Profilbild von Schmoekertante

Schmoekertante

Lesejury Star
offline

Schmoekertante ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Schmoekertante über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.04.2023

Ein fesselnder, historischer Kriminalroman

Die Bahnhofsmission
3

Zwei Frauen wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, treffen Anfang des 20. Jahrhunderts in der Berliner Bahnhofsmission aufeinander. Alice, Tochter eines Professors an der Charité, will sich nicht ...

Zwei Frauen wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, treffen Anfang des 20. Jahrhunderts in der Berliner Bahnhofsmission aufeinander. Alice, Tochter eines Professors an der Charité, will sich nicht mit der ihr zugedachten Rolle zufriedengeben und etwas Sinnvolles mit ihrem Leben anfangen. So beginnt sie heimlich für die Bahnhofsmission zu arbeiten und lernt das harte Leben der einfachen Leute kennen.
Natalie ist als Kind aus dem Wanderzirkus geflohen, in dem sie bei ihrem Vater aufgewachsen ist. Mit Mut, Durchhaltevermögen und einem starken Willen hat sie viele Hürden gemeistert und sich ihren Platz als Leiterin der Bahnhofsmission erarbeitet. Hier trifft sie auf Gerda, ein Mädchen vom Land, welches mit falschen Versprechungen nach Berlin gelockt wurde. Schnell wird Natalie klar, dass es dabei nicht mit rechten Dingen zugeht und sie kommt einem ungeheuerlichen Verbrechen auf die Spur.

Was sich zunächst wie ein interessanter historischer Roman über die Anfänge der Bahnhofsmission anhört, entwickelt sich schnell zu einem spannenden Kriminalroman. Veronika Rust entführt den Leser in das Berlin Anfang des 20. Jahrhunderts und beschreibt sehr anschaulich die damaligen Verhältnisse. Auch wenn der Roman Anfang des 20. Jahrhunderts spielt, kann man immer wieder erschreckende Parallelen zur heutigen Lage herstellen.

Durch die zwei Hauptpersonen, Alice und Natalie, erhält der Leser sowohl Einblick in die bessere Gesellschaft, mit ihren sehr traditionellen, konservativen Verhaltensvorschriften, als auch in die Welt der mittellosen und verzweifelten Menschen.
Da die Geschichte immer wieder zwischen Alice und Natalie hin und her wechselt, bleibt der Roman von der ersten Seite an spannend und interessant.

Die zwei Hauptcharaktere Alice und Natalie sind sehr verschieden, sich aber in ihren Idealen und Werten auch wieder sehr ähnlich.
Alice lernt durch die Bahnhofsmission viel über das Leben der einfachen Leute und begreift, dass sie bisher vom echten Leben der Menschen keine Ahnung hatte. Aber sie ist bereit, zu lernen, anzupacken und für ihren Wunsch, ihrem Leben einen Sinn zu geben viele Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen. Mutig geht sie ihren eigenen Weg und lässt sich weder von ihren konservativen Eltern noch von der Aussicht auf eine sorgenfreie Zukunft davon abbringen.

Natalie hat sich in ihrem Leben ganz schön durchbeißen müssen und auch wenn sie dies nicht immer mit ganz legalen Mitteln getan hat, hat sie doch Werte für die sie einsteht. In der Bahnhofsmission hat sie ein zu Hause und eine Aufgabe gefunden, die sie erfüllt und für die sie alles aufs Spiel setzt.

Auch die Nebenfiguren werden in diesem Roman sehr ausführlich, lebendig und interessant beschrieben. Man erfährt viel über ihre Beweggründe, ihre Vergangenheit und so manche Figur macht während des Romans eine erstaunliche Entwicklung durch.

Mit dem Finale des Buches kann ich mich nicht so richtig anfreunden, da es für mich noch zu viele lose Enden gibt und mir die Handlung am Ende einfach viel zu schnell ging – da waren viele Fragen noch nicht ausreichend geklärt bzw. hätte ich gern noch mehr über die Hintergründe erfahren. Irgendwie macht der Roman auf mich aber den Eindruck, dass es sich hierbei um eine Reihe handeln könnte und vielleicht eine Fortsetzung von der Autorin geplant ist. Dann könnte ich mit dem Ende gut leben und darauf hoffen, dass im nächsten Band alle offenen Fragen wirklich ausführlich geklärt werden. Bisher konnte ich allerdings noch keine Informationen zu einer Fortsetzung finden.

