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Veröffentlicht am 12.03.2023

Vergebung hat die Macht, die Welt zu verändern

Ein Himmel voller Freiheit
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Vergebung hat die Macht, die Welt zu verändern

„Vergebung verändert nicht deine Vergangenheit, aber deine Zukunft!“

Simone Heintze und Julia Fiedler knüpfen mit ihrer aktuellen Neuerscheinung „Ein Himmel ...

Vergebung hat die Macht, die Welt zu verändern

„Vergebung verändert nicht deine Vergangenheit, aber deine Zukunft!“

Simone Heintze und Julia Fiedler knüpfen mit ihrer aktuellen Neuerscheinung „Ein Himmel voller Freiheit“ an den Vorgänger „Ein Himmel voller Segen“ an. Im vorliegenden Buch befassen sie sich mit einem schwierigen, sensiblen, aber auch wertvollen Thema: der Vergebung. Jemandem zu vergeben kann eine große Herausforderung für einen enttäuschten und verletzten Menschen darstellen, der Weg dahin äußerst schmerzhaft sein. Doch dieser Schmerz, angestaute Wut, Zorn und Rachegelüste erzeugen in erster Linie in jenem Menschen Bitterkeit, der sie hegt und nicht davon lassen kann. Echte und aufrichtige Vergebung ist schwer, aber elementar. Zu vergeben bewirkt eine Befreiung von schweren Lasten, die man oft jahrelang mit sich herumschleppt. Denn für das Verzeihen und innere Heilung gibt es keine schnelle, vorgefertigte Lösung, der Drang, an Groll und der eigenen Verletztheit festzuhalten ist stark.

Das vorliegende Buch stellt eine kleine Sammlung persönlicher Vergebungsgeschichten dar, Texte von verschiedenen Menschen, die Erfahrungen zum Thema wiedergeben. Sie erzählen vom langen Weg beginnend mit einer zugefügten Verletzung bis hin zu jenem Augenblick, wo man dem anderen die Hand zur Versöhnung reicht. Es kommen auch Personen zu Wort, die den letzten Schritt zur Vergebung bislang noch nicht geschafft haben und ihre Situation von allen Seiten beleuchten. So verschieden die Menschen und ihre Lebenssituationen sind, so vielfältig sind auch die persönlichen Erzählungen in diesem Buch. Fabian Vogt berichtet beispielsweise, wie es einem Häftling eines Konzentrationslagers gelungen ist, seinen Hass und seinen Zorn zu überwinden und seinem Peiniger die Demütigungen und Erniedrigungen zu vergeben. Eine liebevolle Geste seinerseits vermochte es, den zerstörerischen Erinnerungen nach vielen Jahren endlich ihre Macht über ihn zu nehmen. Neben Erlebnissen im Alltag, Streit innerhalb von Paaren, Familien oder Freunden thematisieren die beiden Autorinnen auch das Unverständnis und den Zorn auf Gott und die Frage nach dem „Warum“ angesichts des Todes geliebter Angehöriger. Und nicht zuletzt findet man in diesem Buch auch einige biblische Geschichten über Zorn und Vergebung – wie beispielsweise jene von Mose, der mordet und flieht, die Verleugnung Jesu durch seinen Jünger Simon Petrus oder die wohl größte Vergebungsgeschichte der Bibel: die Geschichte von Joseph und seinen Brüdern. Vergebung ist auch ein entscheidendes Thema bei der Geschichte vom verlorenen Sohn und spielt eine wichtige Rolle für Hagar und Ismael.

„Vergebung zu schmecken – obwohl man sie nicht verdient hat – ist eine der berührendsten Erfahrungen, die man im Leben machen kann.“

In der Bibel liest man viel über Vergebung. Im Vaterunser wird beispielsweise dazu aufgefordert, seinem Schudigern zu vergeben. Epheser 4,26 empfiehlt, die Sonne nicht über seinen Zorn untergehen zu lassen. Und in Sprüche 15,1 liest man, dass eine versöhnliche Antwort den Zorn abkühlt, ein verletzendes Wort diesen jedoch anheizt. Bereits das hebräische Synonym für „unendlich“ verdeutlicht in der biblischen Aufforderung „Sieben mal siebzig Mal“ zu vergeben – doch die Umsetzung im ganz persönlichen Umfeld ist angesichts vorangehender Verletzungen oft ein langwieriger und schwieriger Prozess. Durch dieses Buch werden dem Leser aber Einblicke in die Lebenserfahrungen anderer Menschen gewährt, die den Blickwinkel auf gewisse Dinge vielleicht verändern können.

