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FlorianEckardt

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Positiv verstörend

Bird Box - Schließe deine Augen
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Diese Geschichte ist vor allem eines: ziemlich krass verstörend. Aber genau das macht diesen Thriller aus. Mehr und mehr Menschen drehen durch und begehen Selbstmord, nachdem sie ETWAS sehen, das sie sehen, ...

Diese Geschichte ist vor allem eines: ziemlich krass verstörend. Aber genau das macht diesen Thriller aus. Mehr und mehr Menschen drehen durch und begehen Selbstmord, nachdem sie ETWAS sehen, das sie sehen, wenn sie nach draußen blicken. Die wenigen Menschen, die noch nicht dem Wahnsinn verfallen sind, verstecken sich in ihren Häusern. Die Türen sind ständig geschlossen. Die Fenster verhangen, damit niemand nach DRAUSSEN sehen kann. Denn sobald jemand etwas sieht, wird er wahnsinnig. Ausnahmslos alle betroffenen Menschen begehen auf besonders grausame Art Selbstmord. Wenn die Menschen dann doch einmal nach draußen gehen müssen, tragen sie eine Augenbinde, die sie ohnehin nur in sicheren Häusern abnehmen.

Schließe deine Augen
Malorie ist hochschwanger als der Wahnsinn beginnt. Viele Menschen in aller Welt nehmen sich das Leben, nachdem sie etwas sehen. Als der Wahnsinn ihrem Heim gefährlich nahe kommt, reagiert sie auf eine Zeitungsanzeige und fährt in ihrem Wagen zu einem Haus, in dem eine Gruppe von Menschen lebt, die sich vor dem Wahnsinn versteckt. Vier Jahre später macht sich Malorie erneut auf den Weg. Zwanzig Meilen den Fluss hinab. Und das mit verbundenen Augen, wobei sie sich auf das Gehör ihrer Kinder verlassen muss, die bis zum Schluss nur Junge und Mädchen genannt werden. All das passiert in einer Welt, in der man den Tod erblickt, wenn man die Augen öffnet.

Etwas ist absolut tödlich
Bis zum Ende des Buches erfährt der Leser nicht wirklich, was die Menschen so dermaßen verstört, dass sie sich anschließend das Leben nehmen und möglicherweise andere Menschen verletzen. Der Leser ist dauerhaft von der Angst geplagt, nicht zu wissen, wo der Schrecken lauert. Ein kleiner Tipp am Rande: Man sollte dieses Buch nicht unbedingt direkt vor dem Einschlafen lesen. Sonst könnte es sein, dass man am nächsten Morgen nicht mehr vor die Tür gehen will. Ich habe selten ein Buch gelesen, dass mir so unter die Haut geht. Der Thriller -offiziell nur als „Roman“ bezeichnet- lebt von einem subtilen Horror, den man am Ehesten noch in einem Buch von Stephen King erwarten würde. „Bird Box“ ist einfach nur verstörend. Verstörend allerdings in einem durchaus positiven Sinn. Die Geschichte macht mir Angst. Allein schon, weil die Wesen, die den Wahnsinn offenbar auslösen, immer nur eine Randerscheinung bleiben. Die letzte Seite lässt den Leser mit einem flauen Gefühl in der Magengegend zurück. Am Ende wird man überlegen, ob man ab jetzt die Augen geschlossen hält oder lieber gleich die Fenster bedeckt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Du sollst keine Götter neben mir haben.

AERA – Die Rückkehr der Götter
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Wir schreiben das Jahr 2019. Am 21. Dezember 2012 sind die alten Götter auf die Erde zurückgekehrt. Nur der eine Gott, den man in anderen Kulturkreisen auch Jahwe oder Allah nennt, hat sich noch nicht ...

Wir schreiben das Jahr 2019. Am 21. Dezember 2012 sind die alten Götter auf die Erde zurückgekehrt. Nur der eine Gott, den man in anderen Kulturkreisen auch Jahwe oder Allah nennt, hat sich noch nicht blicken lassen.

Markus Heitz beschreibt in Aera eine Welt, die von Meinungsverschiedenheiten rund um die wahre Religion geprägt ist. In dieser Welt sind die einstmals mächtigen Religion Christentum, Judentum und Islam zu jämmerlichen Sekten verkommen, deren Glauben an einen nicht vorhandenen Gott von allen belächelt wird.

Inhalt:

Die alten Götter sind auf die Erde zurückgekehrt und scharren ihre Anhänger um sich. Malleus Bourreau ist trotzdem Atheist geblieben und als Ermittler bei Interpol auf Kriminalfälle spezialisiert, in die Götter verwickelt sind. Er ist gut in seinem Job, da er sich weder von Menschen noch von Götter einschüchtern lässt und seine Entschlossenheit von beiden Seiten gefürchtet ist.

Doch sein neuester Fall lässt selbst den erfahrenen Ermittler an seine Grenzen stoßen, als überall auf der Welt religiöse Artefakte aus verschiedensten Kulturkreisen verschwinden. Die Diebe gehen dabei wortwörtlich über Leichen, um an ihr Ziel zu kommen. Als wäre das nicht genug, hat der Ermittler immer wieder mit Kleinigkeiten wie seinem Privatleben zu kämpfen, wenn ihn Erinnerungen an seine eigene Vergangenheit treffen.

