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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.08.2017

Spannend

Allmacht
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„...Wir werden die Wahrheit so schnell aus dem Wasser ziehen, wie du die Regenbogenforelle aus der Moskwa, die an deiner Datsche vorbeifließt...“


Im Jahre 1959 brechen 10 sowjetische Studenten zum Cholat ...

„...Wir werden die Wahrheit so schnell aus dem Wasser ziehen, wie du die Regenbogenforelle aus der Moskwa, die an deiner Datsche vorbeifließt...“


Im Jahre 1959 brechen 10 sowjetische Studenten zum Cholat Sjachl auf. Ein Schamane warnt sie. Einer der Studenten kehrt um, weil er sich nicht wohlfühlt. Die anderen Neun kommen bis zum Fuß des Berges. Diese Nacht soll ihre Todesnacht werden. Ihr Tod wird nie aufgeklärt.

Dann wechselt die Handlung in die Gegenwart. Maxim Charkow erhält an seinem freien Tag einen Anruf seiner Assistentin Priska. In einer Villa am Zürichsee wurde die Leiche des russischen Milliardärs Igor Komarow gefunden. Bei Ankunft der Polizei flieht ein junger Mann über das Dach. Alles sieht nach einem Mord mit homosexuellen Hintergrund aus. Doch Charkow ist skeptisch.

Der Autor hat einen fesselnden Kriminalroman geschrieben. Geschickt verknüpft er die Geschehnisse in der Vergangenheit mit dem aktuellen Mord.

Die Personen werden gut charakterisiert. Charkow kann seine russischen Wurzeln nicht verleugnen. Das zeigt sich nicht nur in seinem Privatleben, sondern auch bei seinen Ermittlungen. Er weiß, wie seine Landsleute ticken und spürt die Angst bei dem einen oder anderen, er könne ein Wort zu viel sagen. Gleichzeitig herrscht im Team der Ermittler eine angenehme Atmosphäre.

Die Spannung ergibt sich aus der Verknüpfung mehrerer Handlungsstränge. Ich möchte bewusst hier nicht auf alle eingehen. Hinzu kommt, dass anfangs überhaupt nicht klar ist, wer von wem wie und warum abhängig ist.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen und unterstützt den Spannungsbogen. Das bewirken auch die in kurze Abschnitte geteilten Kapitel, die einen schnellen Wechsel zwischen den Handlungsorten ermöglichen. Ab und an erhalte ich als Leser einen Einblick in die Ermittlungen oder eher in die kaum stattfindenden Ermittlungen zu den Ereignissen des Jahres 1959. Außerdem mag ich Charkows philosophische und gesellschaftskritische Ader, die das folgende Zitat belegt.

"...Die Feudalherrschaft aus dem Mittelalter hatte bis heute überlebt. Mit dem Unterschied, dass die obere Schicht erkannt hatte, der unteren Schicht ausreichend Brot und Spiele zu geben, damit sie sich ruhig verhielt und sogar die Interessen der Oberschicht verteidigte..."

Das Eingangszitat stammt ebenfalls von Charkow und ist ein Beispiel für die stellenweise bildhafte Sprache des Autors. Er beherrscht den Umgang mit Metaphern. Außerdem erlaubt mir der Schriftstil, die Ermittlungen detailgenau zu verfolgen. Gut finde ich, dass mir bei einigen der Protagonisten der Blick in ihre Vergangenheit gewährt wird. Dadurch eröffnet sich nach und nach die Sicht in ein menschenverachtendes System, dass ohne jegliche Kontrolle durch den Staat agiert – und das nicht nur in Russland, sondern auch in der Schweiz.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es geht der Frage nach, welche Methoden es gibt, den freien Willen des Menschen zu instrumentalisieren.

Veröffentlicht am 05.08.2017

Spannend und inhaltsreich

Evie Backwell - Stadt der Verschwundenen
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„...Ideen waren empfindliche Geschöpfe. Es würde möglicherweise noch viele davon geben, die wieder von der Angel schlüpften, bevor sie etwas fand, was sich weiterzusagen lohnte...“

Ann trifft Joshua Thane ...

