Krönender Reihenabschluss
Nachdem Band 2 der Reihe für mich nicht so überzeugend war und ich einige negative Kritiken zu Waldgrab gelesen hatte, bin ich skeptisch an den den Band gegangen. Ob es sich gelohnt hat?
Mir ist nach ...
Nachdem Band 2 der Reihe für mich nicht so überzeugend war und ich einige negative Kritiken zu Waldgrab gelesen hatte, bin ich skeptisch an den den Band gegangen. Ob es sich gelohnt hat?
Mir ist nach wie vor klar, dass die Autoren eine ganz spezielle Art haben, ihre komplexen Geschichten aufzubauen. Sie sind ausführlich und tiefer, entwickeln sich langsamer, nicht zuletzt wegen der vielen Perspektiven. Doch genau das mag ich so an ihnen. Hier muss ich mich reinknien, dranbleiben und verstehen.
In ihrem letzten Teil der Kronoberg-Reihe begegnen wir der Ermittlerin Jeanette Kihlberg wieder, die wir schon aus der Victoria-Bergman-Reihe kennen. Seit Victoria (Sofia) aus ihrem Leben verschwunden ist, ebenso wie ihr undankbarer Künstlergatte, hat sie sich noch immer nicht mit ihrem Leben arrangiert. Sie wird mit ihrem Kollegen zu einer Baustelle gerufen, wo ein Mann getötet wurde. Am anderen Ende von Stockholm wird eine Frau tot in der Badewanne aufgefunden. Dann wird ein verwahrlostes, verstörtes Mädchen in einem weißen Kleid aufgegriffen, das nicht spricht. Ihre Ermittlungen führen sie zu einem aktuellen Buch, das von einer Frau erzählt, die vor über hundert Jahren ein einsames Leben führte und für verrückt erklärt wurde.
Diese drei Fälle werden sauber, detailliert und glaubhaft zusammengeführt. Diesmal wurde es auch bei weitem nicht so gewalttätig, wie ich es aus den vorigen Bänden gewohnt war. Und wir sind zum ersten Mal ganz nah an den eigentlichen Ermittlungen dran. Es gab wieder viele Namen und Schauplätze, mit denen ich erstmal zurechtkommen musste. Doch die Geschichte um Stina hat mich dann so gefesselt, dass ich das Buch wieder in kürzester Zeit durchsuchtet hatte. Leider wäre hier jedes weitere Wort ein Spoiler.
Keine Frage, dass wir auch diesmal mit den eigensinnigen Ermittlern kaum warmwerden. Aber das war für ich auch nie nötig. Dennoch fühlen sie sich alle authentisch an mit ihrem menschlichen Unzulänglichkeiten. Ich brauche keine tausendste Macke, wenn doch klar ist, wie kaputt einen der Polizeidienst machen kann. Der Fokus liegt vielmehr auf den anderen Charakteren, sowohl den Opfern als auch den Tätern. Immer wieder führt es mich zu denselben Fragen: Was geht in den kranken Köpfen vor? Wie viel kann ein Mensch aushalten? Und für mich war alles schlüssig, nachvollziehbar und spürbar.
Und dann kam dieser eine Satz, etwa hundert Seiten vor Schluss, und mich beschlich so eine Ahnung. Und wahrlich, sie haben es geschafft, einen ganz großen Bogen zu schlagen. Was für ein Finale! Das zeigt mir einmal mehr, dass die beiden Autoren größer denken und nichts aus den Augen verlieren. Wer also auch die Victoria-Bergman-Reihe gelesen hat, wird sich freuen.
Für alle, die die Bücher noch nicht kennen, kann ich sagen, man kann die Teile der Kronoberg-Reihe getrennt lesen, weil alle Fälle abgeschlossen sind. Kennt man die anderen aber, wird man viele Zusammenhänge besser verstehen und am Ende wahrscheinlich genauso überrascht sein wie ich. Denn ich freue mich schon auf das, was da noch kommt.
Mit diesem Ende haben sie die minimalen Längen wieder wettgemacht. Jerker Eriksson und Håkan Axlander Sundquist werden wohl Ausnahmeautoren bleiben, den ich gern weiter folgen will.