Profilbild von Schneehase

Schneehase

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Schneehase ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Schneehase über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.08.2017

Ganz okay

Die Morde von St. Pauli (Alfred-Weber-Krimi 2)
0

Inhalt: Hamburg, 1927. Die Unterwelt von St. Pauli wird durch mehrere kuriose Mordfälle an Klein-Ganoven erschüttert. Das Besondere: Die Opfer wurden im Tod auf dramatische Weise zur Schau gestellt. Auch ...

Inhalt: Hamburg, 1927. Die Unterwelt von St. Pauli wird durch mehrere kuriose Mordfälle an Klein-Ganoven erschüttert. Das Besondere: Die Opfer wurden im Tod auf dramatische Weise zur Schau gestellt. Auch in der bürgerlichen Gesellschaft gibt es zwei mysteriöse Todesfälle zu beklagen.
Kriminalkommissar Alfred Weber beginnt zu ermitteln und entdeckt Zusammenhänge zwischen den Mordserien. Seine Nachforschungen sind so manchem ein Dorn im Auge.

Meine Meinung: Was mir bei der Lektüre dieses Kriminalromans besonders gut gefiel, war die Einbettung historischer Fakten in die fiktionale Handlung.
So erfährt man als Leser einige interessante Details über die Einführung der "WKP", der "weiblichen Kriminalpolizei" in Deutschland. Aber auch Themen wie Emanzipation, die Theorien Freuds, Beschreibungen der damaligen Künstler-Szene und der beginnenden Motorisierung beschwören das Flair der goldenen zwanziger Jahre herauf.
Politische Themen wie z. B. der langsam aufkeimende Nationalsozialismus oder kommunistische Strömungen werden zwar kurz erwähnt, sind für die Handlung des Romans aber eher nebensächlich.
Der Kriminalfall selbst beginnt eher gemächlich und obwohl sich die Spannung im Verlauf des Buches durchaus noch steigert, konnte mich die Handlung nicht immer 100-prozentig fesseln. Phasenweise war das Geschehen auch recht komplex, so dass ich erst zum Schluss alle Zusammenhänge erfassen konnte. Insgesamt aber war der Fall logisch aufgebaut und nachvollziehbar.
Die Hauptfigur Kriminalkommissar Alfred Weber blieb in meinen Augen etwas blass. Eigentlich schade, denn sein rebellischer Charakter, sein komplizierter familiärer Hintergrund und seine Liebe zur Damenwelt hatten eigentlich viel Potenzial.
Seine junge Kollegin Auguste fand ich im Gegensatz zu Alfred sehr kess und erfrischend.
Sprachlich ist der Roman leicht zu lesen, vielleicht hätten ein paar eingestreute mundartliche Ausdrucke zusätzlich dazu beigetragen, dass sich der Leser wirklich in das alte Hamburg zurück versetzt fühlt.

Fazit: Insgesamt hat mir dieser historische Krimi recht gut gefallen, obwohl durchaus noch "Luft nach oben" gewesen wäre.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das kann die Autorin besser....

Layers
0

Es fällt mir schwer eine Rezension zu diesem Jugendthriller zu schreiben, da er mir einerseits zwar nicht wirklich gefallen hat, auf der anderen Seite aber durchaus auch spannende und unterhaltsame Teile ...

Es fällt mir schwer eine Rezension zu diesem Jugendthriller zu schreiben, da er mir einerseits zwar nicht wirklich gefallen hat, auf der anderen Seite aber durchaus auch spannende und unterhaltsame Teile aufweist.
Außerdem wurde das Buch für jugendliche Leser geschrieben und zu dieser Zielgruppe gehöre ich schon lange nicht mehr.

Gut gefallen hat mir auf jeden Fall der Anfang des Buches als der 17-jährige Ausreißer Dorian nach einem Streit mit einem Obdachlosen neben dessen blutüberströmter Leiche erwacht. Auch der Einzug in die geheimnisvolle Villa mit der fast schon sektenähnlichen Gemeinschaft Jugendlicher war interessant zu lesen und man hätte durchaus mehr daraus machen können.
Zu diesem Zeitpunkt wird der Spannungsbogen noch gut aufgebaut, denn der Leser fragt sich unwillkürlich welche wirklichen Absichten der vermeintliche Gutmensch Bornheim hat.
Leider flacht die Handlung im weiteren Verlauf ab und wird zunehmend unrealistisch. Selbst wenn man die Ungereimtheiten einfach kritiklos hinnehmen würde, macht die schier endlose Flucht Dorians kreuz und quer durch die Stadt das Lesen zur Qual.
Hier hätte man den Thriller gerne etwas kürzen oder eventuell etwas mehr Hintergrundinformationen einfließen lassen können, so dass der Leser die Möglichkeit zum Miträtseln gehabt hätte. Dies ist jedoch nicht geschehen und so zieht sich dieser Teil wie Kaugummi in die Länge.
Das Ende ist wieder spannender und klärt vieles auf, hat mir aber wegen der Realitätsferne trotzdem nicht sonderlich gefallen.

