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Veröffentlicht am 15.03.2023

Ein außergewöhnliches Koch-Lesebuch

Yummy Books!
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Cara Nicoletti ist in einer Metzgersfamilie aufgewachsen und ist selbst sowohl Köchin, als auch Metzgermeisterin. In ihrem Buch "Yummy Books" schreibt sie über ihre Lieblingsbücher, die sie durch ihr Leben ...

Cara Nicoletti ist in einer Metzgersfamilie aufgewachsen und ist selbst sowohl Köchin, als auch Metzgermeisterin. In ihrem Buch "Yummy Books" schreibt sie über ihre Lieblingsbücher, die sie durch ihr Leben begleiten und zwar anhand von den Gerichten, die in den Büchern vorkommen, die die Protagonisten essen, oder die die Autorin damit verbindet. Das ist eine ungewöhnliche und wie ich finde, sehr interessante Idee. Jedes Buch wird mit Hilfe einer Anekdote vorgestellt und mit dem passenden Gericht in Verbindung gebracht. Diese kleinen Geschichten sind das Herzstück dieses Buches, sie sind oft sehr persönlich, witzig, manchmal auch erschreckend oder schockierend, wie im Falle Hannibal Lecters. Im Anschluss gibt es dann noch das entsprechende Rezept dazu. Wir begleiten die Autorin dabei durch ihr ganzes Leben. Angefangen von ihrer Kindheit, durch Jugend und Studium, bis jetzt, ins Erwachsenenalter. Das Layout ist sehr schön gestaltet, mit einer angenehmen Schriftgröße, farblich oder fett gedruckten Überschriften, die deutlich abgesetzt sind. Untermalt von einigen sehr schönen Fotos, nur leider etwas zu wenig davon. Gerade bei den Rezepten hätte ich mir bei jedem Gericht eines gewünscht. Die vorhandenen Fotos sind jedoch sehr gut gelungen und passen zum Stil des Buches. Auch das nicht alltägliche Format finde ich sehr schön. Der dicke kartonierte Umschlag macht es stabiler, die Größe handlich, gerade für den umfangreichen Leseteil. Das Buch ist für mich auch eher ein Lese- als ein Kochbuch, obwohl die Rezepte sehr verlockend und durchaus machbar klingen. Von einfach bis kompliziert ist alles vorhanden und für jeden Hobbykoch sicher etwas dabei. Aber der Schwerpunkt liegt doch auf den Texten. Und die sind in einer erfrischenden, leicht zu lesenden Art und Weise geschrieben, dass es großen Spaß macht, sich in sie zu vertiefen. Nur allzu hungrig darf man nicht sein, denn es ist viel vom Essen die Rede, sehr viel. Mit ihrem Buch gelingt es der Autorin zwei große Leidenschaften miteinander zu verbinden, zwei Leidenschaften, die sich wohl viele mit ihr teilen, sonst wäre in der Weltliteratur das Essen nicht so präsent. Das Buch wird mich sicher noch weiter beschäftigen, sei es beim Kochen, oder auch bei der Auswahl neuer Lektüre. Denn noch kenne ich nicht alles, was hier vorgestellt wurde. Ich habe auf alle Fälle viele neue Anregungen erhalten, die ich unbedingt noch nachkochen, bzw. lesen möchte.

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Veröffentlicht am 15.03.2023

Ein wunderschöner Ratgeber

Bio-Gärtnern am Fensterbrett
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Birgit Lahner zeigt uns in ihrem Buch "Bio-Gärtnern am Fensterbrett", dass man auch ohne Balkon und Garten Obst und Gemüse anbauen und ernten kann. Wir haben auch nur eine Mini-Loggia, aber dafür ganz ...

