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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.03.2023

Der Kleinste kann auch der Größte werden!

Jan der kleine Maler
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‚Jan der kleine Maler‘ ist zunächst gar kein Maler, sondern der kleinste von vielen Lehrjungen eines Malers. Aber Jan möchte auch Maler werden und beobachtet die Handgriffe aller anderen genau und malt ...

‚Jan der kleine Maler‘ ist zunächst gar kein Maler, sondern der kleinste von vielen Lehrjungen eines Malers. Aber Jan möchte auch Maler werden und beobachtet die Handgriffe aller anderen genau und malt in seinem Zimmer des Nachts. Eines Tages kommen ein Graf und seine Frau und sie wollen sich malen lassen, die Dame in einem blauen Kleid. Oh Schreck, es ist kaum Blau da und der Maler schickt alle Lehrlinge außer Jan los. Jan muss dafür alle anderen Tätigkeiten machen und Farben anmischen und Pinsel spitzen. Er macht seine Sache sehr gut und der Maler ist überrascht. Auch löst er das Problem mit der fehlenden blauen Farbe, aber das lest selbst!
Der Belgier Jean-Luc Englebert hat dieses nette Bilderbuch im Original im französischen geschrieben („Jan, le petit peintre“) und damit aus meiner Sicht ein wenig auf Jan van Eyck angespielt, ein flämischer Maler des Spätmittelalters. Denn nicht nur der Name ist passend, sondern auch die Farbanmischung und die doch sehr prägenden Häuser, die im Buch zu sehen sind.
Ohnehin ist das Buch sehr schön illustriert. Es ist warm koloriert und läd auch gleich zum Selbstmalen ein. Ein ruhiges Bilderbuch, dass sich schon früh zum Vorlesen eignet, denn die Geschichte ist überschaubar, die Bilder absorbierbar und das Malen kennen Kinder früh! Auch lernt man etwas über die Anfänge der Malerei. Rundherum gelungen.

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Veröffentlicht am 03.03.2023

Asiatische Zeitreise

Knochensuppe (Band 1)
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Wir schreiben zu Beginn der Geschichte das Jahr 2064 in Buhsan, Südkorea. Lee Uhwan, der im Laufe des Romans nur noch Uhwan genannt wird, ist ein armer Schlucker. Aufgewachsen im Waisenhaus und danach ...

Wir schreiben zu Beginn der Geschichte das Jahr 2064 in Buhsan, Südkorea. Lee Uhwan, der im Laufe des Romans nur noch Uhwan genannt wird, ist ein armer Schlucker. Aufgewachsen im Waisenhaus und danach immer als Küchenhilfe arbeitend, soll er nun für seinen Boss in die Vergangenheit reisen und das Rezept einer Knochensuppe ausfindig machen mit den dazugehörigen Beinscheiben. Denn echtes Fleisch wie wir es kennen, gibt es dann nicht mehr.
Uhwan überlebt die Reise in die Vergangenheit in das Jahr 2019 und macht sich auf die Suche nach dem Rezept. Nun, dass ist nur ein Teilstrang der erzählten Geschichte. Es gibt auch noch einen kuriosen Mord und dieser hängt wiederum mit dem Sohn des Suppenküchenbesitzer zusammen wo Uhwan landet.
Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Der Roman ist zwar eine Mischung aus Sci-Fi, Krimi und Thriller, aber es wird doch ganz leise, typisch koreanisch, erzählt. Manches Mal ist der Satzbau etwas behäbig und von konstruierter Stärke, aber ich finde das auch reizvoll. Kim Young-Tak hat hier ein zweiteiliges Debüt vorgelegt, denn dieses Buch ‚Der Mörder aus der Zukunft‘ erzählt „nur“ die Suche nach der Suppe und wie Uhwan seine elternlose Kindheit zum ersten Mal so recht reflektiert. Mit dem zweiten Teil wird die Geschichte dann hoffentlich vervollständigt, das wäre dann ‚Die Nacht, in der zwölf Menschen verschwanden‘.

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Veröffentlicht am 26.02.2023

Ein norwegischer Bestseller

Als Großmutter im Regen tanzte
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Wenn ein Buch wochenlang auf der norwegischen Bestsellerliste steht, dann muss ich da auch mal die Nase reinstecken und es hat sich gelohnt! Eine wirklich gelungene Geschichte hat uns Trude Teige mit ‚Als ...

