„Liebe kann uns helfen, einen Weg aus der Dunkelheit zu finden, aber sie heilt uns nicht. Und manchmal, da sorgt sie nur dafür, dass man noch viel, viel tiefer fällt, als man je glauben konnte.“
(Großvater Bennett zu Sophia in With you I heal))
Worum geht’s?
Arin ist gerade clean geworden und steht vor den Scherben seines bisherigen Lebens. Sein schlechter Ruf in dem kleinen Städtchen Belmont Bay sorgt dafür, dass er keinen Job bekommt – bis er vom alten Bennett den Auftrag erhält, seinen Oldtimer wieder flottzumachen. Dabei trifft er auf Sophia, Bennetts Enkelin, die nach Belmont Bay zurückgekehrt ist, um für ihren Großvater da zu sein – zumindest ist das die offizielle Version. Aber Sophia scheint etwas zu verbergen. Eine Dunkelheit, die Arin nur zu gut kennt. Trotz aller Warnungen, Arin solle sich von Sophia fernhalten, fliegen zwischen den beiden bald die Funken …
With you I heal ist Band 3 der Belmont Bay Reihe und ist in sich geschlossen. Das Buch beinhaltet Spoiler zu Band 1 und 2, Vorkenntnisse werden aber nicht benötigt.
Inhaltliche Hinweise
Die Geschichte wird durch Arin und Sophia in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch beinhaltet Thematiken, die triggern können, insbesondere aus dem Bereich Substanzenmissbrauch.
Meine Meinung
Nachdem mich With you I dream und With you I hope schon sehr begeistern konnten, war klar, dass ich auch Band 3 der Reihe lesen muss. Wahrscheinlich habe ich mich auf diesen Teil sogar am meisten gefreut, da ich so gespannt darauf war, was hinter Arin steckt und wieso das ganze Örtchen Belmont Bay ihm gegenüber so viele Vorbehalte hat. Mit einer derart mitreißenden Geschichte, die mich wirklich im Herzen berührt hat, habe ich am Ende aber nicht gerechnet.
Arin durfte man bereits in den beiden Vorbänden kennenlernen und hat hier insbesondere mitbekommen, wie viele Vorbehalte die Dorfbewohner gegen ihn haben. Es wurde zwar bereits mehrfach thematisiert, dass er eine Suchtmittelabhängigkeit hat, doch die tatsächlichen Auswüchse hiervon hat man erst in diesem Teil so richtig kennengelernt. Mehr als einmal hat er bereits gegen seine Sucht angekämpft und ist nun bereits seit einigen Monaten clean. Doch er muss dennoch täglich kämpfen. Gegen sich selbst, gegen seine Sucht, gegen den Ruf, den er nach zahlreichen Ausfallsituationen in der Stadt hat, gegen die Hoffnungslosigkeit, gegen alles. Arin ist nicht der typische Bad Boy, auch wenn er gern so dargestellt wird. Aber jahrelanger Suchtkonsum hat Spuren hinterlassen, auch bei den zwischenmenschlichen Beziehungen. Und daher ist ein zentrales Thema in diesem Buch Vergebung. Arin ist nur der Meinung, dass er diese nicht verdient, und so kämpft er gegen quasi alles Gute, was ihm aufm Weg passiert, an. Gleichzeitig ist er verzweifelt, weil er irgendwie Fußfassen muss, nein, will. Er will ein Leben mit Perspektive und die Perspektive soll eben nicht der nächste Rausch sein. In zahlreichen Rückblenden erfährt man viel über seine bisherige Haltung zum Leben, aber auch über seine Mutter, die im Laufe des Buches eine der größten Herausforderungen für Arins Weg der Besserung sein wird. Und man erfährt über Sophia. Denn Arin und Sophia sind eine Second Chance Lovestory, die vor einigen Jahren das jähe Ende nahm, als Sophia plötzlich die Stadt verlassen hat, nachdem ihre beste Freundin spurlos im Wald verschwand und fast alle Arin die Schuld hieran gaben. In der Vergangenheit hatten Sophia und Arin eine komplizierte Form von Liebschaft, die ich ungern Beziehung nennen möchte, die aber auf jeden Fall toxische Tendenzen aufwies und auch Arins Haltung zum Leben hierfür nicht gerade förderlich war. Als Sophia nun in einer Notlage nach Belmont Bay zurückkehrt, flackert die alte Flamme wieder auf – sehr zum Missfallen zahlreicher Dorfbewohner und von Sophias Großvater Bennett.
