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Veröffentlicht am 22.03.2023

Urlaub wider Willen

Mord im Handgepäck
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Eigentlich wäre Myrtle Hardcastle viel lieber mit ihrem Vater zu der Konferenz nach Paris gefahren. Das ist aber was für erwachsene Kriminalisten und Myrtle ist erst zwölf. So muss sie mit Miss Judson, ...

Eigentlich wäre Myrtle Hardcastle viel lieber mit ihrem Vater zu der Konferenz nach Paris gefahren. Das ist aber was für erwachsene Kriminalisten und Myrtle ist erst zwölf. So muss sie mit Miss Judson, Tante Helena und Katze Peony im Privatwagon ans Meer fahren. Die schlechte Laune ist schnell vergessen, denn unter den Mitreisenden ist auch die Versicherungsdetektivin Izzie Bloom, die den Transport eines hoch versicherten Schmuckstücks bewachen soll. Es ist einfach toll, wenn Miss Bloom von ihren Fällen erzählt. Dann wird entdeckt, dass der Schmuck gestohlen wurde und Miss Bloom nimmt die Ermittlungen auf. Da muss Myrtle mitmischen.

In ihrem zweiten Fall findet Myrtle erstmal nicht den Schmuck, sondern eine Leiche. Und Tante Helena gerät in Verdacht. Und Miss Judson pocht darauf, dass Myrtle die Untersuchungen in dem Mord der Polizei überlassen soll. Myrtle mag Miss Judson sehr gerne und meistens macht sie auch, was sie soll. Aber wenn es um Mord geht? An dem die Polizei irgendwie kein so großes Interesse zeigt? Unauffällig wird sich Myrtle unter den anderen Urlaubern umhören und auch nach dem Schmuck suchen. Und insgeheim hegt sie die Hoffnung, ihr Vater könne früher zurück kommen und sich an den Nachforschungen beteiligen.

Wieder ist Myrtles Spürnase gefragt und lange bleibt unklar, wer unter den vielen Verdächtigen der Täter sein könnte. Da tappt man als Leser im Dunkeln und wartet ein wenig auf ein langsames Herauskristallisieren. Die große Enthüllung erfolgt erst ganz zum Schluss. Bis zu diesem Moment hatte man wirklich schon jeden in Verdacht, so dass man in gewisser Weise auch richtig lag. Ein wenig fehlt diesem zweiten Band der Charme des ersten, vielleicht weil Myrtles Vater durch Abwesenheit glänzt. Schön ist allerdings, dass alle losen Fäden verbunden werden. Und Tante Helena ganz andere Seite kennenzulernen, ist eine ausgesprochen interessante Erfahrung.

Ein schöner Kriminalroman für Kinder, die aus der Grundschule heraus sind und auch Erwachsene finden entspannte Unterhaltung.

Veröffentlicht am 18.03.2023

Hemingways Ehen

Als Hemingway mich liebte
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Im Jahr 1926 weilen Ernest Hemingway und seine erste Frau Hadley in Paris. Sie sind nicht reich, aber mit ihrem kleinen Sohn recht glücklich. Doch bald spürt Hadley, ihr Mann interessiert sich für eine ...

Im Jahr 1926 weilen Ernest Hemingway und seine erste Frau Hadley in Paris. Sie sind nicht reich, aber mit ihrem kleinen Sohn recht glücklich. Doch bald spürt Hadley, ihr Mann interessiert sich für eine andere. Um ihre Ehe zu retten, lädt sie Fife ein, mit nach Antibes zu kommen. In einem Ferienhaus der Fitzgeralds wollen sie den Urlaub verbringen. Partys und das schöne Leben, es soll Hemingway wieder an Hadley binden, doch die Ehe zerbricht. Hemingway und Fife heiraten, doch nach einigen Jahren taucht wieder eine andere auf. Wieder wird geheiratet und noch einmal geschieht das Gleiche.

Hemingway und seine Ehefrauen, das Muster gleicht sich. Die große Liebe, die Heirat, dann der Betrug mit vielen, mit der einen, der nächsten und wieder wird geheiratet und das Muster wird erneut durchlaufen. Gerade in der Zeit der 1920er Jahre, in der die Boheme sich in Frankreich trifft, ist dennoch eine relativ gute Zeit. Die Hemingways werden von den Freunden unterstützt und sie haben ein begünstigtes Leben. Doch wie es eben so ist, obwohl Hemingway behauptet, sich nicht trennen zu wollen, kann er doch von anderen Frauen nicht lassen. Und bald kann Hadley es nicht mehr mit ansehen und sie trennt sich.

