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Veröffentlicht am 02.06.2023

Überzeugend dargestellte Depression, bedrückend zu lesen

Solitaire
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Tori möchte einfach nur in Ruhe gelassen werden - dabei hat sie gute Freunde und eine oberflächlich intakte Familie. Am liebsten verkriecht sie sich und schreibt in ihrem Blog oder liest die Blogs von ...

Tori möchte einfach nur in Ruhe gelassen werden - dabei hat sie gute Freunde und eine oberflächlich intakte Familie. Am liebsten verkriecht sie sich und schreibt in ihrem Blog oder liest die Blogs von Anderen. Doch als Michael Holden an ihrer Schule auftaucht, der offensichtlich fest entschlossen ist, mit Tori befreundet zu sein, kann sie sich seinem offenen und fröhlichen Wesen kaum entziehen. Zur selben Zeit beginnt eine Gruppe, die sich Solitaire nennt, den Schulablauf mit verschiedenen Aktionen zu stören - obwohl diese Ereignisse Toris Neugier durchaus ansprechen, ist es ihr zu anstrengend, sich länger mit Nachforschungen zu beschäftigen.

Bei "Solitaire" handelt es sich um das Erstlingswerk von Alice Oseman und meiner Meinung nach ist es deutlich spürbar, dass sie selbst in ihrer Entwicklung noch recht nahe bei der Protagonistin ist. Tori ist ganz offensichtlich depressiv und genau so offensichtlich ist sie sich dieser Tatsache nicht bewusst. Besonders da ihr Bruder Charlie bereits wegen psychischer Probleme behandelt wurde, nimmt sie ihre eigenen, weniger auffälligen Symptome gar nicht erst wahr. Erst Michaels nach außen hin fröhliches Auftreten trägt dazu bei, sie stellenweise aus ihrer Lethargie zu reißen, dennoch vermittelte mir der bedrückende Schreibstil den ständigen Eindruck, dass sich die Hauptfigur, aus deren Blickwinkel die Geschichte geschrieben ist, zunehmend in einer Abwärtsspirale bewegt.

Mit der monotonen Erzählweise erzeugt die Autorin ein durchaus eindrucksvolles Bild der versteckten Depression, einige Sätze, die immer wieder vorkommen, betonen das noch. Für mich hat sich das Leseerlebnis dadurch reichlich in die Länge gezogen, ein wirklicher Lesefluss kam nicht zustande. Wer bereits die Heartstopper-Bücher kennt, wird sich freuen, hier einige vertraute Figuren wieder zu treffen, dennoch vermisse ich die Leichtigkeit, die ich an der Geschichte von Charlie und Nick so gemocht habe. Für einen Jugendroman fand ich die Handlung zu düster, wenn das Hauptthema die Depression war, fehlt mir die intensivere Beschäftigung mit dem Thema - so ist das Buch in meinen Augen nichts Halbes und nichts Ganzes und ich möchte dafür keine Leseempfehlung aussprechen.

Fazit: Die bedrückende Atmosphäre zeigt sicherlich überzeugend die versteckte Depression bei der Hauptfigur, allerdings hätte ich mir für das Thema den einen oder anderen Lösungsansatz gewünscht, eventuell in Form eines Therapieangebotes.

Veröffentlicht am 05.04.2023

Atmosphärische Gruselgeschichte mit einigen Schwächen

Gallant
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Olivia Prior lebt in einem Waisenhaus, da sie nicht sprechen kann, wird sie von den anderen Mädchen meistens gemieden, auch von den strengen Gouvernanten geht keinerlei Zuneigung für ihre Schützlinge aus. ...

Olivia Prior lebt in einem Waisenhaus, da sie nicht sprechen kann, wird sie von den anderen Mädchen meistens gemieden, auch von den strengen Gouvernanten geht keinerlei Zuneigung für ihre Schützlinge aus. Als eines Tages ein Brief von Olivias Onkel eintrifft, der das einsame Mädchen auf den Familienwohnsitz einlädt, hofft sie auf eine bessere Zukunft, doch ihre Ankunft in Gallant wird von den Hausbewohnern eher skeptisch betrachtet. Olivias Cousin Matthew zeigt sich sogar unverhohlen abweisend, gleich am nächsten Morgen soll sie wieder abreisen. Olivia allerdings, die bereits im Heim Geister sehen konnte, will bleiben und mehr über ihre Eltern herausfinden, ganz besonders seit sie im Haus dem Ghul ihrer Mutter begegnet ist.