„...Ideen waren empfindliche Geschöpfe. Es würde möglicherweise noch viele davon geben, die wieder von der Angel schlüpften, bevor sie etwas fand, was sich weiterzusagen lohnte...“

Ann trifft Joshua Thane beim Angeln. Sie bereitet ihn darauf vor, dass Grace Arnett ihn um einen Gefallen bitten wird, wenn die Zeit dafür reif ist. Grace stammt aus dem Ort und hat ihn noch als Kind verlassen. Josh mochte sie und hatte mit der Trennung schwer zu kämpfen.
Gabriel Thane ist Sheriff in der Kleinstadt Carin. Er wird zu einem Unfall gerufen. Ein Reh war in ein Auto gelaufen. Die Fahrerin Evie hatte sich von der Unfallstelle entfernt. Eigentlich war Evie nach Carin gekommen, um ein paar Tage Urlaub zu machen und dabei zwei alte Kriminalfälle aufzuklären. Im Ort war vor Jahren ein Kind verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Gleiches gilt für die Familie eines Polizisten. Für solche Fälle will der neue Gouverneur eine Task Force einsetzen. Evie hofft, sich durch ihre Arbeit dafür zu empfehlen.
Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen und hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Das liegt nicht zuletzt an der abwechslungsreichen Handlung.
Gleich zu Beginn werden die Protagonisten ausreichend charakterisiert. Evie ist ehrgeizig. Sie weiß, was sie kann und möchte es zeigen.
Gabriel hat als Sheriff die Nachfolge seines Vaters angetreten. Er nimmt seine Aufgabe ernst, ist von den Einwohnern geachtet und ist im großen und ganzen mit seinem Leben zufrieden.
Will, der älteste Bruder von Josh und Gabriel, hat ein gutes Händchen für Tiere und kümmert sich um Evies Hunde, die den Unfall leicht verletzt überstanden haben. Will ist mit Karen befreundet, weiß aber noch nicht, dass die junge Frau in Gefahr ist.
Der ruhende Pol in der Familie ist ihre Mutter Maria. Sie ist gläubig und führt ein reges Gebetsleben. Ihre Jungen können mit jedem Problem zu ihr kommen. Ann, die weiß, was in der nächsten Zeit auf die Familie zukommt, bittet sie um Gebete. Auffallend ist, dass Maria niemand den Glauben aufzwingen will und kein Problem damit hat, wenn eine Partnerin der Söhne mit dem Glauben wenig anfangen kann.
Der Schriftstil des Buches ist ausgefeilt. Sehr genau werden Evies Arbeitsschritte und Gedanken zu den Entführungsfällen wiedergegeben. Obiges Zitat fällt nach ihren ersten Einschätzungen der Lage. Die junge Frau ist gründlich, verlässt ausgetretene Pfade und hinterfragt ihre Ideen. Dabei kommt ihr zugute, dass sie als Außenstehende emotional weniger in die Fälle involviert ist wie Gabriel und sein Vater. Geschickt animiert die Autorin mich als Leser zum mitdenken und mit knobeln. Natürlich darf ich dabei auch sämtliche Irrwege mitgehen. Doch die Ermittlungsarbeit ist nur eine Seite des Buches. Der zweite Aspekt sind die vielschichtigen Beziehungen zwischen den Protagonisten.Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören für mich die sehr gut ausgearbeiteten Dialoge. Wenn sich Ann und Evie über berufliche Entwicklungen unterhalten und dabei christliche Aspekte mit einbeziehen, fühlt man sich als Leser fast persönlich angesprochen. Ein von Gabriel und Evie geführtes Gespräch mit einem Psychologen über die verschwundene Familie zeigt, was geschickte Gesprächsführung vermag. Rückblicke in das Leben einiger Protagonisten lassen ihr Handeln in einem neuen Licht erscheinen. Sehr viel Wert legt die Autorin auf die Emotionen der Personen. Dabei geht sie sehr feinfühlig damit um. An vielen Stellen wird deutlich, dass in der Familie Thane der Glauben gelebt wird. Das spiegelt sich weniger in ihren Worten, mehr in ihrem Tun wider. Es fällt mir allerdings schwer dies in Worte zu fassen. Das muss man beim Lesen erleben. An verschiedenen Stellen kommt auch der Humor nicht zu kurz. Besonders Evie ist ein humorvoller Mensch. Das zeigt sich, nachdem sie den Schock des Wildunfalls überwunden hat.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Sympathische Protagonisten, eine spannende Handlung und logisch gekonnt verknüpfte Ermittlungen sind ein paar der Punkte, die das Lesen zum Vergnügen machen.
Zum Schluss darf Evie nochmals zu Wort kommen.
„...Sie wusste, dass Gott ihr die Zeit ließ, darüber nachzudenken und zu entscheiden, was sie wirklich wollte...Innerhalb seiner liebevollen Grenzen konnte sie den Weg wählen und Gott würde mit ihrer Entscheidung einverstanden sein...“

