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Veröffentlicht am 02.03.2023

Nachhaltige, abwechslungsreiche und günstige Rezepte

Nachhaltig Kochen: die 40€-Woche
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Im Südwest Verlag erscheint das Kochbuch von Hanna Olvenmark "Nachhaltig Kochen: die 40€-Woche".

Ernährungsberaterin und Food-Bloggerin Hanna Olvenmark zeigt 50 vegetarische oder vegane Gerichte, die ...

Im Südwest Verlag erscheint das Kochbuch von Hanna Olvenmark "Nachhaltig Kochen: die 40€-Woche".

Ernährungsberaterin und Food-Bloggerin Hanna Olvenmark zeigt 50 vegetarische oder vegane Gerichte, die sich auf zwölf Wochenmenüs aufteilen und ungefähr vierzig Euro pro Woche kosten und dabei auch noch klimaneutral und damit umweltschonend sind. Die Art der Gerichte ist durchaus vielseitig und abwechslungsreich, sie sind kochtechnisch auch für Anfänger zu bewältigen und sind häufig sogar vegan.

Die Autorin beginnt ihr Buch mit Gedanken zum Einkauf von saisonalen und regionalen Waren, erklärt die Vorteile von Tiefkühltruhen und stellt als Übersicht in einem Saisonkalender die verschiedenen saisonalen Produkte vor. Zu den Wochenmenüs gibt es abgestimmte Einkaufslisten, die sich aus günstigen und gesunden Grundzutaten zusammen setzen. Einige Gerichte eignen sich auch wunderbar für eine Lunchbox oder für ein Outdoor-Essen.

Die Motivation für dieses Buch gilt vor allem der Erstellung von klimafreundlichen Rezepten. Zu allen Rezepten wird die jeweilige Co2 Angabe pro Portion genannt, außerdem die Zubereitungzeit, ob vegan oder vegetarisch und die Personenanzahl der Rezepte.

Der Rezeptteil ist übersichtlich, es gibt pro Doppelseite das Rezept mit appetitanregendem Foto.


Die Fotos sind sehr appetitanregend und die Zubereitung wird verständlich erklärt. Generell finde ich, dass es recht viele Gerichte mit Hülsenfrüchten gibt. Trotzdem kommt eine bunte Vielfalt zusammen, die abwechslungsreich erscheint und bei einigen Rezepten gibt es vegane Varianten.

Folgende Rezepte sind meine Favoriten:

Wärmendes Kartoffelgulasch (Januar) Leckerer Eintopf!

Linsensuppe mit Wurzelgemüse und Paprika (Februar)

Mexikanischer One Pot (März)

Tandoori mit Linsen (April)

Buchweizenrisotto mit Champignons und Spinat (Mai)

Vegane Köttbullar mit Spaghetti und Tomatensauce (Juni)

Brokkoli-Kartoffel-Suppe mit weißen Bohnen (Juli)

Karotten-Zucchini-Bratlinge (August)

Spinatpasta mit Tomaten-Topping (September) Habe ich nachgekocht und fand sie lecker!

Das Konzept des Buches gibt vor, dass nur an sechs Tagen die Woche gekocht wird, an einem Tag gibt es ein sogenanntes Großgericht, das für den Sonntag reichen soll. Diese Möglichkeit muss man aber individuell entscheiden, weil oft am Wochenende ja mehr Zeit zum Kochen zur Verfügung steht. Bei einigen Gemüsesorten ist die Preissteigerung vielleicht doch größer als hier im Buch errechnet, man sollte auf Angebote setzen, um einen Vier-Personen-Haushalt damit versorgen zu können.

Die nachhaltige Küche wird hier vielfältig umgesetzt und eignet sich gut für eine gesunde und günstige Küche, die auch noch schmeckt.

Veröffentlicht am 27.02.2023

Ein traumhafter Segeltörn entwickelt sich zum Psychodrama

In blaukalter Tiefe
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Bei Hanserblau erscheint der neue Roman von Kristina Hauff "In blaukalter Tiefe".

Schon lange träumen Caroline und ihr Mann Andreas von einem Segeltörn durch die traumhaft schöne schwedische Schärenlandschaft. ...

Bei Hanserblau erscheint der neue Roman von Kristina Hauff "In blaukalter Tiefe".