"Gallant" von V. E. Schwab hat mich anfangs recht schnell in seinen Bann gezogen, bereits nach wenigen Sätzen formten sich in meinem Kopf Bilder von Olivia und ihrem trostlosen Leben in dem Waisenhaus (das ich zeitlich immer noch nicht ganz einordnen kann, denn besonders im Heimalltag schien die Zeit irgendwo im 19. Jahrhundert stehen geblieben zu sein, dennoch gab es bereits Autos, die aber scheinbar noch nicht allzu verbreitet waren). Olivia habe ich gemocht, trotz mangelnder Kommunikationsmöglichkeiten - niemand im Waisenhaus hatte sich die Mühe gemacht, die Gebärdensprache zu lernen - fand sie immer wieder Wege, sich auszudrücken. Alle anderen Figuren hier sehe ich eher als Hintergrundgestaltung an, für meinen Geschmack hätten sie etwas umfassender beschrieben sein dürfen. Auch über die Bewohner Gallants habe ich nur exakt so viel erfahren, wie für den Fortgang der Handlung vonnöten war, so dass ich keine wirkliche Bindung zu den Personen aufbauen konnte.

Den Schreibstil der Autorin kenne ich bereits aus einem ihrer anderen Werke und auch dieses Mal fand ich die atmosphärische, teilweise etwas poetische Erzählweise durchaus fesselnd. Allerdings hat mich das Buch eher an eine Gruselgeschichte für Jugendliche erinnert, als an einen Fantasyroman, es gab einige Dinge (auch im übersinnlichen Bereich), die einfach als gegeben hin gestellt waren. Das Ausbleiben von späteren Erklärungen oder Auflösungen hat meinen Eindruck, dass die Geschichte für eine jüngere Zielgruppe gedacht sein könnte, noch verstärkt. Das Ende kam überraschend plötzlich, von diesem knapp abgehandelten Finale war ich entsprechend enttäuscht. Mit ca. 350 Seiten war das Buch nicht so umfangreich, dass ein paar Seiten mehr für den Abschluss den Rahmen gesprengt hätten, meine (zugegeben recht hohen) Erwartungen, die ich an die Autorin hatte, konnte der Roman daher leider nicht erfüllen.

Fazit: Wenn man die Geschichte von Anfang an als jugendlichen Gruselroman ansieht und nicht, wie beworben, als Fantasy, kann man besonders durch den wundervoll atmosphärischen Schreibstil durchaus gut unterhalten werden. Lediglich das schnell abgehandelte Finale hat das Lesevergnügen meiner Meinung nach deutlich geschmälert.

Veröffentlicht am 10.03.2023

Fesselnder Schreibstil, inhaltlich noch Luft nach oben

Twisted Dreams
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Alex ist der beste Freund von Avas Bruder, sie selbst kann ihn allerdings nicht ausstehen und dieses Gefühl beruht durchaus auf Gegenseitigkeit. Als Josh ins Ausland geht, bittet er Alex dennoch, ein Auge ...

Alex ist der beste Freund von Avas Bruder, sie selbst kann ihn allerdings nicht ausstehen und dieses Gefühl beruht durchaus auf Gegenseitigkeit. Als Josh ins Ausland geht, bittet er Alex dennoch, ein Auge auf seine kleine Schwester zu haben - worauf dieser prompt in Avas Nachbarhaus einzieht. Im Lauf der Zeit können Ava und Alex nicht mehr ignorieren, wie sehr sie sich zueinander hin gezogen fühlen, doch Alex wird von seiner düsteren Vergangenheit getrieben, so dass er glaubt, die sensible Ava vor seiner Dunkelheit beschützen zu müssen.

"Twisted Dreams" von Ana Huang hat mich insgesamt recht gut unterhalten, auch wenn es meiner Meinung nach einige Schwächen im Aufbau der Geschichte gab. Die Protagonisten und auch die anderen Figuren fand ich umfassend und authentisch dargestellt, Ava ist mir während des Lesens schnell ans Herz gewachsen, bei dem düsteren Alex fiel es mir zunächst deutlich schwerer, Sympathie zu empfinden. Erst der Rückblick in seine traurige Kindheit hat ihn mir näher bringen können. Avas Freundinnen und ihren Bruder Josh mochte ich dagegen sehr, die Autorin hat bereits in kleinen Sequenzen geschickt angedeutet, um welche Paarungen es in den Folgebänden gehen könnte.

