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LindaRabbit

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Veröffentlicht am 20.03.2023

Im Land Andor

Andor Junior, 3, Das Flüstern im Wald
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Nach 'Andor Junior - Der Sturm auf die Rietburg' und 'Die Legenden von Andor – Varkurs Erwachen' nun 'Das Flüstern im Wald':

Band 1 - schöne Zeichnungen, vor allem die Wolfswelpen gut getroffen... sehr ...

Nach 'Andor Junior - Der Sturm auf die Rietburg' und 'Die Legenden von Andor – Varkurs Erwachen' nun 'Das Flüstern im Wald':

Band 1 - schöne Zeichnungen, vor allem die Wolfswelpen gut getroffen... sehr kindhaft geschrieben...
Band 2 – Einfach schwarz weiß Bleistiftzeichnungen... Varkur schleicht sich in ein Boot. Sturm tobt und die Meereswesen reimen über ihn und verschmähen ihn. Ranja findet ihn am Wasser...
Jetzt Band 3 (auch Andor Junior) - das Spiel dazu kennen wir nicht...

Eine Gruppe junger Menschen, einer von ihnen ein Zwerg, zwei Mädels, üben mit Waffen und scherzen auch herum. Erinnern sich an ihre gemeinsamen früheren Abenteuer und dass ihnen diese fehlen... Doch dann kommt die Nachricht aus dem Grenzland, dort geschieht Seltsames. Der Wald flüstert und seltsame Schatten huschen umher ... König Baldur schickt die Jugendlichen los, denen die Wolfswelpen folgen, doch leider ist ihr Führer des Königs Sohn, der Prinz, der keine angenehme Persönlichkeit besitzt. Doch letztendlich... die Freund:innen stehen sich bei, jede:r bringt sein / ihr Wissen ein und auch der Prinz muss einsehen, die können ja was...

Nett lesbar, reiht sich ein in die Folge von sehr guten Kinder - und Jugendbücher zu 'guten Helden und bösen Wesen'

Zeichnungen – die erste, ein Tier, Drache?, auf dem ein braunes Tier sitzt (Affe?) - etwas ungelenk gezeichnet. Seite 6 ganzseitige Zeichnung, Hintergrund Burg nett, Vordergrund ein paar Typen (Kinder?) auch ungelenkt gezeichent. Seite 13 – das Bild sieht fast schon aus wie ein klassisches Gemälde, Sonnenuntergang, Reiter... Ich finde die Zeichner hätten sich mehr Mühen geben können...

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Veröffentlicht am 07.03.2023

Vater, Mutter, zwei Töchter

Irgendwann in Marrakesch
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Tja, wenn das so einfach wäre - Vater, Mutter, zwei Töchter... Vater in Marokko, Mutter im Norden von Deutschland verstorben, die eine Tochter lebt noch in Deutschland, die andere in London...

In diesem ...

Tja, wenn das so einfach wäre - Vater, Mutter, zwei Töchter... Vater in Marokko, Mutter im Norden von Deutschland verstorben, die eine Tochter lebt noch in Deutschland, die andere in London...

In diesem Roman auf knapp 400 Seiten ist alles drin was so ein Drama braucht... Vater, Großspuhr, Diplomat, charmant, auf großem Fuß lebend; Mutter, eher verzagt, Selbstmord... Töchter, die eine kommt nach dem Vater, die andere schreibt ein Buch über die Familie (und katapultiert sich damit aus den verbliebenen Familienbanden). Doch dann - der Vater liegt im Sterben.

Und durch dieses familiäre Zusammentreffen wird viel aufgedeckt, denn so manches blieb ungesagt... Dazu kommt eine neue Liebe, Ehen zerbrechen, die Tochter der einen Tochter wird flügge und geht ihren eigenen Weg.

Es ist alles drin, was so in einem Leben drin stecken könnte... Homosexualität, verratene Liebe, verbotene Liebe, viel Tod, Politik, Putschversuche... gescheiterte Lebensentwürfe... Betrug, Veruntreuung... Reiche und weniger Reiche. Freundschaften, wahre und weniger wahre... Überfälle, versuchte Mordanschläge, durchgeführte Mordanschläge...

Wie gesagt, alles ist drin... Dazwischen viel zu dem Land Marokko, da sitzt man gemütlich bei einer Tachine und bei viel gesüßtem Minze - Tee, da ruft der Muezzin zum Abendgebet, da weht der Saharawind... Das heißt, viel Lokalkolorit.

