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Veröffentlicht am 26.03.2023

Der zweite Fall für Alma Täuber

Fräulein vom Amt – Der Tote im Kurhaus
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Baden-Baden im Jahr 1924: Zwei Jahre ist es her, dass Telefonistin Alma Täuber in einem Mordfall ermittelt hat. Nun wird wieder ein Toter in der Kurstadt gefunden, der nicht auf natürliche Art aus dem ...

Baden-Baden im Jahr 1924: Zwei Jahre ist es her, dass Telefonistin Alma Täuber in einem Mordfall ermittelt hat. Nun wird wieder ein Toter in der Kurstadt gefunden, der nicht auf natürliche Art aus dem Leben geschieden ist. Wieder kann es das Fräulein vom Amt nicht lassen, nach dem Täter zu suchen…

„Fräulein vom Amt - Der Tote im Kurhaus“ ist der zweite Band um Protagonistin Alma Täuber aus der Feder des Autorinnenduos Charlotte Blum.

Meine Meinung:
Der Roman umfasst 19 Kapitel mit einer angenehmen Länge. Die Handlung beginnt im Jahr 1924. Sie spielt erneut in der Kurstadt Baden-Baden. Der Aufbau ist wenig raffiniert, aber schlüssig und funktioniert prima.

Lebhafte Dialoge und anschauliche Beschreibungen kennzeichnen den Schreibstil. Obgleich hier zwei Autorinnen am Werk waren, wirkt der Text wie aus einem Guss. Sprachlich ist es den beiden gelungen, das Vokabular der 1920er-Jahre einfließen zu lassen, was dem Roman besondere Authentizität verleiht.

Zwar ist es sicherlich empfehlenswert, zuerst den Auftaktband der Reihe zu lesen. Doch das Geschehen lässt sich auch ohne Vorkenntnisse problemlos verfolgen.

Im Vordergrund der Geschichte stehen die sympathische Alma Täuber und Kommissar Ludwig Schiller. Sie und die übrigen Figuren machen einen realitätsnahen Eindruck.

Der Mix aus historischem Roman und Cozy Crime ist nicht gänzlich innovativ und zählt insgesamt eher nicht zu meinem bevorzugtem Genre. Dennoch habe ich es diesem Fall keineswegs bereut, einer persönlichen Empfehlung gefolgt zu sein.

In erster Linie geht es - wie schon im ersten Band - um einen Kriminalfall: einen Mord, der für Spannung und Lesespaß sorgt. Positiv hervorzuheben ist jedoch auch, dass der Roman sehr viel Wissenswertes aus jener Zeit mitliefert, und das auf scheinbar mühelose und unterhaltsame Weise. Der Hype um Ägypten wird hier ebenso deutlich wie die sonstigen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen.

Die Handlung ist größtenteils stimmig, enthält allerdings auch ein paar nicht so realistische Passagen. Die rund 350 Seiten sind abwechslungsreich und haben nur wenige Längen.

Hilfreich sind die Extras. Das Glossar erläutert vor allem Personen und Werke aus der damaligen Zeit. Im Nachwort klären die Autorinnen darüber auf, was sie hinzugedichtet haben und was auf wahren Tatsachen beruht. Dabei wird die fundierte Recherche der beiden deutlich. Die Stadtkarte in den Innenklappen ist ebenfalls sehr nützlich.

Das nostalgisch anmutende Cover passt gut zum Auftaktband. Auch der Titel fügt sich prima ein und erschließt sich.

Mein Fazit:
Mit „Fräulein vom Amt - Der Tote im Kurhaus“ ist Charlotte Blum ein solider historischer Roman mit Krimielementen gelungen, der mich gut unterhalten konnte.

Veröffentlicht am 07.03.2023

Das Leben ist (k)ein Videospiel

Morgen, morgen und wieder morgen
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Durch einen Zufall lernen sich Sadie Green und Sam Masur in einem Krankenhaus in Los Angeles kennen. Sam hat gerade einen Unfall erlitten und muss wegen der Verletzungen behandelt werden. Sadie ist nur ...