Den Schreibstil habe ich als äußerst fesselnd empfunden, obwohl das Buch in meinen Augen inhaltlich einige Schwächen hatte, mochte ich es bis zur letzten Seite kaum aus der Hand legen. Die expliziten erotischen Szenen waren bei einem solchen Plot zu erwarten und haben sich für mich auch gut in die Handlung eingefügt, störend habe ich eher einige doch recht plötzliche emotionale Wendungen und die knapp gehaltene Zusammenfassung eines verhältnismäßig langen Zeitabschnitts empfunden, so dass ich am Ende nicht ganz glücklich mit dieser Lektüre war. Dennoch wird mich wohl die Neugier dazu treiben, mir auch die Fortsetzungsbände zu Gemüte zu führen.

Fazit: Die Autorin glänzt in diesem Buch mit ihrem wunderbaren Schreibstil, inhaltlich gab es für meinen Geschmack noch einige Luft nach oben, trotzdem hat die Geschichte mir bereits Lust auf ihre Nachfolger gemacht.

Veröffentlicht am 26.01.2023

Wichtige Themen, aber die Umsetzung schwächelt ein wenig

How do I tell them I love them?
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Lark schreibt an einem Roman über eine nichtbinäre Teenagerfigur, darin verarbeitet dey vor Allem eigene Erfahrungen. Doch bisher gab es für deren versendeten Manuskriptauszug nur Absagen, Lark ist allerdings ...

Lark schreibt an einem Roman über eine nichtbinäre Teenagerfigur, darin verarbeitet dey vor Allem eigene Erfahrungen. Doch bisher gab es für deren versendeten Manuskriptauszug nur Absagen, Lark ist allerdings davon überzeugt, dass dey nur die magische Zahl von 50.000 Followern auf Social Media erreichen muss, damit die Verlage mehr Interesse an deren Geschichte haben werden. Diese öffentliche Präsenz erreicht dey mit einem Tweet über unerfüllte Liebe - allerdings weiß niemand, dass nicht Lark selbst diese gefühlvollen Sätze verfasst hat, sondern deren ehemals bester Freund Kasim. Soll dey nun allen die Wahrheit gestehen, oder die die allgemeine Aufmerksamkeit bestmöglich nutzen?

"How do I tell them I love them?" von Kacen Callender ist eine Geschichte, die sich mit sehr vielen Problemen beschäftigt, für meinen Geschmack war es beinahe zu viel von Allem. Protagonistin Lark ist nichtbinär, queer, PoC und neurodivers, dadurch glaubt dey, von niemandem wirklich gemocht zu werden. Obwohl dey selbst annimmt, allen Menschen mit Offenheit und Liebe entgegen zu treten, spürt Lark von deren Umwelt hauptsächlich Ablehnung und zeigt sich regelrecht überrascht, wenn dey von Mitschülerinnen positives Feedback erhält. Einerseits empfinde ich diese ausgeprägte Unsicherheit als recht typisch für einen Teenager, andererseits wurde diese Emotion so dauerhaft wiederholt, dass sich der Mittelteil der Geschichte für mich ziemlich lang gezogen angefühlt hat.

Wer (wie ich) bereits Kacen Callenders "Felix Ever After" gelesen hat, wird gewisse Parallelen im Handlungsgerüst erkennen, auch Felix hat sich sehr schwer getan, die eigene Liebenswürdigkeit zu erkennen und Zuneigung seiner Mitmenschen anzunehmen. Lark war eine Figur, die ich durchaus gemocht habe, doch trotzdem das gesamte Buch aus deren Blickwinkel geschrieben ist, konnte dey mein Herz nicht in dem Maß erreichen, wie es seinerzeit bei Felix der Fall war. Den Schreibstil habe ich wieder als sehr angenehm empfunden, da sich Larks Gedankenwelt aber sehr lange in einer regelrechten Spirale bewegt, passierte in meinen Augen ziemlich wenig, die Handlung stagnierte über einen relativ langen Zeitraum hinweg. Deshalb konnte mich dieser Roman trotz vieler wichtiger Themen nicht wirklich abholen.