Fazit:
„Aller Tage Hoffnung“ ist ein toller historischer Kriminalroman, bei dem die Seiten nur so dahin fliegen und der zum Ende hin mit so mancher Überraschung aufwartet. Insgesamt kann ich den Roman auf jeden Fall weiterempfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 06.03.2023

Ein kurzweiliges Lesevergnügen nicht nur für Teenie-Mütter und Zeltfreunde

Liebe ist schön, von einfach war nie die Rede
5

Evi freut sich, sie erwartet ein größeres Erbe ihrer Großtante, welches ihr die Erfüllung einiger Wünsche und ein finanziell sorgenfreies Leben ermöglicht. Die Sache hat nur einen Haken. Um an das Erbe ...

Evi freut sich, sie erwartet ein größeres Erbe ihrer Großtante, welches ihr die Erfüllung einiger Wünsche und ein finanziell sorgenfreies Leben ermöglicht. Die Sache hat nur einen Haken. Um an das Erbe zu gelangen, muss Evi mit ihrer 14jährigen Tochter drei Wochen zelten gehen. Was sich nach einer machbaren Aufgabe anhört, mündet schnell in ein chaotisch-liebenswertes Ferienabenteuer, welches Mutter und Tochter so schnell nicht vergessen werden.

Sandra Poppe schreibt witzig und locker, so dass das Buch leider viel zu schnell ausgelesen ist. Jedes Kapitel hat eine lustige Überschrift und eine kurze Wetterbeschreibung, welche ja für einen gelungenen Zelturlaub nicht unwichtig ist. Besonders gut haben mir die witzigen Dialoge gefallen, sei es mit Evis Vater, einem rüstigen Rentner, oder der Tochter im Teenageralter, mit der es öfter auch mal gehörig kracht.

Evi ist eine Frau in den 40ern, alleinerziehende Mutter einer pubertierenden Tochter, die zum ersten Mal in ihrem Leben einen Zelturlaub auf einem naturnahen Campingplatz auf Rügen verbringt. Nach der Trennung von ihrem Mann wirkt sie verunsichert, in ihren Alltagsverpflichtungen gefangen und unzufrieden. Es ist schön mitzuerleben, wie sie während des Zelturlaubs immer wieder über sich hinauswächst, sich Dinge zutraut und offen ist für neue Erfahrungen.
Gut gefallen haben mir auch die alltäglichen Probleme und Diskussionen mit ihrer Tochter Helena – hier kann sich jede Mutter eines Pubertiers wiederfinden und oft herzlich mitlachen. Ganz nach dem Motto „schön, dass es nicht nur mir so geht“.

Natürlich darf auch die Liebe nicht zu kurz kommen. Die Kandidaten, die Evi während ihres Urlaubs trifft könnten unterschiedlicher nicht sein: Hendrik, der mit seinen Zwillingen im Nachbarzelt wohnt, Stefan, der nachts volltrunken in Evis Vorzelt landet oder Ronny, der sich hauptsächlich für seinen Traktor interessiert. Ob hier ein geeigneter Mann für Evi dabei ist? Auf jeden Fall hat es viel Spaß gemacht, Evi bei ihren Erfahrungen mit der Männerwelt zu begleiten, auch wenn es nicht immer nur lustig für sie war.

Der Roman wartet mit vielen liebenswerten, teils verschrobenen Charakteren auf, die alle ihren Platz in der Geschichte finden und den Roman bunt und lebendig gestalten. Sei es die ruppige Campingplatzbesitzerin, der Peter-Lustig-gleiche Camper oder der Esoterik-Club, der versucht, Evi in die Geheimnisse des Übersinnlichen einzuführen. So wurde die Geschichte nie langweilig und es gab viel zu lachen.

Fazit:
„Liebe ist schön von einfach war nie die Rede“ ist ein lustiger, leichter Roman für zwischendurch, der Lust auf Urlaub auf der schönen Insel Rügen macht. Ich hatte viel Spaß beim Lesen und kann den Roman als perfekte Urlaubslektüre empfehlen.



  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 19.02.2023

Spannend bis zum Schluss

Ostseeblut
0

Pia Korittkis sechster Fall führt sie tief in die Vergangenheit zu einem Todesfall in einem Heim für schwer erziehbare Mädchen.
Wie immer hat mich Eva Almstädts Schreibstil sofort in seinen Bann gezogen ...

