Cover-Bild Poussi
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hoffmann und Campe
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 264
  • Ersterscheinung: 01.02.2023
  • ISBN: 9783455015508
Cecilia Joyce Röski

Poussi

“Unsere Türen stehen für die Pois immer offen. Meine Tür ist auch offen, jeder Poi kann eintreten, Zeit mit mir verbringen und ich verbringe dann Zeit mit ihm. Ich bin immer da.”

Ibli ist Anfang zwanzig und wohnt und arbeitet im Palast, einem einst glanzvollen Bordell, das ihrem Vater gehörte. Iblis Vater, das ist Lackschuh. Zu Hochzeiten des Palastes führte er ein ausschweifendes Leben, nun verfolgt ihn der Bankrott. Seine Tage verbringt er - längst der Sucht verfallen - am Spielautomaten im Café Keese.

Ibli aber ahnt, dass es außerhalb des Palasts eine Welt geben muss, in der es in den Fahrstühlen nicht nach Pisse stinkt und wo die Menschen in ihren Wohnungen gemütlich Tee trinken. Eine Welt, in der es nicht allein darum geht, mit einem "sexi Bodi" zahlende Kundschaft anzulocken. Als es im Palast zu einem Eklat kommt, ergreift Ibli die Flucht - mit ungewissem Ausgang.

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Veröffentlicht am 02.03.2023

Babysprache und Rotlichtmilieu

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Vater Zuhälter, Mutter Prostituierte - da ist es vielleicht nicht erstaunlich, dass auch Ibli, eine der Protagonistinnen in Cecilia Joyce Röskis Debütroman "Poussi" ebenfalls im Gewerbe landete und in ...

Vater Zuhälter, Mutter Prostituierte - da ist es vielleicht nicht erstaunlich, dass auch Ibli, eine der Protagonistinnen in Cecilia Joyce Röskis Debütroman "Poussi" ebenfalls im Gewerbe landete und in dem Laufhaus "Palast" arbeitet, in dem bereits ihre Mutter anschaffte, ja, in dem Ibli in einem Zimmer aufwuchs. Als Ich-Erzählerin zeigt Ibli den Leser*innen durch ihre Perspektive den Blick auf Kolleginnen und Freier, die "Pois", ein Leben zwischen Langeweile, Routine und tröstungsbedeürftigen Männern (aber das kostet extra)

Im Wechsel mit den Schilderungen von Ibli verfolgt die Autorin das Leben von "Lackschuh", Iblis Vater, in einer Zeit, als sie etwa 13 Jahre alt war. Da hat der spielsüchtige Mann den Zenit seines Erfolgs schon längst überschritten, ist zunehmend vereinsamt, verschuldet und im Dauerkrisenmodus, längst vieler sozialen Bindungen verlustig gegangen.

Sex Talk findet trotz des Rotlichtmilieus kaum statt, im Gegenteil: Für Ibli hat sich Röski eine infantil anmutende Kunstsprache ausgedacht, Da ist von "bumseln" die Rede, von "Fon", "Bebi" oder eben den "Pois". Das wirkt mitunter überzuckert, mitunter unpassend naiv, nicht nur wegen der Härten und Herausforderungen von Sexarbeit, sondern auch, weil die als Kind geschilderte Ibli eine eifrige und engagierte Schülerin war, die im Hinterzimmer einer Bar fleißig Hausaufgaben machte, während die Mama im "Palast" arbeitete.

Da passt es irgendwie, dass die pastellig-süßlichen Farben weiß und pink den Palast prägen, die Auseinandersetzung mit der Betreiberin in einer Wahtsapp-Gruppe geführt wird und die Beziehnungen Ilis zu ihren Kolleginnen eine Mischung aus Zickenkrieg und kuscheliger Frauensolidarität ist. Als ein Stammfreier sie für einen Monat für zu Hause mietet, ist das Iblis erste richtige Konfrontation mit der bürgerlichen Welt, doch ist es auch ein Versuch, sich aus dem Milieu zu befreien? In der Regel wirkt Ibli eher passiv, nimmt die Dinge, wie sie eben so kommen, und taumelt dennoch auf eine Abwärtsspirale zu.

So könnte dies ein Roman voller Härten werden, doch der Blick ins Milieu bleibt merkwürdig verschwommen. Dazu trägt auch die Kunstsprache bei, die irgendwie alles verniedlicht. Leider bleibt auch Ibli schwammig und gewinnt im Laufe des Buches wenig an Kontur. Und auch Lackschuh, der Zuhälter von der traurigen Gestalt, ist letztlich nur noch der abgehalfterte Schatten einer Rotlichtgröße. Das Milieu erschien mir beim Lesen mehr als Staffage denn als Thema und Ibli als eine theoretisch ersonnene Kunstfigur ohne vorangegangene Recherche und Gespräche mit Frauen in der Prostitution. Sicherlich mal ein anderer Blick, aber persönlch hätte ich ich mir eine Ibli mit mehr Ecken und Kanten gewünscht.

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