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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.03.2023

Eine Hommage an eine starke Frau

Wie man ein Schmetterling wird
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Dieses Buch ist die Hommage an Reyhaneh Jabbari, die, als sie sich mit einem Messer gegen eine Vergewaltigung wehrt, und ihren Angreifer niedersticht, in ein Netz von Intrigen gerät, das sie mit ihrem ...

Dieses Buch ist die Hommage an Reyhaneh Jabbari, die, als sie sich mit einem Messer gegen eine Vergewaltigung wehrt, und ihren Angreifer niedersticht, in ein Netz von Intrigen gerät, das sie mit ihrem Leben bezahlt.

Sieben Jahre sitzt sie in verschiedenen Gefängnissen ein, kämpft für Frauenrechte und setzt sich im Gefängnis für ihre Leidensgenossinnen ein.

Die junge Frau hat von Beginn an keine Chance, denn im frauenverachtenden Regime des Irans sind IMMER die Frauen schuld.

»Was sollen die Frauen tun? Wenn sie sich vergewaltigen lassen, sind sie schuldig. Wenn sie sich wehren und selbst verteidigen, sind sie schuldig. Wenn sie dagegen demonstrieren, sind sie schuldig. Also sollten die Mädchen sterben? Solange ich am Leben bin, auch wenn mein Handeln so lächerlich aussehen mag wie ein Brunnen, der versucht, den Himmel zu erreichen, werde ich nicht aufhören, gegen diese Ungerechtigkeit zu kämpfen.« (Reyhaneh Jabbari)

Meine Meinung:

Der Fall der jungen Iranerin ging um die Welt. Reyhaneh Jabbaris Mutter Shle Pakravan ist Schauspielerin und kämpft mit allen Mitteln um das Leben ihrer Tochter - vergeblich, denn das (Un)Recht ist aufseiten der Männer und der »Familienehre« (des Vergewaltigers nämlich), die Reyhaneh eben da war und dem »armen Mann« nicht zu Willen war.

Das Buch ist die Vorlage zu dem Film »Sieben Winter in Teheran“, der 2023 mit dem Friedensfilmpreis ausgezeichnet worden ist.

Wenn heute die Straßen im Iran voll mit Frauen im Iran sind, die »Für Frauen, Leben, Freiheit!« ihre Leben riskieren, so hat Reyhaneh Jabbari ihren großen Anteil daran. Im Angesicht des Todes wächst die junge Frau über sich hinaus.

Das Buch ist stellenweise kaum zu ertragen, wenn zu lesen ist, mit welchen perfiden Mitteln die junge Frau als Schuldige hingestellt wird. Wie man sie selbst und die Eltern mit falschen Versprechungen lockt, nur um dann in aller Heimlichkeit das Urteil zu vollstrecken, obwohl das gegen die gültigen Gesetze verstößt. Nicht einmal die rituellen Handlungen anlässlich des Begräbnisses werden Reyhaneh Jabbari zugestanden. Am liebsten hätte man ihren Leichnam wohl an Schweine verfüttert.

Fazit:

Dieser Hommage an eine mutige junge Frau, für die der Tod nicht das Ende des Lebens war, gebe ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 05.03.2023

Models, Mord und Hochzeitsstress

Letzter Tropfen
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Familie Gasperlmaier ist im Hochzeitsfieber, wollen doch Stefanie und Katharian sich das Ja-Wort geben. Doch statt seiner Frau Christine zur Hand gehen zu können, muss sich Gasperlmaier mit dem toten Fotografen ...

Familie Gasperlmaier ist im Hochzeitsfieber, wollen doch Stefanie und Katharian sich das Ja-Wort geben. Doch statt seiner Frau Christine zur Hand gehen zu können, muss sich Gasperlmaier mit dem toten Fotografen einer Castingshow herumplagen. Als sich dann herausstellt, dass der Mann ermordet worden ist, ist Frau Leutnant Doktor Kohlross wieder mit an Bord. Es gibt jede Menge Verdächtige, denn der Tote war nicht nur ein Alkoholiker und Spieler, sondern auch ein Sammler von Geheimnissen aus der Vergangenheit verschiedener Personen.

Bei der Befragung der Teilnehmerinnen an dem TOMOTY stellt sich heraus, dass eine den Bewerb verlassen hat und seit Längerem nicht mehr gesehen worden ist. Und Suzy McDonald, die Veranstalterin, ist auch alles andere als behilflich.

Und dann scheint auch noch das Solarboot, auf dem die Trauung stattfinden soll, von der McDonald für ihre Zwecke gebraucht werden. Gasperlmaier, sonst die Ruhe in Person, erklärt dem Bootsführer mit Unterstützung zweier Juristen und der Braut, wo der Bartl den Most herholt.