Der Schreibstil von Ursula Poznanski ist wie gewohnt flüssig und leicht zu lesen, die Ausarbeitung der Personen ist bis auf Dorian jedoch eher flach geblieben. Das finde ich schade.

Fazit: Für Erwachsene bietet dieser eher durchschnittliche Jugendthriller wenig faszinierendes, für 13 bis 14-jährige mag er ansprechender sein.
Dieses Buch kommt leider nicht an die früheren Werke der Autorin heran, denn die Personen und die Thematik hätten durchaus mehr Spannung hergeben können.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Starker Anfang, schwaches Ende

The Returned – Die Vergangenheit kehrt zurück
0

Inhalt: In einer abgelegenen Kleinstadt in Frankreich geschieht Seltsames. Längst Verstorbene kehren in die Stadt und zu ihren Angehörigen zurück, ohne eine Erinnerung an ihren Tod zu haben, und um ihr ...

Inhalt: In einer abgelegenen Kleinstadt in Frankreich geschieht Seltsames. Längst Verstorbene kehren in die Stadt und zu ihren Angehörigen zurück, ohne eine Erinnerung an ihren Tod zu haben, und um ihr altes Leben wieder aufzunehmen. Nicht alle sind in ihren Familien willkommen…
Zeitgleich gibt es Probleme mit dem nahe gelegenen Staudamm, dessen Wasserspiegel aus unerklärlichen Gründen sinkt.
Auch die Serie brutaler Messerattacken auf junge Frauen, die vor mehreren Jahren so plötzlich endete wie sie begann, fordert wieder neue Opfer.

Meine Meinung: Für mich war es sehr schwierig dieses Buch zu bewerten, denn es gibt sowohl positives als auch negatives zu erwähnen.
Positiv überrascht war ich zunächst von vom angenehmen Schreibstil des Autors, der den Leser schnell in den Bann zieht.
Auch die Geschichte selbst ist anfangs geschickt konstruiert und aufgebaut. Die Rückkehr der Untoten zu ihren Familien wird gut beschrieben und man kann sich leicht in die Personen hinein finden.
Zwar sind manche Reaktionen auf die Rückkehrer nicht immer logisch, aber das erwartet man als Leser dieses Genres ja auch nicht unbedingt.
Der Grusel steigert sich nur minimal von Szene zu Szene und beschert ein leichtes Gänsehautgefühl, so dass das Buch sich über die ersten zwei Drittel angenehm liest.

Viele Fragen nach dem Wer, Warum und Wieso formieren sich im Kopf des Lesers und man wartet die ganze Zeit darauf, dass der Autor die Fäden, die er so geschickt versponnen hat, endlich entwirrt. Doch genau das geschieht leider nicht!
Nachdem ich das chaotische letzte Drittel und vor allem den völlig abstrusen Schluss gelesen hatte, war ich regelrecht enttäuscht.
Keine meiner vielen Fragen wurde auch nur ansatzweise beantwortet, im Gegenteil, es kamen nur noch neue hinzu.
Als Cliffhanger zum zweiten Band, der im Sommer 2016 erscheinen soll, eignet sich das Ende meiner Meinung nach nicht, eher als Abschreckung....
Meine mäßige Bewertung des Buches beruht ausschließlich auf dem schwachen letzten Drittel, denn schließlich ist es oft der "Show-down", der dem Leser letztendlich im Gedächtnis bleibt und so den Gesamteindruck ins positive oder negative tendieren lässt.

Fazit: Angenehmer Schreibstil, zu Anfang gut und spannend konstruiert, aber das Ende völlig verhauen…

P. S.: Man sollte noch erwähnen, dass es eine TV-Serie zu diesem Buch gibt. Ich kenne sie nicht, daher kann ich nicht sagen, ob sie dem Buch ähnlich ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwiespältig

Runa
0


Es fällt mir sehr schwer eine Rezension zu diesem Buch zu schreiben, denn selten hat mich ein Buch so polarisiert wie dieser historischer Roman um den Medizinstudenten Jori und das sonderbare Mädchen ...