Fazit: „Ein Himmel voller Freiheit“ war eine interessante und informative Lektüre, die mir sehr gut gefallen hat. Was meinen Lesefluss jedoch empfindlich stört ist das Gendern in Büchern, das ich rigoros ablehne. Des Weiteren empfinde ich die Verwendung von Kraftausdrücken in einem christlichen Sachbuch als deplatziert. Diese beiden winzigen Kritikpunkte fanden jedoch aufgrund des minimalen Vorkommens im Buch keinen Einfluss auf meine Bewertung – und ich kann diese Lektüre jedem ans Herz legen, der eine persönliche Last mit sich herumschleppt und noch darum kämpft, den ersten Schritt zur Vergebung zu gehen.

Veröffentlicht am 31.07.2022

Petition „Rettet die Rollschuhbahn“!

Stella rollt an
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Petition „Rettet die Rollschuhbahn“!

„Los, nichts wie rauf auf die Skates! - „Das muss man mir nicht zweimal sagen!“

Das Rollschuhfahren ist die liebste Freizeitbeschäftigung der drei Freundinnen Stella, ...

Petition „Rettet die Rollschuhbahn“!

„Los, nichts wie rauf auf die Skates! - „Das muss man mir nicht zweimal sagen!“

Das Rollschuhfahren ist die liebste Freizeitbeschäftigung der drei Freundinnen Stella, Louisa und Nelly – und gemeinsam bilden sie die „Rolling Angels“. Die elfjährigen Gymnasiastinnen üben Pirouetten, Sprünge und Drehungen und lieben den Tanz mit ihren Rollschuhen. Als sie erfahren, dass die Freiluft-Rollschuhbahn in der vielgeliebten „Bezi“ – der Bezirkssportanlage Grünheide – abgerissen werden soll, beschließen sie, sich zu wehren. Sie verbünden sich mit der hockeyspielenden Gruppe „Skating Devils“. Obwohl eine gewisse Rivalität zwischen ihnen und den drei Jungs herrscht, schließen sie sich zusammen und versuchen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, gegen den geplanten Abriss vorzugehen. Im Laufe ihrer gemeinsamen Aktivitäten stellen die Rolling Angels nach und nach fest, dass sie in Eric, Ronni und Moritz nicht nur Gleichgesinnte, sondern vielmehr gute Freunde gefunden haben. Und zu guter Letzt wird aus den „Rolling Angels“ und den „Skating Devils“ das „Angels-Devils-Team.“

„Es geht nicht nur um mich. Es geht um die Angels, die Devils und alle Kinder, die gerne skaten. Du müsstest doch am besten verstehen, wie viel uns die Rollen bedeuten!“

Im Mittelpunkt von Angelika Hesses aktueller Neuerscheinung steht die Leidenschaft für das Skaten – sei es auf Rollschuhen, oder auf Inlinern. In einnehmendem Schreibstil und einer der jugendlichen Zielgruppe angepassten Sprache versteht sie es gekonnt, ihren Lesern die Faszination für diese Sportart zu vermitteln. Nebenbei weist sie durch den Kampf um das Weiterbestehen der Rollschuhbahn darauf hin, wie wichtig es ist, sich für ein gemeinsames Ziel zusammenzuraufen und bestehende Differenzen zu begraben. Freundschaft, Hilfsbereitschaft, aber auch Fairness und Vergebung sind wichtige Themen dieses Buches. Das verständnisvolle Verhalten, die Ermutigung und die tatkräftige Unterstützung von Stellas Eltern ist vorbildhaft, das Familiengefüge und der Alltag der Familie Vogel werden harmonisch dargestellt.

Die Geschichte wird im Präsens aus Sicht der Ich-Erzählerin Stella Vogel geschildert, ein lesefreundlicher Großdruck mit einem angenehmen Zeilenabstand und liebevollen Schwarz-Weiß-Illustrationen runden den positiven Gesamteindruck ab. Es handelt sich hierbei um den ersten Teil einer Trilogie, auf der ersten und letzten Buchinnenseite findet sich jeweils eine farbenprächtige Abbildung der sechs jugendlichen Protagonisten. Liebevoll gezeichnete Charaktere, charmante Nebenfiguren und eine interessante und abwechslungsreiche Handlung sorgen für ungetrübtes Lesevergnügen.