Ob die Hochzeit wie geplant stattfinden wird und das Verbrechen aufgeklärt werden kann, lest bitte selbst.

Meine Meinung:

In seinen nunmehr zehnten Fall gefällt mir Gaspermaier recht gut. Er hat sich vom einsilbigen Dorfsheriff mit einer Vorliebe für Leberkäse zu einem guten Ermittler entwickelt. Daran hat neben seiner Christine auch die Frau Doktor Kohlross vom Bezirkspolizeikommando Liezen ihren Anteil. Sie weiß ihn zu nehmen, gibt ihm das nötige Selbstvertrauen. Überhaupt sind die Charaktere ziemlich lebensecht gestaltet. Die Frau Doktor mit ihrem Faible für schicke Kostüme und ebensolchen Pumps, die leider für den Polizeialltag nicht ganz tauglich sind, bringt mich immer wieder zum Schmunzeln.

Der heimliche Star dieses Jubiläumsbandes ist natürlich der kleine Theo, Gasperlmaiers Enkel, der beinahe dem Brautpaar die Show stiehlt.

Es scheint, dass Hochzeiten ansteckend sind, denn die Frau Doktor plant selbiges mit ihrem Lehrer, der eher aussieht wie ein Mitglied der Bergrettung. Bin schon neugierig, wie das in einem nächsten Band untergebracht wird.

Nachdem ich ja alle Gasperlmaier-Krimis kenne, habe ich seine langsame, aber stetige Entwicklung miterlebt. Möge er noch weitere zehn Jahre bis zu seiner Pension den Tätern auf der Spur sein.

Das Cover ist ein Eyecatcher und die abgerundeten Ecken sind das Markenzeichen des Haymon-Verlags.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Jubiläumsband 5 Sterne und eine Leseempfehlung. Allerdings sollten Neueinsteiger beim ersten Band beginnen, sonst brächte man sich um viele Stunden Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 05.03.2023

Was die erde im Innersten zusammenhält - einfach erklärt

Wunderkammer Natur
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Die beiden emeritierten Universitätsprofessoren Leopold Mathelitsch & Christian B. Lang haben sich ihre ganzen Leben mit Physik und den Wundern der Natur beschäftigt. Nun haben sie gemeinsam das vorliegende ...

Die beiden emeritierten Universitätsprofessoren Leopold Mathelitsch & Christian B. Lang haben sich ihre ganzen Leben mit Physik und den Wundern der Natur beschäftigt. Nun haben sie gemeinsam das vorliegende Buch „Wunderkammer Natur“ herausgebracht.

Das Duo beantwortet 160 Fragen zu erstaunlichen Naturphänomenen, die die Menschheit seit Anbeginn ihres Daseins beschäftigen. Um hier die Übersicht zu bewahren, werden die Fragen den vier Elementen Feuer, Erde, Luft und Wasser zugeordnet. Dieses Ordnungsprinzip stammt aus der Antike. Platon hat diese Stoffe als jene definiert, die „die Welt im Innersten zusammenhalten“.

In dieser „Wunderkammer Natur“ werden Fragen und Antworten so gesammelt, wie Kaiser und Könige exotische Mitbringsel aus aller Herren Länder in ihren persönlichen Kuriositätenkabinetten ausgestellt haben. Nur dass heute fundierte wissenschaftliche Antworten den Hintergrund bilden.

Dieses Buch besticht durch atemberaubende Fotos und gutem didaktischen Aufbau. Es kann daher Lesestoff für die ganze Familie sein.

Fazit:

Dieser „Wunderkammer Natur“, die uns durch 160 Fragen, die wir vielleicht nicht alle selbst gestellt hätten, erklärt wird, gebe ich mit leichtem Herzen 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 03.03.2023

Berührend!

Ihr wisst nicht, was Krieg ist
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Aufgrund des Angriffskrieges von Russland auf die Ukraine mangelt es nicht an Büchern zu diesem Thema. Sei es Bücher über die Geschichte des Landes oder Analysen von Strategen oder Betroffenen. Dieses ...

Aufgrund des Angriffskrieges von Russland auf die Ukraine mangelt es nicht an Büchern zu diesem Thema. Sei es Bücher über die Geschichte des Landes oder Analysen von Strategen oder Betroffenen. Dieses hier ist ein besonderes. Es ist das Tagebuch der 12-jährigen Yeva Skalietska.

Yeva lebt mit ihrer Großmutter in Charkiw im Osten der Ukraine. Die Eltern arbeiten im Ausland.

Das Leben von Yeva gerät aus den Fugen, als Putins Armee am 24. Februar 2022 in der Ukraine einmarschiert.