Pia Korittkis sechster Fall führt sie tief in die Vergangenheit zu einem Todesfall in einem Heim für schwer erziehbare Mädchen.
Wie immer hat mich Eva Almstädts Schreibstil sofort in seinen Bann gezogen und ich konnte das Buch nicht weglegen. Viel zu spannend war die Geschichte mit ihren vielen Windungen, die am Ende aber alle zusammenliefen und ein wieder sehr unvorhergesehenes und überraschendes Ende präsentierten.

Die Beschreibungen zu dem Erziehungsheim fand ich sehr bedrückend und konnte mir gut vorstellen, das dies für die Mädchen nicht unbedingt eine positive Erfahrung war.

Auch war es spannend zu lesen, wie es für Pia privat weitergeht. Ihre Schwangerschaft ist nun nicht mehr zu verheimlichen und sie muss sich mit ihrem Freund Hinnerk auseinandersetzen und vor ihren Kollegen Farbe bekennen. Das ist nicht einfach für eine starke, unabhängige Frau wie Pia.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.06.2022

Helenes Geschichte geht weiter

Die Dorfschullehrerin
0

„Die Dorfschullehrerin – Was das Schicksal will“ ist der zweite Band der Reihe von Eva Völler. Um die Zusammenhänge zu verstehen, ist es auf jeden Fall empfehlenswert, den ersten Teil „Was die Hoffnung ...

„Die Dorfschullehrerin – Was das Schicksal will“ ist der zweite Band der Reihe von Eva Völler. Um die Zusammenhänge zu verstehen, ist es auf jeden Fall empfehlenswert, den ersten Teil „Was die Hoffnung verspricht“ vorher zu lesen.
Der zweite Teil spielt 3 Jahre nach dem ersten Teil und seitdem hat sich eine Menge verändert. Helene lebt mit Marie bei Großtante Auguste in Frankfurt und unterrichtet an einer Großstadtschule. Von Tobias hat sie sich getrennt, leidet aber sehr unter der Trennung. Als sie das Angebot bekommt, als Rektorin an die Schule nach Kirchdorf zurückzukehren, muss Helene nicht lange überlegen. In Kirchdorf erwarten sie nicht nur berufliche, sondern auch private Herausforderungen und immer bleibt die Frage - wird sie am Ende doch noch mit Tobias glücklich werden?

Die Geschichte schließt gut an den ersten Band der Reihe an und man trifft fast alle Charaktere aus dem ersten Teil wieder. Eva Völler schreibt wieder sehr anschaulich, spannend und kurzweilig. Im Gegensatz zum ersten Teil liegt hier aber nicht der Hauptfokus auf Helenes Geschichte. Im Grunde werden vier Geschichten erzählt, die jede für sich interessant ist und ein eigens Buch wert wäre. Die Spannung, ob es für Helene, Isabella, Agnes und Christa ein Happy End geben wird bleibt bis zum dramatischen Finale des Romans erhalten.

Helene ist eine starke, idealistische Lehrerin, die sich aber manchmal zu verzetteln scheint. So richtig habe ich ihre Prioritäten nicht immer verstanden – ich glaube, sie war sich oft selber nicht sicher, was sie nun wirklich will. Sie versucht allen gerecht zu werden und muss aber immer wieder feststellen, dass das nicht funktioniert.

Isabella ist die Rebellin, die sich keinen Konventionen beugen will und immer versucht ihren eigenen Kopf durchzusetzen. Ihr ganzes Handeln und Denken ist schon viel liberaler, als es die Menschen in den 60er Jahren sind. Das muss sie immer wieder schmerzlich feststellen. Zum Glück hat sie mit Helene eine Freundin an ihrer Seite, die sich nicht von Vorurteilen leiten lässt und sie immer unterstützt.

Agnes liebt ihre Arbeit als Arzthelferin, träumt aber davon, den elterlichen Hof zu verlassen und endlich ihr eigenes Leben leben zu dürfen. Sie möchte nicht heiraten, Kinder bekommen und dann nur noch für ihren Mann da sein. Dafür ist sie viel zu intelligent und zielstrebig. Allerdings wird sie auf dem Hof als kostenlose Arbeitskraft benötigt und eine Unterstützung ihrer Wünsche durch ihre Eltern scheint utopisch zu sein.

Christa hat es nach ihrer Flucht aus der DDR nicht geschafft, in Kirchdorf heimisch zu werden. Während ihre Mutter und ihr Mann sich mittlerweile gut in das Dorfleben integriert haben, fühlt sie sich immer noch als Fremde und stößt mit ihrem Verhalten Alle vor den Kopf.