Es fällt mir sehr schwer eine Rezension zu diesem Buch zu schreiben, denn selten hat mich ein Buch so polarisiert wie dieser historischer Roman um den Medizinstudenten Jori und das sonderbare Mädchen Runa.
Die Handlung ist im Jahr 1884 in der Pariser Klinik Salpêtrière, einer Anstalt für psychisch kranke Frauen, angesiedelt. Jori möchte unter dem berühmten Nervenarzt Professor Charcot promovieren, auch um seiner psychisch kranken Freundin Pauline mit seinen Forschungsergebnissen zu helfen. Sein Ziel ist es, die Krankheit aus dem Gehirn "wegzuschneiden".
Als die kleine Runa in die Klinik kommt, an der sämtliche gängigen Behandlungsmethoden fehlschlagen, scheint sie die perfekte Versuchsperson zu sein...
Viele der im Roman vorkommenden Personen sind historisch belegte Persönlichkeiten und auch die beschriebenen Behandlungsmethoden und medizinisch-wissenschaftlichen Forschungen haben tatsächlich so stattgefunden.
Hier hat Vera Buck sehr genau und detailreich recherchiert und historische Fakten geschickt in die fiktive Geschichte um Runa und Jori eingebaut.
Das ist aus rein wissenschaftlicher Sicht durchaus sehr interessant, denn viele der damals gewonnenen Erkenntnisse sind auch heute noch gültig, allerdings sind die beschriebenen Experimente an den Kranken aus unserer heutiger Sicht äußerst grausam und menschenverachtend. Hier geht die Autorin schon sehr ins Detail.
Für mich war das phasenweise wirklich schwer zu ertragen und nur dem außergewöhnlichen Erzähltalent der Autorin ist es zu verdanken, dass ich das Buch nicht zur Seite gelegt habe.
Auch über den etwas verworrenen Beginn des Romans hat mir der tolle Schreibstil hinweggeholfen. In der zweiten Hälfte des Buches wird es richtig spannend und die vielen losen Fäden laufen zusammen und bilden ein logisches Ende.

Fazit: Dieser Debütroman ist etwas Besonderes und überzeugt vor allem durch seinen außergewöhnlich mitreißenden Sprachstil. Die Story ist intelligent konstruiert, der medizinisch-wissenschaftliche Hintergrund gut recherchiert und in die Handlung integriert.
Aber: Viele Szenen im Buch sind äußerst grausam und nichts für zarte Gemüter.
Bei der Vorstellung was damals im Namen der Wissenschaft mit den bedauerlichen Patientinnen angestellt wurde, kann man sich nur mit Grausen abwenden. Für mich hätte es hier etwas weniger detailliert sein können und daher mache ich Abstriche bei der Bewertung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Verworren

Das geheime Leben der Violet Grant
0

Sehr enttäuscht habe ich dieses Buch nun beendet.

Der Klappentext klang vielversprechend: Ein Roman in zwei Zeitebenen vor historischer Kulisse inklusive eines Familiengeheimnisses um eine verschollene ...

Sehr enttäuscht habe ich dieses Buch nun beendet.

Der Klappentext klang vielversprechend: Ein Roman in zwei Zeitebenen vor historischer Kulisse inklusive eines Familiengeheimnisses um eine verschollene junge Frau.
Und die ersten Kapitel konnten mich durch ihre erfrischende, humorvolle Art wirklich noch begeistern.

Doch die kesse New Yorkerin Vivian, die sich zunächst mit Witz und Schlagfertigkeit im Jahr 1964 auf die Spuren ihrer geheimnisvollen Tante Violet macht, hat mich im Verlauf des Romans mit ihren Albernheiten nur noch genervt.
Ihre Bäumchen-Wechsel-dich-Lovestory war einfach nur überdreht und kindisch, die Suche nach ihrer Tante wurde zur Nebensache.

Die parallel erzählte Geschichte um Violet, deren Leben und vor allen Dingen "Liebes"-Leben wir im Jahr 1912 kennenlernen, konnte mich ebenfalls nicht überzeugen.
Erwartet habe ich die Geschichte einer jungen Frau, die sich als Physikerin in einer Männerwelt ihren Platz erkämpft, bekommen habe ich eine unappetitliche Liebesgeschichte, die mich ratlos zurück lässt.

Die beliebig eingestreuten historischen Persönlichkeiten geben dem Roman leider keinerlei Tiefgang und dienen nur als schmückendes Beiwerk. Ebensogut hätte man sie weglassen können, denn auch sie können nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass das Hauptthema der Autorin Liebe, beziehungsweise (z.T. ekliger) Sex ist.

Ich bin nicht prüde und eine schöne Liebesgeschichte lese ich normalerweise gerne, aber hier war es mir streckenweise zu viel des Guten...
Und das in beiden Erzählsträngen, die zudem stetig langweiliger wurden.
Die aus heiterem Himmel auftauchende Spionagegeschichte im letzten Viertel des Buches konnte es dann auch nicht mehr herausreißen.

Mein Fazit:
Trotz des erfrischenden Auftaktes war dieses Buch eine große Enttäuschung für mich. Wer gerne leichte-seichte Liebesromane liest, mag hier gut beraten sein.
Wer jedoch einen historischen Roman mit Anspruch und Tiefgang lesen möchte, sollte lieber die Finger von diesem Buch lassen!