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Veröffentlicht am 13.03.2023

Flieh, wenn du kannst

Etage 13 - Es gibt kein Entkommen, und deine Zeit läuft ab
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Bevor Kate vollkommen in dem dunklen Loch der Trauer verschwindet, packt sie die Chance auf einen Neubeginn und sieht das Jobangebot als Sprungbrett. Das Vorstellungsgespräch findet in einem mehr als spartanisch ...

Bevor Kate vollkommen in dem dunklen Loch der Trauer verschwindet, packt sie die Chance auf einen Neubeginn und sieht das Jobangebot als Sprungbrett. Das Vorstellungsgespräch findet in einem mehr als spartanisch eingerichteten und voll verglasten Besprechungszimmer statt, um nicht von störenden Elementen abgelenkt zu werden. Joel White ist zunächst auch noch ein charismatische Personalrekruter, doch schon bald wird seine Gesprächsführung mehr als fragwürdig. Kate fühlt sich immer unwohler und möchte einfach nur noch aus dem Bürokomplex verschwinden, aber White hat entschieden etwas dagegen....


Nachdem mich C.M Ewan mit "Das Ferienhaus" mehr als überrascht hat, bin ich natürlich extrem neugierig, wie sich "Etage 13" entwickelt. Zwar kann man die Handlungen nicht miteinander vergleichen und doch muss ich sagen, dass sich in beiden Büchern Züge eines Escape-Room-Thrillers verbergen, die aber in "Etage 13" nicht ganz so gut zum Tragen kommen.

Zwar spielt sich alles im gläsernen Koloss ab und auch zu Beginn ist Ewan ein wahrer Meister darin, eine klaustrophobische Enge und Panik in Echtzeit zu erzeugen, aber diese Spannung bleibt leider nicht komplett über die ganze Zeit erhalten, sodass immer wieder der Spannungsbogen abfällt und fast ganz von vorn aufgebaut werden muss.

Kate dient als Schachfigur in einem bitterbösen Spiel und sieht sich einer doch sehr fragwürdigen Einstellungssituation gegenübergestellt. Während White immer mehr vom Sonnyboy zum Sadisten mutiert, versucht sie immer wieder einen Ausweg aus dieser doch eher erniedrigenden Situation zu finden. Dabei scheint es so, als würde es kein Entrinnen aus den gläsernen Gefängnis geben und das gepanzerte Sicherheitsglas ihren sicheren Tod bedeuten.

Es gibt mitunter Szenen, die den Pulsschlag regelrecht zum Rasen bringen, aber dann wiederum frage ich mich, wie Kate es mit minimalsten Mitteln tatsächlich geschafft hat, das Panzerglas zu durchschlagen und so der Freiheit ein Stückchen näher zu kommen. Da holpert manchmal die Logik und der ansonsten so raffinierte und zermürbende Plot zeigt erste Risse.

Ewan bekommt aber immer wieder die Kurve, um bis zum packenden Showdown seine Leser:innen an die Seiten zu fesseln, da er mit White einen echten Machtmenschen kreiert hat, der nicht nur über die sprichwörtlichen Leichen geht. Aufgrund des ein oder andere Kritikpunktes vergebe ich trotzdem sehr gute 3,5 Sternchen.

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Veröffentlicht am 19.01.2023

"Die Lösungen, nicht die Katastrophe, müssen ab jetzt den Alltag der Menschen bestimmen " (Tom)

Taupunkt
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Tom und Robert Beyer sind Brüder und doch trennt sie auf den ersten Blick mehr, als sie vereint. Während Tom seit Jahren als Wissenschaftler an einen Programm arbeitet, um die katastrophalen Folgen des ...

Tom und Robert Beyer sind Brüder und doch trennt sie auf den ersten Blick mehr, als sie vereint. Während Tom seit Jahren als Wissenschaftler an einen Programm arbeitet, um die katastrophalen Folgen des Klimawandels abzuwenden, versucht Robert mit seinem landwirtschaftlichen Betrieb Gewinne zu erzielen. Es scheint, als würden beide auf verlorenen Post gegen die sprichwörtlichen Windmühlen ankämpfen. Erst als eine alles vernichtende Hitzewelle über Deutschland hereinbricht, kommen sich die Brüder im Kampf ums Überleben näher....


