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Veröffentlicht am 10.03.2023

Eine inspirierende Hommage an eine Frau, die für ihre Werte und Überzeugungen gekämpft hat

Die drei Leben der Hannah Arendt
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Die Graphic Novel "Die drei Leben der Hannah Arendt" von US-Amerikaners Ken Krimstein ist eine faszinierende Biographie über eine der bedeutendsten politischen Denkerinnen des 20. Jahrhunderts. Krimstein ...


Die Graphic Novel "Die drei Leben der Hannah Arendt" von US-Amerikaners Ken Krimstein ist eine faszinierende Biographie über eine der bedeutendsten politischen Denkerinnen des 20. Jahrhunderts. Krimstein verbindet die bahnbrechenden politischen Theorien Arendts und ihr persönliches Schicksal auf bemerkenswerte nachvollziehbare Weise miteinander. Er versteht es, Arendts Gedanken dem Lesenden in verständlicher Sprache nahezubringen, was erst durch eine intensive Auseinandersetzung mit ihrem Werk möglich werden konnte.
Krimstein zeigt als Autor und Illustrator die verschiedenen Phasen in Arendts Leben auf und wie sich ihre politischen Überzeugungen und Denkweisen im Laufe der Zeit entwickelt haben. Überschriften begleiten die recht schlichten Zeichnungen, in Grautönen gehalten, und ermöglichen eine räumliche und zeitliche Einordnung. Seine Illustrationen gestaltet Krimstein abwechslungsreich und gewinnt dadurch die Aufmerksamkeit des Betrachters und Lesenden. Die Figur der Hanna Arendt wird dabei farblich immer durch grüne Bekleidung hervorgehoben. Für mich war es erstaunlich, mit wie vielen Bekannten Persönlichkeiten sie in Kontakt gekommen ist.
Das Buch "Die drei Leben der Hannah Arendt" ist eine inspirierende Hommage an eine Frau, die für ihre Werte und Überzeugungen gekämpft hat und die sich intensiv damit beschäftigt hat, warum das Böse geschieht. Totalitarismus und die von ihr geprägten Begriffe Pluralität und Natalität wurden mir begreiflich. Wer sich für Politik und Philosophie interessiert, sollte sich unbedingt mit dem Werk von Hannah Arendt auseinandersetzen. Die Graphic Novel von Ken Krimstein kann dazu ein guter Einstieg sein, und daher empfehle ich das Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 06.03.2023

Nachdenklich stimmender Roman zum Thema "Anhaltende Trauer"

Blautöne
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Im Roman „Blautöne“ nimmt die Dänin Anne Cathrine Bomann sich des interessanten Themas an, ob es gegen anhaltende Trauer ein Medikament geben sollte. Der Titel ist eine Anspielung auf die Blue Notes in ...