Wer ein nettes Büchlein dazwischen lesen möchte, einfach mal ausspannen und nicht an viel Ernsthaftes denken, sondern vom Strom der Worte mitreißen lassen - der liegt bei dem Roman richtig... sich in ein anderes Leben (bzw. in ein paar andere Leben) hineindenken und sich vom eigenen, eventuellen schweren, Leben ablenken lassen...

Danach taucht man wieder auf und denkt, na so schlimm ist ja mein eigenes Leben gar nicht, nach dem was die alles mitmachen mussten, und trotzdem haben sie neue Wege gefunden... also so eine Art Vorbildfunktion, von wegen gib' nicht auf, oder wenn das Leben dir nur Zitronen gibt, mach' halt Limonade daraus!

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Veröffentlicht am 29.12.2022

Im ewigen Eis und in völliger Dunkelheit – Antarktis Thriller

The Dark
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Kate, Notärztin, sagt zu auf einer UN-Forschungsstation in der Antarktis zu arbeiten. Eine gute Ablenkung, denkt sie, denn sie hat traumatische Erlebnisse zu überwinden. Auf dem Weg zur Forschungsstation ...

Kate, Notärztin, sagt zu auf einer UN-Forschungsstation in der Antarktis zu arbeiten. Eine gute Ablenkung, denkt sie, denn sie hat traumatische Erlebnisse zu überwinden. Auf dem Weg zur Forschungsstation zweifelt sie jedoch, ob sie die richtige Entscheidung gefällt hat. Völlig abgeschnitten von der Welt, mit zwölf unbekannten Personen, wird sie hier im Eis die nächsten sechs Monate verbringen. Anfänglich noch im Hellen bis dann die Sonne für sechs Monate verschwindet.
Mit dem gleichen kleinen Flugzeug, mit dem Kate ankommt, verschwindet auch der Arzt, der die Station betreute. Ein Übergangsarzt: Sie lernt schnell, dass jedoch der eigentliche Arzt, Jean - Luc, an einem Unfall verstarb (bei einer Teambuilding Maßnahme in der Eiswüste) und seine Leiche irgendwo in einer Gletscherspalte hängt.
Seltsam, seltsam alles... Kate ist unsicher, Kate schluckt Tabletten, Kate interessiert sich für den männlichen Teil der Crew (so wie es aussieht sucht sie nach einem neuen Partner).

Ist der vorletzte Arzt der Forschungsstation ermordet worden? Verdachtsmomente kommen auf, werden artikuliert. Kate grübelt, traut sich aber nicht nachzufragen, traut ihren Empfindungen nicht, sondern betäubt diese – Tablettenabhängig. Sie schluckt fleißig, plündert den Medizinschrank der Station und beginnt ihr erstes Techtel. Weitere Menschen sterben...

Am Anfang liest es sich zäh, als lesender Mensch muss man durch viele innere Kämpfe von Kate durch. Der Fuchs, der ihr nächtens auf der Brust sitzt... ihre Selbstzweifel, selbst im medizinischen Bereich. Dann im letzten Drittel wird es sehr rasant, sehr spannend und voller dramatischer Wendungen...Dann ist es ein Thriller, so wie ein Thriller sein muss: Unvorhergesehenes... Spannung... Blut. Kate ist nicht eine Hauptfigur, der man einfach helfen will die Lösung zu finden, weil man sie sympathisch findet – im Gegenteil, man möchte sie an den Schultern fassen und schütteln. Laß' es, laß' es! Sie schafft es immer wieder sich selbst in die Bredouille zu bringen...

Die Eindrücke von der Antarktis und der Station sind sehr lebhaft beschrieben. Nordlichter und der reine, von Lichtverschmutzung freie Sternenhimmel. Schneekristalle. Schneeblindheit. Da hangelt man sich selbst an den Führungsseilen außerhalb der Station von 'Alpha' zum Iglu, rennt von 'Beta' wieder nach 'Alpha' oder fährt mit einem Schneemobil zum Sommerlager. Da drohen Erfrierungstode und manche überstehen das nicht. Da wird gekifft, getrunken, gevögelt, gefeiert, gut gegessen. Langsam nähert man sich den einzelnen Personen an und dann sind sie auch schon tot!

Das Hörbuch dauert über 13 Stunden. Und wie so oft bei Hörbüchern hat das leichten Suchtcharakter. An den Modulierungsmodus der Sprecherin, Tanja Geke, muss man sich erst gewöhnen, und auch, dass eine ältere Stimme eine Mittdreißigerin spricht (die Ich-Erzählerin Kate). Die Sprecherin versteht unterschiedliche Akzente zu intonieren, das kommt gut.