"Taupunkt" von Thore D. Hansen ist erschreckend real und nah dran an dem, was uns erwartet, sodass die Schreckensbilder mir eiskalte Schauer verursachen. Denn das, was der Autor in seinem Buch schildert, ist kein Endzeitszenario mit den Vorzeichen "Was-wäre-wenn", sondern wir steuern geradewegs in unseren eigenen Untergang, wenn sich nicht endlich etwas ändert. Es ist nicht nur 5 vor zwölf, sondern höchste Eisenbahn und genau das macht Hansen in seinem Buch mehr als deutlich.

Der Roman ist aktueller denn je, Pandemie, Ukrainekrieg und Klimakrise bestimmen die Schlagzeilen und genau da setzt der Autor an, um seiner Geschichte einen Raum zur Entfaltung u geben. Er zeigt in aller Deutlichkeit auf was passiert, wenns passiert und diese Bilder gehen unter die Haut. Während Tom wirklich alles versucht, um mit seiner bahnbrechenden Idee den Planeten zu retten, verliert sich Robert in Lethargie und Verschwörungstheorien, greift zur Flasche und ertränkt nicht nur die Folgen der Klimakrise im Alkohol, sondern auch sein Scheitern.

Die Figuren sind sehr abwechslungsreich und gegensätzlich gestaltet - hier prallen die Ideale der jungen Generation auf die eingefahrenen Verhaltensweisen der Eltern und Großeltern, Klimakaktivist:innen stehen den gegensätzlichen Denk- & Handlungsweisen ihrer nächsten Angehörigen gegenüber und das erzeugt Reibung. Doch so unterschiedlich die Akteur:innen auch sind, können sie mich manchmal nicht mit ihren Handlungen und Dialogen abholen, denn sie bleiben oft unnahbar und unzugänglich. Sie können nicht überzeugen und das wäre ihre Hauptaufgabe gewesen, um die Leser;innen mit ins Boot zu holen, damit nicht nur auf dem Papier das Umdenken stattfindet.

Der Bruderzwist hat Züge von Kain und Abel , die beiden Cousinen nähern sich zwar an, bleiben aber auch über weite Stecken eher stereotyp und können nicht polarisieren. Mir fehlt hier eine mehr als dynamische Entwicklung der Charaktere, um nicht nur den Familienzwist besser zu verstehen, sondern auch Teil ihrer Gefühls- & Gedankenwelt werden zu können.

Die Handlung, so aufwühlend und wachrüttelnd sie auch ist, zeigt in aller Deutlichkeit auf, dass das Umdenken nicht erst morgen oder übermorgen, sondern jetzt, hier und heute stattfinden muss, aber sie hakt an manchen Stellen und ist somit manchmal nicht richtig nachvollziehbar.

Das verstörende Zukunftsbild brennt sich auf der Netzhaut ein und sorgt für ein sehr intensives Leseerlebnis, aber so ganz kann das Buch nicht überzeugen, daher 3,5 Sternchen

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Veröffentlicht am 22.12.2022

„Die wahre Lebenskunst besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen.“ (Pearl S. Buck)

Und dann kam das Glück
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Die Rue de la Chance hat sich im Verlauf der Jahre zu einem echten Kleinod entwickelt und ist für Chloe und ihren Blumenladen wie ein zweites Zuhause geworden. Wer einmal ihren Blumenladen betreten hat, ...

Die Rue de la Chance hat sich im Verlauf der Jahre zu einem echten Kleinod entwickelt und ist für Chloe und ihren Blumenladen wie ein zweites Zuhause geworden. Wer einmal ihren Blumenladen betreten hat, der ist nicht nur betört von den wundervollen Düften der Blumen, sondern auch von den tollen Blumensträußen, die die junge Frau mit Liebe und Geschick bindet. Doch mit Beginn der Bauarbeiten im Haus nebenan legt sich nicht nur der Baustaub und der Lärm auf die kleinen Geschäfte, auch die Kundschaft bleibt aus. Chloe ist genervt von der Gesamtsituation und will eigentlich ihrem Ärger Luft machen. Aber da ist Ben, der als Vorarbeiter auf der Baustelle immer wieder ihren Weg kreuzt....


Clara Simon öffnet ganz weit die blau gestrichenen Türen zu Chloes Laden, heißt ihre Leser:innen herzlich willkommen in der Rue de la Chane und entführt mit ihrem sehr plastischen Schreibstil nach Paris. Es sind die Farben und Gerüche, der ganz besondere Charme der kleine Gasse und das Flair der Stadt der Liebe, die für eine echte Wohlfühlatmopshäre sorgen und die Lesenden wie eine liebevolle Umarmung umgeben.