Durch einen Zufall lernen sich Sadie Green und Sam Masur in einem Krankenhaus in Los Angeles kennen. Sam hat gerade einen Unfall erlitten und muss wegen der Verletzungen behandelt werden. Sadie ist nur in der Klinik, um ihrer krebskranken Schwester Alice Gesellschaft zu leisten. Beide Teenager stellen sofort fest, dass sie Videospiele lieben. Jahre später begegnen sich Sadie und Sam erneut und starten ein ehrgeiziges Projekt…

„Morgen, morgen und wieder morgen“ ist ein Roman von Gabrielle Zevin.

Meine Meinung:
Der Aufbau des Romans ist recht komplex und beeindruckend. Die Geschichte ist ein wenig verschachtelt und bei genauerem Hinsehen raffiniert komponiert. Der Roman umfasst zehn Teile, die wiederum in mehrere Kapiteln untergliedert sind. Die Handlung erstreckt sich über mindestens 20 Jahre: vom Ende der 1980er-Jahren bis ins 21. Jahrhundert. Sie spielt vorwiegend in Kalifornien und an der Ostküste der USA. Es gibt mehrere Zeitsprünge und in der ersten Hälfte des Romans zudem Rückblenden. Erzählt wird aus einer auktorialen Perspektive.

In sprachlicher Hinsicht ist der Roman unauffällig und ziemlich gewöhnlich. Viele Dialoge und teils ausführliche, teils ein wenig belehrend klingende Beschreibungen wechseln sich ab. Positiv zu erwähnen ist, dass die Geschichte trotz der vielen Passagen zum Thema Video- und Computerspiele auch für Nicht-Gamer gut verständlich ist.

Sam und Sadie werden mit viel psychologischer Tiefe und absolut lebensnah dargestellt. Ihre Gedanken und Gefühle werden sehr gut deutlich. Allerdings wurden mir die Protagonistin und der Protagonist zunehmend unsympathisch. Nicht alle Verhaltensweisen konnte ich nachvollziehen. Auch die übrigen Figuren wirken - jede für sich genommen - realitätsnah und ausreichend ausgestaltet.

Inhaltlich nehmen die Computerspiele und ihre Entwicklung viel Raum ein. In zweiter Linie steht jedoch die Freundschaft zwischen Sam und Sadie im Fokus der Geschichte. Verschiedene Traumata, die ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen möchte, und dramatische Momente rufen Emotionen hervor, sind aber auch der Grund dafür, dass der Roman immer wieder düster wird.

Thematisch deckt die Geschichte viele Themen ab und ist damit sehr facettenreich. Feministische Aspekte werden aufgegriffen. Die Charaktere sind sehr divers ausgestaltet. Die Verschiedenartigkeit in Bezug auf Religionen, sexuelle Orientierungen, biologische Abstammungen, körperliche Merkmale, Geschlechtsidentitäten usw. ist jedoch so stark ausgeprägt, dass es mir in der Masse zu viel und zu unglaubwürdig war. Es entsteht beim Lesen zunehmend der Eindruck, die Autorin wollte sämtliche Punkte der Political Correctness abhaken.

Auf den fast 500 Seiten ist die Geschichte erstaunlich kurzweilig und weist nur wenige Längen auf. Mehrfach schafft es die Autorin, mit unerwarteten Wendungen zu überraschen. Die Geschichte erzeugt einen Lesesog, dem ich mich nur schwer entziehen konnte.

Das auffällige, interessante Cover besteht aus dem Gemälde „The Great Wave“ von Katsushika Hokusai, das in der Geschichte Erwähnung findet. Eine gute Wahl. Auch der kreative Titel erschließt sich während der Lektüre und passt zum Roman. Was dahintersteckt, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.

Mein Fazit:
Mit „Morgen, morgen und wieder morgen“ hat Gabrielle Zevin meine hohen Erwartungen nicht in Gänze erfüllt. Trotz kleinerer Schwächen hat mich der Roman allerdings gut unterhalten, sodass ich ihn empfehlen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 01.03.2023

Ein schweres Erbe

Männer sterben bei uns nicht
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Großmutter ist tot. Aus Anlass des Trauerfalls kommt die Familie zusammen. Das Ereignis ruft viele Erinnerungen wach. Auch Enkelin Luise (30), die das Anwesen am See erben soll, macht sich Gedanken: Wieso ...