Schon lange träumen Caroline und ihr Mann Andreas von einem Segeltörn durch die traumhaft schöne schwedische Schärenlandschaft. Als sie das Vorhaben endlich umsetzen, lädt Andreas auch seinen aufstrebenden Anwaltskollegen Daniel mit Freundin Tanja zu der Tour ein und stößt damit nicht gerade auf Begeisterung bei Caroline, die sich von der Reise eher eine ruhige Auszeit und positive Aufarbeitung ihrer Beziehung erwartet hatte. Die Segelreise wird begleitet von dem erfahrenen Skipper Eric. Die Reise startet mit sonnigem Wetter und einem tollen Begrüßungsessen, doch dann kippt nicht nur das Wetter, sondern auch die Stimmung an Bord.

Bei diesem Buch habe ich mich auf eine interessante Geschichte gefreut, die neben der Segelreise auch zwischenmenschliche Beziehungen auslotet. Mit dieser Erwartung lag ich ganz richtig und ich durfte an einem sich zuspitzenden psychologischen Kammerspiel mit wunderschönen Landschaftsbeschreibungen teilnehmen.

Zunächst beginnt die Reise recht harmonisch, doch nach und nach kippt die Stimmung an Bord. Angetrieben von Eifersucht, Selbstzweifel, Ehrgeiz und Beziehungsproblemen spitzten sich die Konflikte zu und man wird unweigerlich Zeuge eines Dramas, dass sich, verstärkt durch einen aufkommenden Sturm, zu einem gefährlichen Desaster entwickelt.

Am Anfang werden die Figuren näher vorgestellt und ich habe versucht, mich in ihre Situation hineinzudenken. Caroline erhoffte sich von der Reise eher eine Auszeit und mehr Zeit mit ihrem Mann. Und ich merkte Tanjas Unsicherheit, die sich als Pflegekraft nicht dazugehörig fühlt und dann entdeckt, dass der Egoist Andreas seine Machtspielchen mit Daniel treibt. Daniel fügt sich in seine Rolle, denn er möchte als Partner in der Kanzlei aufsteigen. Andreas spielt den Wohltäter und erfolgreichen Gönner der Reise und erscheint sehr unsympathisch. Von Eric erfährt man nicht viel.

Die Geschichte wird wechselweise aus der Sicht der Figuren geschildert und so kann man sich gut in die vier Personen hineindenken, nur Skipper Eric wird ausgeklammert und bleibt damit geheimnisvoll.

Es entwickelt sich mit dem Zuspitzen der Spannungen an Bord eine gefährliche Stimmung und ich habe mich gefragt, wann ich diese Reise abgebrochen hätte. Von allen Personen wurde vor allem Caroline mit ihren Gedanken und Gefühlen ausgeleuchtet, bei allen anderen wurde es weniger sichtbar. Das erhöht die Spannung und die Frage, wie das alles wohl mit der Einleitung des Buches zusammenhängen mag.

So taucht man mal mehr, mal weniger in die Figuren ein und wird mitgerissen in den Strudel der Ereignisse. Denn mit der sinkenden Zufriedenheit der Protagonisten an Bord kommt ein Sturm auf und die Lage entwickelt sich zu einem Kampf um Leben und Tod. Das vermeintlich ruhige Segelrevier der Schären birgt viele Gefahren und ganz besonders bei Sturm, genauso verläuft es mit den Gefühlen und Beziehungen der Segelnden, es ist spannend zu sehen, was sie am Ende erwartet.

Mit wunderschönen atmosphärischen Schilderungen versetzt uns Kristina Hauff stimmungsvoll in die Landschaft der Schären und führt auch die Segelvorgänge verständlich und genau aus. Ich wurde durch ihren eingängigen und bildhaften Schreibstil gespannt durch die Handlung geführt und war gepackt von den zwischenmenschlichen Dramen, die immer mehr eskalieren. Doch trotz der Zuspitzung und des aufklärenden Endes habe ich meinen äußeren Beobachtungsposten nie verlassen und kam den Figuren nicht sehr nahe. Sie wurden mir die ganze Zeit immer unsympathischer und waren mir (bis auf Tanja) so suspekt, dass ich mit ihnen keine Reise unternommen hätte.

Dieser Roman beschreibt eine Reise, auf der sich Machtausübung, Gefühle und Beziehungsprobleme behindern und echte Ängste aufkommen. Es spielt sich ein packendes Spiel ab, dass die Figuren in eine tödliche Spirale reißt und die Leser packt.