Der Zusammenhalt der Ladenbesitzer:innen mündet in einer Freundschaft, die - ähnlich wie bei den Musketieren - alle vereinen und füreinander da sein lässt. Auch wenn Pierre ab und an ein wenig zu weit vorprescht und mit seiner doch eher übergriffigen Art den einen oder anderen Nerv tötet, sind alle Figuren sehr schön gezeichnet. Sie sind mit Herz und Seele für ihre Gäste und Kund:innen da und versuchen ihnen den Charme der kleinen Straße näher zu bringen.

Chloe ist zwar ein bisschen naiv und läuft mit angezogener Handbremse durchs Leben, aber ihre Freund:innen sind immer zur Stelle, rücken ihr auch mal den Kopf zurecht und scheuen nicht davor zurück, dem Glück einen kräftigen Schubs in die richtige Richtung zu geben. Auch Ben passt hervorragend in die kleine Gemeinschaft und fügt sich nahezu problemlos ein - ein gutes Vorzeichen, um das Herz von Chloe erobern zu können. Es gibt ein oder zwei kleine Hürden, die im Verlauf des Buches zu nehmen sind und auch die ominöse Bauherrin von nebenan hat einen kurzen Auftritt, aber die Auflösung, was sie mit dem Haus nach den umfangreichen Renovierungsarbeiten vor hat, bleibt uns leider vorenthalten. Ich muss andetrhalb Sternchen abziehen, denn so schön sich die Geschichte liest, hat sie doch den ein oder anderen Haken, der mich stört. Daher vergebe ich 3,5 Sternchen

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Veröffentlicht am 12.09.2022

Schuld zu verdrängen, ist die einfachste Lösung, aber auf Dauter tötet es die Seele

Der Wert der Gefühle
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Bianca hat den Verlust ihrer Schwester nie verwunden. Wie ein Damoklesschwert schwebt das Unglück über der ganzen Familie und zerstört nach und nach das solide Fundament. Die Mutter hat seit diesem schicksalhaften ...

Bianca hat den Verlust ihrer Schwester nie verwunden. Wie ein Damoklesschwert schwebt das Unglück über der ganzen Familie und zerstört nach und nach das solide Fundament. Die Mutter hat seit diesem schicksalhaften Tag mehr als einmal versucht, sich das Leben zu nehmen, der Vater ist aus diesem toxischen Konstrukt ausgebrochen und hat sich ein anderes, (sorgen-)freies Leben aufgebaut. Nur Bianca selbst sitzt in einem Käfig aus Schuldgefühlen, der sie zu Zwangshandlungen antreibt. Selbst die Leibe zu Carlo kann die alten Wunden nicht heilen lassen....

Dies Buch ist düster, teuflisch, toxisch und morbide zugleich und zeigt, welche Schneise der Verwüstung ein tragisches Unglück hinterlässt, wenn die Fragen nach der Schuld und dem Warum auch nach Jahren ungeklärt sind. Bianca quält sich seit ihrer Kindheit mit Schuldgefühlen und versucht diese mit ihrem gnadenlosen Bedürfnis nach Perfektion und dem zwanghaften Drang, Müll in seine einzelnen Bestandsteile zu zerlegen und nach organischen und anorganischen Stoffen zu trennen, in den Griff zu bekommen. Es ist nicht immer leicht, sie als Figur zu verstehen und mitunter stößt sie die Leser:innen mehr von sich, als auf sie zuzugehen. Es gibt einige Ekel erregende Szenen, die mir die Gänsehaut auf die Arme trieben und bei denen ich gegen eine aufkommende Übelkeit ankämpfen muss.

Die Schuldgefühle fressen sich wie ein wucherndes Krebsgeschwür durch die Gedanken und Handlungen der weiblichen Hauptfigur, nehmen von ihr Besitz und machen ein normales Lebens fast unmöglich. Auch ist Bianca regelrecht von dem Gedanken besessen, mir Carlo unbeding ein Kind haben zu müssen (!!), um zumindest einen Teil der Schuld zu tilgen. Den Zerfall der eigenen Familie immer vor Augen, versucht Bianca einen Weg aus dieser schmerzhaften Abwärtsspirale zu finden. Wie sie dabei Schuld und Schmerz kompensiert, ist nicht immer auf den ersten Blick nachzuvollziehen und sorgt hin und wieder für Kopfschütteln.

