Absolut tiefsinnig, verstörend und ein sprachlicher Hochgenuss
Wer Berit Sellmann bisher noch nicht kennt, sollte dies schleunigst nachholen. „Seelenschere“ ist mein zweites Buch von Berit Sellmann und ich war mega gespannt auf dieses neue Werk. Denn schon ihr erstes ...
Wer Berit Sellmann bisher noch nicht kennt, sollte dies schleunigst nachholen. „Seelenschere“ ist mein zweites Buch von Berit Sellmann und ich war mega gespannt auf dieses neue Werk. Denn schon ihr erstes Buch hat mich durch ihre Art, wie sie geschickt mit Worten umgehen kann, eingefangen. Auch in „Seelenschere“ wird wieder die lyrische Musik entfacht. Berit schafft mit ihrer Art zu schreiben eine sehr seltene Welt der Literatur, die intensiver nicht sein kann. Ich kann mit meinen Worten nicht das ausdrücken, was ich fühle und erfahre, wenn ich in ihre Geschichten eintauche. Ihr erlebt eine kalte Welt voller furchtbaren schrecklichen Hintergründen, die unter die Haut gehen. Dabei ist diese stetige ruhige, düstere Atmosphäre so brodelnd und gefährlich. Als Leser bist du unter Daueranspannung, und kannst förmlich die Geschichte fühlen. Berits Bücher leben von tiefsinnigen und sehr ausführlichen Beschreibungen. Dabei untermalt sie stilistisch die Ausweglosigkeit der Protagonistin durch Wiederholungen, wirren Gedankengängen, zunächst undurchsichtigen Handlungen. Dadurch wird die Spannung, Mystik und schwere des Buches noch mehr in den Vordergrund gebracht und lässt einen nicht wieder los. Auch wenn dich die Geschichte anfänglich mit vielen Fragezeichen und Denkfalten zurück lässt, wird dir am Ende ein Licht aufgehen und alles ergibt plötzlich Sinn. Ich liebe die verwirrenden Fäden, die Berit in die Geschichte einfließen lässt und einem zunächst hilflos zurück lassen. Ich spreche hier von hochwertiger Literatur, die zum nachdenken animiert und absolut keine 0815 Story ist. Dieses Buch kannst du nicht mal eben zwischendurch lesen. Hier braucht es Köpfchen. Ich gehe bewusst nicht auf den Inhalt ein, da dies Spoilern würde. Genauso, wie der Klappentext dir absolut keinen Hinweis auf das was kommen wird, aufzeigt. Berit hat hier bewusst ein Thema aufgetan, welches kaum ein Autor so authentisch, ehrlich und souverän rüber bringen kann, ohne selbst betroffen zu sein. Es ist wahnsinnig gut recherchiert und hinterlässt ein Gefühl von Respekt gegenüber den Betroffenen. Dafür danke ich dir sehr!
Ich weiß, dass es einige Leser geben wird, die mit der Story nichts anfangen können. Dies wird in erster Linie jedoch daran liegen, dass dies kein gewöhnliches Buch von Mord und Totschlag ist. Denn dies ist viel schlimmer. Es ist eines der schlimmsten Albträume der einen Menschen heimsuchen kann.