Rätsel-Abenteuer in der Welt des englischen Adels.
Eine typische Tragödie in der gehobenen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts: Eine angesehene junge Dame soll einen Mann aus bestem Hause ehelichen, hat sich jedoch in seinen Zwillingsbruder verliebt. Doch ...
Eine typische Tragödie in der gehobenen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts: Eine angesehene junge Dame soll einen Mann aus bestem Hause ehelichen, hat sich jedoch in seinen Zwillingsbruder verliebt. Doch am Tag des Banketts, auf dem die Botschaft verkündet werden soll, tauchen rätselhafte Briefe auf, die Charlet und Jasper schicksalshaft zusammenführen. Gemeinsam müssen sie ein Abenteuer bestehen, um herauszufinden, was es damit auf sich hat. Als Leser:in bist du allerdings involviert, darfst die beiden auf ihrem Weg begleiten, und ihnen bei den Rätselaufgaben helfen.
Ein pastellfarbenes Cover, ein Escape-Spiel in Form eines Buches, die Regency-Era, und eine Liebesgeschichte. Das hat mich überzeugt, darum wollte ich unbedingt herausfinden, was diese Kombination kann.
Bisher habe ich nur ein einziges Exit-Game in Buchform gelesen/gespielt, welches allerdings schlussendlich doch nicht das war, was ich mir erhofft hatte. Damals haben mich der Aufbau und das ständige hin und her blättern gestresst, weshalb ich auch in dieses Buch mit eher niedrigen Erwartungen gestartet bin.
Jedoch wurde ich dann positiv überrascht. Nicht nur, dass mich das Spielprinzip begeistert hat. Nein, auch die Geschichte hat mich richtig mitgerissen und war unglaublich spannend. Sicherlich hängen beide dieser Aspekte zusammen. So kann ich mir gut vorstellen, dass die Rätsel einen noch mehr in die Handlung hineinziehen, als es bei einer actionreichen Storyline sowieso schon der Fall ist. Mein einziger Kritikpunkt in dieser Hinsicht ist die Erzählperspektive der dritten Person. Noch greifbarer wäre es für mich mit der Ich-Perspektive geworden. Um nicht nur dabei zu sein, sondern sich auch ein wenig in die Protagonistin hineinversetzen zu können.
Dennoch hatte ich riesigen Spaß beim Lesen, Knobeln, Zeichnen und Malen. Pro-Tipp: wenn ihr Letzteres weglasst, könnt ihr die Seiten theoretisch wieder verkleben und das Buch weiter verschenken. Das ist für mich ein Bonus zu den Tisch-Exit-Games, die man ja leider zerschneiden muss, und daher nur einmalig spielen kann.
Das Prinzip ist aber sehr ähnlich zu den Spielen. Man löst eine Aufgabe und hat anschließend einen Bildausschnitt, der auf das nächste Kapitel verweist. Falls man falsch liegen sollte, kann man es mit einer der anderen Seiten versuchen. Anhand der Kapitelnummer sieht man sofort, ob man auf dem richtigen Weg ist. Und besonders toll: die Lösung wird am Anfang eines jeden Kapitels erklärt.
Der Schwierigkeitsgrad 4/5 bereitete mir zu Beginn ein paar Sorgen, die jedoch völlig unbegründet waren. Man brauchte zwar teilweise ein paar Minuten, aber es war nichts unlösbar. Und bei einer kleinen Denkblockade fand ich die Tipps im Buch & online sehr hilfreich. Sie haben nicht gleich alles verraten, aber doch genug, um einem auf die Sprünge zu helfen. So kam auch zu keinem Zeitpunkt ein Gefühl der Enttäuschung auf, weil man partout nicht auf die Lösung gekommen ist.
Wie schon angedeutet, hat mich aber auch der Inhalt abholen können. Sowohl Handlung als auch Charaktere fand ich in der Kürze des Buches wahnsinnig gut ausgearbeitet. Vor allem war es schön, Stück für Stück in die Vergangenheit der Protagonisten eingeführt zu werden und so nach und nach mehr über ihre Personen zu erfahren. Auch die Liebesgeschichte habe ich nicht als aufgesetzt, sondern als sehr authentisch empfunden. Hat mich berührt. Ebenso wie die Menschen drumherum.
Noch eine kleine Anmerkung zum Schluss: ich habe ein wenig gebraucht, bis ich Kapitel eins gefunden hatte, weil ich dachte, das Beispiel wäre bereits das erste Rätsel. Da wäre ein Hinweis vielleicht nicht schlecht gewesen.
Fazit: Wenn ihr Fan der Epoche & der Escape-Thematik seid, kann ich euch dieses Buch nur ans Herz legen. Spannend, unterhaltsam und herzerwärmend. Die Rätsel fügen sich perfekt in die Geschichte ein und sind weder zu banal, noch zu kompliziert.