Großmutter ist tot. Aus Anlass des Trauerfalls kommt die Familie zusammen. Das Ereignis ruft viele Erinnerungen wach. Auch Enkelin Luise (30), die das Anwesen am See erben soll, macht sich Gedanken: Wieso sind die Männer der Familie abhanden gekommen? Was ist mit ihrer Schwester Leni?

„Männer sterben bei uns nicht“ ist ein Roman von Annika Reich.

Meine Meinung:
Der Roman beinhaltet 44 kurze Kapitel. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Luise. Dabei gibt es zwei Erzählstränge, die sich abwechseln: einerseits die Vergangenheit, vorwiegend Luises Kindheit, und andererseits die Gegenwart mit den Ereignissen rund um den Tod der Großmutter. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.

In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman begeistert. Der Schreibstil ist sehr atmosphärisch und bildstark.

Weibliche Figuren dominieren die Geschichte, und zwar die Frauen unterschiedlicher Generationen einer Familie. Die Charaktere wirken realitätsnah. Besonders nahe kommt man Luise, die im Zentrum des Romans steht.

Inhaltlich geht es, wie der Titel bereits andeutet, vordergründig um mehr oder minder mysteriöse Todesfälle. Hintergründig spielen weitreichende Themen wie patriarchale Strukturen, feministische Bemühungen und der Umgang zwischen den Geschlechtern eine große Rolle.

Vor allem die erste Hälfte des rund 200 Seiten umfassenden Romans hat mich überzeugt. Zum Schluss hin fällt die Geschichte hingegen ab. Das sehr offene Ende lässt viele Fragen unbeantwortet.

Das Titelmotiv, das auf einem Gemälde von Paulette Tavormina basiert, passt inhaltlich gut und greift die Atmosphäre des Romans prima auf. Der ungewöhnliche Titel ist ebenfalls eine gelungene Wahl.

Mein Fazit:
„Männer sterben bei uns nicht“ von Annika Reich ist ein Roman, der mich sprachlich beeindruckt, aber inhaltlich ein wenig enttäuscht hat. Eine Lektüre, die ich mit Einschränkungen empfehlen kann.

Veröffentlicht am 06.02.2023

Um Wellen trauern

Der Inselmann
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Eine entlegene Gegend in Deutschland Anfang der 1960er-Jahre: Hans Roleder zieht mit seinen Eltern auf eine ansonsten unbewohnte Insel. Dort findet der Junge mehr als nur ein neues Zuhause…

„Der Inselmann“ ...

Eine entlegene Gegend in Deutschland Anfang der 1960er-Jahre: Hans Roleder zieht mit seinen Eltern auf eine ansonsten unbewohnte Insel. Dort findet der Junge mehr als nur ein neues Zuhause…

„Der Inselmann“ ist der Debütroman von Dirk Gieselmann.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus fünf Kapiteln, die in ihrer Länge sehr variieren. Erzählt wird aus einer auktorialen Perspektive. Die Geschichte umspannt mehrere Jahre.

Bildstark, atmosphärisch und sprachgewaltig, so lässt sich der Schreibstil zusammenfassen. Die Naturbeschreibungen sind eindrücklich, aber nicht weitschweifig, die Dialoge knackig und auf den Punkt. In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman so beeindruckt, dass ich gerne darüber hinwegsehe, dass auch einige weniger gebräuchliche Worte im Text auftauchen.

Hans steht im Vordergrund des Romans. Ein authentisch dargestellter Außenseiter, dessen Seelenleben sehr gut nachzuvollziehen ist.

Zum Inhalt möchte ich mich nur ansatzweise äußern, um nicht zu viel vorwegzunehmen. Allerdings lässt sich sagen, dass es vorwiegend um Hans‘ Geschichte geht, die von Einsamkeit und Traurigkeit geprägt ist. Keine unbeschwerte Lektüre.

Schon ab den ersten Seiten hat mich die Geschichte gefesselt. Sie entfaltet einen Lesesog, dem ich mich nur schwer entziehen konnte.

Zwar trifft das Cover nicht ganz meinen persönlichen Geschmack. Es passt inhaltlich jedoch ebenso hervorragend wie der prägnante Titel.