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Veröffentlicht am 25.02.2023

Ein lustiger, abenteuerlicher und tierischer Spaß mit Insekten

Ringolf Rüsselkäfer rockt die Wiese
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Im Dragonfly Verlag erscheint das Kinderbuch "Ringolf Rüsselkäfer rockt die Wiese" von Amanda Fliegenbein mit Illustrationen von Stefanie Jeschke. Die empfohlene Altersklasse zum Vor- und Selberlesen ist ...

Im Dragonfly Verlag erscheint das Kinderbuch "Ringolf Rüsselkäfer rockt die Wiese" von Amanda Fliegenbein mit Illustrationen von Stefanie Jeschke. Die empfohlene Altersklasse zum Vor- und Selberlesen ist ab sechs Jahren.

Stubenfliege Edda lebt eigentlich im Haus von Menschen und kam durch ein Missgeschick auf die große Blumenwiese. Nun hat sie sich auch noch einen Flügel verletzt und fühlt sich in der Wildnis mit fremden Tieren ziemlich unwohl. Sie möchte schnellstens zurück nach Hause und schwärmt den Insekten von ihrer Heimat vor. Sie hat Glück, denn Rüsselkäfer Ringolf, Tausendfüßler Gilbert und Zitronenfalter Blomster wollen sie auf ihrem Weg begleiten. Die Reise ist nicht ganz ungefährlich und Edda hofft, dass diese wilden Insekten ihr helfen können.

Das Buch startet mit einem Figurenregister, in dem sich die Tiere mit Wort und Bild vorstellen. Neben Name, Tierart, Lieblingsort, sowie Lieblingsessen erfährt man außerdem, was sie am liebsten machen oder so gar nicht mögen. Dabei lernt man die kleine Truppe gleich kennen und auch, wovon sich die Tiere ernähren.

Ringolf ist ein lebensfroher Rüsselkäfer, der sich für rhythmische Musik begeistert und mit seinen Freunden "Tschakka-tschakka-Abenteuer" unternimmt. Er hasst Langeweile und isst am liebsten leckere Schafgarben-Blüten an seinem Lieblingsort, einem kleinen Platz mit bemoosten Steinen. Richtig wohl fühlt er sich aber nur, wenn auch seine Freunde bei ihm sind und er mit ihnen so richtig abrocken kann.

Als Ringolf die Stubenfliege Edda trifft, schwärmt sie ihm von ihrer Heimat bei den Menschen vor und möchte unbedingt wieder zurück. Er beschließt, sie mit Blomster und Gilbert nach Hause zu bringen, denn so ein Menschenhaus möchte er gerne mal sehen. Doch der Weg ist beschwerlich und sie müssen einige gefährliche Abenteuer bestehen, wie einen Fluß überqueren, sich vor einer hungrigen Forelle und einem arbeitssamen Ameisentrupp in Acht zu nehmen, oder heil über eine Straße zu gelangen. Und dann kommt ihnen auch noch ein Vogel in die Quere.

Der Erzählstil ist sehr locker und humorvoll und zeigt aus der Sicht der Krabbeltiere, welche Lebensgewohnheiten sie haben und welche Gefahren sie fürchten müssen. Dadurch lernen Kinder etwas über die Lebensräume der Tiere und fiebern bei Ringolfs spannender Reise mit und hoffen auf einen guten Ausgang der Geschichte.

Die Schrift ist recht groß, einige Wörter sind fett gedruckt und fallen damit besonders ins Auge, wie bspw. lebensmüde, prächtig, Ungeheuer, Naturlandschaft, mausetot, Tschakka-tschakka oder aber wichtige Anweisungen, wenn den Tieren eine Gefahr droht.

Die Illustrationen sind zweifarbig in Schattierungen aus Schwarz-Weiß und Grüntönen, also nicht wirklich bunt und doch reichen die Farben, um naturgetreu zu wirken und man kann die Tiere und Pflanzen alle gut erkennen.

Die Geschichte zeigt, wie die Insekten auf ihrem Weg füreinander einstehen und sich gegenseitig helfen und als sie endlich im Menschenhaus angelangt sind, merkt Edda, wie schön es ist, endlich echte Freunde zu haben.


Ein lustiger, abenteuerlicher und tierischer Spaß mit Insekten und der Botschaft, wie schön es ist, gute Freunde zu haben, die zusammen halten.

