Profilbild von Corinne

Corinne

Lesejury Star
offline

Corinne ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Corinne über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.04.2023

Perfekte Mischung

Dunkle Verbindungen
0

Bei Leander Lost und seiner Crew geht es mal wieder hoch her. Erst wird in einem Golfteich eines Resorts eine Frau erdrosselt aufgefunden, dann ereignet sich ein Überfall auf einen Geldtransporter, bei ...

Bei Leander Lost und seiner Crew geht es mal wieder hoch her. Erst wird in einem Golfteich eines Resorts eine Frau erdrosselt aufgefunden, dann ereignet sich ein Überfall auf einen Geldtransporter, bei dem mehrere Polizisten während eines Schusswechsels verletzt werden. Hierunter auch Leanders Kollege Duarte, der sein Gedächtnis verliert. Bereits bei den ersten Ermittlungen stellt sich heraus, dass der Überfall viele Ähnlichkeiten zu dem brutalen Raubzug hat, bei dem vor 7 Jahren Graciana Rosados Bruder Elias erschossen und ihr Vater schwer verwundet worden sind. Trotz eigentlicher Befangenheit lässt Graciana sich von diesem Fall nicht abziehen, denn sie hat ganz eigene Pläne: sie hat Rache geschworen…

Ich liebe die Kriminalromane des Autors Gil Ribeiro rund um Kommissar Lost und dem Team der PJ. Die Personalie ist hervorragend gewählt und es besteht auch in seinem neuesten Fall eine perfekte Mischung aus Kriminalfall, Urlaubsfeeling und Handlungen zwischen den einzelnen Figuren. Während die Spannung nie zu kurz kommt, kann man sich in anderen Szenen an die wunderschöne Algarve träumen und sich von den beschriebenen Delikatessen und dem humorvollen Geplänkel zwischen Miguel, Carlos und Leander einlullen lassen. Der Fall selbst ist diesmal höchst persönlich – schon lange habe ich auf die Aufarbeitung des Schicksalsschlags der Familie Rosado gewartet. Einfühlsam, aber stets beim Kriminalroman verbleibend, bewegen sich die Figuren dabei auf einem Drahtseilakt. Besonders gut hat mir die Weiterentwicklung von Leander Lost, der seine Mitmenschen zunehmend besser lesen kann, und Miguel Duarte gefallen, der sich durch den Gedächtnisverlust von außen betrachten kann. Ich bin schon jetzt unglaublich neugierig, was von seinem Sinneswandel im nächsten Fall übrig bleiben wird und hoffe auf viele weitere gemeinsame Stunden mit Leander Lost und seinem Team!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.04.2023

Ein atmosphärisches Menü

Melody
0

In seinem jüngsten Werk kreiert Martin Suter eine zugleich soghafte wie auch gelassene Atmosphäre, die seinesgleichen sucht. Der Jurist Tom ist auf der Suche nach einem Job, nachdem sein Vater verstorben ...

In seinem jüngsten Werk kreiert Martin Suter eine zugleich soghafte wie auch gelassene Atmosphäre, die seinesgleichen sucht. Der Jurist Tom ist auf der Suche nach einem Job, nachdem sein Vater verstorben ist und nichts als Schulden hinterließ. In einer Zeitungsannonce wird er fündig und fängt bei dem altgediegenen und ehrwürdigen Ex-Nationalrat Dr. Stotz als Nachlassverwalter an. Bereits kurz nach seinem Jobantritt erfährt Tom von Dr. Stotz Verlobten Melody, die vor über 40 Jahren kurz vor der Hochzeit auf rätselhafte Weise verschwand. Während Tom den Nachlass ordnet, stößt er auf widersprüchliche Hinweise in Bezug auf Melody und kommt einem Geheimnis auf die Spur.