Veröffentlicht am 03.08.2017

Spannender Wissenschaftsthriller

Strange Matter
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„...Ja, wenn man so will, ist die Uhr ein relativistischer Bewegungsmesser. Sie misst lokale Abläufe in einer bestimmten Bewegungsrichtung...“

Paul Weingarten ist 29 Jahre, freier Mediengestalter und ...

„...Ja, wenn man so will, ist die Uhr ein relativistischer Bewegungsmesser. Sie misst lokale Abläufe in einer bestimmten Bewegungsrichtung...“

Paul Weingarten ist 29 Jahre, freier Mediengestalter und ein Nachtmensch. Es gab eine Nacht, die sollte sein ganzes Leben verändern. Als er das alte Sprossenfenster öffnen wollte, spürte er ein sanftes Vibrieren. Mit seiner Videokamera nimmt er wenige Minuten später ein Leuchten am Himmel auf. Es ist ein pulsierende Licht, begleitet von quietschenden Geräuschen.
Der Autor hat einen fesselnden Wissenschaftsthriller geschrieben. Es ist schwierig, das Buch zu rezensieren, ohne vom Inhalt zu viel zu verraten.
Das Besondere an der Geschichte ist ihr Aufbau. Der normalen Ablauf des Geschehens wechselt mit der Beschreibung von Videosequenzen. Die sind nummeriert, zum Teil mit Datum und Uhrzeit versehen und in relativ kleiner Schrift gedruckt. So wirkt das Buch wie ein Film oder besser ausgedrückt, das Drehbuch zu einem Film.
Beide Teile, also Text und Video, geben einen Einblick in Pauls Privatleben, schildern die einschneidenden Ereignisse nach der Aufnahme der Wolke und die Erlebnisse mit der Forschergruppe um Eva und Judith. Auch über das Privatleben der Wissenschaftler erfahre ich so nach und nach einiges. Dabei scheint Paul in eine Art Zeitschleife geraten zu sein, denn all die Geschehnisse wiederholen sich mehrmals mit mehr oder weniger Abweichungen. Mit Hilfe der Videoaufnahmen ist Paul bei jedem Durchlauf in der Lage, den Wissenschaftler zu zeigen, was passiert ist. Zu den inhaltlichen Höhepunkten gehören die Diskussionen. Da Paul wenig Ahnung von Physik hat, sind die Wissenschaftler gezwungen, ihre Ideen in allgemeinverständlicher Sprache darzulegen. Das kommt auch dem Leser entgegen, für den die Physik nicht gerade zu den Hobbys gehört. Der Autor führt mich mit jedem Gespräch tiefer in die Erkenntnisse und Theorien der Quantenphysik. Plasmaentladungen, Gammastrahlen, Verschränkung, Gammawellen, der Einfluss von Beobachtungen auf Wellen, die Theorie von mehreren Parallelwelten sind Themen, die gestreift werden. Letztendlich geht es allen darum, einen Weg zu finden, den Kreislauf zu unterbrechen und eine Vernichtung der Erde zu verhindern. Neue Impulse bekommen die Forscher, als sie in einer Felsgruppe auf eine alte keltische Inschrift stoßen. Hanne, Pauls Freundin und Historiker, datiert sie ins Jahr 775 Nachforschungen ergeben, dass in dem Jahr eine hohe kosmische Energie die Erde getroffen haben muss, deren Folgen in Baumringen nachweisbar sind. Es gibt aber kein Ereignis im Universum, das dafür ursächlich ist.
Genauso spannend wie die wissenschaftlichen Diskussionen fand ich Pauls Gedanken, die ab und an in die Tiefen der Philosophie führten. Es geht um fragen nach dem Sinn des Daseins, wenn man weiß, dass die Zeit begrenzt ist, und um die Chance, Veränderungen herbei zu führen.
In dem Text sind einige Schwarz-Weiß-Bilder eingefügt, die das Gesagte veranschaulichen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist ein gekonntes Spiel mit den Möglichkeiten der modernen Physik und den Gefahren, die aus den weiten des Alls drohen könnten.