FAZIT: „Stella rollt an“, der erste Band der Stella-Trilogie aus der Feder von Angelika Hesse, ist ein amüsantes und abwechslungsreiches Jugendbuch, das mir sehr gut gefallen hat. Die Bemühungen von sechs Elfjährigen, die es sich zum Ziel setzen, ihre Rollschuhbahn vor dem Abriss zu retten, werden anschaulich beschrieben. Sympathische Charaktere und humorvolle Passagen bereichern darüber hinaus die Handlung, wichtige Werte im Leben werden dem jugendlichen Leser nahegebracht. Das „Angels-Devils-Team“ erkennt, dass man sein Ziel niemals aus den Augen verlieren, nichts für Unmöglich halten, und niemals aufgeben darf. Die Protagonistin Stella sieht den Wahrheitsgehalt hinter der vielzitierten Redewendung ihrer Mutter, die stets verkündet: “Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere“!

Von mir gibt es für dieses schöne Jugendbuch vier Bewertungssterne und eine Leseempfehlung für alle Kinder, Jugendliche und junggebliebenen Erwachsenen, die sich für Rollkunstlauf und Rollhockey begeistern und sich der Faszination des Laufens und Tanzens in Rollschuhen bzw. Inlinern nicht entziehen können!

Veröffentlicht am 30.08.2021

Mamma ti voglia bene – Mama hat dich lieb!

Parted Hearts
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Mamma ti voglia bene – Mama hat dich lieb!

Ein Brief im Nachlass ihres verstorbenen Vaters sowie ein Anhänger in Form eines halben Herzens konfrontieren die völlig erschütterte Stella Lehmann mit der ...

Mamma ti voglia bene – Mama hat dich lieb!

Ein Brief im Nachlass ihres verstorbenen Vaters sowie ein Anhänger in Form eines halben Herzens konfrontieren die völlig erschütterte Stella Lehmann mit der schockierenden Tatsache, dass ihre vermeintlich lange verstorbene Mutter noch am Leben ist. Obgleich die junge Frau aus Köln kurz vor der Hochzeit mit ihrem Verlobten Jonas steht, bricht sie sofort nach Italien auf. Stella beginnt mit ihren Nachforschungen in Alassio an der italienischen Riviera, jenem Ort, an welchem ihre Mutter in ihrer Jugendzeit gelebt hatte. Eine gutaussehende Zufallsbekanntschaft namens Matteo ist Stella dabei behilflich, das Geheimnis um ihre Herkunft zu lösen und begleitet sie auf ihrem turbulenten Weg. Doch der sympathische und attraktive Italiener bringt darüber hinaus auch ihre Gefühle in Aufruhr. Und plötzlich erscheint Stella eine Rückkehr nach Köln in ein sorgenfreies und sicheres Leben mit ihrem Verlobten, der kaum Zeit für sie hat und sie permanent unter Druck setzt, nicht mehr allzu verlockend…

Sowohl der Klappentext, als auch einige Rezensionen zu diesem Buch, verheißen eine locker-leichte Urlaubslektüre, eine Prise Familiengeheimnis und eine romantische Liebesgeschichte. Sylvie Klinzmann ist es gelungen, all diese Komponenten zu einer unterhaltsamen Geschichte zu vereinen. Eine bildhafte Beschreibung der Landschaft sowie eine Vielzahl italienischer Begriffe, die man im Anhang in einem Glossar nachschlagen kann, versetzen den Leser in diesen kleinen Küstenort nach Ligurien. Die Autorin schildert abwechselnd die Ereignisse in Alassio im Jahre 1986, und jene in der Gegenwart. Jedes Kapitel endet mit einem Cliffhanger, der den Leser bei der Stange hält und dazu beiträgt, die Spannung aufrecht zu halten. Berührende Schicksale, unerwartete Wendungen und die Schuld vergangener Tage, kombiniert mit interessanten Charakteren und einem saloppen Sprachstil machten diesen Roman zu einem Pageturner.