In ihrem Tagebuch beschreibt sie jene Tage und Wochen bis es gelingt, gemeinsam mit der Großmutter aus der Ukraine zu fliehen. Mit Hilfe von zahlreichen Freiwilligen schaffen sie es nach Budapest und gelangen nach Irland. Dort geht Yeva wieder in die Schule und kann endlich wieder ein Teenager sein.

Meine Meinung:

Das Buch hebt sich aus der Masse der Bücher zum Krieg in der Ukraine ab. Das liegt vor allem daran, dass das Tagebuch der Zwölfjährigen nicht verändert worden ist. Daher wirkt die Sprache stellenweise kindlich und enthält viele Ausdrücke von Teenagern. Das ist vor allem bei den Whatsapp-Nachrichten, die sie mit ihren Schulkolleginnen teilt.

Berührend auch die Nachrichten, die sie von ihren Schulkollegen erhält:

"Einige meiner liebsten Menschen - Papa, Oma und Opa - sind immer noch in Charkiw. Ich vermisse sie furchtbar und liebe sie sehr. Mein größter Wunsch ist Frieden!" (Kristina, S. 169f.)

"Wir träumen immer noch davon, eines Tages nach Hause zurückzukehren." (Olha, S. 172)

"Ich will nach Hause nach Charkiw! Ich will in ein friedliches Charkiw, wo ich draußen mit meinen Freunden spielen kann, ohne mich ständig vor Sirenen und Explosionen verstecken zu müssen! Ich will zurück in die Schule und meine Lehrer wiedersehen! Aber vor allem will ich wieder, dass meine Eltern ein echtes Lächeln lächeln." (Kostja, S. 174)

"... und alles, was ich will, ist Frieden und wieder zu Hause sein!" (Alena, S. 178).

Yevas Schlusswort ist wohl wenig hinzuzufügen:

„... Wir sind Kinder. Und wir haben ein Recht auf Frieden!"

Und ja, wir, die im Frieden leben, wissen nicht, was Krieg ist.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Tagebuch 5 Sterne.

Veröffentlicht am 03.03.2023

Regt zum Nachdenken an

Die Reise zum ersten Kuss
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Der Roman spielt in den 1990-er Jahren. Era wohnt mit ihren Eltern und ihrer Großmutter in Pristina, im Kosovo. Die Mitglieder der Familie sind albanischer Abstammung und ihr Leben wird ihnen von serbischen ...

Der Roman spielt in den 1990-er Jahren. Era wohnt mit ihren Eltern und ihrer Großmutter in Pristina, im Kosovo. Die Mitglieder der Familie sind albanischer Abstammung und ihr Leben wird ihnen von serbischen Milizen schwer gemacht. Täglich gibt es Übergriffe auf die Bevölkerung. Eras Familie ist diesen besonders ausgesetzt, da sich Vater und Mutter politisch engagieren. Der Großvater wurde seinerzeit aufgrund seiner Gesinnung getötet.

Dann verschwindet der Vater für zwei Jahre. Der knapp zwölfjährigen Era wird erzählt, er arbeite im Ausland. Und überhaupt wird versucht, das Mädchen modern zu erziehen. So darf sie Musik von Madonna und Michael Jackson hören. Die Leidenschaft für Madonna wird ihr dann in weiterer Folge Mut machen. Denn sie folgen dem Vater, der in Deutschland wegen seiner politischen Gesinnung Asyl erhält, nach Berlin.

Der Kulturschock ist gewaltig - nur die Musik von Madonna ist immer noch dieselbe. Schon in der trostlosen Flüchtlingsunterkunft formuliert sie drei Ziele:

1. Deutsch lernen,
2. das Madonna-Konzert besuchen,
3. einen deutschen Jungen küssen,

Durch ihr offenes, freundliches Wesen findet Era recht schnell Freund. Doch ihre kleine neue Welt scheint auseinanderzufallen, als ihre Freundin nach Mazedonien abgeschoben wird.

Meine Meinung:

Era, die Heldin dieses Romans, der durch autobiografische Elemente aus Ramadanis Leben inspiriert worden ist, ist ein sehr sympathischer Charakter, der mich manchmal durch ihrer Fixierung auf Madonna nervt.

Arta Ramadani stammt selbst aus Pristina, erlebte dort eine glückliche Kindheit und übersiedelte nach Mannheim. Diese Stadt ist natürlich nicht mit Berlin, in das sie Era verpflanzt, zu vergleichen.

Sehr interessant sind Eras Eltern, die sich für ihre einzige Tochter mehr wünschen als einen albanischen Mann und viele Kinder. Era staunt, dass es in der albanischen Community Deutschlands ziemlich engstirnig und traditionell denkende Menschen gibt.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Roman 5 Sterne, denn er zeigt, dass Integration auch sehr gut gelingen kann.