Der neue Roman von Martin Suter hat mich begeistert. Schnell war ich in den Bann gezogen von einer Atmosphäre und Geschichte, die an einen Aperitif vor dem Menü erinnert. Die Erzählweise, in der der Leser immer wieder mit kleinen Häppchen zu Melodys Verschwinden angefüttert wird, macht süchtig. Der melodische Schreibstil erinnert an vergangene Jahrzehnte und unterstützt den süffigen Charakter des Romans. Auch die Einblicke in die aus heutiger Sicht „angestaubte“ Lebensweise von Dr. Stotz lassen vergangene Zeiten aufleben, in denen „alte weiße Männer“ noch unreflektiert das Sagen hatten. Auch deshalb war mir die Figur des Dr. Stotz nicht immer sympathisch. Dennoch war er stets facettenreich und faszinierend mit seiner galanten und intermittierend herrischen Verhaltensweise sowie dem Ausdruck eines gebrochenen alten Mannes – ein bisschen wie „der letzte seiner Art“. Der Protagonist Tom wirkte auf mich beinahe passiv und gesichtslos. Es schien, als ob er einfach das Medium sei, durch das mir Melodys Geschichte erzählt wird. Eine interessante Art und Weise, wodurch ich mich selbst oft im Sessel neben Dr. Stotz wähnte. Dies sog mich noch intensiver in die Handlung – großartig! Nicht zuletzt haben die italienischen Kochkünste der mütterlichen Haushälterin die Szenerie perfektioniert und die Atmosphäre verfeinert.

Ein dichter Roman, der mit einem überraschenden Ende aufwartet. Kurzweilig, fesselnd und gediegen – ein echter Suter!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.03.2023

Ergreifend

Morgen, morgen und wieder morgen
0

Inhalt: Ostküste, Mitte der 90er: Sam hat gerade sein Harvard-Studium aufgenommen, als er Kindheitsfreundin Sadie wiedertrifft. Seine frühere Super-Mario-Gegnerin designt heute Computerspiele, und schnell ...

Inhalt: Ostküste, Mitte der 90er: Sam hat gerade sein Harvard-Studium aufgenommen, als er Kindheitsfreundin Sadie wiedertrifft. Seine frühere Super-Mario-Gegnerin designt heute Computerspiele, und schnell zeigt sich, dass die beiden auch auf kreativer Ebene ein gutes Team sind. Doch als ihr erstes gemeinsames Spiel zum Hit wird, ereignen sich Schicksalsschläge, die ihre Verbundenheit zu bedrohen scheinen.

Dieser Roman hat mich zutiefst bewegt. Ich habe gelacht und geweint und ich war überrascht, denn: Er lässt sich meines Achtens nur schwer in ein Genre einordnen. „Morgen, morgen und wieder morgen“ ist wie geschaffen für alle Kinder der 90er, erinnert streckenweise an einen historischen Roman mit einer Liebeserklärung an die Popkultur und, obwohl er mir das Herz gebrochen hat, ist er eigentlich gar kein Liebesroman. Vor allem aber zeigt er die diversen Facetten von Freundschaft in einer Tragik und Melancholie, aber auch Tiefgründigkeit, wie sie mir noch nicht begegnet ist.

Was sich kompliziert und verworren anhört, las sich einfach unglaublich gut. Dieser Roman ist so speziell und ungewöhnlich wie sein Cover und nach den ersten Seiten konnte ich ihn nicht mehr aus den Händen legen. Süchtig nach dem „Wie geht es weiter“, den unglaublich markanten Figuren (, obwohl sie mir oft unsympathisch waren), dem Lesefluss, den Perspektivwechseln, dem intelligenten Sprachstil und der Hommage an die 90er Jahre war ich wie in einem Rausch. Das Buch hatte einen wirklich langen Nachhall.

Obwohl ich massiven vorab-Lorbeeren und -Hypes sehr kritisch gegenüberstehe, reihe ich mich ein in die Menge, die diesen Roman anpreist. Muss man einfach gelesen haben!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.03.2023

Erwartungen getroffen

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel (Die Mordclub-Serie 3)
0

Inhalt: Im Puzzlezimmer der luxuriösen Seniorenresidenz Coopers Chase stapeln sich die Akten ungelöster Mordfälle. Und weil Joyce nun einmal ein Faible für Celebritys hat, ermittelt der Donnerstagsmordclub ...

Inhalt: Im Puzzlezimmer der luxuriösen Seniorenresidenz Coopers Chase stapeln sich die Akten ungelöster Mordfälle. Und weil Joyce nun einmal ein Faible für Celebritys hat, ermittelt der Donnerstagsmordclub jetzt in dem Fall Bethany Waites. Die junge Journalistin nämlich war die Kollegin des attraktiven Anchormans der Lokalnachrichten und wurde vor fast zehn Jahren ermordet, weil sie den Strippenziehern eines riesigen Steuerbetrugs zu nahegekommen ist. Schneller als den Beteiligten lieb sein kann, wird aus dem cold case ein sehr heißer. Dann verschwindet auch noch Elizabeth und wird vor eine grausame Wahl gestellt: Töten oder getötet werden. Nicht, dass sie als ehemalige Geheimagentin keine Erfahrungen darin hätte, aber der Donnerstagsmordclub wäre nicht der Donnerstagsmordclub, wenn er keinen eleganteren Weg aus dieser Zwickmühle finden würde und ganz nebenbei die Bedrohung für seine Zwecke zu nutzen wüsste.