Im Roman „Blautöne“ nimmt die Dänin Anne Cathrine Bomann sich des interessanten Themas an, ob es gegen anhaltende Trauer ein Medikament geben sollte. Der Titel ist eine Anspielung auf die Blue Notes in der Musik, die sich meist im Blues in drei unterschiedlichen Tonstufen Ausdruck finden und auch als traurige Noten bezeichnet werden. In der Erzählung stehen die Blautöne in Bezug auf die Abweichungen von den Normalwerten innerhalb einer Skala, die beachtenswert sein sollten, aber aus Gründen lieber unberücksichtigt bleiben, weil sie den Durchschnitt verzerren.
Thorsten Gjeldsted ist Psychologieprofessor an der Universität Aarhus und Leiter eines Teams, dass ein kurz vor der Zulassung stehendes Trauermedikament einer Feldstudie unterzieht. Das Pharmaunternehmen rechnet mit einem großen Erfolg des Arzneimittels. Nach Vorlage einer Statistik fallen Thorsten Werte auf, die einen Zusammenhang zeigen zwischen der Verbesserung des Gemütszustands der Probanden und der Abnahme ihrer Empathie. Die Besorgnis von Elisabeth Nordin wächst zusehends, weil sie um die Schwächen des Medikaments weiß. Sie ist Forschungsleiterin des Pharmaherstellers und hat das Medikament selbst erprobt, ohne das andere davon wissen. Es beginnt ein spannender Wettlauf mit der Zeit, ob die Arznei eine Zulassung erhält.
Anne Cathrine Bomann verpackt das Für und Wider, anhaltende Trauer durch die Einnahme eines Medikaments zu lindern, in eine ansprechende Geschichte. Die Autorin arbeitet als Psychologin und jederzeit hatte ich das Gefühl, sie weiß, wovon sie schreibt, eventuell auch aufgrund eigener Erfahrung und Kenntnis. Es gelingt ihr die Vermittlung an den Lesenden auf verständliche Weise. Neben Thorsten und Elisabeth stellt sie außerdem die beiden Studentinnen Anna und Shadi in den Fokus, die sich in der Phase des Schreibens ihrer Masterarbeit befinden. Im Laufe des Lesens erfuhr ich mehr über die psychischen Probleme der beiden und darüber, wie sie diese auf sehr unterschiedliche Weise verarbeiten. Auch hierbei wird das den Roman überlagernde Thema des Nutzens einer Medikation aufgeworfen.
Zu Beginn der Geschichte erzählt Anne Cathrine Bomann aus welchem Grund Elisabeth auf die Idee kam, eine Arznei gegen pathologische Traurigkeit zu erforschen. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich Verständnis für die Figur aufbringen, doch ihre Handlungen ließen ihre Sympathiepunkte bei mir zusehends schwinden. Dennoch ist eine solche Entwicklung realistisch vorstellbar. Die Protagonistin verkörpert nachvollziehbar die Sichtweise der Pharmazie.
Der Roman „Blautöne“ von Anne Cathrine Bomann hat mich begeistert aufgrund der unaufdringlichen Argumentation, ob und wann ein Arzneimittel hilfreich ist. Gleichzeitig zeigt sie beispielhaft auf, wie wichtig es ist, Gefühle zuzulassen. Sie findet mit ihrem Schreibstil genau den passenden Ton einer konstruktiven Auseinandersetzung, ohne sich selbst fest zu positionieren. Ihre Figuren überzeugen durch ihre Realitätsnähe. Das Thema des Buchs ließ mich nach dem Lesen nachdenklich zurück. Sehr gerne empfehle ich es weiter.

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Veröffentlicht am 26.02.2023

Authentisch geschriebene, berührende Geschichte

Als Großmutter im Regen tanzte
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Die Norwegerin Tekla macht es glücklich und frei, im Regen zu tanzen und abschließend verbeugt sie sich, als ob sie dafür Applaus empfangen würde. Sie ist eine der beiden Protagonistinnen und Titelfigur ...