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Dieser Roman ist spannend wie ein Krimi!

Feldpost
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Im Droemer Verlag erscheint der historische Roman "Feldpost" von Autorin Mechtild Borrmann.

Die Anwältin Cara erfährt kurz vor Weihnachten im Jahr 2000 bei einem Kaffee von einer älteren Dame, dass sie ...

Im Droemer Verlag erscheint der historische Roman "Feldpost" von Autorin Mechtild Borrmann.

Die Anwältin Cara erfährt kurz vor Weihnachten im Jahr 2000 bei einem Kaffee von einer älteren Dame, dass sie eine gewisse Adele suche. Sie hinterlässt der überraschten Cara ein Bündel Feldpostbriefe aus dem 2. Weltkrieg und Unterlagen über den Verkauf einer Villa in Kassel zu einem symbolischen Preis. Aus Interesse beginnt Cara mit ihren Nachforschungen und deckt eine tragische, weil verbotene Liebe auf und auch einen bitteren Verrat.



"Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden, aber das stimmt nicht. Es gibt Verletzungen, die unversorgt geblieben sind, die immer wieder aufbrechen... Auch verschwiegende Ereignisse, die wir längst vergessen glauben, ... verlangen nach erneuter Beachtung." Zitat Seite 7

Dieser fiktive Roman von Mechtild Borrmann verbindet auf spannende Weise eine gegenwärtige Handlung mit den Schrecken des Zweiten Weltkrieges und den Folgen von Gräueltaten und des Verrats aus dieser Zeit. Durch Recherchen im Tagebuch-Archiv Emmendingen wurde die Autorin auf diese wahre Geschichte aufmerksam, die sie zur Grundlage ihres Buches machte.

Bei diesem Buch haben mich die berührenden Schicksale von Anfang an gefangen genommen und ich wollte gemeinsam mit Cara herausfinden, was mit Adele geschah und und welche Gründe es für den Verkauf der Villa gab. Sehr schnell entwickelt sich eine dramatische Story, in der man in die Ereignisse aus der Vergangenheit von 1935-1945 eintaucht und wieder ins Jahr 2000 wechselt, um Caras Recherchen zu begleiten.

Der Schreibstil ist nüchtern, präzise und bringt besonders in den Dialogen die Dinge schnell auf den Punkt, die Schauplatzbeschreibungen sind schon ausführlicher und stellen bildhaft die Szenerie nach, sodass man als Leserin tiefer in das Geschehen eintauchen kann.

Nach und nach entwickelt sich eine tragische und dramatische Geschichte, die von der Freundschaft der Familien Kuhn und Martens erzählt. Nach der Machtergreifung durch die Nazis werden die Martens zu überzeugten Anhängern der Partei, doch Gerhard Kuhn kritisiert die Ansichten und das Handeln der Nazis. Als Folge seiner regimefeindlichen Haltung bleibt ihm und seiner Frau nur die Flucht ins Ausland. Um seine Kinder Albert und Adele soll sich sein Freund Martens kümmern.

Die kurzen Kapitel wechseln zwischen den Protagonisten hin und her, durch die Nennung der Namen und der Daten kann man den Geschehnissen gut folgen und wird immer wieder mit unerwarteten Wendungen überrascht. Die Briefe und Emotionen der Figuren werden nicht groß thematisiert oder überdramatisiert, sind aber aus der Handlung heraus offensichtlich und so erfährt man von einer großen Liebe, die nicht sein darf und von einem Verrat, der das Schicksal einiger Menschen besiegelt hat. Ich fand es sehr schade, dass sich die dramatischen Ereignisse zum Ende fast überschlagen und die Geschichte nicht in aller Ruhe auserzählt wird, sondern die einzelnen Schicksale wie in einer Aufzählung eher nebensächlich abgehandelt werden. Deshalb ziehe ich leider einen Stern ab.


Und wieder hat Mechtild Borrmann mit ihrem dramatischen Roman Zeitgeschichte zum Leben erweckt und mich mit einer tragischen Familiengeschichte gefesselt.

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Veröffentlicht am 16.02.2023

Ein lesenswerter historischer Schmöker über Wien

Im Schatten des Turms
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Der historische Wien-Roman "Im Schatten des Turms" von René Anour erscheint im Rowohlt Verlag.