Vielleicht hat man am Anfang ein wenig Mühe, in das Buch hineinzukommen, denn einige Beschreibungen kann man als etwas langatmig empfinden. Hat man die anfänglichen Schwierigkeiten überwunden, wird man von mitreißenden Szenen aus verschiedenen Ehen zumindest hin und wieder gepackt. Nach eingehender Recherche und Sichtung der Aufzeichnungen Hemingways und seiner Frauen hat die Autorin einen Roman vorgestellt, der sich wahrscheinlich recht genau an die Überlieferungen hält. Obwohl ein begnadeter Schriftsteller wirkt Hemingway als Mensch nicht sonderlich sympathisch. Und so sind es die Frauen, die vernünftigerweise die Reißleine ziehen. Bis auf Mary, die vierte und letzte Frau, sie bleibt und hält aus. Aus heutiger Sicht nicht ganz verständlich weshalb. Mit diesem durchaus lesenswerten Roman bekommt man einen überraschenden Einblick in den Charakter eines Schriftstellers und die Beziehungen zu seinen vier Ehefrauen.

Veröffentlicht am 12.03.2023

Aus Amerika

Zeitreisen für Anfänger
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Die Journalistin Rosie soll über ein neues Projekt für eine TV-Dokumentation berichten. Vorher streitet sie sich mit ihrem Freund Will und als sie vor Ort ankommt geht es ihr nicht so gut. Auf der Schwelle ...

Die Journalistin Rosie soll über ein neues Projekt für eine TV-Dokumentation berichten. Vorher streitet sie sich mit ihrem Freund Will und als sie vor Ort ankommt geht es ihr nicht so gut. Auf der Schwelle des fünfziger-Jahre-Hauses bricht Rosie zusammen. Als sie wieder zu sich kommt, ist alles anders. Statt im fünfziger-Jahre-Haus, scheint sie tatsächlich in den fünfziger Jahren gelandet zu sein. Auch in ihrer neuen Welt arbeitet sie als eine der ersten weiblichen Reporterinnen bei derselben Zeitung wie in der Gegenwart. Will, der ebenfalls dort arbeitet, wird nun allerdings Billy genannt, ist verheiratet und hat mehrere Kinder.

Was für eine Katastrophe. Aller Komfort aus der Gegenwart weg, Computer, Handys, Internet. Als Journalistin denke man nur an die Rechtschreibprüfung. Schreiben auf echten manuellen Schreibmaschinen ohne Autokorrektur dafür mit Durchschlägen und Kohlepapier. Das ist nicht leicht zu handhaben. Wenn dann noch vermeintlich Bekannte aus der Gegenwart auftauchen, die dann doch ganz anders sind. Und nicht zu vergessen, die kratzige Unterwäsche. Da kann es schon schwer fallen, die Situation anzunehmen. Nicht alles ist dabei negativ. Natürlich vermisst Rosie die Annehmlichkeiten, aber irgendwie wirkt das Leben der Fünfziger Jahre authentischer. Rosie fällt allerdings auf, weil sie zum Beispiel Frauenrechte als gegeben sieht, von denen damals noch niemand zu träumen wagte. Dann sagt sie, in Amerika, wo sie herkomme, sei das so.

Bei dem Titel, dem Cover und dem Klappentext erwartet man Zeitreisen, die auf witzige Art zu einer Gegenüberstellung von Vergangenheit und Gegenwart führen und vielleicht, dass die Menschen beider Zeitebenen etwas voneinander lernen können. Und so knabbert man etwas, weil die Handlung im Buch sich anders entwickelt. Man muss sich halt von den Erwartungen lösen, dann hat man einen schönen Roman, in dem man die Fünfziger ohne rosarote Brille kennenlernen kann. Auch wenn damals die Erwachsenen das Sagen hatten, die Frauen hatten meistens nicht das Sagen. Weder im Beruf noch im Privaten. Diesen Teil der Zeit möchte man wirklich nicht wiederhaben. Vielleicht denkt man, die Vernunftehen von früher, waren nicht das Schlechteste, die pragmatische Herangehensweise an das Leben ebensowenig. Für Rosie erscheint der Ausflug in die Fünfziger wie eine Aufgabe, durch die sie ihr Leben und ihre Wünsche überdenkt. Und so bietet dieser Roman zwar nicht die Zeitreisen und den Witz, wie erhofft, aber doch eine charmante Heldin, die sich auch in einer anderen Welt zu behaupten weiß.

Veröffentlicht am 07.03.2023

Forss und Nyström

In stürmischer Nacht
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Nach einem Brand wird eine Leiche gefunden, die so verbrannt ist, dass sie nicht sofort identifiziert werden kann. Stina Forss und ihre Chefin Ingrid Nyström beginnen mit den Ermittlungen. Das Haus gehörte ...