Die Norwegerin Tekla macht es glücklich und frei, im Regen zu tanzen und abschließend verbeugt sie sich, als ob sie dafür Applaus empfangen würde. Sie ist eine der beiden Protagonistinnen und Titelfigur des nach ihrer besonderen Eigenart benannten Romans „Als Großmutter im Regen tanzte“ von Trude Feige. Er spielt auf zwei Handlungsebenen und führt von der Gegenwart auf einer norwegischen Insel zurück in die Vergangenheit nach Deutschland ins Jahr 1946.
Teklas Enkelin Juni, von Beruf Krankenschwester und auf dem Festland lebend, ist die zweite Hauptfigur. Sie hat Beziehungsprobleme. Juni sieht das Haus ihrer verstorbenen Großeltern auf der Insel aktuell als Zufluchtsort. Ihre erst vor kurzem verschiedene Mutter hat dort vorher gewohnt. Während ihres Aufenthalts stöbert Juni in allen Ecken und findet Hinweise auf eine bewegte Vergangenheit ihrer Großmutter nach dem Zweiten Weltkrieg. Georg, der seine Doktorarbeit in Geschichte auf der Insel beenden möchte, ist ihr behilflich, mehr über die damaligen Ereignisse zu erfahren. Dabei deckt sie nicht nur einige Geheimnisse ihrer Großmutter auf, sondern findet auch zu ihren eigenen Wurzeln.
Die Geschichte ist auf zwei Zeitebenen geschrieben. Um diese nicht nur anhand der Charaktere zu unterscheiden, sind sie in unterschiedlichen Schriftarten verfasst. Trude Teige schreibt über die Freundschaften einheimischer Frauen in Norwegen zu deutschen Soldaten während der Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg, die ihren Geliebten später in die Heimat folgten. In der Literatur ist die Episode weitgehend unerzählt geblieben. Mit der Darstellung, das Hier und Jetzt mit einer Spurensuche in der Vergangenheit zu verbinden, führt sie dem Lesenden vor Augen, wie wichtig es ist, die Vergangenheit nicht schweigen zu lassen. Außerdem zeigt sie, dass es auch für die Nachkommen wertvoll ist, ihre Wurzeln zu kennen, egal in welchem Alter sie sind.
Juni, die auf der Insel Abstand zum Alltag gewinnen will, deckt Stück für Stück auf, was über drei Generationen hinweg verschwiegen wurde. Die Autorin vermittelt die Gefühlswelt von Juni dem Lesenden, indem sie sie selbst erzählen lässt. Teclas Erlebnisse spiegeln das Schicksal vieler norwegischer Frauen wieder. Dank der sehr guten Recherche der Autorin werden bestürzende Geschehnisse lebendig. Die Not der Bevölkerung in der Nachkriegszeit und die Furcht der deutschen Frauen vor den sowjetischen Besatzern im Osten Deutschlands werden deutlich. Während dieser Zeit ist Tecla eine junge Frau, die darüber erschrocken ist, dass Norwegen ihr aufgrund ihrer Liebe und der damit verbundenen Ausreise die Staatsbürgerschaft nimmt. Dadurch sensibilisiert, hinterfragt sie auch in Deutschland die damals üblichen Stigmatisierungen.
Der Roman „Als Großmutter im Regen tanzte“ von Trude Teige behandelt einen wenig beschriebenen Fakt der Weltgeschichte. Aber neben den ergreifenden Begebenheiten in den Nachkriegstagen fasst sie auch die Sorgen und Probleme einer jungen Frau in der Gegenwart auf, die in einer gestörten Beziehung lebt. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung für diese authentisch geschriebene, berührende Geschichte.

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Veröffentlicht am 31.01.2023

Hulda Gold wagt einen neuen Anfang - wie immer realistisch und dramatisch

Fräulein Gold: Die Rote Insel
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Der fünfte Band der „Hebamme von Berlin“-Serie von Anne Stern führte mich als Leserin auf die sogenannte Rote Insel in der Hauptstadt Deutschlands, die für den vorliegenden Teil der Reihe titelgebend ist. ...