Wenn ein Buch wochenlang auf der norwegischen Bestsellerliste steht, dann muss ich da auch mal die Nase reinstecken und es hat sich gelohnt! Eine wirklich gelungene Geschichte hat uns Trude Teige mit ‚Als Großmutter im Regen tanzte!‘ beschert.
Ich finde es wahnsinnig spannend nicht immer nur aus deutscher Perspektive die Vergangenheitsbewältigung des zweiten Weltkrieges in fiktiver Verarbeitung zu lesen sondern auch einmal aus einem anderen Blickwinkel. Und den bekommen wir hier mit Juni und ihrer verstorbenen Großmutter.
Juni flieht vor der Gewalt ihres Ehemannes in das geerbte Haus ihrer Großmutter Tekla nachdem ihre Mutter Lilla auch verstarb. Dort beginnt sie in den alten Unterlagen und Fotos zu kramen und entdeckt ein für sie unbekanntes Kapitel ihrer Familiengeschichte. Denn Oma Tekla war im zweiten Weltkrieg in einen Besatzungssoldaten Otto verliebt. Dem folgte sie sogar nach Deutschland und fand sich im Nachkriegsdeutschland wieder. Juni begibt sich auf Spurensuche und wir als Leser:innen kommen mit. Bis nach Demmin und dem Massensuizid folgen wir.
Der Roman ist aus meiner Sicht extrem gut recherchiert und wunderbar geschrieben. Dieses Thema der Norwegerinnen, die mit deutschen Besatzungssoldaten in Liebensbeziehungen steckten war mir nie so bekannt, aber klar. Wo Menschen aufeinandertreffen, spielt der Pass keine Rolle mehr. Es wird aufgearbeitet wie Traumata und Wunden über Generationen auch die Enkel noch belasten und wie ein Schmerz so lange im Familienverbund anhält.
Was als lockerer Titel daher kommt, ist eine tiefergreifende gute Geschichte. Ich mochte das Buch!

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Veröffentlicht am 26.02.2023

Liebe und Verlust

Lichte Tage
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‚Lichte Tage‘ ist ein Roman, der uns die Themen Liebe und Verlust fest verzahnt in den Fokus bringen lässt. Nicht nur den Verlust einzelner Personen um die getrauert wird, auch um Lebensentscheidungen, ...

‚Lichte Tage‘ ist ein Roman, der uns die Themen Liebe und Verlust fest verzahnt in den Fokus bringen lässt. Nicht nur den Verlust einzelner Personen um die getrauert wird, auch um Lebensentscheidungen, die einen anderen Weg hätte entstehen lassen. Der Verlust von verpassten Chancen. Sehr empathisch beschreibt die Autorin Sarah Winman in ihrem dritten Roman, der im Original den Titel ‚Tin Man‘ trägt, die drei Protagonisten. Zum einen ist das Ellis, ein Schlosser, der durch den frühen Tod der Mutter nicht den Traum des Künstlers leben konnte und in Oxford blieb. Dann seine Frau Annie und sein bester Freund Michael. Alle stehen in einem besonderen Verhältnis zueinander, dass Sarah Winman gekonnt beleuchtet.
Ich bin sehr angetan von ihrer Schreibkunst und wie sie das Thema Erinnerungen und Aufarbeitung der Vergangenheit hier als zentrales Thema bearbeitet.

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Veröffentlicht am 26.02.2023

Eine gelungene Auszeit oder ein tödliches Unterfangen?

In blaukalter Tiefe
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Kristina Hauff hat sich dem Meer und den Naturgewalten in diesem Roman genauso gewidmet wie den Gewalten, die in uns Menschen toben und brodeln. Es geht um einen Segeltörn, den der Rechtsanwalt Andreas ...

Kristina Hauff hat sich dem Meer und den Naturgewalten in diesem Roman genauso gewidmet wie den Gewalten, die in uns Menschen toben und brodeln. Es geht um einen Segeltörn, den der Rechtsanwalt Andreas und seine Frau Carolin initiieren. Eingeladen ist Daniel, der ein junger Sozi, den Andreas zu seinem Nachfolger aufbauen, mit seiner Freundin Tanja. Der fünfte im Bunde ist der undurchsichtige Eric, der Skipper des Bootes. Eine traumhafte Landschaft in den Schärengärten vor Schwedens Küste bildet die Szenerie. So idyllisch wie es sein kann, so aufbrausend kann die Natur hier zurückschlagen. Und genau so kommt es, innerlich wie äußerlich kommt es auf dem Boot zum äußersten. Andreas testet Daniel auf seine Stressresilienz, Carolin macht sich an Eric heran, da es in der Ehe kriselt. Und dann wird es auch noch lebensbedrohlich, weil ein Sturm aufzieht. Verheerend.
Grandios hat Kristina Hauff hier in ‚In blaukalter Tiefe‘ einen bühnenreifen Roman geschrieben. Die Enge auf dem Boot ist Fluch und Segen zugleich, die Natur tut ihr übriges. Der Text zieht einen hinein wie das Wasser zu Boden, das sogartige des Romans ist gelungen. Die Autorin beschreibt ihre Crew auch so spannend mit ihren Dynamiken innerhalb der Gruppe, da kommen Beziehungen und deren Abgründe zu Tage.
Spannend auch zu erfahren, dass die Autorin nicht gerne alleine ist beim Schreiben und so gerne in die Staatsbibliothek fährt um dort ihre Texte unter lernenden Studenten zu schreiben.
Eine absolute Leseempfehlung!

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