Einsamkeit vereint
Zweckfreie KuchenanwendungenSukhin ist Mitte 30, Lehrer, und hat sich in seinem Leben zwischen Arbeit, Lesen und Besuchen bei seinen Eltern eingerichtet. Seine Eltern pflegen eine riesige Kartonsammlung, könnte es doch irgendwann ...
Sukhin ist Mitte 30, Lehrer, und hat sich in seinem Leben zwischen Arbeit, Lesen und Besuchen bei seinen Eltern eingerichtet. Seine Eltern pflegen eine riesige Kartonsammlung, könnte es doch irgendwann mal sein, dass nach 30 Jahren in derselben Wohnung diese Kartons für einen Umzug gebraucht werden. Regelmäßig entstaubt er die Kartons und stapelt sie sorgsam wieder auf. Eigentlich ist er ganz gerne alleine. Einzig Dennis, Mathelehrer aus dem Kollegium, sorgt dafür, dass Sukhin sich in seinem Alleinsein nicht zu sehr einrichtet, hat er ihn doch durch schiere Anhänglichkeit zu einer Freundschaft gezwungen.
Sukhins bequeme Routinen werden durcheinandergeworfen, als er an einem Tag seine alte Liebe Jinn wiedertrifft. Sie ist obdachlos, lebt in einer Behausung aus Kartonagen und scheint ein denkbar schlechtes Los im Leben gezogen zu haben. Aus diesem Grund will Sukhin helfen und sucht ihre Nähe. Natürlich möchte er auch wissen, warum sie ihn vor Jahren so plötzlich verlassen hat. Doch Jinn lässt sich bei aller Fröhlichkeit und allem Optimismus, den sie in ihrer Situation an den Tag legt, nicht in die Karten schauen, was ihr früheres Verschwinden angeht. Mit Kartons und zweckvollen Kuchenanwendungen will er Jinn eine Freude machen, sie ihrerseits zeigt Sukhin, wofür es sich wirklich zu leben lohnt. Wie Planeten auf Umlaufbahnen in gleicher Richtung kreisen diese Menschen umeinander herum und kommen sich dabei näher.
Mit «Zweckfreie Kuchenanwendungen» habe ich jetzt auch nach Singapur mal einen literarischen Ausflug gemacht. Dieser hat mich zu zwei einsamen Menschen geführt, die ihr Alleinsein erst als Einsamkeit erkannt haben, als sie sich wiedergetroffen haben. Besonders gefallen haben mir die Beschreibungen der multikulturellen, innovativen Stadt mit seinem Merlion, zudem Dennis resolut offener Art, Sukhin aus seiner Einsiedlerhöhle zu ziehen. Diese Geschichte ist angereichert mit liebenswerten Charakteren - auch der manchmal etwas arg grummelige Hauptcharakter, der seine Genervtheit von seinen Mitmenschen diese aber selten spüren lässt, sondern mit sich selbst (und selbstredend mit den Leser:innen) ausmacht.
Die Langatmigkeit mancher Passagen hat mich ein wenig gestört und die Geschichte für meinen Geschmack etwas zu verwässert, davon abgesehen aber ein warmherziges Buch!