"Stigma“ von Lea Adam klang mal nach einem richtig guten Thriller.
Natürlich musste ich meine Nase direkt tiefer reinstecken und ja, Lea Adam hat mich hier richtig überrascht und ich verlange definitiv mehr von Milo.
Der Schreibstil der Autorin ist wahnsinnig angenehm, mitreißend und bildhaft.
Dazu erschafft sie eine sehr beklemmende und bedrohliche Atmosphäre, was unglaublich gut passt.
Richtig toll fand ich hier wirklich die Charaktere. Wobei wir hier überwiegend Milo begleiten, so bekommen wir auch Einsicht durch die Augen der Opfer. Was zwar extrem an die Nieren geht, aber die Blickwinkel auch erweitert.
Milo ist eine starke Ermittlerin, die sich so leicht nicht in die Ecke drängen lässt.
Zudem zeigt sie aber auch viel Verletzlichkeit und Wärme, was sie einfach sehr sympathisch macht.
Insgesamt empfand ich alle Charaktere als sehr authentisch und greifbar.
Der Einstieg war direkt nervenaufreibend und unfassbar spannend. Zudem verstört es auch auf eine Art und Weise.
Die Autorin fackelt hier wirklich nicht lange und kommt direkt auf den Punkt.
Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich besonders mit den Opfern mitgelitten habe.
Wobei hier nicht Opfer gleich Opfer ist.
Es gibt zwei Arten von Opfern.
Die Frauen, die Opfer sexueller Übergriffe geworden sind und Männer, die bestialisch ermordet wurden.
Natürlich gingen mir die ersteren Opfer sehr nahe. Zudem ist die Thematik wirklich harter Tobak . Da sich die Autorin wirklich nicht scheut, dies auch detailreich zu zelebrieren.
Und daraus spricht so viel Hoffnungslosigkeit, Wut, Angst und Verzweiflung.
Man fühlt sich machtlos, weil es einfach nichts gibt, was man tun kann.
Man fühlt nur eine tiefe Ohnmacht und eine schier endlose Leere, die alles in einem zerstört.
Und dann gibt es die anderen Opfer.
Und man fühlt nur Befreiung und Genugtuung. Aber ist das richtig? Darf man das? Macht uns das nicht selbst zu schlechten Menschen?
Darf man wirklich gleiches mit gleichem vergelten?
Und hängen überhaupt beide Dinge miteinander zusammen?
Lea Adam hat hier eine verdammt wichtige und ernste Thematik ausgearbeitet, was mir unglaublich gut gefallen hat.
Das mit einer Eindringlichkeit und Schärfe, dass einem die Luft wegbleibt.
Ich kann mir aber auch vorstellen, dass nicht jeder diesen Thriller lesen kann.
Weil er wirklich extrem an die Nieren geht. Das Leid und die Qual mitzuerleben, hebt es gleich auf ein höheres Level.
Lea Adam schafft eine gute Balance zwischen den Gewalttaten und Ermittlungen, zumal die Bedrohung immer größer wird und es droht, persönlich zu werden.
Es gibt so viele Verdächtige, aber kein klares Ziel.
Es werden Wendungen eingebaut, die mich völlig aus der Bahn geworfen haben und zudem sind die Emotionen so unglaublich groß und vielfältig.
Mich konnte die Autorin positiv überraschen und begeistern. Sie teilt ordentlich aus, wirft aber auch stumme Fragen in den Raum, die es wirklich in sich haben.
Dieses Werk lässt das Thrillerherz definitiv höher schlagen.
Ich würde mich sehr freuen, noch mehr von Milo zu lesen.
Fazit:
Lea Adam konnte mich mit „Stigma“ direkt überraschen und wirklich begeistern.
Ein tiefgreifender Thriller, der auf so vielen Ebenen Schmerzen zufügt.
Überraschend, verstörend und emotional.
Unbedingt lesen.