Veröffentlicht am 03.08.2017

Spannende Verfolgungsjagden

Ein Kinderspiel
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„...Und mit seinen Hormonen würde er auch noch ein ernsthaftes Wörtchen zu reden haben...“

Walter Bernstein möchte, dass Markus Neumann mit Janna Berg zusammenarbeitet. Er will Janna eine Festanstellung ...

„...Und mit seinen Hormonen würde er auch noch ein ernsthaftes Wörtchen zu reden haben...“

Walter Bernstein möchte, dass Markus Neumann mit Janna Berg zusammenarbeitet. Er will Janna eine Festanstellung in seiner Behörde anbieten. Dazu testet er, wie sie in Krisensituationen reagiert. Jann kann nicht ahnen, dass die Erfahrungen des Tests in den nächsten Tag für Markus und sie lebenswichtig werden. Ihr fallen erstaunlich unkonventionelle Lösungen ein.
Zwar ist Markus gerade erst aus Russland zurückgekommen, doch schon wartet er nächste Auftrag auf ihn und Janna. Sie sollen aus Krakau einen 18jährigen Hacker, der sich mit dem organisierten Verbrechen angelegt hat, und seine 12jährige Schwester abholen. Erstere kommt ins Zeugenschutzprogramm, Maja, die Schwester, zu Verwandten in Deutschland. Die Eltern der beiden sitzen eine langjährige Haftstrafe ab.
Erneut hat die Autorin einen fesselnden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Das Buch ist zwar nur knapp über 100 Seiten lang, enthält aber alles, was eine spannende Geschichte ausmacht. Es ist der 10. Teil mit Markus und Janna.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen und ist vielseitig. Stellenweise unterstützt er die rasante Handlung, so bei den Versuchen, den Verfolgern zu entkommen. Im privaten Zusammensein dagegen wirkt er fast romantisch. Markus und Janna spüren, dass die Anziehungskraft zwischen ihnen zunimmt, wollen es aber nicht zugeben. Obiges Zitat stammt von Markus, als er mit Janna ein gemeinsames Hotelzimmer in Krakau bezieht. Es zeigt, das die Autorin ihrer Protagonisten ab und an einen feinen Humor gestattet. Wieder anders wirken die Teile, wo sich Janna insbesondere um Maja kümmert. Das Mädchen hat Angst. Hier kommt Jannas mütterliche Ader zum Tragen. Sie versteht es, sie zu beruhigen. Markus wäre damit völlig überfordert. Das zeigt auch, wie gut sich die beiden im beruflichen Umfeld ergänzen. Natürlich passiert es Janna nach wie vor, dass sie in Stresssituationen in einen Dauerredefluss ausbricht. Gleichzeitig wird deutlich, wo die Schattenseiten ihrer neuen Arbeit liegen werden, falls sie sich dafür entscheidet. Sie wird selbst gegenüber ihren Eltern über das wahre Tun schweigen müssen. Das ist sicher nicht immer einfach.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ein hoher Spannungsbogen, sympathische Protagonisten und ein aktionsreiches Geschehen sind einige Gründe dafür.

