Über Freundschaft, Politik und Familie
Rocco weiß, dass seine Eltern sich in den 70er Jahren an einer kommunistischen Schule in Italien kennengelernt haben. Sein Vater wurde zum Funktionär, seiner Mutter blieb eine ähnliche Karriere verwehrt. ...
Rocco weiß, dass seine Eltern sich in den 70er Jahren an einer kommunistischen Schule in Italien kennengelernt haben. Sein Vater wurde zum Funktionär, seiner Mutter blieb eine ähnliche Karriere verwehrt. Doch was Rocco nicht weiß, ist, was es mit der Freundschaft zwischen seiner Mutter Cruci und Lucia auf sich hat.
Diese Freundschaft zwischen den zwei Frauen ist der Ausgangspunkt des Debütromans von Enrico Ippolito, der den Leser auf eine Reise in die späten 70er Jahre mitnimmt. Cruci kommt mit achtzehn Jahren zum ersten Mal von Palermo nach Rom, um an der Hochschule der kommunistischen Partei zu studieren. Sie ist anders als die weltgewandte Lucia, die in Rom aufgewachsen ist, politisch aktiv ist und sich selbstsicher durch ihr Leben bewegt.
Trotz der Unterschiede entsteht zwischen den beiden Mädchen eine Freundschaft, die über die Schulzeit hinausgehen wird. Denn sie sind vereint in ihrem Wunsch danach, die kommunistische Partei mit ihren “Männer in dunkelblauen Anzügen, Männer in dunkelgrauen Anzügen, Männer in hellgrauen Anzügen” zu modernisieren und sie vor allem für Frauen zugänglich zu machen. Ihre großen Vorbilder sind dabei die Frauenfiguren der Resistenza.
Das Schicksal hat jedoch getrennte Wege für sie vorgesehen und schon bald ist es nicht mehr nur die räumliche Distanz, die sich zwischen sie gräbt, sondern auch Verrat, Enttäuschungen und Unverständnis.
“Was rot war” ist ein Roman über zwei Frauen, die stets härter für ihre Ziele kämpfen müssen als die Männer um sie herum und die, obwohl sie kämpfen, dabei zusehen müssen, wie ihnen ihre Hoffnungen und Träume wie von selbst zu entgleiten scheinen.
Ippolitos Debütroman überzeugt auf sprachlicher Ebene durch einen klaren und schnörkellosen Stil. Er verbindet Themen wie Freundschaft, Politik, Entwurzelung und Familie und gewährt ihnen den Raum, sich auf drei unterschiedlichen Zeitebenen zu entfalten. Auch wenn der Roman auf den letzten Seiten etwas von seiner Wirkung einbüßt, so tut dies der Geschichte im Ganzen keinen Abbruch.