Einschätzung:
Markus Heitz wird in Fachkreisen gerne als Meister der Phantastik gefeiert. Sein Schreibstil hat seinen ganz eigenen Charme und er versteht es, den Leser mit vielschichtigen oder geheimnisvollen Charakteren bei Laune zu halten. Neben einer packenden Story, über die man auch in den Lesepausen und nach dem Abschluss des Buches gerne nachdenken kann. Für mich ist Aera ein sehr gutes Buch. Die Handlung baut hier und da kleine Wendungen ein, so dass die Ziele der einzelnen Charaktere nicht immer klar zu erfassen sind. Klar gibt es einen Kriminalfall um die verschollen Artefakte, der sich als roter Faden durch den Roman zieht, trotzdem ermittelt der Inspektor auch privat und deckt allerlei Dinge auf. Dazu will ich hier gar nicht zu viel schreiben, um den Lesespaß nicht zu mindern.

Außerdem hat der Autor hier etwas geschafft, was selten der Fall ist: Ich mochte beim Lesen einen Nebencharakter mehr als die Hauptfigur der Story. Wenn ich hier APB schreibe, dürfte jeder, der das Buch (oder die E-Books) gelesen hat, wissen, wer gemeint ist. Ich finde diesen Charakter einfach toll, weil er anders als Bourreau, fast immer im Hintergrund bleibt und die Beschreibungen über ihn immer nur an der Oberfläche kratzen. Trotzdem treibt er nebenbei ohne es zu merken, die Handlung ein ganzes Stück voran.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Einmal quer durch die Republik

Faserland
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Den namenslosen Protagonisten der Geschichte hält nicht viel in Deutschland. Diese Maschine im Norden „die sich selber baut“ kann ich nicht wirklich begeistern. So geht die Reise einmal komplett durch ...

Den namenslosen Protagonisten der Geschichte hält nicht viel in Deutschland. Diese Maschine im Norden „die sich selber baut“ kann ich nicht wirklich begeistern. So geht die Reise einmal komplett durch Deutschland bis in die idyllische Schweiz. Von Sylt nach Zürich. Mit sehr viel Alkohol und mitten im Leben.

Inhalt
Was scheinbar als einfacher Urlaubstrip auf Sylt beginnt, führt den Protagonisten über Frankfurt, Heidelberg und München schließlich nach Zürich. Viel mehr kann man über den Inhalt eigentlich nicht sagen, ohne zu viele Spoiler zu geben.

Der Protagonist hat so ziemlich die Nase voll von dieser Maschine im Norden „die sich selber baut“. Er hat ein beträchtliches Problem mit Alkohol und entschieden zu wenig gepflegte soziale Kontakte. Die Story spielt in den 80er-/90er-Jahren, das kann ich jetzt nicht so genau sagen.

Einschätzung
Mit seinem Werk Faserland hat der Autor Christian Kracht einiges an Kontroversen ausgelöst. Die Bewertungen reichen von „absolut genial“ bis zu „was soll der Schrott?“, wobei es fast immer nur eines der Extreme gibt, selten etwas dazwischen. Ich würde sagen, entweder man mag das Buch oder eben auch nicht. Der Erzählstil ist etwas verkorkst, um es möglichst elegant ausdrücken zu wollen. Wichtiger Hinweis: Um den Protagonisten wirklich zu verstehen sollte man am besten in den 80er- bzw. 90er-Jahren aufgewachsen sein und wissen, was an einer Barbour-Jacke so toll ist, so oft wie sie da erwähnt wird.

Der Lieblingssatz des Protagonisten scheint etwas in der Art „Ich weiß nicht“ oder „Ich kann das jetzt nicht so genau beschreiben“ zu sein. Er redet und redet. Gedankensprünge sind keine Seltenheit. Genau diese Erzählweise ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist es relativ anstrengend, das Buch zu lesen. Andererseits – und das ist wahrscheinlich der Grund, aus dem wir es in der Schule lesen müssen – erfährt man so gut wie ALLES über den Protagonisten, wenn auch die Nebencharaktere, sogar seine „Freunde“ nur oberflächlich angekratzt werden. Die ausgeprägte Charaktergestaltung des Protagonisten tröstet ein bisschen über die lineare, nicht allzu spannende Handlung hinweg.

Jedenfalls zeigt der Autor, was man mit der Sprache anstellen kann. Dieses Buch ist auf jedenfall interessant, auch wenn ich schon „bessere“ Bücher gelesen habe. Nach den ersten 10 Seiten habe ich auf das Ende hingefiebert, in der Hoffnung, dass ich es bald geschafft habe. Nachdem ich mich allerdings an den Erzählstil des Protagonisten gewöhnt hatte, ging das dann doch ganz gut. Und ganz ehrlich: Am Ende wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Das allein ist schon eine reife Leistung. Fazit: Man sollte sich nicht vom ersten Eindruck täuschen lassen.