Die Autorin lässt ihre Leserschaft lange darüber im Unklaren, wie sich das Unglück damals wirklich zugetragen hat und baut dadurch eine extrem hohe Erwartungshaltung auf. Die Seiten und Kapitel mehren sich, aber die Lösung will und will einfach nicht kommen. Es entsteht das Gefühl, immer kurz vor der Enthüllung des Geheimnisses zu sein, um dann doch wieder enttäuscht umzublättern und festzustellen, dass die Autorin wohl im nächsten oder übernächsten Kapitel endlich reinen Tisch macht. Diese Hinhaltetaktik zieht den Roman leider unnötig in die Länge und wäre meine Erachtens nicht nötig gewesen. Denn es schleicht sich im Verlauf des Buches bei Lesenden und Protas eine gewisse Gleichgültigkeit ein, die letztendlich dafür sorgt, dass die Auflösung der Tragödie fast schon stoisch zur Kenntnis genommen wird.

Ein Roman, der viele verstörende Szenen und intensive Gefühlsschwankungen enthält, die bei unmittelbar Betroffenen durchaus negative Gedanken hervorrufen können - ein Hinweis des Verlages wäre hier angebracht, um Nachahmung zu vermeiden.

Auf jeden Fall ein Debüt, das gegen den Strom schwimmt und die dunkle Seite der Seele zum Vorschein bringt.

3,5 Sternchen


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Veröffentlicht am 02.07.2022

“Gib der Seele einen Sonntag und dem Sonntag eine Seele.” (Peter Rosegger)

52 x Natur pur
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Die Woche neigt sich dem Ende zu und das Wochenende steht vor der Tür. Einfach mal raus aus dem stressigen Alttag und hinein in die Stille der Natur. Jörg Berghoff hat mit "52 x Natur pur" einen Impulsgeber ...

Die Woche neigt sich dem Ende zu und das Wochenende steht vor der Tür. Einfach mal raus aus dem stressigen Alttag und hinein in die Stille der Natur. Jörg Berghoff hat mit "52 x Natur pur" einen Impulsgeber veröffentlicht, der für jedes Wochenende des Jahres einen Ausflugstipp parat hält und dafür sorgt, dass Hektik, Stress und Ärger keine Chance haben.

Ein Reiseführer, der wirklich hinaus in die Natur führt und für jede der vier Jahreszeiten eine Fülle an Inspirationen bietet, die die Ausflügler:innen garantiert so noch nicht auf ihrer Agenda stehen haben.

Die Reiseziele befinden sich hauptsächlich in Deutschland, aber auch Tschechien, Österreich, Irland, Frankreich, Südtirol und und und machen mit Tipps für Trips auf sich aufmerksam. Wandern, Rad fahren, meditative Auszeit oder einfach nur draussen sein - dieser Reiseführer ist so konzipiert, dass je nach Lust und Laune an jedem Wochenende des Jahres traumhafte Erlebnisse möglich sind.

Innere Einkehr und meditative Stille im Kloster, märchenhafte Landschaften im Frau-Holle-Land, Adventszauber bei einer winterlichen Flusskreuzfahrt, zum Herbstzauber nach Südtirol oder eine hyggelige Auszeit in Dänemark sind nur einige wenige Möglichkeiten, um das Wochenende mit unvergesslichen Momenten zu füllen und daraus Erinnerungen zu formen, die noch lange im Gedächtnis bleiben.

Leider werden die Informationen zu den vorgestellten Wochenendreisen sehr komprimiert und wirken dadurch leicht oberflächlich und wie an einer Perlenschnur aufgereiht. Um nähere Informationen zu erhalten, müssen die Leser:innen ergänzende Lektüre zu Rate ziehen oder sich im Internet die erforderlichen Auskünfte einholen. Diese Tatsache schmälert ein wenig den Lesegenuss des ansonsten sehr gelungenen Reiseführers, denn hier sind wirklich unglaublich viele Tipps und Anregungen für ein entspanntes, stressfreies, erlebnisreiches Naturwochenende zu finden.

Ich muss daher schweren Herzens mit 3,5 Sternchen bewerten, da mir der Informationsgehalt einfach zu kurz kommt.


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