FAZIT: „Parted Hearts“ ist eine ideale Lektüre für den Urlaub oder für ein paar amüsante Stunden auf der Lesecouch. Das unterhaltsame Buch garantiert kurzweiliges Lesevergnügen und wartet mit einer interessanten Familiengeschichte und einem großen Geheimnis auf, das im Verlauf der Seiten erst langsam enthüllt wird.


Veröffentlicht am 12.06.2021

Den Mutigen hilft Fortuna… oder doch nicht?

Fortunas Rache
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Den Mutigen hilft Fortuna… oder doch nicht?

„Du wirst dich schon bald in ernste Schwierigkeiten bringen.“ Ich widerstand dem Drang, mich umzudrehen, und ging. Um bei mir Schwierigkeiten vorauszusehen, ...

Den Mutigen hilft Fortuna… oder doch nicht?

„Du wirst dich schon bald in ernste Schwierigkeiten bringen.“ Ich widerstand dem Drang, mich umzudrehen, und ging. Um bei mir Schwierigkeiten vorauszusehen, brauchte man nun wirklich keine hellseherischen Fähigkeiten.“ (Zitat Invita)

Invita lebt als Sklavin im Hause von Legatus Augusti pro Praetore, dem mächtigen und einflussreichen Statthalter von Treveris. Ihren vorherigen Besitzern ist es zu verdanken, dass die Siebzehnjährige Bildung erfahren durfte, mehrere Sprachen spricht und des Lesens, Schreibens und Rechnens mächtig ist. Ihre große Schwäche für Dichter und Philosophen bringt sie immer wieder in Schwierigkeiten. Invita gilt als aufsässig, vorlaut und unzuverlässig. Aufgrund ihrer Neigung, sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit Schriftrollen aus dem Haus ihrer Eigentümer auszuleihen, wird sie wiederholt des Diebstahls bezichtigt. Ihre permanenten Verstöße gegen die Hausregeln tragen darüber hinaus dazu bei, dass sie sowohl der Hausverwalter Diodoros, als auch der Aufseher Celsus, scharf im Auge behalten. Nachdem Modestus, der stille und gutmütige Bote des Statthalters, Invita ein Geheimnis anvertraut hat, verschwindet er spurlos. Die junge Sklavin mit dem vorlauten Mundwerk beschließt, Nachforschungen anzustellen und bringt sich dadurch in Lebensgefahr.

Nachdem ich bereits mit großer Begeisterung mehrere Romane der Autorin Maria W. Peter gelesen habe, wurde ich nun mit der Buchreihe um die junge Sklavin Invita auf einige frühere Werke der Autorin aufmerksam. Im vorliegenden ersten Band „Fortunas Rache“ lernt der Leser die ungewöhnlich gebildete Protagonistin kennen, die sich nach geistiger Nahrung verzehrt, zu ihrem Leidwesen jedoch nicht gerade mit Gehorsam und Diplomatie gesegnet ist. Laufende Konfrontationen und drastische Strafen sind die Folgen ihres Ungehorsams, doch widerspenstig und starrköpfig fordert Invita ihr Schicksal täglich aufs Neue heraus. Der Ich-Erzählerin Invita stehen etliche Nebenfiguren zur Seite, der Schauplatz der Handlung ist die bereits erwähnte Hauptstadt der Treverer an der Mosel. Während Invita mit den Sklavinnen Foeda und Bricia ein freundschaftliches Verhältnis pflegt, machen ihr die boshafte und manipulative Sklavin Rapida, der griesgrämige Hausverwalter Diodoros und der grausame Aufseher Celsus das Leben schwer. Die hellsichtige Heilkundige Selena gibt nur zögernd begehrte Informationen preis, den selbstbewussten Kriegsgefangenen Flavus betrachtet Invita als versklavten Barbaren und ungehobelten Alemannen. Eine wichtige Rolle im Buch spielt auch die kränkliche Tochter des Statthalters namens Marcella, die eine schützende Hand über Invita hält. Doch ebenso wie einige andere Bewohner dieses Hauses ist Marcella äußerst bedacht darauf, ihre Geheimnisse zu wahren.

Der Autorin ist es hervorragend gelungen, historische Fakten mit einer spannenden Krimihandlung zu vereinen. Man erfährt interessante Einzelheiten über das Alltagsleben der römischen Elite, liest von Errungenschaften wie beispielsweise Toiletten oder Fußbodenheizung in den Häusern der wohlhabenden Familien. Durch Invita erhält man Einblicke in das Leben der Sklaven bei einflussreichen, begüterten und von sich selbst überzeugten Römern.