Der fünfte Band der „Hebamme von Berlin“-Serie von Anne Stern führte mich als Leserin auf die sogenannte Rote Insel in der Hauptstadt Deutschlands, die für den vorliegenden Teil der Reihe titelgebend ist. Die Gegend wird nicht etwa als Insel benannt, weil Wasser sie umgibt, sondern weil sie von Bahnlinien eingegrenzt wird. Auf der Karte, die sich hinter der vorderen Klappe verbirgt, ist dieser Umstand sehr schön illustriert. Die Protagonistin Hulda Gold hat hier eine neue Unterkunft und Arbeit gefunden. Die Farbe Rot in der Bezeichnung nimmt Bezug darauf, dass dort früher die linke Arbeiterbewegung verbreitet war, die auch im vorliegenden Roman eine Rolle spielt.
Im Juni 1926 ist Hulda von ihrem verstorbenen Verlobten hochschwanger. Ihre Arbeit an der Klinik durfte sie nicht weiter ausüben und als zukünftig alleinerziehende Mutter musste sie auch ihre Wohnung aufgeben. Ihre Freundin Grete, Ärztin auf der Roten Insel, beschäftigt sie als Arzthelferin und hat dafür gesorgt, dass sie im Souterrain des Hauses, in dem die Praxis liegt, ein Zimmer beziehen kann. Grete hilft Frauen in schwierigen Situationen, Hulda steht ihr dabei zur Seite. Mit Bedenken sieht Hulda die Entwicklung, dass die links Gesinnten, zu denen auch ihre Freundin gehört, zunehmend in Zwist geraten mit den Anhängern der erstarkenden nationalsozialistischen Bewegung. Als ein Kohlenhändler aus dem Viertel erschlagen aufgefunden wird, trifft Hulda auf ihren früheren Geliebten Karl, der für seinen Vater die Umstände des Mords aufklären soll.
Anders als bisher wirft der Prolog kein Rätsel auf, wie er in die kommende Geschichte einzuordnen ist, sondern beschreibt eine Situation vor acht Jahren im Leben von Grete, die zeigt, wie sich deren Meinung zu bestimmten Themen entwickelt hat. Im Mittelpunkt des fünften Bands stehen diesmal nicht nur die Gefühle von Hulda, die durch die nahe Geburt beeinflusst sind und sie nun auf der anderen Seite erfahren lassen, was sie schon viele Male als Hebamme erlebt hat. Außerdem gelingt es Anne Stern, mir als Leserin die Hintergründe des Konflikts zwischen rechter und linker politischer Gesinnung verständlich zu machen. Sie ließ das Tagesgeschehen von Hulda mit weiteren Informationen zu gerade angesagten Themen lebendig werden.
Hulda kann sich nicht der Tatsache entziehen, dass ihr Kind von einem Vater aus einer höheren Gesellschaftsschicht stammt. Der Besuch in seinem Elternhaus verdeutlicht ihr den Kontrast zur deutlich ärmeren Bevölkerungsschicht, die in ihrer neuen Heimat wohnt und zu denen auch Frauen gehören, die Gretes Praxis aufsuchen. Sie versucht zu verstehen, warum Grete an ihren Ansichten festhält, wodurch es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden Frauen kommt, ohne dass ihre Freundschaft dadurch beeinträchtigt wird.
Im fünften Band der Romanreihe über ihr „Fräulein Gold“ beschreibt Anne Stern erneut mit viel Feinsinn, vorstellbar und mit vielen Erklärungen und Details, wie ihre Protagonistin Hulda, die hochschwanger ist, einen neuen Anfang gewagt hat. Aber dennoch blickt sie in eine unsichere Zukunft und muss sich in Anbetracht dessen und in Erwartung des baldigen Mutterglücks mit ihren Gefühlen auseinandersetzen, während sie in ihrem Umfeld Ausschreitungen politischer Denkart erlebt. Glücklicherweise stellt Hulda fest, dass ihre früheren Freunde und Freundinnen sie nicht vergessen haben. Daraus schöpft sie Mut und Zuversicht. Das Ende gestaltet sich dramatisch und spannend. Ich freue mich auf den nächsten Band, zu dem es bereits eine Leseprobe im Buch gibt. Sehr gerne empfehle ich das Buch an Lesende historischer Romane weiter.

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Veröffentlicht am 29.01.2023

Ein ergreifendes Lesevergnügen bis zum Schluss

Die Frauen vom Lindenhof - Ein Neuanfang für uns
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Thema der Trilogie „Die Frauen vom Lindenhof“ ist das Streben nach Selbstbestimmung der jeweiligen Protagonistin in den 1950er, 1980er und 2000er Jahren. Sie leben auf einem Hof, der etwas außerhalb eines ...

Thema der Trilogie „Die Frauen vom Lindenhof“ ist das Streben nach Selbstbestimmung der jeweiligen Protagonistin in den 1950er, 1980er und 2000er Jahren. Sie leben auf einem Hof, der etwas außerhalb eines Dorfs im Hohenloher Land in Baden-Württemberg liegt. Andrea Bottlinger und Claudia Hornung schreiben die Reihe gemeinsam unter dem offenen Pseudonym Katharina Oswald. Im ersten Band mit dem Untertitel „Ein Neuanfang für uns“ kämpft Marianne Wagner 1953 und den folgenden Jahren darum, eigenständig die Schreinerei ihres verstorbenen Vaters mit einer frischen Geschäftsidee weiterführen zu können.

