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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.03.2023

Mal wieder spannend und anrührend! (Ich brauche mehr!)

Inspektor Takeda und das doppelte Spiel
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Kenjiro Takeda und Claudia Harms werden zu einem Fall gerufen, den Takeda auf einer persönlichen Ebene berührt; ein japanischer Fußballprofi des HSV wurde in einem Gewerbehof tot aufgefunden. Schnell stellt ...

Kenjiro Takeda und Claudia Harms werden zu einem Fall gerufen, den Takeda auf einer persönlichen Ebene berührt; ein japanischer Fußballprofi des HSV wurde in einem Gewerbehof tot aufgefunden. Schnell stellt sich heraus, dass Matsumoto hingerichtet wurde, allerdings erkennt Takeda anhand der ungewöhnlichen Mordmethode, dass es sich um Täter aus dem japanischen Milleu handeln muss. Claudia und Ken gehen ihren jeweiligen Ermittlungen nach. Sie forschen in Matsumotos Vergangenheit und machen eine deutsch-japanische Verbindung ausfindig. Die Verbindungen zum Zen-Buddhismus lassen auf einen rituellen Mord schließen, und bald ist auch ein Täter gefaunden. Doch irgendwas fügt sich nicht zusammen. Ken und Claudia wollen dem Fall weiter nachgehen, doch der Senat will den brisanten Fall abgeschlossen wissen. Auf eigene Faust ermittelt das Duo weiter, und ihre Spuren führen sie nach Japan. Dort angekommen, zeigen sich die Verstrickungen jedoch größer als angenommen, und es scheint sogar politische Motive für den Mord zu geben, in die Ken und Claudia eintauchen und um ihr eigenes Leben fürchten müssen.

Ein weiteres Buch reiht sich in die gelesenen Bände der Inspektor-Takeda-Reihe in mein Regal. Erneut habe ich meine Zeit mit Harms und Takeda sehr genossen. Beide sind mir ungemein sympathisch, und auch ihre Freundschaft erwärmt sich mehr und mehr, so dass es nicht nur Vergnügen bereitet, die Fälle zu lesen, sondern auch ihre Beziehung zueinander. Der nächste Band, „Die stille Schuld“, liegt schon bereit!

Veröffentlicht am 12.03.2023

Von Neidhardts Figuren habe ich mich nur schwer verabschieden können!

Nur ein paar Nächte
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Ben ist alleinerziehend, Vater seines ganz persönlichen Wunders Mia. Als Orna schwanger wurde, waren sie längst nicht mehr zusammen. Sie wollte keine Kinder, er konnte eigentlich keine bekommen.

Zwölf ...

Ben ist alleinerziehend, Vater seines ganz persönlichen Wunders Mia. Als Orna schwanger wurde, waren sie längst nicht mehr zusammen. Sie wollte keine Kinder, er konnte eigentlich keine bekommen.

Zwölf Jahre und einen Morgen später steht Bens Vater vor der Tür und hofft für ein paar Tage bei ihm unterzukommen, nachdem er Bens Mutter betrogen hat. Einige Momente später liefert die Polizei Mia zu Hause ab, die wollte auf eigene Faust nach Hamburg, um ihre Mutter und Antworten zu finden.
Bens sortiertes Leben wird von jetzt auf gleich völlig durcheinandergeworfen. Seinen Vater gab es immer nur im Doppelpack mit seiner Mutter, und wie er mit ihm allein reden soll, weiß er nicht. Aber nicht nur mit seinem Vater muss Ben eine neue Gesprächskultur aufbauen, auch Mia verlangt nach einer anderen Aufmerksamkeit. Die Ereignisse werfen auch in Ben Fragen auf, die er längst begraben hatte. Für ihn schlägt die Stunde der Wahrheit, als Dinge aus der Vergangenheit ans Licht kommen, die ihn in den Augen aller in ein ganz anderes Licht rücken.

Keine leichten Themen sind in Fabian Neidhardts "Nur ein paar Nächte" vereint, und doch habe ich mich wohlig umhüllt gefühlt von dieser Geschichte. Nach der letzten Seite fühlte ich mich verloren, wollte noch ein wenig Zeit mit den Figuren verbringen. Aber es war der richtige Moment, die Geschichte zu beenden, Ben, Mia und Orna in ihre Zukunft zu entlassen.
Neidhardts Stil und wie er sich den Themen dieses Romans angenommen hat haben mir sehr gefallen, seine Werke möchte ich künftig mehr ins Auge fassen.