Die unterschiedlichen Charakter stoßen ab, nur ganz Wenige findet man zum Verlieben gut. Die Dramatik hebt zu erstaunlichen Höhen ab (selbst ein Kaiserschnitt mit einem Frühchen in eisiger Kälte und mit Stromausfall). Hier wird ein Register gezogen, dass nicht einschlafen lässt. Also frühzeitig anhören, sonst ist die Nachtruhe dahin...

Von Emma Haughton geschrieben und von Cornelia Röser auf Deutsch übersetzt.

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Veröffentlicht am 28.11.2022

Fortsetzung der Familiensaga um eine Ärztin, Berlin und Ostafrika

Die Töchter der Ärztin
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Das Autorenpaar 'Helene Sommerfeld' erzählt in ihrem neuen Roman "Die Töchter der Ärztin" – wie es im Titel heißt – von den beiden Töchtern der Ärztin Ricarda / Rica Thomasius (Henriette / Henny und Antonia ...

Das Autorenpaar 'Helene Sommerfeld' erzählt in ihrem neuen Roman "Die Töchter der Ärztin" – wie es im Titel heißt – von den beiden Töchtern der Ärztin Ricarda / Rica Thomasius (Henriette / Henny und Antonia /Toni). Die Mutter ist die Titelheldin der früheren Romanreihe "Die Ärztin" (die ich nicht kenne). Da die im Roman vorkommenden Charakteren bereits in den früheren Büchern eingeführt wurden, ist es gut sich mit dem hinten angehängten Stammbaum und dem Personenregister bekannt zu machen.

Die Thomasius Frauen sind selbstbewusst und im großen Ganzen zielorientiert. Der Roman spielt in der Zeit Ende der 1920ger, Handlungsorte sind Berlin und Ostafrika. Toni reist nach Ostafrika, Tanganyika, in die Hauptstadt Daressalam (was heute Tansania heißt, weil das Land, zusammen mit Sansibar, als Nation fungiert) und später nach Kenia, um dort zu helfen.

Antonia geht für fast zwei Jahre nach Ostafrika (Tansania und Kenia). Dieser Aufenthalt in Afrika ist emotionsgebunden für sie, denn als Kind hielt sich dort auf und sie beginnt sich zu erinnern. Auf dem Schiff, dessen Passage sie sich als Krankenschwester verdienen muss, lernt sie auf dem Oberdeck (eigentlich verboten für sie) Ben kennen und tanzt mit ihm auf dem Deck. Sie verguckt sich in den gutaussehenden und charmanten Ben, der auf einer Farm in Kenia lebt.
In Berlin wohnen die Mutter und die ältere Schwester Henny, beide führen ihre eigene Praxis. Die ältere Tochter ist alleinerziehend. Bis dann ihr geschiedener Mann plötzlich wieder auftaucht.

Antonias Zeit in Afrika führt auch in das lokale Leben der Menschen ein, von dem sich sonst die Expatriierten fern halten. Abgrenzungen passieren auf allen Ebenen: Die Hellhäutigen wollen nichts mit den Dunkelhäutigen zu tun haben, die Indischstämmigen nichts mit dem afrikanischen Menschen. Antonia baut eine kleine Gesundheitsstation für Einheimische auf.
Doch dramatische Entwicklungen hemmen das Leben von Antonia in Ostafrika.

Da ich mich in Ostafrika (Kenia und Tanzania) gut auskenne und auch die örtliche Literatur sehr gut kenne, kommen mir einige Szenen sehr bekannt vor:
Kiambu in Kenia (Bens Farm) kenne ich, die Massai Mara kenne ich, auch Dar (die Hauptstadt von Tansania) kenne ich, wo Toni die anfängliche Zeit verbringt.
Die Szene mit den Löwen am Grab einer der Hauptfiguren erinnert mich an 'Out of Africa' von Karen Blixen, wo am Grab von Finch Hatton in den Ngong Hills auch angeblich Löwen wachten. Karen verlor ihren Geliebten durch einen Flugzeugabsturz (kleine Maschine), Finch Hatton stürzte auf der Suche nach Elefanten ab. Karen Blixen und Finch Hatton spielen heute in Kenia noch eine große Rolle.
Bei der großen Party auf der Farm in Kiambu ist auch die damals noch in Kenia weilende Karen Blixen eingeladen und unterhält sich mit Toni darüber, dass sie im Land gescheitert ist und zurückkehrt nach Europa. (Da ich rund ein Jahrzehnt in Kenia gelebt habe – es gibt tatsächlich einige, die dort überlebt haben und auch heute noch in 2. und 3. Generation dort leben).