„Die Römer sind so von der Einzigartigkeit und Ewigkeit ihrer eigenen Weltordnung überzeugt, dass sie vergessen, dass es schon eine Welt vor der Zeit Roms gab und ebenso eine danach existieren wird.“

Die Autorin hat den Kriminalfall um den spurlos verschwundenen Modestus sehr gut umgesetzt. Der Spannungsbogen bleibt zudem durch die laufenden Missgeschicke und Verstöße der Protagonistin konstant aufrecht. Maria W. Peters Schreibstil ist flüssig und einnehmend. Was mir persönlich nicht zusagte waren die derben Ausdrücke im Buch, die wohl die Schlichtheit und fehlende Bildung unter den Sklaven verdeutlichen sollten. Sehr gut gefallen haben mir die in einige Dialoge eingebrachten Zitate Senecas. Wiederholt zum Schmunzeln veranlassten mich jene Gedankengänge und Aussagen Invitas, welche von ihrem trockenen Humor zeugen:

„Schon als ich den kostspieligen Papyrus in die Hand nahm, rollte er sich von selber auf. Ich grinste. Die Anziehung zwischen Schriftrollen und mir beruhte offensichtlich auf Gegenseitigkeit. Einen Moment lang kämpfte mein besseres Ich gegen die Versuchung, einen kurzen Blick auf den Inhalt zu werfen. Das bessere Ich unterlag.“ (Invita)

Bei der Bewertung der Charakterzeichnung der handelnden Figuren war ich ein wenig zwiegespalten. Invita als Ich-Erzählerin erlaubt großzügige Einblicke in ihre Gefühls- und Gedankenwelt und lässt die Leser auch an ihren Beobachtungen der anderen Charaktere teilhaben. Die beiden Antagonisten Diodoros und Celsus empfand ich ebenfalls als glaubwürdig ausgearbeitet. Einige Nebenfiguren empfand ich jedoch etwas zu blass – die Haussklaven und der eigenmächtige Alemanne Flavus blieben mir bis zuletzt ein wenig fremd, sie konnten mich emotional nicht einbeziehen. Da es sich bei dem vorliegenden Roman um den Beginn einer Buchreihe handelt, gehe ich jedoch davon aus, dass der Fokus der Autorin sich vermutlich erst im nächsten Band auf Flavus und einige der aktuell etwas vernachlässigt wirkenden Randfiguren richten wird. Ich bin schon jetzt gespannt darauf, Näheres über diesen Personenkreis zu erfahren.

Abschließend möchte ich noch auf die überaus ansprechende optische Aufmachung dieses Buches hinweisen sowie auf die Tatsache, dass Maria W. Peter ihren Lesern im Anhang nicht nur eine Karte des römischen Trier im dritten Jahrhundert nach Christi zur Verfügung stellt, sondern auch ein aus meiner Sicht äußerst hilfreiches Glossar zu den im Buch verwendeten lateinischen Ausdrücken. Das Nachwort liefert detaillierte geschichtlichen Fakten zu Zeit und Schauplatz der Handlung.

Fazit: Maria W. Peter entführte mich in „Fortunas Rache“ an der Seite der jungen Sklavin Invita auf eine abenteuerliche und spannende Reise in die Vergangenheit, wo ich im Jahre 260 n. Chr. interessante Einzelheiten über das Alltagsleben der römischen Oberschicht und jenes ihrer Sklaven in Erfahrung bringen durfte. Der flüssige und einnehmende Schreibstil, eine vorlaute und waghalsige Protagonistin und ein ausgeklügelter Kriminalfall bescherten mir großes Lesevergnügen. Ich freue mich bereits darauf zu erfahren, welche Abenteuer Invita in den Nachfolgebänden erwarten.

Veröffentlicht am 08.10.2020

Ich will dich nicht auch noch verlieren

Hannahs Gefühl für Glück
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Ich will dich nicht auch noch verlieren

Als der ehemalige Mountie Eric Nyland kurz vor Weihnachten bei einer Fahrt in Schnee und bitterster Kälte auf eine kleine Ausreißerin trifft, bietet er ihr an, ...

