Bleibt leider hinter den Erwartungen zurück
Der Kuss des KaisersAls wäre mit den Vorbereitungen zur Präsentation von Klimts neuem Gemälde nicht schon genug Aufregung in Wien vorhanden, sehen sich Pospischil und Frisch auch noch mit den Ermittlungen einem Mordfall betraut. ...
Als wäre mit den Vorbereitungen zur Präsentation von Klimts neuem Gemälde nicht schon genug Aufregung in Wien vorhanden, sehen sich Pospischil und Frisch auch noch mit den Ermittlungen einem Mordfall betraut. Ausgerechnet im Brunnen des Schlossparks findet sich das erste Körperteil einer zerstückelten Leiche und die hitzige Suche nach den Überresten beginnt. Doch wer hat ein Interesse daran, die Leiche so grausam zuzurichten und ausgerechnet im Schlosspark von Thronfolger Franz Ferdinand zu drapieren ? Die beiden Ermittler stehen vor einem Rätsel...
"Der Kuss des Kaisers" lässt in einer unglaublich plakativen Schreibweise die Bilder des alten Wien zu Beginn des 20.Jahrhunderts aus den Seiten steigen. Die Leser;innen fühlen sich wie bei einer historischen Stadtführung und bewegen sich wie Komparsen in der wunderschönen Kulisse, die Neumeyer hier zum Leben erweckt. Der gesprochene Dialekt sorgt für zusätzliche Authentizität und macht die Illusion perfekt.
Doch so schön diese belebte Kulisse auch ist, so sehr vermisse ich ich hier die Spannung, die sich langsam, aber beständig aufbaut. Der Fall an und für sich ist gut durchdacht und auch zu Beginn sehr einfallsreich angelegt. Gerade die Figur Daniel weiß zu polarisieren und ich muss immer wieder an mich halten,dass ich dem Kerl mal nicht ordentlich die Meinung sage. Er schreckt wirklich vor nichts zurück , ist nur auf seinen Vorteil bedacht und lebt seinen Egoismus und seine Spielsucht in vollen Zügen aus.
Kein Wunder also, dass es ihm an den Kragen geht und man ihm das Lebenslicht ausknipst. Die Ermittlungen laufen recht träge an und doch bieten sie einen guten Einblick in die Tätigkeiten der Kommissare mit den ihnen damals zur Verfügung stehenden Mitteln. Allerdings wirkt alles sehr gemächlich und das Suchen nach dem Täter ist weniger aufregend geschildert, als ich mir das erhofft habe. Der Roman ist in meinen Augen einer ein Sozialdrama statt ein Krimi und atmet den Geist des noch recht jungen Jahrhunderts.
So bleibt der Histo-Krimi leider hinter den Erwartungen zurück und ich vergebe neutrale 3 Sternchen.