Nur eine Reise nach „Unten“ oder durch die Enge des menschlichen Geistes!
Der Schreibstil mag anspruchsvoll sein aber trotzdem gut zu lesen.
Das Cover zeigt in bunten Farben (die auch im Roman eine Rolle spielen) ein endlos erscheinendes Treppenhaus (ohne Anfang und Ende) und ...
Der Schreibstil mag anspruchsvoll sein aber trotzdem gut zu lesen.
Das Cover zeigt in bunten Farben (die auch im Roman eine Rolle spielen) ein endlos erscheinendes Treppenhaus (ohne Anfang und Ende) und ein junges Mädchen (Nevos) die ihre abenteuerliche Reise nach „Unten“ antritt. Es gibt sehr gut die Handlung des Romans wieder.
Alles, was nur ein bisschen Spaß macht ist verboten. Nevo unsere Hauptprotagonistin muss sich daranhalten sonst hat es nicht nur negative Folgen für sie, sondern auch für ihre Mutter – sie würden die Wohnung verlieren und müssten in ihrem Häuserblock nach unten ziehen. Dorthin will absolut keiner!
Nevos Welt besteht nur aus ihrem Block (Stockwerken) in denen sich ihr Leben (zu Hause und Schule) sowie das ihrer Mutter (in der Wäscherei) abspielt. Mehr kennen sie nicht denn seit Generationen hat niemand das Gebäude (Hochhaus) verlassen. Die Hausverwaltung sorgt dafür, dass alles in geregelten Bahnen läuft und alles seine Ordnung hat.
Dann passiert beim unerlaubten Nachlaufen spielen in den Gängen das Nevos Freundin Juma in den Wäscheschacht steigt und anschließend verschwunden bleibt. Was aber noch merkwürdiger ist, die Erwachsenen tun so, als ob es Juma nie gegeben hätte. Nevo ist es gewöhnt auf ihre Fragen keine Antworten zu erhalten – aber das geht doch echt zu weit. Sie macht sich allein auf den Weg durchs Haus, um Juma wiederzufinden – und erlebt das Abenteuer ihres Lebens – und das unter Missachtung sämtlicher Regeln!
Was mich am meisten schockiert hat war das dieses Setting beim besten Willen keine Utopie ist, sondern sehr realistisch wirkt. Es ist verstörend sich vorzustellen, dass Menschen ihr ganzes Leben lang nur zwischen wenigen Stockwerken zubringen – dass dies alles im Leben ist alles, was sie kennen. Keine Ausflüge nach Außen, außerhalb des Gebäudes (Hochhauses). Keine Einkäufe – wird ihnen alles gebracht, keine Ausflüge oder Reisen – nichts. Und es funktioniert dank der Hausverwaltung, die mit harter Hand alle Menschen im Griff hat. Regeln aufstellt, die sehr wenig Spielraum für „Leben“ lässt. Könnte sich das einer von uns nur vorstellen?
Trotz seiner Botschaft: Wenn du frei sein willst, musst du Regeln brechen! – keine leichte und anspruchslose Kost für Leser/innen ab 10 Jahren. Faszinierend und berührend die auch Leser/innen über 10+ auf eine gekonnte Art anspricht. Das man etwas in Frage stellen muss, Widerstand leisten muss, in dem man auch „Nein“ sagt, um Neues zu entdecken und zu erkunden, Hintergründe aufdeckt und versteht. Geheimnissen auf den Grund geht und Entdeckungen macht, die vielleicht das ganze Leben in Frage stellen. Dabei spielen aber Freundschaft und Freiheit genauso wie Solidarität untereinander eine große Rolle.
Was auffällig ist die Erwachsenen sind geprägt: von Regeln, Konventionen, sie stellen nichts in Frage, obwohl große Frustration herrscht – verharren sie größten Teil in Angst vor sozialem Abstieg – vor der Hausverwaltung die scheinbar alles im Griff zu haben scheint.
Das Setting erscheint düster, dunkel und ohne große Freude, aber Nevo findet mehr in diesem Abstieg: Menschen mit kreativen Ideen, die ihr zur Seite stehen dem fremden Mädchen von oben. Das Haus ist eine Verdichtung der Welt mit allen ihren Schattenseiten aber auch den guten. Es zeigt sich erneut das die Sicht eines Kindes sich nicht nach der Sinnhaftigkeit der Regeln stellt, einer Welt, die zu ersticken scheint an diesen und zum Sterben verurteilt ist über kurz oder lang. Es setzt den gesunden Menschenverstand ein der allen Erwachsen abhanden gekommen zu sein scheint!
Für mich ein echtes Highlight nicht nur im Bereich Jugendbuch, auch vielen Erwachsen würde es gut tun dieses Buch zu lesen und seinen Sinn zu erfassen.
Es ist spannend, berührend, aufrüttelnd, beängstigend, düster und eine Mahnung:
Wenn du frei sein willst, musst du Regeln brechen!
Von mir verdiente 5 Sterne und die Autorin hat den Preis, den sie am 8.September in Wetzlar erhält für ihr Werk verdient. Und es zeigt anspruchsvoll muss nicht langweilig sein.