Wien, 1787. Der Medizinstudent Alfred ist fasziniert vom sogenannten Narrenturm, dort werden die Irrsinnigen ...

Der historische Wien-Roman "Im Schatten des Turms" von René Anour erscheint im Rowohlt Verlag.


Wien, 1787. Der Medizinstudent Alfred ist fasziniert vom sogenannten Narrenturm, dort werden die Irrsinnigen behandelt, es entsteht damit ein neuer Zweig der Medizin. Wie die Menschen behandelt werden, ist jedoch recht grausam und Alfred bekommt Einblicke, die ihn nicht wieder loslassen.
Die junge Adlige Helene Weydrich war noch nie am Wiener Hof, weil ihr Vater von den Intrigen und Machtspielchen weiß und Helene davor schützen möchte. Als er stirbt, bekommt Helene einen neuen Vormund und ihre Situation ändert sich gewaltig. Im Schatten des Narrenturms begegnen sich zwei diese zwei Menschen, wird es das Schicksal gut für sie meinen?



Zu Beginn nimmt die Historie Wiens die bildhafte Hintergrundkulisse des Romans ein, die mich gedanklich nach Wien versetzt hat. Inhaltlich geht es im Roman um die Entwicklung der medizinischen Psychologie, die im sogenannten Narrenturm ihren Anfang hatte und um die Geschichte von zwei junge Menschen.

Protagonist Alfred ist ein mittelloser Medizinstudent, der sich sein Studium mit Arbeit finanzieren muss. Helene Weydrich gehört dem Hochadel an, bekommt vor ihrer Vorstellung bei Hofe privaten Unterricht in Naturwissenschaften und Latein. Um sein Studium zu finanzieren nimmt Alfred die Stelle als Lehrer bei Helene an und beide verlieben sich ineinander. Doch das Schicksal wendet sich gegen diese Liebe, Helene wird der Vormundschaft ihrer Tante unterstellt und Alfred als Soldat dem kaiserlichen Heer unterstellt.

Abwechselnd lässt der Autor die Figuren ihre Erlebnisse erzählen und stellt so die gesellschaftlichen Zustände vor und zeigt, welche Wünsche, Probleme und Lebensumstände Helene und Alfred bewegen.



Der lebendig beschriebene Schauplatz des historischen Wiens wirkt auf mich sehr authentisch und ich habe die Szenen gern verfolgt. Es war aber auch befremdlich, wie damals mit psychisch Erkrankten umgegangen wurde, von Respekt konnte da leider gar keine Rede sein.

Die beiden Protagonisten können mit ihren Charaktereigenschaften punkten, Alfred ist ein empathischer Arzt, der den schlechten Umgang mit den Erkrankten nicht mit ansehen kann. Und Helene ist eine starke Frauenfigur, die aus ihrer Adelsrolle ausbrechen und ihre Freiheit erreichen will.

Die Liebesgeschichte nimmt ihren Raum in der Geschichte ein und es war interessant, die Entwicklung der Charaktere zu beobachten, die sich gegen Intrigen und Ränkespiele häufig beweisen mussten. Das Paar hat viele Hindernisse zu überwinden, was mit einigen zeitlichen Einblicken auch gut nachzuvollziehen ist und ein Bild der damaligen Zeit abbildet.

Ich hatte mir allerdings mehr Hintergründe aus dem medizinischen/psychiatrischen Bereich erhofft, das Thema wurde aber nicht so sehr vertieft.

Wie es in historischen Romanen üblich ist, hat der Autor (recht lange) Kriegsschilderungen, Szenen der Liebe und des Ausbrechens in die Freiheit und einige Machtspiele/Intrigen in die Handlung eingebaut. Dadurch wird man abwechslungsreich unterhalten und erfährt auch die politischen Entwicklungen und das übliche Gebahren der damaligen Zeit aus nächster Nähe. Trotz der Länge des Buches blieb immer eine Grundspannung erhalten, die mich von einem Punkt zum nächsten folgen ließ. Einige Zufälle waren mir aber definitiv zu offensichtlich konstruiert.


Sehr anschaulich wird in diesem Roman das historische Wien beschrieben und bringt mit sympathischen Charakteren und widrigen Intrigen gute Unterhaltung mit sich. Ein Wien-Schmöker, der den Zeitgeist lebendig macht und eine Zeitreise bereit hält.