Ein Leben lang gefangen unter der Erde
In der Zukunft leben die Menschen großen Bunkern unter Erde, die mehr als hundert Stockwerke tief sind. Nach draußen können sie nicht, weil die Luft verseucht ist und sie dort innerhalb von ein paar Minuten ...
In der Zukunft leben die Menschen großen Bunkern unter Erde, die mehr als hundert Stockwerke tief sind. Nach draußen können sie nicht, weil die Luft verseucht ist und sie dort innerhalb von ein paar Minuten sterben würden. Wenn jemand im Silo etwas Verbotenes sagt oder den Wunsch äußert, nach draußen zu gehen, wird diese Person zur Reinigung nach draußen geschickt, wo sie nach kurzer Zeit verstirbt. Nach der Reinigung des Sheriffs wird die junge Mechanikerin Juliette zum neuen Sheriff ernannt. Doch sie findet mysteriöse Dinge, die den Tod ihrem Vorgängers betreffen.
Diese Dystopie klingt schon im Klappentext anders als andere Dystopien. Vor allem das Leben in den Silos unter der Erde ist mal etwas anderes. Von so einer Zukunftsvision habe ich bisher noch nichts gelesen. Die Idee von den unterirdischen Silos ist auch relativ gut umgesetzt worden.
Leider finde ich dem technischen Fortschritt nicht sehr groß, angesichts der Tatsache, dass die Menschen schon Jahrhunderte unter der Erde leben sollen. Zum Beispiel wird der Strom im Silo nur durch Verbrennung von Benzin erzeugt, nicht etwa durch Erdwärme oder ähnlichem. Das Original auf Englisch ist schon 2011 erschienen, allerdings finde ich trotzdem, dass der Autor sich mehr Gedanken über die technische Netwicklung hätte machen sollen.
Der Erzählstil ist erstmal etwas verwirrend, weil aus der Erzählerperspektive geschildert wird. Außerdem wechselt die Hauptfigur oft. Nach einiger Zeit habe ich mich aber daran gewöhnt. Der Sprecher des Hörbuchs, Peter Bieringer, schildert die Handlung wirklich sehr gut. Für jede Person hat er eine eigene Stimme entwickelt, sodass das Hörbuch sofort lebendiger herüberkommt und man die Figuren schnell an der Stimme erkennen kann.
Die vielen Hauptfiguren, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, wirken auf mich etwas distanziert, was aber wahrscheinlich am Erzählstil liegt. Die Beziehung zwischen Juliette und Lucas, die sich im Verlaufe der Handlung aufbaut, ist sehr plötzlich. Es wird kaum etwas über die beiden erzählt, aber schon sind beide unsterblich ineinander verliebt. Das finde ich unrealistisch, da hätte der Autor mehr Gefühle schildern sollen.
Es dauert etwas, bis die Handlung in Schwung kommt. Das hat mir nicht so gut gefallen. Dafür ist das Ende aber auch sehr spannend. Generell wird die Spannung (nachdem die Handlung endlich in Fahrt gekommen ist) durch kleine Enthüllungen konstant hoch gehalten.
Insgesamt ist die Atmosphäre dieser Dystopie sehr düster. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht für alle etwas ist, aber mich persönlich hat das nicht gestört, sondern eher das ausweglose Leben im Silo verstärkt.
Insgesamt ist Silo eine ganz gute Dystopie, die leider etwas Zeit braucht, um wirklich in Fahrt zu kommen. Am Ende ist das Buch trotzdem spannend. Ich empfehle es allen Fans von Dystopien, die aber düstere Szenarios aushalten.