Birgit Lahner zeigt uns in ihrem Buch "Bio-Gärtnern am Fensterbrett", dass man auch ohne Balkon und Garten Obst und Gemüse anbauen und ernten kann. Wir haben auch nur eine Mini-Loggia, aber dafür ganz viele Fensterbretter, auf denen ich schon seit Jahren Blumenkästen stehen habe. Bis jetzt meist nur mit Blumen, Tomaten, Kräutern und ab und zu mal eine Chili oder Paprika. An mehr habe ich mich noch nicht getraut. Durch das Buch habe ich gesehen, dass noch vieles mehr möglich ist. Für dieses Gartenjahr kam das Buch leider etwas spät, so dass ich die vielen praktischen und fundierten Ratschläge noch nicht alle in die Tat umsetzen konnte. Ich habe viele Pflanzen, die überwintern und neue Pflanzen, die ich meist spontan einkaufe, ohne groß zu überlegen. Da war der Ernteerfolg, bzw. das Pflanzenwachstum nicht immer sehr erfreulich. Im nächsten Jahr werde ich mit einer besseren Planung an die ganze Sache herangehen. Einen ersten Tipp habe ich schon beherzigt. Ich habe unter meine Tomaten- und Paprikapflanzen Ringelblumen und Kapuzinerkresse gepflanzt. Auf diese Idee wäre ich selbst nie gekommen. Und sie ist genial. Die sonst so langweiligen kahlen Tomatentöpfe sind nun eine richtige Zierde auf meinen Fensterbrettern.

Das Buch ist nicht nur für Anfänger, sondern auch für Fortgeschrittene eine wahre Goldgrube. Die Autorin liefert jede Menge praktische und gut nachvollziehbare Ideen für das erfolgreiche Gärtnern auf kleinstem Raum. Beginnend mit der optimalen Auswahl an Pflanzgefäßen, der nötigen Befestigung, der Planung (ein wichtiger Punkt, den ich sicher nicht mehr vergesse ) wird der erste Schritt für jeden ganz einfach. Birgit Lahner erklärt im Kapitel "Grundlagen" weiterhin ausführlich, wie man einen Topf idealerweise vorbereitet und beflanzt, sie gibt sehr interessante Tipps zur Pfanzenauswahl, zu Pflege, Düngung, Fruchtfolge etc. und, was leider auch bei den besten Bedingungen oft nötig ist, zur Schädlingsbekämpfung. Im Hauptteil werden die bekanntesten und geeigneten Pflanzen einzeln behandelt und dort ausführlich beschrieben. Sehr interessant finde ich die Rubrik " Der Fenstergarten im Jahresverlauf". Denn ich gehöre auch zu der Kategorie Gärtner, die ganzjährig einen Fensterschmuck möchten, da habe ich sehr gute Ratschläge erhalten, die ich gerne nachmachen möchte. Im Anhang findet man noch einige kreative Tipps und Adressen für Bestellungen für Pflanzen und Zubehör.

Mir gefällt das Buch außerordentlich gut. Ich werde mir sicher noch viele schöne Ideen daraus holen. Schon jetzt bekomme ich viele positive Kommentare meiner Nachbarn. Und ich fühle mich fast, als hätte ich einen eigenen Garten.

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Veröffentlicht am 15.03.2023

Dieses Buch polarisiert

Vermählung
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Eine Jane Austen lebt von ihrer viktorianischen Zeit, von den Zwängen und Konventionen. Von den Vorurteilen und strengen Sitten. Sie in die heutige Zeit zu übertragen ist nicht einfach, wenn nicht gar ...