Ich will dich nicht auch noch verlieren

Als der ehemalige Mountie Eric Nyland kurz vor Weihnachten bei einer Fahrt in Schnee und bitterster Kälte auf eine kleine Ausreißerin trifft, bietet er ihr an, sie nach Hause zurückzubringen. Das völlig erschöpfte Mädchen lebt bei Nigel Wilson, dem ehemaligen Lebensgefährten ihrer verstorbenen Mutter. Dieser ist wenig erfreut, als er Eric, dem verhassten Feind seit Jugendtagen, die Türe öffnet. Die nachfolgenden Ereignisse erfordern rasches Eingreifen – und das Jugendamt benötigt über die Weihnachtsfeiertage dringend einen Pflegeplatz für die knapp zwölfjährige Hannah. Erics Frau Ellie ist zwar nicht begeistert, willigt jedoch ein. Und Hannah wird für die Nylands zu einem Sonnenschein in deren Leben. Doch die Zeit des Abschieds naht schneller, als allen Beteiligten lieb ist…

Dieser Roman von Fran Kimmel hat durch den aussagekräftigen Klappentext mein Interesse geweckt, dennoch ist es der Autorin gelungen, mich zu überraschen. Ich hatte mit einer gefühlvollen Familiengeschichte gerechnet, mit der Geschichte über ein Waisenkind, das endlich eine Familie, Liebe, Wärme und Geborgenheit findet. Dieser Roman thematisiert jedoch weit mehr als nur Hannahs Schicksal. Zwar stellt dieses sympathische und sensible Mädchen die Protagonistin des Buches dar, großes Augenmerk lag jedoch auf den einzelnen Mitgliedern der Familie Nyland. In vielen Rückblenden erfährt man Details über die Vergangenheit und den übermäßig beanspruchenden Beruf des Ex-Mounties Eric sowie über seine Ehefrau Ellie, die sich mit ihrem Leben hoffnungslos überfordert fühlt. Ellie kümmert sich nach dem Umzug in die kanadische Kleinstadt Neesley nicht nur um ihren Mann und die beiden Söhne, ihr obliegt auch die Betreuung ihres verwirrten und unzurechnungsfähigen Schwiegervaters Walter, der ihre Geduld mit seinen abstrusen Äußerungen und Handlungen strapaziert. Während der fünfjährige Sammy durch sein kompliziertes Wesen und seine Andersartigkeit das Problemkind der Familie darstellt, macht sein aufsässiger und mürrischer vierzehnjähriger Bruder Daniel im Verlauf der Geschichte eine große Wandlung durch. Nigel Wilson fungiert als böser Antagonist, der gutherzigen Jugendarbeiterin Betty Holt und Erics verstorbener Mutter Myrtle wurden Nebenrollen zuteil. Während Hannah und Daniel meine favorisierten Figuren waren, stand ich dem Verhalten der Ellie Nyland oftmals ratlos gegenüber. Doch mit jeder einzelnen Seite durfte ich tiefer in ihre Gedankenwelt eindringen und es offenbarten sich langsam auch die Gründe dafür. Bei den beiden tierischen Nebendarstellern handelt es sich um Hannahs schwarze Langhaarkatze namens Mandy sowie Thorn, dem dicken alten Labradormischling der Nylands, der mit seinen Eigenheiten für humorvolle Momente verantwortlich zeichnete.

Der Schreibstil der Autorin hat mir ausnehmend gut gefallen, sie verstand es hervorragend, die dramatischen Hintergründe dieser Familiengeschichte authentisch darzustellen. Die nach Hannahs Einzug veränderte Atmosphäre im Hause Nyland war für mich als Leserin förmlich zu spüren. Meine einzigen Kritikpunkte sind einige deftige Flüche und derbe Ausdrücke, dir mir das Lesevergnügen etwas verleideten sowie ein Ende, welches mir angesichts der langen Aufarbeitung dieser Familiengeschichte viel zu kurz und rasch abgehandelt wurde.

FAZIT: „Hannahs Gefühl für Glück“ ist eine sehr berührende Geschichte über eine Familie, hinter deren heiler Fassade sich kleine Dramen abspielten. Ein einnehmender Schreibstil und sehr gut ausgearbeitete Charaktere sorgten dafür, dass ich dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Gerne gebe ich hierfür eine Leseempfehlung!