufbau folgen, verraten ja immer schon mal, dass es einen Bruch geben muss. Und den gab es hier – inhaltlicher Natur, aber auch für mich in meiner Begeisterung. Die Vergangenheit spielt um die jugendliche Jane und den gerade erwachsen werdenden Jamie. Er ist der große Bruder ihrer neuen besten Freundin Lorna. Jane als Pflegekind freut sich, Anschluss zu finden und mit Jamie, Lorna und der großen Schwester Skye eine Art Familie gefunden zu haben. Skye kümmert sich allein um ihre Geschwister, arbeitet als Schauspielerin und nimmt auch Jane liebevoll auf. Etwa die Hälfte des Buches spielt in der Vergangenheit. Es geht hier darum, wie Jane und Jamie sie finden, wie er sich vor seinen Gefühlen verschließt, weil sie noch nicht 18 Jahre alt ist. Wie die Freundschaft zwischen Lorna und Jane von toxischen Machtspielen, Manipulation und subtilen Drohungen geprägt ist. Wie Lorna verlangt, dass Jane immer nur ihr gehören soll und sie auf keinen Fall ihre Bruder lieben darf. Wie Skye Jamies Gefühle kritisch beäugt, aber offenbar nicht Lornas Verhalten Jane gegenüber. Jedenfalls hat mir die Vergangenheit eigentlich recht gut gefallen. Ich mag komplizierte Charaktere, fragwürdige Verhaltensweisen, problematische Thematiken. Sehr doll sogar, vor allem die Frage um Lornas und Janes Freundschaft, die manipulativen Elemente. Aber auch die durchaus nicht unproblematische Beziehungsentwicklung von Jamie und Jane, wo es vielleicht auch ein Stück weit um Abhängigkeit voneinander geht. Ich mochte Skyes Geschichte, bei der ich mir fast schon denken konnte, in welche Richtung es möglicherweise gehen könnte, aber dennoch getroffen war, als es so kam und auch die Gründe offengelegt wurden. Sicher ist auch bis hier das Buch kein Jahreshighlight, aber es war interessant und konnte mich zumindest fesseln.
Und dann… kam die Gegenwart. Drastischer Zeitsprung. Es hat sich sehr viel verändert, das meiste leider zum absoluten Nachteil. Ich hatte relativ schnell eine Vermutung, was hier gespielt wird, wieso Jane plötzlich da ist, wo sie ist. Aber wow, was für ein Chaos. Und leider alles hochgradig zusammenkonstruiert. Man merkt an der Stelle so sehr, wie amerikanisch die Autorin doch ist. Falsche Verurteilung, gekaufte Zeugen, ein reicher Mann, der machen kann, was er will. Manipulative Beziehungen, Geheimnisse, Intrigen, eine Doppel-Agenda. Rache, ein geheimer Bestseller (irgendwo braucht Jamie ja die Kohle für sein neues Leben her). Es war einfach viel zu viel. Und das meiste so vorhersehbar. Und es hat mich geärgert, die Geschichte hat mich verloren, die Charaktere waren für mich nicht mehr greifbar. Mich hat gestört, dass so offensichtliche Faktoren ignoriert wurden, die vermeintlich überraschenden Wendungen verpufften, wenn man ein einigermaßen aufmerksamer Leser war. Alles wirkte nur noch übertrieben, so unglaublich gestellt und konstruiert. Vielleicht hätte als Film die Geschichte irgendwie Sinn gemacht, ich fand es aber nur unangenehm und habe permanent den Kopf geschüttelt. Irgendwie verkam zwischendurch die Storyline immer nur noch zu endlosen Sexszenen, irgendwelchen weiteren haarstäubenden Entwicklungen und jeder Menge Fragezeichen. Wie das Buch nach dem relativ starken Start so verkommen konnte, das hat sich mir einfach nicht erschlossen. Mit viel Zähne zusammenbeißen kämpfte ich mich Seite um Seite fort und war einfach nur noch genervt. Ich weiß nicht, was der Autorin in den Kopf kam, aber die Gegenwart war leider nur übertrieben, voller logischer Lücken, komplett am Ziel vorbei und leider auch in keiner Weise hilfreich für eine solide Lovestory.
Man hätte so viel aus der Geschichte herausholen können, aber leider hat sich die Autorin für den Weg der Hollywood-Klischees entschieden, unabhängig davon, ob es Sinn macht und passt. Ich werde der Autorin mit der neuen Reihe im Sommer eine allerletzte Chance geben, aber vielleicht passen ihre Geschichten und diese vollkommen übertriebene Dramatik nicht zu mir.
Mein Fazit
With all my heart startet stark und lässt dann unglaublich nach. Die Handlung ist wild konstruiert, die Wendungen vorhersehbar und die Lovestory kann nur eingeschränkt überzeugen. Mit Vorsicht zu genießen und definitiv eine Geschichte mit vielen Fragezeichen nach dem Lesen.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]