Mein Fazit:
Mit seinem Romandebüt hat mich Dirk Gieselmann überzeugt. „Der Inselmann“ ist eine beklemmende, aber empfehlenswerte Lektüre.

Veröffentlicht am 05.01.2023

Von den Risiken einer Geburt

Untenrum offen – Der Beckenboden nach der Geburt
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Für viele Frauen wird der Beckenboden erst dann zum Thema, wenn er bereits arg in Mitleidenschaft gezogen wurde: nach der Geburt. Selbst in der Fachwelt ist das Problem oft noch tabuisiert. Das muss sich ...

Für viele Frauen wird der Beckenboden erst dann zum Thema, wenn er bereits arg in Mitleidenschaft gezogen wurde: nach der Geburt. Selbst in der Fachwelt ist das Problem oft noch tabuisiert. Das muss sich dringend ändern, meint Dr. med. Martina Lenzen-Schulte.

„Untenrum offen - Der Beckenboden nach der Geburt“ ist ein Sachbuch von Dr. med. Martina Lenzen-Schulte.

Meine Meinung:
Das Buch beginnt mit einem kurzen Vorwort, an das sich sechs Teile mit mehreren Unterpunkten anschließen. Angefügt sind ein Glossar mit medizinischen Begriffen sowie weiterführende Literatur und Quellen, thematisch angeordnet gemäß der unterschiedlichen Teile des Buches. Dieser Aufbau ist schlüssig und funktional.

Ein weiteres sinnvolles Extra: Das Buch beinhaltet mehrere bildliche Darstellungen, vor allem der weiblichen Intimzone.

Die Sprache des Buches ist sehr konkret und schonungslos. Medizinische Aspekte werden detailliert und mit Fachvokabular, aber gleichzeitig gut verständlich formuliert.

Inhaltlich ist das Buch nichts für schwache Nerven. Es geht um das Tabu Beckenbodenschäden, den Beckenboden an sich, Geburtsverletzungen und deren Folgen wie Gebärmutterprolaps und Inkontinenz, den Kreißsaal als Tatort sowie Geburtsrisiken. Wer selbst betroffen ist, erkennt sich darin vermutlich wieder. Wer nicht selbst eine (oder mehrere) der beschriebenen Beschwerden ertragen muss, wird aufrüttelt. Drei Fragen stehen im Vordergrund: Wie funktioniert der Beckenboden? Wie kann frau ihn in der Schwangerschaft und unter der Geburt schützen? Was ist zu tun, wenn es zu Schäden und Verletzungen gekommen ist?

Mit Ärzten, Hebammen und sonstigem Personal in der Geburtshilfe geht die Autorin nicht zimperlich um und übt an ihnen deutliche Kritik. Sie legt den Finger in die Wunde und zeigt Fehler im System auf. Zugleich macht sie Frauen Mut und motiviert sie, für ihre Rechte einzutreten, sich zu informieren, ihre Beschwerden in Angriff zu nehmen und vorzubeugen.

Untermauert werden die Passagen mit Studien, Zitaten von Experten und Fallbeispielen. Immer wieder wird deutlich, dass die Autorin weiß, wovon sie schreibt, und auf diesem Gebiet eine große Expertise besitzt.

In aufklärerischer Sicht leistet das Sachbuch mit seinen mehr als 200 Seiten wertvolle Arbeit. Allerdings darf sich die Leserin kein Patentrezept dazu erwarten, auf welchem Weg sie Schäden an ihrem Beckenboden künftig komplett vermeiden kann. Ein paar konkretere Tipps hätte ich mir gewünscht. Anmerken muss ich jedoch auch, dass die Studienlage wohl noch nicht in allen Bereichen so umfassend ist, dass sich in jeglicher Hinsicht widerspruchsfreie Handlungsempfehlungen ableiten lassen.

Mein Fazit:
Mit „Untenrum offen - Der Beckenboden nach der Geburt“ hat Dr. med. Martina Lenzen-Schulte ein erschütterndes und in Teilen schockierendes Sachbuch geschrieben. Eine aufklärende Lektüre, die nicht nur für Betroffene interessant ist, sondern vor allem auch von der medizinischen Fachwelt beachtet werden sollte.