Aber ausgerechnet Bennett wird es in diesem Buch auch sein, der mit dem größten Einfluss auf Arin haben wird. Er gibt ihm Chancen und glaubt an ihn, wenn es niemand anderes tut. Niemals sagt er dies offen, aber wer Bennett aus den Vorbänden kennt, schaut sehr schnell hinter diese Fassade. Arin wird viel stolpern in dieser Geschichte, aber er lernt, wiederaufzustehen und dafür zu kämpfen, was ihm wichtig ist – für sich selbst, für Sophia und für die Hoffnung auf eine wirkliche Zukunft. Mich hat Arins Geschichte sehr berührt und ich fand es toll, dass die Autorin seinen Gedanken so viel Raum gegeben hat, seine komplizierten, wirren und manchmal widersprüchlichen Emotionen so liebevoll aufgearbeitet hat und Arin einfach die Chance gegeben hat, seinen eigenen Weg der Besserung zu finden. Und hier bewundere ich die Autorin auch für ihre Entscheidung, dieses Buch realistisch zu gestalten. Denn Arin wird keine Wunderheilung haben, soviel spoilere ich bereitwillig an dieser Stelle. Nein, Arin wird fallen, falsch reagieren, sich entschuldigen, verzweifeln, hoffen und Angst haben. Er wird wieder schwach werden, in alte Muster zurückfallen und die Stärke gewinnen, sie zu durchbrechen. Es ist keine Aufwärtsgeschichte, sondern eine Achterbahn, ein Auf und Ab. Und das fand ich toll, denn es ist so echt und ehrlich, dass ich mir mehr davon in Romance-Büchern wünsche. Liebe kann nicht alles heilen, aber vieles erleichtern. Sophias Geschichte ist auch durchaus gewichtig, bekommt aber in meinen Augen nicht so viel Raum. Das ist schade, weil es ein Thema ist, was ich selten in Büchern finde und wo auch in der Bevölkerung viel Unwissen herrscht. Andererseits hätte ich auch jetzt nicht benennen können, was man großartig „mehr“ hätte einbringen können. Aber auch hier gilt: Behutsam, ehrlich und mit viel Fingerspitzengefühl erzählt die Autorin ihre Gedanken, Zweifel und Ängste. Sophia und Arin sind vielleicht nicht unbedingt mein Lieblings-Romance-Pärchen, aber ich mag, wie sie sich entwickeln und wie die Autorin nichts überstürzt.
Anders als bei den Vorbänden hatte ich dieses Mal auch nicht das Gefühl, dass die Geschichte springt, weil die Autorin eine To-Do-Liste abhaken möchte. Nein, es entwickelt sich alles sehr dynamisch und greifbar, der Zeitverlauf entsteht natürlich. Ich empfand das Buch aber auch deutlich weniger dramatisch dargestellt. Die natürliche Dynamik im Örtchen ist super getroffen, die Entwicklung der Meinungen zu Arin, zu Sophia und Arin zusammen, sind greifbar und von viel Hoffnung, Vergebung und Mitgefühl geprägt. Mein absoluter Held in dieser Geschichte war Bennett, für den sich die Autorin etwas ausgedacht hat, was mein Herz unglaublich gebrochen hat, was aber gleichzeitig zu der Idee passt, dass wir Abschied von der Reihe nehmen, nachdem die Charaktere ihre Wege gefunden haben und sich so viel weiterentwickelt haben. Einzig um Chris trauere ich ein wenig, der in allen Bänden so gefühlvoll und unterstützend war, aber niemals seine eigene Geschichte kriegen wird. Ich verabschiede mich jedoch mit großer Begeisterung von Belmont Bay, von den tollen Bewohnern, von den toll erzählten Problematiken, die die Autorin so ergreifend und einfühlsam aufbereitet hat und mit denen man sonst selten in Berührung kommt. Eine starke Reihe, die ich sehr ans Herz legen kann.
Mein Fazit
With you I heal ist ein beeindruckender Reihenabschluss, der mich von allen Teilen am meisten überzeugt hat. Gefühlvoll, kompliziert und ehrlich geht es hier um Heilung, Hoffnung und Vergebung, aber auch um den schweren Weg, den Arin hinter sich bringen muss. Toll geschrieben, voller Emotionen und auch sehr berührend. Schade, dass dies der letzte Teil der Belmont Bay Reihe ist.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]