Eine Jane Austen lebt von ihrer viktorianischen Zeit, von den Zwängen und Konventionen. Von den Vorurteilen und strengen Sitten. Sie in die heutige Zeit zu übertragen ist nicht einfach, wenn nicht gar unmöglich. Ich denke, dass Curtis Sittenfeld dieser Spagat doch fast gelungen ist. Auch wenn manche Szenarien in diesem Buch nahe an der Grenze zur Unglaubwürdigkeit sind, diese oft sogar noch überschreiten, ein Klischee das andere jagt, sehe ich doch große Ähnlichkeiten. War nicht auch Jane Austen eine, die zu ihrer Zeit Empörung hervorgerufen hat? Eine, die ihre Grenzen überschritten hat. Die aufmüpfig war und rebellisch. So sind auch die Hauptcharaktere in diesem Buch. Sie weichen ab von der Norm, aber auch wieder nicht. Eigentlich sind es ganz normale junge Frauen, wie wir sie überall finden. Die Autorin hat sie lebendig dargestellt, man findet sofort Zugang zu ihnen. Sie kämpfen mit den üblichen Problemen unserer Zeit. Die sind von der Autorin gut ausgearbeitet, manchmal sogar zu gut, so dass die Geschichte teilweise zu slapstickhaft wirkt. Der Humor, den Sittenfeld verwendet ist nicht jedermanns Sache, er trifft hart und verletzt, er überschreitet Grenzen. Mich hat er bis fast zum Schluss gut unterhalten. Das Ende war mir leider etwas zu viel des Guten, da hätte ich auf die ein oder andere Seite verzichten können. Die dargestellte Reality-Show passt gut in unsere Zeit, aber leider nicht zu den Protagonisten, denn sie ist doch eher etwas für eine andere Schicht, als die hier dargestellte. Da aber der Sprachstil auf einem sehr hohen Niveau ist, die Seiten nur so dahinfliegen, konnte ich mich damit versöhnen. Ich bin mit meinen 50 plus vielleicht auch nicht die passende Zielgruppe, aber als Jane Austen Fan musste ich dieses Buch natürlich lesen. Man kann es nicht 1:1 mit dem Original vergleichen, das soll man bestimmt auch nicht. Aber es ist unterhaltsam, es ist witzig, es berührt, es regt zum Nachdenken an und es polarisiert. So wie es Jane Austen auch getan hat.

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Veröffentlicht am 15.03.2023

Zwei Kugeln Eis ...

Zwei Kugeln Glück mit Sahne
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Auroras Mann Matteo ist ständig auf der Suche nach einem neuen Projekt und läuft von einer Schuldenfalle in die nächste. Aurora soll dafür gerade stehen und sieht nur einen letzten Ausweg. Sie muss das ...

Auroras Mann Matteo ist ständig auf der Suche nach einem neuen Projekt und läuft von einer Schuldenfalle in die nächste. Aurora soll dafür gerade stehen und sieht nur einen letzten Ausweg. Sie muss das geerbte Eiscafe verkaufen, das ihr Vater Gino und ihre Tante Olivia in dem beschaulichen Küstenort Maratea führen. Die beiden wollen jedoch, dass Aurora vorher noch ein paar Tage in dem Eiscafe arbeitet, um zu sehen, was sie verliert. Und der Plan der Beiden geht auf und nicht nur das, denn da ist noch Nando, der Eismacher....


Roberta Gregorio hat einen wunderbar leichten, aber doch erfrischenden Sommerroman geschrieben. Ihr Schreibstil ist fesselnd und prickelnd, man mag sich gar nicht mehr trennen von diesem Buch, dessen Worte auf der Zunge zerfließen, wie das Eis. Denn fast glaubt man direkt dort zu sein, in der Casa del Gelato und vor den köstlichen Kreationen zu stehen. Diese werden einzeln vor jedem Kapitel so detailliert beschrieben, dass man sie richtig schmecken kann. Egal für welche Sorte man sich am Ende entscheidet, es kann nur die Richtige sein. So kann nur jemand schreiben, der Eis liebt, das merkt man. Das ist ein guter Schachzug der Autorin, denn so ist der Leser schon nach den ersten Sätzen gefangen. Aber auch von der Geschichte selbst ist man so schnell fasziniert, dass man das Buch gar nicht mehr weglegen mag. Italien ist so wunderschön beschrieben, man spürt den Wind in den Haaren und hört das Meer rauschen. Spürt die flirrende Hitze und ahnt, wie das Eis nicht nur Abkühlung, sondern auch puren Genuss bringen kann.Diese Atmosphäre wurde sehr gut eingefangen, fast als wäre man selbst dabei. Ich hatte den großen Drang das Buch quasi in einem Zug durchzulesen und hinterher hatte ich nur noch auf eines Lust. Auf eine schöne Kugel Eis! Oder auch zwei. Die Charaktere, bis auf wenige Ausnahmen, waren durch und durch sympathisch und wirkten durch ihre lebendige Beschreibung sehr authentisch. Alles in allem das perfekte Buch für den Sommer, fast schon ein kleiner Urlaubsersatz. wer es, wie ich, an einem heißen, sonnigen Sommertag liest, braucht nur noch eines zum Glück: Zwei Kugeln Eis, für mich aber lieber ohne Sahne.

