ein interessanter Ausflug ins Mittelalter
Die Kinder des EarlsJeder hat bestimmt schon einmal von der großen Schlacht in Hastings gehört und auch der berühmte Teppich von Bayeux ist vielen bekannt. Ich hatte natürlich schon darüber etwas gelesen und daher hat mich ...
Jeder hat bestimmt schon einmal von der großen Schlacht in Hastings gehört und auch der berühmte Teppich von Bayeux ist vielen bekannt. Ich hatte natürlich schon darüber etwas gelesen und daher hat mich dieses Buch auch so interessiert. Es geht nicht hauptsächlich um diese beiden Punkte, aber es ist unglaublich interessant, den geschichtlichen Weg zu den Ereignissen zu erfahren. Wir erleben die Geschichte um einen mächten Mann in England: den Earl Godwin von Wessex. Diese sehr umfangreiche Erzählung dreht sich um seine Lebensgeschichte und die seiner Kinder und Angehörigen. Es ist eine sehr detailreiche und informative Schilderung der Lebenswege der Familie und dazu gehört dann natürlich auch die Geschichte von England. Und damit den verschiedenen damaligen Könige, denen die Familie Godwin mehr oder weniger treu diente. Aber diese Familie ist eine der einflussreichsten des Landes und sie mischt intensiv in der Politik und den Geschehnissen des Könighauses und der Regierung mit. Es ist total spannend, denn hier werden Verschwörungen und Bündnisse getroffen und auch gebrochen. Alles dreht sich um das Wohl der Familie, obwohl sie immer den Anschein wahrt und dem König zur Seite steht. Ich fand es faszinierend, wie die einzelnen Protagonisten agieren. Sie schmieden Intriegen und versuchen die Zukunft zu sichern - wobei das Wohl der Familie fast immer an erster Stelle kommt. Sie sind bereit für ihr Anliegen ihr Leben zu geben und natürlich das anderer Menschen, die ihnen im Wege stehen. Mir haben diese lebensnahen Beschreibungen der damaligen Sitten und Gebräuche sehr gut gefallen. Man erlebt den Alltag der Adeligen und Könige, aber auch die Lebensbedingungen der einfachen Leute kommen zur Sprache. Man erfährt viel über den Aufbau von Höfen und ihren täglichen Arbeiten. Besonders gut fand ich, dass man hier auch näheres über die Frauen erfahren hat. Sie waren im Endeffekt diejenigen, die alleine Zuhause bleiben und alles am Laufen halten mussten, während die Männer in die Schlachten oder mit dem König übers Land zogen. Aber sie waren doch nicht ganz ohne Einfluss, denn ihre Männer nahmen manchmal Ratschläge von ihnen an. Besonders, wenn sie aus Liebe zusammen lebten, was allerdings die Ausnahme war, denn meist waren die Ehen ja aus taktischen Gründen geschlossen worden. Geradebei Harold konnte man den Unterschied zwischen einer Liebesbeziehung und der anerkannten Eheschließung durch die Kirche kennenlernen. Aber die Damen schmiedeten auch ihre eigenen Komplote und trugen damit zum politischen Geschehen bei. Ich fand den Verlauf der Geschichte sehr interessant und lehrreich. Die dargestellten Lebenswege waren sehr spannend dargestellt. Das Leben war damals nicht einfach, aber ich war überrascht, wie mobil die Menschen damals trotz der widrigen Umstände waren. Sie reisten viel und wenn nötig, fingen sie ganz woanders ein neues Leben an. Die Verpflechtungen mit den anderen Ländern, wie z.B der Normandie, Dänemark oder Norwegen waren sehr intensiv. Obwohl es ein sehr umfangreiches Buch ist, habe ich es doch sehr schnell gelesen. Am Anfang war es etwas schwierig, mit den ganzen Namen klarzukommen, weil auch bestimmte Namen mehrmals bei verschiedenen Personen vorkommen. Aber das gibt sich mit der Zeit und außerdem hat man ein Pesonenregister und einen Stammbaum am Anfang des Buches zur Verfügung. Außerdem hilft das Glossar beim Verstehen der einschlägigen Begriffe weiter. Interessant sind auch die Karten zum räumlichen Verständnis. Der Text lässt sich gut und flüssig lesen. Man wird tief in diese Zeit hineingezogen und ich war beeindruckt von den bildreichen Schilderungen. Ich fühlte mich wirklich in diese Zeit zurück versetzt. Die Beweggründe der Menschen und ihre Motivation war sicher nicht immer aus heutiger Sicht zu verstehen und gerade die Frömmigkeit und der extreme Bau von Kirchen und das Sammeln von Reliquien haben mich immer in Staunen versetzt. Aber es geht eigentlich immer um Macht, Ansehen und Besitz - das hat sich auch bis heute nicht geändert.
Ich war begeistert von diesem Ausflug ins Mittelalter und der Geschichte Englands - seinen Earls und natürlich den damaligen Königen. Ihre Darstellung hat mir gut gefallen. Und man hat doch einen intensiven Einblick ins Leben dieser Zeit bekommen. Ein guter Abschluss war der Abspann, in dem man noch erfahren konnte, was aus den einzelnen Protagonisten geworden ist. Das fand ich besonders gelungen, denn damit konnte man das Buch wirklich mit einem guten Gewissen und vielen Informationen zur Geschichte Englands beenden.
Wen lebendige Geschichte interessiert - der sollte dieses Buch unbedingt lesen.