Fazit: Zweifelsohne spricht Kacen Callender in diesem Buch wichtige Themen an, die in der Literatur bei weitem nicht präsent genug sind, dennoch konnte mich die Umsetzung dieses mal nicht so ganz überzeugen.

Veröffentlicht am 21.12.2022

Fantasievolle Geschichte mit Luft nach oben

Lightlark
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Nur einmal alle einhundert Jahre verstummt der durch einen Fluch hervor gerufene Sturm, der Lightlark vom Rest der Welt abgrenzt - die Insel, die einst die Heimat aller sechs magischen Völker war, ist ...

Nur einmal alle einhundert Jahre verstummt der durch einen Fluch hervor gerufene Sturm, der Lightlark vom Rest der Welt abgrenzt - die Insel, die einst die Heimat aller sechs magischen Völker war, ist nun vom Zerfall bedroht. Einhundert Tage haben die Herrscher nun Zeit, gemeinsam die Flüche zu brechen - dafür muss allerdings einer von ihnen sterben, in verschiedenen Wettkämpfen treten sie gegeneinander an. Isla, die junge Herrscherin des Wildfolks nimmt zum ersten Mal am Centennial teil, niemand darf hier erfahren, dass sie ohne die Macht ihres Volkes geboren wurde. Dafür hat sie sich bereits im Voraus mit Celeste verbündet, die das Starfolk anführt, doch werden sie sich gegen die anderen Herrscher durchsetzen können?

"Lightlark" von Alex Aster ist ein Buch, das in den sozialen Medien bereits vorab so kontrovers diskutiert wurde, dass selbst ich es mit bekommen habe. Wodurch ich einerseits recht neugierig war, andererseits mit etwas gemischten Gefühlen in die Lektüre gestartet bin. Doch es hat nicht allzu lange gedauert, bis mich die Handlung in ihren Bann gezogen und auch bis zum Ende hin gefesselt hatte. Isla ist eine durchaus sympathische Protagonistin, die noch recht jung ist, besonders in Anbetracht der Tatsache, dass die magischen Völker eine sehr hohe Lebenserwartung haben - einige der Herrscher waren bereits bei der Entstehung der Flüche vor 500 Jahren zugegen. Wegen ihrer fehlenden Gabe wurde die Herrscherin des Wildfolks von ihren vertrauten Beraterinnen isoliert aufgezogen, was für mich Islas recht naive Art ausreichend erklärt.

Die Welt, die die Autorin erschaffen hat, mochte ich sehr, der fantasievolle Hintergrund und auch der Centennial, der den roten Faden der Handlung darstellt, zählt in meinen Augen zu den positiven Aspekten des Romans. Für meinen Geschmack hätte es dann allerdings deutlich mehr "Fleisch" auf dem Gerippe der Erzählung benötigt, besonders die Gefühle zwischen den Figuren kamen praktisch aus dem Nichts und haben mich mehr als einmal überrascht. Auch einige Nebenfiguren wurden meiner Meinung nach ziemlich lieblos dargestellt, sie traten kurz in Erscheinung und dienten dann fast nur noch dazu, die Spekulationen anzuheizen, die Isla über die Beweggründe der anderen Herrscher anstellt.

Daher fällt meine Bewertung für das Buch eher mittelmäßig aus, Grundidee und Spannung fand ich ansprechend, die Handlung selbst hätte für mich deutlich ausführlicher geschrieben sein dürfen. Den Schreibstil habe ich gemocht, wobei mir Dinge wie z.B. Satzlänge oder Wortreichtum nicht wirklich auffallen, meine Unterscheidung liegt in " liest sich gut" oder "liest sich nicht gut" - und für mich hat sich die Geschichte eindeutig gut gelesen, so dass ich trotz der erwähnten Kritikpunkte eine Empfehlung an alle Fantasyfreunde ausspreche und auch einen Folgeband gern lesen möchte.

Fazit: In meinen Augen hat die Geschichte positive und negative Aspekte, trotz der mittelprächtigen Bewertung habe ich den Roman durchaus gern gelesen und spreche daher auch eine Leseempfehlung aus.