Auf vielen Ebenen mal etwas anderes
GallantMeinung:
Der Klappentext verspricht eine besondere Geschichte über die stumme Olivia, die in einem Waisenhaus aufgewachsen ist. Von ihrer Mutter ist nur ein altes Tagebuch geblieben, das voller Rätsel ...
Meinung:
Der Klappentext verspricht eine besondere Geschichte über die stumme Olivia, die in einem Waisenhaus aufgewachsen ist. Von ihrer Mutter ist nur ein altes Tagebuch geblieben, das voller Rätsel und seltsamer Zeichnungen steckt. Durch einen Brief ihres Onkels kann sie dem Waisenhaus entkommen und findet sich dem Stammsitz "Gallant" ihrer Familie gegenüber. Plötzlich ist sie nicht nur ihrer Familie ganz nah, sondern auch der Wahrheit über das Schicksal ihrer Eltern, doch es lauern auch Gefahren auf sie...
Es wartet eine düstere Geschichte mit einer interessanten Protagonistin in einer fesselnden Welt. Von der ersten Seite an hat die Autorin bei mir die richtige Stimmung hervor gerufen und ich habe gebannt gelesen. Gerade am Anfang habe ich mich zwischen den Gefühlen von Erschrecken, ein Stück Abscheu und Mitleid bewegt. Zu dem hat mich aber Olivia als Protagonistin sehr gefesselt und wie sie mit ihrem Charakter in der Welt des Waisenhauses besteht. Während Olivia stumm ist und deswegen keine normalen Gespräche führt, sagt sie mit ihren Gedanken so viel mehr aus. Mit der Gestaltung hat die Autorin an den richtigen Stellen beim Lesen die richtigen Bilder transportiert, was nicht zuletzt an den wunderschönen Illustrationen lag, die sich zwischen drin finden. Ich mochte es sehr gerne zwischen den Seiten einzutauchen und war gespannt auf das was mich erwartet.
Die Geschichte hebt sich von anderen Büchern nicht nur durch die Gestaltung ab, sondern auch von dem Verlauf. Während man Olivia zunächst im Waisenhaus kennenlernt, entdeckt man zusammen mit ihr "Gallant". Die Geschichte war für mich durchweg trist und grau, aber gerade das hat auch genauso gepasst. Sehr lange findet sich immer neue Fragen und es ist nur schwer den Stammsitz der Familie zu durchschauen, denn an jeder Ecke lauert eine neue Gefahr. Ich war durchweg gefesselt und konnte das Ende kaum abwarten. Die Auflösungen kommen langsam, haben mir aber wirklich gut gefallen, denn es ist sehr undurchschaubar.
Mir hat die ganze Idee bis zum Schluss gefallen und auch wenn ich die Gestaltung sehr gelungen und passend fand, war es für mich am Ende doch nicht rund um perfekt. So dunkel die Atmosphäre ist, so dunkel bleiben auch die Nebenfiguren, was ich recht schade fand. Alles konzentriert sich auf Olivia, was zwischendrin doch etwas eintönig war. Mit jedem Kapitel wurde die Entwicklung für mich ein Stück ungreifbarer und mir hat irgendwas gefehlt. Ich konnte irgendwann nicht gänzlich in die Geschichte eintauchen. Die Idee war eindrucksvoll und gut durchdacht, aber ich denke man hätte aus allem noch ein Stück mehr herausholen können. Während der Verlauf für mich zunächst recht langsam war, wobei es aber nie wirklich langweilig wurde, war mir das Ende wieder zu flott. Trotzdem hatte die Geschichte auf wieder genau den richtigen Umfang.