Der bereits dritte Teil des Donnerstagsmordclubs wurde von mir heiß ersehnt und hat mich nicht enttäuscht! Die skurrilen Rentner kreieren auch diesmal wieder eine amüsante und schwarz-humorige Szenerie, dass kein Auge trocken blieb. Ich fühle mich zwischen Elizabeth und Co. schon richtig heimisch und bin süchtig nach ihren Kriminalfällen! Ich hoffe, dass uns der Autor viele weitere Romane bescheren wird und vergebe gerne 5 Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.02.2023

Fesselnder Familienroman

Blankenese - Zwei Familien
0

In Blankenese im Jahr 1919 trifft John, der Sohn der bekannten Reederei Casparius, auf die freche Leni Hansen. Diese stammt aus einer bodenständigen Familie der Arbeiterklasse – ihr auf hoher See verstorbener ...

In Blankenese im Jahr 1919 trifft John, der Sohn der bekannten Reederei Casparius, auf die freche Leni Hansen. Diese stammt aus einer bodenständigen Familie der Arbeiterklasse – ihr auf hoher See verstorbener Vater war einstmals Kapitän der Casparius-Flotte. Als John und Leni miteinander anbändeln haben sie jedoch nicht nur gegen den Widerstand zu kämpfen, der auf dem Unterschied der sozialen Schichten beruht, aus denen sie stammen. Denn, was sie nicht wissen, ist, dass Lenis Mutter der Reederei vorwirft, ihren Mann auf dem Gewissen zu haben…

„Blankenese – Zwei Familien“ ist ein historischer Roman von Michaela Grünig. Die Geschichte wird aus wechselnder Perspektive der Hauptfiguren wiedergegeben und beginnt im Jahr 1919 und endet kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges.

Zunächst war ich etwas enttäuscht, denn der Roman plätscherte auf den ersten 100 Seiten etwas vor sich hin und wirkte vorwiegend wie ein Frauenroman, weil sich alles mehr oder weniger um die Liebesromanze zwischen John Casparius und Leni Hansen gedreht hat. Mit Aufkeimen der ersten Strömungen des Nationalsozialismus, der nach und nach in jede Gesellschaftsschicht einrieselt und schlussendlich Überhand gewinnt, wurde der Roman allerdings immer fesselnder. Nach dem ersten Drittel konnte ich den Roman nicht mehr aus den Händen legen! Der Autorin ist es unfassbar einfühlsam gelungen, sich in die verschiedensten Persönlichkeiten und Umstände der damaligen Zeit einzuarbeiten und darzustellen, warum manche Menschen sich vom Nationalsozialismus haben einnehmen lassen und wie schwer es für andere war, diesem zu trotzen. Ein Fokus liegt dabei vor allem auf den Erlebnissen der jüdischen Bevölkerung, die zunehmend drangsaliert wird – dies in seinen Wurzeln jedoch auch schon vor Machtgewinn der NSDAP. Sowohl die politische Situation als auch die Geschehnisse der einzelnen Romanfiguren hat die Autorin unfassbar packend und nahbar beschrieben, dass ich kaum noch an etwas anderes denken konnte. Mich hat der Roman sehr bewegt und ich habe oft um meine Lieblingsfiguren gebangt. Die verschiedenen Charaktere der Geschichte sind unglaublich vereinnahmend, insbesondere weil jeder eine eigene Entwicklung erfährt. Auch unsympathische Figuren sind gut ausgearbeitet worden, sympathische wachsen einem direkt ans Herz. Viele überraschende Wendungen und Vorkommnisse lassen diesen Roman zudem vielfältig und dramatisch werden. Großartig!

Obwohl es noch keine Ankündigung für einen Folgeband gibt, gehe ich schwer davon aus, dass es einen geben wird. Denn Teil 1 endet mit einem fiesen Cliffhanger und ich möchte unbedingt wissen, wie es weiter geht und wie (und ob) die Familie die Zeiten des Nationalsozialismus übersteht.

Zusammengefasst war dieser Roman für mich eine absolut positive Überraschung und ist meines Erachtens schon jetzt ein Jahreshighlight seines Genres! Packend und bewegend lässt einen dieser Roman so schnell nicht wieder los!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere