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Veröffentlicht am 23.09.2024

Leider überhaupt nicht mein Roman, da er komplett ins Übernatürliche abdriftet

Die Unmöglichkeit des Lebens
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Das Leben der 72 jährigen Grace ist einsam und eintönig, als sie eines Tages die Nachricht bekommt, sie habe ein kleines Haus auf Ibiza geerbt. Grace kann es kaum glauben, handelt sich bei der Erblasserin ...

Das Leben der 72 jährigen Grace ist einsam und eintönig, als sie eines Tages die Nachricht bekommt, sie habe ein kleines Haus auf Ibiza geerbt. Grace kann es kaum glauben, handelt sich bei der Erblasserin doch um eine Freundin aus alten Zeiten, die sie nie wieder gesehen hat.

Grace beschließt, sich das Haus anzusehen und reist ohne Plan und große Erwartungen auf die spanische Insel. Was sie dort erwartet, hätte sie sich im Traum nicht vorstellen können. Zwar ist das Haus alles andere als eine Luxusherberge, doch mystische Ereignisse ziehen Grace in ihren Bann. Sie macht sich auf die Suche nach Antworten auf ihre Fragen „Wie ist ihre Freundin ums Leben gekommen?“ und „Warum hat sie ausgerechnet ihr das Haus vererbt?“.



Nachdem ich Matt Haigs „Die Mitterachtsbibliothek“ sehr gern gelesen habe, hatte ich mich auf seinen neuen Roman wirklich gefreut.

Der Anfang war auch genauso wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich mag den Schreibstil des Autors einfach gern, mal sehr klar, dann aber auch wieder poetisch angehaucht, immer wieder kleine Lebensweisheiten einstreuend.

Grace hat mich mit ihrem Mut, einfach ins Unbekannte aufzubrechen und etwas Neues zu wagen beeindruckt und gleich für sich eingenommen. Aufgrund ihres schrecklichen Verlustes, über den sie nie hinweggekommen ist, hatte ich mir für sie, trotz des fortgeschrittenen Alters, eine neue Chance erhofft, das Leben wieder ganz zu genießen. Neue Begegnungen, neue Aufgaben - was auf einer Insel wie Ibiza eben so möglich ist.

Dass die Handlung eine völlig esoterisch übernatürliche Wende nahm, hatte ich überhaupt nicht kommen sehen. Gegen ein bisschen Mystik ist absolut nichts einzuwenden, doch die Geschichte ist nach einem Viertel komplett in Richtung paranormale Phänomene abgedriftet. Da ich damit leider so gar nichts anfangen kann, habe ich mich mit der weiteren Lektüre sehr schwer getan, was wirklich schade ist. In meinen Augen hätte das Buch ohne die Fantasyelemente eine tolle Botschaft verbreiten können.



Fazit

Leider überhaupt nicht das, was ich nach den ersten Seiten erwartet hatte. Für Fans paranormaler Ereignisse und Fähigkeiten sicher schön zu lesen.

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Veröffentlicht am 15.03.2024

Leider enttäuschend

Kleine Probleme
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Nele Pollatschek greift in ihrem Roman „Kleine Probleme“ ein Alltagsthema auf, das jeder in der ein oder anderen Form kennt.

Lars steht vor einer Liste an unerledigten Aufgaben und wir Leser begleiten ...

Nele Pollatschek greift in ihrem Roman „Kleine Probleme“ ein Alltagsthema auf, das jeder in der ein oder anderen Form kennt.

Lars steht vor einer Liste an unerledigten Aufgaben und wir Leser begleiten ihn bei seinen inneren Kämpfen und Überlegungen dazu. Viel mehr ist zum Inhalt eigentlich auch nicht zu sagen.

Den Anfang des Buches fand ich noch ziemlich amüsant. Fast jeder schiebt ja einmal etwas vor sich her, zu erledigen ist sowieso immer etwas und manchmal wächst einem auch alles über den Kopf.

Habe ich zunächst noch mit Lars mitgefühlt und ihn ein wenig bedauert, hat er mich von Seite zu Seite ärgerlicher gemacht, bis ich irgendwann nur noch völlig genervt war von seiner wirren, phlegmatischen Art. Die kleinste Erledigung wächst bei ihm zu einer Mammutaufgabe heran, die dann ein Kapitel lang beschrieben wird. Obwohl ich Lars wirklich kaum noch ertragen konnte, habe ich weitergelesen, weil ich sehr neugierig auf das Ende war. Das hätte es für mich auch noch einmal herausreißen können, blieb aber leider völlig hinter meinen Erwartungen zurück.



Fazit

Ich hatte eine ganz andere Herangehensweise an das Thema Prokrastination erwartet, humorvoll mit Tiefe. Stattdessen lässt mich dieses Buch eher gelangweilt bis verärgert zurück.

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Veröffentlicht am 05.03.2023

Sprachlich schön, inhaltlich schwächer als erhofft

Ein Geist in der Kehle
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In „Ein Geist in der Kehle“ von Doireann Ni Ghriofa schildert eine Ich - Erzählerin ihren Alltag mit anfangs zwei kleinen Kindern in eher bescheidenen irischen Verhältnissen. Als Kind schon kam sie in ...

In „Ein Geist in der Kehle“ von Doireann Ni Ghriofa schildert eine Ich - Erzählerin ihren Alltag mit anfangs zwei kleinen Kindern in eher bescheidenen irischen Verhältnissen. Als Kind schon kam sie in Berührung mit Caoineadh, einem Klagelied aus dem 18. Jahrhundert, verfasst von Eibhlin Dubh Ni Chonaill einer irischen Adeligen nachdem sie ihren geliebten Ehemann erschossen vorfindet.
Dieses Klagelied begleitet die Erzählerin ein Leben lang, doch während des eher monotonen Alltags als Hausfrau und Mutter beginnt sie mehr und mehr nach einer Verbindung zwischen sich selbst und Eibhlin Dubh Ni Chonaill zu suchen und taucht immer tiefer in deren Lebensgeschichte ein. Wie besessen opfert die Erzählerin jede freie Minute, um sich weiter mit dem Leben einer anderen zu verbinden und fertigt gegen Ende ihre eigene Übersetzung des Klagelieds an.

Wie sehr habe ich mich auf dieses Buch gefreut. Nach der Leseprobe war ich absolut begeistert, ich hatte mir einen poetisch angehauchten Roman erhofft, der zwei mehr oder weniger tragische Lebenswege miteinander verbindet.
Ich habe wirklich lange Zeit versucht, einen Zugang zu finden oder irgendeinen Punkt, ab dem mich das Buch fesseln konnte. Aber leider ist der Funke einfach nicht übergesprungen. So tragisch das Schicksal der Eibhlín Dubh Ni Chonaill und der Erzählerin auch sein mochte, so wenig berührend war es für mich. Diese Obsession als Flucht aus dem Alltag war für mich schwer nachvollziehbar und lange Zeit hatte ich nur ein Wort vor Augen, wenn ich an den Roman dachte: Milch. Es wird gestillt, abgepumpt, gestillt und wieder abgepumpt. Der oft recht eintönige Alltag als Mehrfachmutter ist mir bekannt, taugt meiner Meinung nach allerdings nicht unbedingt für seitenfüllende Handlung.
Als eindeutig positiv hab ich die Schreibweise empfunden und sehr gut gefallen hat mir, dass das Gedicht zum Schluss im Original, in Englisch und auf Deutsch zu lesen ist.

Meine Enttäuschung ist wohl deshalb so groß, weil meine Erwartungen es auch waren.

Fazit:
Eine wunderschöne Idee, die anders umgesetzt für mich ein Highlight hätte sein können.

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Veröffentlicht am 25.07.2024

Selbstmitleid statt Nostalgie

Geile Zeit
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Im Interview, das zu Beginn des Buches zu finden ist, legt der Autor Niclas Seydack seine Beweggründe dafür dar, dieses Buch geschrieben zu haben. Einerseits möchte er der Generation seiner Eltern erklären, ...

Im Interview, das zu Beginn des Buches zu finden ist, legt der Autor Niclas Seydack seine Beweggründe dafür dar, dieses Buch geschrieben zu haben. Einerseits möchte er der Generation seiner Eltern erklären, warum ihre Kinder so „deprimiert und hoffnungslos“ sind. Auf der anderen Seite richtet sich das Buch an die Millennials selbst, um besser zu verstehen, warum sie so geworden sind wie sie sind.



Kamen anfangs noch einigermaßen nostalgische Gefühle auf, wendete sich das Blatt bald und der Text wurde zu einer gewöhnungsbedürftigen Schilderung der Pubertät aus männlicher Sicht.

Etwas besser gefiel mir dann die Unizeit, als der Autor merkt, dass er doch in der Lage ist, gute Leistungen zu erbringen, allein aufgrund der Tatsache, dass man endlich etwas lernt, das einem Spaß macht. Das konnte ich sehr gut nachempfinden.

Der Rest aber ist eigentlich nur ein Gejammer über die Widrigkeiten und Bedrohungen, mit der die beschriebene Generation zu kämpfen hat.



Insgesamt ist mir das Buch einfach viel zu negativ geraten. Unter einer „geilen Zeit“ hatte ich mir etwas anderes vorgestellt, als noch einmal alle katatrophenähnlichen Nachrichten vom Amoklauf im Münchner Einkaufszentrum bis zum Copiloten, der aus Selbstmordabsicht ein Flugzeug aus Barcelona kommend an einer Felswand zerschellen ließ, aufgelistet zu bekommen.

Ich muss sagen, dass mich ein Buch selten so aufgeregt hat. Wenn die ganze Generation der Millennials so denkt und empfindet wie der Autor, dann haben die hier zitierten „Alten“ meiner Meinung nach recht, wenn sie sagen, die Jugend sei verweichlicht und halte nichts mehr aus. Wir alle sind mit diesen Themen, die hier angesprochen werden konfrontiert worden, ob als Kind, in der Jugend oder im Erwachsenenalter . Und natürlich hat auch einiges davon Auswirkungen auf unser Denken und Handeln. Doch anstatt sich dem positiv dagegenzustellen, versumpft man hier kollektiv in Hilflosigkeit und Erklärungsversuchen, warum man so deprimiert durchs Leben läuft.

Bis zum Schluss hatte ich noch auf etwas Konstruktives, ein Resümee, eine Botschaft o.ä. gewartet. Doch leider bleibt der Autor bei seinem „ wir haben es wirklich nicht leicht gehabt“ Ton und ich frage mich, was uns dieses Buch eigentlich sagen will.



„Geile Zeit“ ist das allererste Buch, das ich leider nur mit einem Stern bewerten kann, da es außer ein paar nostalgischen Momenten, meiner Meinung nach hoffentlich, kein realistisches Bild der Millennials zeichnet. Was für ein Buch sollen dann diejenigen schreiben, die 2024 in der Pubertät stecken? Corona hat sie voll erwischt, Deutschland steht schwächer da denn je, Krieg in Nahost und sogar in Europa! Man könnte die Liste noch ewig weiterführen.

Wir brauchen Strategien, um sich diesen Herausforderungen stellen zu können, keine Erklärungen oder Rechtfertigungen des Verhaltens für Generationen vor uns.

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