Veröffentlicht am 01.08.2017

Eine Oase der Ruhe

Das Haus im Amselgarten
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„...Eine Libelle setzt sich ins trockene Ried, fächert zart mit ihren Regenbogenflügeln. In ihnen schimmert die Nachmittagssonne in pastellenen Farben...“

Die Erzählerin möchte in Ruhe die Tage des Frühlings ...

„...Eine Libelle setzt sich ins trockene Ried, fächert zart mit ihren Regenbogenflügeln. In ihnen schimmert die Nachmittagssonne in pastellenen Farben...“

Die Erzählerin möchte in Ruhe die Tage des Frühlings genießen. Dann kommen zwei Dinge zusammen. Sie findet im Garten einen gefiederten Indianerpfeil und vor ihrem Haus raubt ihr ein Preßluftbohrermann mit seinem Werkzeug den letzten Nerv. Dann findet der Pfeil sein Ziel, und sie zieht für eine gewisse Zeit in das Häuschen ihrer Großmutter in Thüringen.
Die Autorin hat eine humorvolle und lockerleichte Sommergeschichte geschrieben. Im Gegensatz zu vielen an den Büchern dieses Genre spielt die Geschichte zwar auch in der Gegenwart, aber sie strahlt ab und an das Flair der Vergangenheit aus.
Im Häuschen der Großmutter fühle ich mich als Leser in eine Zeit zurückversetzt, wo das Leben mit und in der Natur alltäglich war und Hektik ein Fremdwort. Das heißt nicht, dass nicht geschieht. Aber alles passiert in Ruhe und in der jahrelangen Routine.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Der Autor gelingt es, Erinnerungen an die Kindheit abzurufen. Das gilt für die Erzählerin, aber auch für mich als Leser. Mit einer bildhaften Sprache voller Metapher und treffenden Adjektiven werden die Jahreszeiten und ihre Besonderheiten beschrieben. Obiges Zitat ist ein Beispiel dafür. Die Erzählerin darf an liebgewordenen Ritualen der Großmutter teilnehmen, sei es das Kaffeekränzchen oder das Sammeln erster Pilze und Beeren. Die Großmutter ist aber auch offen für Veränderungen. Für die Zeit, wenn die Enkelin wieder in ihre Welt zurückkehrt, wünscht sie sich einen Hund. Der sorgt für Abwechslung im Lebensablauf,
und er wird nicht das einzige Tier bleiben. Sehr geschickt versteht es die Großmutter, der Enkelin klar zu machen, was sie zu tun und zu lassen hat. Einkochen, Ansetzen von Likör und Gartenarbeit strukturieren den Tag. Mit dem einen Nachbarn kann man, mit dem anderen weniger. Um geistig fit zu bleiben, löst die Großmutter Kreuzworträtsel. Gewinne sind eine gewünschte Zugabe. Die fränkisch-thüringische Mundart der Großmutter gibt dem Buch seine besondere lokale Atmosphäre. Für Nichtthüringer wird jeweils durch die Erzählerin übersetzt. Ein feiner Humor durchzieht die Handlung.
Etwas Besonderes sind die 5 alten Rezepte, die im Laufe der Geschichte nicht nur beschrieben, sondern auch abgedruckt werden. Eines davon ist auch in der Kurrentschrift enthalten, in der es einst angefertigt wurde.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es erinnert wieder einmal daran, welche Ruhe und Schönheit in der Natur im Laufe des Jahres zu finden ist. Die Erzählerin konnte in dieser Zeit viel Kraft tanken und mir hat sie einige wenige Stunden der Besinnlichkeit und der Erinnerung geschenkt.