Veröffentlicht am 04.03.2023

Ein erzählensnotwendiges Buch!

Die ungeduldigen Frauen
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„Munyal“ – Geduld sollen die Frauen haben. Geduld ist das ewige Mantra, mit dem die Männer dieser höchst patriarchalen Gesellschaft in Kamerun die Frauen zu beschwichtigen versuchen, damit sie sich in ...

„Munyal“ – Geduld sollen die Frauen haben. Geduld ist das ewige Mantra, mit dem die Männer dieser höchst patriarchalen Gesellschaft in Kamerun die Frauen zu beschwichtigen versuchen, damit sie sich in ihr Schicksal einfügen. Ein Schicksal als Hausfrau, als Zweit- oder Drittfrau in einer polygamen Ehe voller Konkurrenz zu ihren Mitfrauen.
So ergeht es auch Ramla. Sie soll die Zweitfrau eines alten Mannes werden. Ramla hätte eine gute Zukunft vor sich haben können. Ihr Ziel war es zu studieren, und mit ihrer Wahl eines Ehemannes hätte sie dies tun können. Stattdessen verspricht ihr Vater sie einem wohlhabenden alten Mann. Ramla protestiert, doch „Munyal“ - Geduld soll sie haben. Alles wird sich fügen.
Von Anfang an weiß Ramlas jüngere Schwester Hindou, dass ihr Schicksal schlimmer sein wird. Sie wird an ihren gewalttätigen Cousin verheiratet, der in ihr ein Eigentum sieht, an dem er handeln kann wie ihm beliebt. Aber „Munyal“ - Geduld, er wird sich schon beruhigenm, wenn sie sich im fügt und die untertänige Frau sein, die Allah für alle Männer vorgesehen hat.
Safira derweil sieht in der Zweitfrau Ramla, die ihr Mann umsorgt und bevorzugt, eine Gefahr für ihr Ansehen. Sie versucht mit allen Mitteln die Gunst ihres Mannes wiederzuerlangen und geht zu einem Marabout, ein islamischer Heiliger, der mit mystischen Zeremonien dafür sorgen soll, dass sich Safiras Mann wieder ganz allein ihr zuwendet. „Munyal“ - Geduld, seine Gebete werden wirken.

Djaïli Amadou Amal lässt „Die ungeduldigen Frauen“ drei Frauen offen zu Wort kommen. Ihre Gedanken würden Safira, Ramla und Hindou in dieser männerfokussierten Welt nie so ungeschönt preisgeben, doch als Leser:in erfährt man, was die Frauen im Innersten umtreibt. Denn in einer Gesellschaft, deren soziale Strukturen und Gesetzmäßigkeiten dafür sorgen, dass die Frauen in ihren Geschlechtsgenossinnen Konkurrenz und Missgunst sehen, sind diese Frauen auf sich selbst zurückgeworfen und sämtlicher Bande beraubt.
Die Autorin lässt viel Persönliches in ihren Roman einfließen. Sie selbst wurde als Teenager ebenfalls nach muslimischer Tradition der Fulbe zwangsverheiratet und erfährt selbst misogyne Gewalt. Amadou Amal ist eine wichtige Stimme der Frauenbewegung, ihrem Debüt in deutscher Sprache werden hoffentlich noch weitere Werke folgen.

Veröffentlicht am 04.03.2023

Europapolitischer Schabernack

Herr Sonneborn geht nach Brüssel
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Ich muss direkt zu Beginn erwähnen: Von Politik habe ich nicht die geringste Ahnung. Mir wurde das Buch von einem Bekannten empfohlen, und ich hatte definitiv meinen Spaß beim Lesen. Ungläubiges Kopfschütteln ...

Ich muss direkt zu Beginn erwähnen: Von Politik habe ich nicht die geringste Ahnung. Mir wurde das Buch von einem Bekannten empfohlen, und ich hatte definitiv meinen Spaß beim Lesen. Ungläubiges Kopfschütteln wechselte sich mit lauten Lachern ab (die meine Mitfahrer im ÖPNV regelmäßig irritiert haben).