Das Buch ist leicht zu lesen. Titelbild ist auf der Vorderseite sehr afrikanisch inszeniert, auf der Rückseite das Brandenburger Tor.

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Veröffentlicht am 28.11.2022

Banater Schwaben und ihr Schicksal – Anni!

Das letzte Versprechen
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„Das letzte Versprechen“, ein Buch der Autorin Hera Lind, als Roman deklariert (nach einer wahren Geschichte), was ich eher als eine biografische Erzählung bezeichnen möchte.

Das über 400seitige Buch ...

„Das letzte Versprechen“, ein Buch der Autorin Hera Lind, als Roman deklariert (nach einer wahren Geschichte), was ich eher als eine biografische Erzählung bezeichnen möchte.

Das über 400seitige Buch stellt die Lebensgeschichte von Anni Pfeifer aus dem Banat (Jugoslawien) vor. Die Banater Schwaben oder Donauschwaben sind im 17. Jahrhundert in das Gebiet Banat (Lazarfeld) gezogen, um das sumpfige Land urbar zu machen, das jener reiche Lazar kaufte und damit die Donauschwaben anlockte. Heute leben von den ehemals ½ Million Banater Schwaben nur noch etwa 10.000 dort. Alle anderen sind entweder nach Deutschland migriert oder brutal mehr oder weniger ausgerottet worden. (Dass was die Nazis den Juden angetan haben, haben Russen und Serben den Banaterschwaben angetan).

Weihnachten 1944 im Banat, russische und serbische Soldaten fallen in das Dorf von Anni und ihrer Familie ein. Männer sind bereits vorher verschleppt worden. Amalie Pfeifer muss mit 180 weiteren Frauen aus dem Dorf in ein Arbeitslager nach Sibirien. Die älteren Bewohner des Dorf pfercht man in ein Internierungslager ein, die Kinder in ein Kinderheim, wo man sie ihrer deutschen Kultur entfremden möchte:
Anni Pfeifer, fünf Jahre alt entreißt man den Händen ihrer Mutter Amalie. Die Mutter bittet Annis Großmutter um das Versprechen, das Kind nie alleine zu lassen. Trotz brutaler Gewalt gegen die alte Frau lässt sie das Mädchen nicht alleine. Die Oma schwingt sich noch in letzter Minute heimlich auf den Zug und fährt mit der Enkelin mit. Nach sorgfältiger Vorbereitung ermöglicht sie der Kleinen die Flucht aus dem Kinderheim und nimmt sie in das Internierungslager mit (die Kinder im Kinderheim sollen, mit einer neuen Identität versehen, sich nicht mehr daran erinnern Deutsche zu sein).

Die Mutter Amalie dagegen vegetiert in Sibierien in einem Lager, wo innerhalb kurzer Zeit die Hälfte der Frauen sterben und sie in einem Bergwerk Schwerstarbeit leisten muss, ohne genügend Essen, Arbeitskleidung oder medizinischer Versorgung. Ein Wunder, dass sie überlebt. Doch nach fünf Jahren wird sie plötzlich nach Deutschland entlassen. Über Umwege kommt sie im kriegszerstörten Deutschland nach Bayern. Amalie schafft es ihr Kind und die noch lebenden Großeltern in die gleiche Region zu holen.

Die flügge werdende Anni trifft auf ihren (Bauernsohn) 'Hans im Glück'. Doch auch ihr weiteres Leben ist nicht vom Glück geprägt. Das Leben mit der Mutter bleibt anstrengend für Tochter und Mutter, die Erlebnisse in der Heimat Banat und in Sibirien sind nicht verkraftbar.

Ein nachdenklich machendes Buch: Die Geschichte der Banater Schwaben – eine schlimme Geschichte, die Geschichte der Sieger! Und so wie es nie sein sollte, wenn Länder kriegszerstört wurden... Für Geschichtsinteressierte!
Das Umschlagsbild ist unpassend für diese brutale Erzählung.

So viel ich mitbekommen habe, konzentriert sich Frau Lind nun überwiegend auf solche biografischen Erzählungen.
Die Erzählung in ihrer Brutalität macht betroffen. Der Schreibstil hört sich an wie wenn er ziemlich 1:1 aus den Schreibheften von Anni übernommen wurde.

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