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Veröffentlicht am 15.03.2023

Ein sehr berührendes Stück Zeitgeschichte

Die Stunde unserer Mütter
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Zweiter Weltkrieg 1940: Maria lebt in einer bayerischen Kleinstadt und nimmt Vivien, die Ehefrau ihres Bruders Philipp und deren Tochter Antonia, bei sich auf, um sie, da sie Engländerin ist, vor den Nazis ...

Zweiter Weltkrieg 1940: Maria lebt in einer bayerischen Kleinstadt und nimmt Vivien, die Ehefrau ihres Bruders Philipp und deren Tochter Antonia, bei sich auf, um sie, da sie Engländerin ist, vor den Nazis zu schützen. Philipp kümmert sich heimlich um Juden und möchte seine Familie in Sicherheit wissen. Die beiden Frauen mögen sich nicht besonders, im Gegensatz zu den beiden Töchtern, die sich anfangs gut verstehen. Im Laufe der Zeit wächst zwischen Maria und Vivien aber doch eine Freundschaft heran und auch Anna und Antonia werden nach kleinen Eifersüchteleien wieder zu guten Freundinnen.

Katja Maybach hat Original Feldpostbriefe und Tagebucheintragungen ihres eigenen Vaters verwendet, die dieser zwischen 1940-1945 nach Hause schickte, um daraus diese Geschichte zu schreiben. Sie hat um diese Notizen ein fiktives Geschehen gewoben, das dem Leser die Ängste und Sorgen der daheimgebliebenen Frauen und Kinder nahe bringt. Die Autorin hat einen wunderbaren Roman geschaffen, der große Emotionen zeigt und erschreckend real wirkt. Für mich war es das erste Buch dieser Autorin und es wird sicherlich nicht mein letztes sein. Ihr außergewöhnlich schöner Schreibstil, der den Leser richtig fesselt, ihn nachhaltig berührt und betroffen macht, ist sehr gefühlvoll und lässt das Gelesene noch lange im Kopf nachhallen. Das Schicksal dieser vier Frauen wirkt kein bischen aufgesetzt, sondern geradezu authentisch und lebendig. Das liegt sicher auch daran, dass die Protagonistinnen ihre Ecken und Kanten haben und ihre Schwächen auch offen zeigen dürfen. Das macht sie nicht immer sympathisch, aber man kann sie dennoch verstehen und ihre Taten akzeptieren. Die schrecklichen Ereignisse in den letzten Kriegsjahren werden nur am Rande gestreift, primär geht es in diesem Buch um Gefühle. Um Liebe und Eifersucht, um Angst und Verlust, um Mut, aber auch um Hoffnung und Freude. Ich konnte mich gut in die einzelnen Personen hineinversetzen, habe mitgelitten und auch die ein oder andere Träne verdrückt. Dabei gelingt es der Autorin stets ein sehr hohes Niveau aufrechtzuerhalten, sie driftet nie ins Kitschige ab. Die realen Ereignisse sind sehr gut recherchiert, benennen aber die Orte nicht namentlich, so dass es überall in Deutschland passiert sein konnte. Was auch leider den Tatsachen entspricht. Ich kann dieses Buch nur allen ans Herz legen. Es sollte für uns eine Pflichtlektüre werden, gerade jetzt in dieser Zeit, in der die Nazis wieder mehr Zulauf finden. Das darf nie wieder passieren. Und wir Mütter und Frauen sollten dafür kämpfen. Danke, liebe Katja Maybach, für dieses wunderbare Buch!

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