In chronologischer Abfolge liest man sich durch seine Amtszeit in Brüssel und einmal im Monat für wenige Tage in Straßburg (großartig wahnsinniges Kapitel!), erfährt welche Themen im Europaparlament anstehen, welche Feindschaften sich zu Sonneborn entwickeln und was für Gesetze teilweise so beschlossen (oder abgewendet) werden.
Wenn ein Satiriker wie Sonneborn über das EU-Parlament schreibt, fragt man sich ganz zwangsweise, ob er da nicht ein wenig in seinem Sinne übertreibt; dann guckt man ins Netz und findet in Videos dutzendweise Verifikation dieses Zirkusses der Irren, die von Brüssel aus regieren.
Besonders ulkig fand ich ja, dass sich die etablierten Parteien einerseits über DIE PARTEI lustig machen, sie nicht ernst nehmen wollen und herabwürdigen, auf den letzten Seiten des Buches jedoch erwähnt wird, dass ebendiese anderen Parteien neidisch auf die Reaktionen zur Partei- und Pressearbeit der PARTEI reagieren. Aber diese Wirkung hat die PARTEI, am eigenen Handeln dasjenige der anderen Parteien aufzuzeigen und zu einer Bewertung einzuladen wie die Goldverkäufe der NPD, welche DIE PARTEI mit EU-Banknotenverkäufen (80 Euro gegen 100 Euro) gekonnt parodiert und angeklagt erfolgreich durch mehrere Gerichtsinstanzen Zuspruch erhalten hat. Aber lest selbst!

Man kann es gut- oder schlechtheißen, wenn eine Satirepartei wie DIE PARTEI mit Sonneborn an der Spitze ihren Schabernack in der Politik betreibt, aber man wird wesentlich mehr erfahren als von anderen Parteien oder ihren Programmen, denn Sonneborn benötigt keine falschen Versprechen, er macht einfach das, was das Titanic-Magazin schon immer gemacht hat auch in diesem Buch – die Politik ein wenig transparenter.

Veröffentlicht am 04.03.2023

Angst ist sehr subjektiv!

Schwarzhase
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Als der Hase eines Tages aus seinem Kaninchenloch ins Tageslicht heraustritt, wartet da ein riesengroßer schwarzer Hase. Schwarzhase macht dem Hasen ganz schöne Angst und er versucht ihm davonzulaufen. ...

Als der Hase eines Tages aus seinem Kaninchenloch ins Tageslicht heraustritt, wartet da ein riesengroßer schwarzer Hase. Schwarzhase macht dem Hasen ganz schöne Angst und er versucht ihm davonzulaufen. Hase weiß nicht, dass es sein vergrößerter Schatten ist, der ihn verfolgt und diesen entsprechend nicht abschütteln kann. Erst als Hase auf seiner Flucht im dunklen Wald anhält, hat er den Schwarzhasen abgeschüttelt, denn im Dunkeln gibt es keine Schatten. Im Wald wartet aber eine wirkliche Gefahr auf Hase; während er eine wohlverdiente Rast einlegt, überrascht ihn der Wolf beim Möhrenmampfen, und Hase muss schon wieder wegrennen. Gerade als Hase glaubt, jetzt ist es vorbei mit ihm, hält der Wolf inne und flüchtet zurück in den schützenden Wald: Der Wolf hat nämlich auch den Schwarzhasen gesehen und Angst bekommen! Jetzt erkennt Hase, dass man vor manchen Dingen keine Angst haben muss, weil sie ganz schön hilfreich sind.

Der Hase ist echt niedlich gezeichnet mit seinen kleinen Stummelbeinchen und seinen langen Löffeln! Besonders das Bild im dichten, dunklen Wald, wo Hase auf einem Baumstumpf sitzend dickbäckig eine Karotte mümmelt, hat mir ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert.

Für mich handelt die Geschichte davon, dass es manchmal Dinge gibt, vor denen man sich auf den zweiten Blick gar nicht zu fürchten braucht und es sich lohnt diese genauer zu betrachten. Ganz süß gezeichnetes Kinderbuch!