Nach einem Brand wird eine Leiche gefunden, die so verbrannt ist, dass sie nicht sofort identifiziert werden kann. Stina Forss und ihre Chefin Ingrid Nyström beginnen mit den Ermittlungen. Das Haus gehörte Norwegischen Touristen, die zunächst nirgends erreicht werden können. Auch die Nachbarschaft wird befragt. Und so finden die Ermittler und Ermittlerinnen heraus, dass sich in der Gegend bereits zehn Jahre zuvor eine Tragödie ereignet hat. Während eines verheerenden Sturms ist der Bauer Niels Johansson durch einen Unfall zu Tode gekommen. Und nun ist auch seine Frau verstorben und seine Tochter Emma ist verschwunden.

In diesem vierten Band der Reihe müssen Ingrid Nyström und Stina Forss, die vorher bei der Kripo Berlin gearbeitet hat, die Hinweise aus der Vergangenheit lesen, um den Fall in der Gegenwart lösen zu können. Wie so häufig beginnen die Nachforschungen dabei mit Klinken putzen. Wer ist der Tote? Noch nicht einmal das Geschlecht kann mit Sicherheit bestimmt werden. Warum brannte das Anwesen? Wer profitiert? In ihrer ureigenen Art stürmt Stina Forss voran und hat manchmal auch Glück, aber auch die nötige Hartnäckigkeit, um etwas herauszufinden. Dagegen lebt Ingrid Nyström von ihrer großen Erfahrung und ihrer Fähigkeit, ein Team zu leiten.

In diesem spannenden Kriminalroman werden Vergangenheit und Gegenwart geschickt verknüpft. Der Leser erfährt von den Ereignissen, die zehn Jahre vorher stattfanden, womit der den Ermittlern teilweise etwas voraus ist. Dennoch bleibt die Story immer fesselnd. Als kleines Manko könnte man empfinden, dass einzelne der Beamten ein recht problembehaftetes Privatleben haben. Zwar werden sie als Personen nahbarer, aber ein normal langweiliges Leben ist durchaus auch interessant und kann eine Abwechslung darstellen. Packend sind dagegen die Verwicklungen unter den beteiligten Personen, die irgendwie alle etwas miteinander zu tun haben. Nach und nach erschließt sich was und wie. Und hier mitzuraten regt die grauen Zellen an. So ganz hinter die Dinge blickt man natürlich nicht.

Veröffentlicht am 06.03.2023

Familienbande

Lovecraft Country
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Gerade erst ist Atticus Turner von der Armee zurückgekehrt. Der Koreakrieg ist vorbei und so richtig weiß Atticus noch nicht, was werden soll. Da erhält er die Nachricht, dass sein Vater verschwunden ist ...

Gerade erst ist Atticus Turner von der Armee zurückgekehrt. Der Koreakrieg ist vorbei und so richtig weiß Atticus noch nicht, was werden soll. Da erhält er die Nachricht, dass sein Vater verschwunden ist und obwohl er sich mit dem Vater nicht immer einig war, macht er sich sofort auf den Weg in die Heimat. Sein Onkel George und Letitia helfen, Atticus’ Vater auf die Spur zu kommen. Die wenigen Hinweise führen die Drei ins „Lovecraft Country“, wo die Rassentrennung noch besonders groß geschrieben wird. Dort treffen sie Caleb Braithwhite, der in seiner rassischen Geheimloge zu großer Macht gelangen will.

Atticus Turner und seine Familie sind zum Glück auf dem Teppich geblieben, sonst könnten sie Abenteuer, mit denen sie konfrontiert werden, wohl kaum überstehen. Schon auf dem Weg zu Braithwhites Anwesen müssen sie feindliches Gebiet durchqueren. Da kann es schnell gefährlich werden, wenn der Sheriff meint, der schwarze Fahrer eines normalen Fahrzeuges, kann nur irgendetwas im Schilde führen. Mit welcher Gewaltbereitschaft die Polizisten ihr Revier verteidigen und die Schwarzen vertreiben, ist schon erstaunlich. Man hofft, die Turners mögen wenigsten an ihrem ersten Ziel unversehrt ankommen. Unerwartet bekommen sie auf ihrer Reise Hilfe von unbekannter Seite.

Eine Genremix, der doch mal anders ist, als das, woran man sich sonst so rantraut. Ein historischer Familienroman mit Krimi- und Horrorelementen. Mit Überraschung stellt man fest, dass diese Mischung, die auch die Lage der schwarzen Bevölkerung in den 1950er Jahren schonungslos darstellt, sehr interessant ist. Die episodenhaften Handlungen innerhalb der Kapitel werden hauptsächlich durch die Auftritte der verschiedenen Mitglieder oder Freunde der Turners zusammengehalten. Das geht ein wenig zulasten der fortlaufenden Handlung. Die Kapitel wirken manchmal in sich abgeschlossen. Dennoch ist der Roman spannend, informativ und unterhaltsam, ohne den Ernst der Lage der Afroamerikaner zu verkennen. Die Geschichten des Autors sind bereits in einer gleichnamigen TV-Serie verfilmt worden.