Mariannes Mutter Barbara verdient mit Näharbeiten das Geld für den Haushalt der Familie zu der sie selbst, ihre drei Kindern und ihr Schwiegervater gehören. Nach dem Verlassen der Volksschule hat Marianne sie im Haushalt auf dem Lindenhof unterstützt und Botengänge erledigt. Doch sie möchte gerne mit einer Arbeit, an der sie Freude hat, Einkommen erzielen. Die Schnitzarbeiten ihres Opas wecken ihr Interesse und andernorts sieht sie schöne Dinge aus Holz, die sie zu der Überlegung bringen, die Werkstatt wieder aufzubauen. Mit Ausnahme ihres engsten Umfelds glaubt niemand an die Verwirklichung ihrer Vorstellungen und sie muss viele Steine beiseite räumen, die ihr in den Weg gelegt werden.

In einem angenehmen Schreibstil schildern die beiden Autorinnen die Mühen der Protagonistin um ein selbstbestimmtes Leben. Mit dem Freund der jüngeren Schwester bringen sie einen Antagonisten ins Spiel, der Marianne das Leben schwer macht. Aber nicht alle seine Einwände sind von der Hand zu weisen, wenn man sie in den zeitlichen Kontext einordnet. Er verhält sich zuvorkommend gegenüber seiner Freundin. Die Autorinnen verstehen es, seine wahren Absichten lange verbergen.

Glücklicherweise findet die Hauptfigur Unterstützung bei Personen, auf die sie sich verlassen kann, denn ohne sie ist die Erfüllung ihres Traums kaum möglich. Mehr als einmal überlegt Marianne aufzugeben. Einer, der ihr Mut macht und seine Arbeitskraft eifrig einsetzt ist Alexandre, dessen familiäre Herkunft lange geheim bleibt. Von Beginn an, weiß die Protagonistin, dass der Lindenhof nur eine Zwischenstation für ihn ist, weil er seine eigenen Träume verwirklichen möchte. Es entsteht eine hintergründige Spannung dadurch, ob Marianne sich ohne ihn zurechtfinden wird, sowohl in beruflicher Sicht als auch in Sachen Liebe. Gerne hätte ich mehr über ihre Kindheit und Jugend erfahren sowie ihr Alter.

Auch acht Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ist die Erinnerung daran immer noch lebendig und hat seelische Wunden hinterlassen. Obwohl Frauen sich zur Kriegszeit nicht nur im Haushalt , sondern oft im Beruf engagieren mussten, um das Überleben der Familie und beziehungsweise oder den Bestand des Unternehmens zu sichern, werden sie in den 1950er wieder in die früheren Rollenverhältnisse zurückgedrängt. In Katharina Oswalds Geschichte ist der Esprit der Zeit deutlich zu spüren. Neben dem Charme der ländlichen Gegend vermittelten die Autorinnen mir auch einen Eindruck vom Stadtleben in Schwäbisch Hall.

Mit dem Roman „Ein Neuanfang für uns“ ist Katharina Oswald der Auftakt der Serie über die Frauen vom Lindenhof gelungen. Auf ihrem Weg zu einem selbstbestimmten Leben muss sich die Protagonistin Marianne gegen die in den 1950er Jahren allgemein geltende Überlegenheit der Männer in Sachen Entscheidungen durchsetzen. Sie kämpft mit unvorhersehbaren Schicksalsschlägen und verliebt sich in einen Mann, der mit seinem Talent beruflich in Paris erfolgreich werden möchte. Von Beginn an hofft man, dass die sympathische Hauptfigur ihre Ziele erreichen wird. Mancher Rückschlag sorgt dabei für ein ergreifendes Lesevergnügen bis zum Schluss. Gerne empfehle ich das Buch weiter und freue mich auf den zweiten Band, der in den 1980er Jahren spielen wird.

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