Fazit:
Dieser zweite Teil der Dorfschullehrerin hat mir wieder gut gefallen, obwohl ich den ersten Teil eindeutig besser fand. Gegen Ende des Romans überschlugen sich die Ereignisse und manche Wendung wirkte auf mich doch etwas zu weit hergeholt. Alles in allem ist dieses Buch aber eine tolle Fortsetzung, in der man wieder viele Einblicke in das Schul- und Dorfleben der 1960er Jahre bekommt.



  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 11.05.2022

Eine humorvolle und nachdenkliche Suche nach sich selbst

Mit dir ist alles schöner
1

Vor vielen Jahren flüchtete Franziska aus ihrem spießigen Heimatort in die Großstadt und erfüllte sich ihren Traumjob als Fotografin. Nach dem Tod ihres Vaters kehrt sie auf seinen Campingplatz an der ...

Vor vielen Jahren flüchtete Franziska aus ihrem spießigen Heimatort in die Großstadt und erfüllte sich ihren Traumjob als Fotografin. Nach dem Tod ihres Vaters kehrt sie auf seinen Campingplatz an der Ostsee zurück. Franziska möchte den maroden und hoch verschuldeten Platz so schnell wie möglich verkaufen. Als sie jedoch die dort lebenden Menschen näher kennen lernt, fängt sie immer mehr an über sich und ihr Leben nachzudenken. Nach und nach erkennt Franziska was ihr im Leben wirklich wichtig ist und welches Leben sie führen möchte.

Kristina Günak ist mit ihrem neuen Roman „Mit dir ist alles schöner“ wieder ein sehr humorvolles aber auch nachdenkliches Buch gelungen. Die Geschichte ließ sich gewohnt flüssig und gut lesen. Franziskas Suche nach sich selbst zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch und bis zum Schluss war mir nicht ganz klar, wie sie die finanziellen Probleme des Campingplatzes lösen wird. So bliebt die Spannung bis zum Schluss erhalten und Frau Günak präsentiert ein Ende, welches ich nicht erwartet hätte, dass mir aber sehr gut gefallen hat.

Franziska war mir anfangs sehr unsympathisch, so dass ich schon etwas Angst hatte, wie ich mit dieser Protagonistin im Laufe des Buches noch warm werden sollte. Sie verkörperte für mich den Inbegriff der veganen, Yoga-Großstadt-Tussi. Wobei ich von Anfang an das Gefühl hatte, dass sie nicht echt war und dieses ganze Getue nicht wirklich zu ihr passte. Sie wirkte auf mich, als sei sie permanent auf der Flucht. Nachdem Franziska auf dem Campingplatz gelandet war, machte sie eine sehr wohltuende Wandlung durch. Alles was ihr vorher so wichtig war, rückte immer mehr in den Hintergrund und sie schien endlich am Ziel ihrer Suche angekommen zu sein. Nach und nach lernte ich so die echte, unverstellte Franziska kennen und habe diese dann doch noch in mein Leserherz geschlossen.
Daran haben die vielen Bewohner des Campingplatzes einen nicht unerheblichen Anteil. Kristina Günak hat hier wunderbare, sehr individuelle und besondere Charaktere geschaffen, die oft mehr sind als nur Nebenfiguren. Sie zeigen Franziska wie wichtig Freundschaft und Zusammenhalt sind, aber auch der Glaube an sich selbst. Nicht Äußerlichkeiten und Zwänge zählen im Leben, sondern so zu sein wie man wirklich ist. Dann kann man auch glücklich werden.

„Mit dir ist alles schöner“ schneidet auch einige schwere Themen wie Tod, Demenz oder die Bewältigung von Lebenskrisen an. Dabei wird das Thema aber immer locker und mit viel Humor behandelt, so dass der Roman zwar zum Nachdenken anregt, aber nie zu schwer wird. Er ist und bleibt eine schöne, lockere Lebens- und Liebesgeschichte.

Fazit:
Für mich ist der neue Roman von Kristina Günak wieder eine sehr gelungene Geschichte, die mit viel Humor auch schwierige Themen nicht ausklammert. Es hat mir viel Spaß gemacht, Franziska auf der Suche nach sich selbst zu begleiten und auch wenn ich sicher keine Campingfreund werde, habe ich die Stunden auf dem Campingplatz an der Ostsee sehr genossen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl