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Gavroche

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.05.2023

Virtuos

Wir hätten uns alles gesagt
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Ich habe mich schon sehr auf den neuen Roman von Judith Hermann gefreut und war ganz begierig darauf, das Buch zu lesen.
Worum geht es in diesem Buch? Das ist gar nicht so einfach zu beschreiben. Es geht ...

Ich habe mich schon sehr auf den neuen Roman von Judith Hermann gefreut und war ganz begierig darauf, das Buch zu lesen.
Worum geht es in diesem Buch? Das ist gar nicht so einfach zu beschreiben. Es geht um Familie, um die Blutsverwandschaft, aber auch um die frei gewählte Familie, um Bücher, Freunde, im ersten Teil um den Psychoanalytiker und immer wieder "Reisen" in die Vergangenheit und die Frage, was ist jetzt Roman, was ist erfunden, was war wirklich so? Und dabei lässt uns die Autorin immer wieder genau das selbst herausfinden oder überlegen. Aber ist es wirklich so wichtig, was Realität und was Fiktion ist? - Nein, für mich nicht und für die Autorin wohl auch nicht.
Es war ein Roman, bei dem ich jede einzelne Zeile, die ich gelesen habe, genossen habe. Was für ein grandioser Schreibstil, so leicht und doch so voller Aussagen.
Ein wahrhaft virtuoser Umgang mit dem Medium Sprache.

Veröffentlicht am 25.04.2023

Ein toter Bouquiniste

Lacroix und der blinde Buchhändler von Notre-Dame
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Den Sprecher Felix von Manteuffel kenne ich bereits aus dem Vorgängerband und auch dieses Mal hat er mich mit seiner angenehmen Stimme direkt ins vorösterliche Paris geschickt.
Commissaire Lacroix ist ...

Den Sprecher Felix von Manteuffel kenne ich bereits aus dem Vorgängerband und auch dieses Mal hat er mich mit seiner angenehmen Stimme direkt ins vorösterliche Paris geschickt.
Commissaire Lacroix ist unleidlich, denn sein zweites Zuhause, Büro und ja, Lebensmittelpunkt, das Chai de l'Abbaye ist doch tatsächlich wegen Renovierung geschlossen und nun muss er sich eine Alternative suchen, was gar nicht so einfach ist.
Auf einem Spaziergang an der Seine lernt er den blinden Bouquiniste Hugo kennen, der ihm auch noch einen Maigret empfiehlt - und das, wo er diesen Spitznamen so gar nicht mag, weil er den Vergleich mit dem Buchhelden nicht mag.
Aber dann beschäftigt ihn rasch ein neuer Fall, denn ein junger Bouquiniste wurde ermordet. Was für ein Motiv steckt dahinter?
Mit den Bouquinistes hat der Autor sich einer "Institution" von Paris angenommen, denn wer kennt sie nicht, diese grünen, aufklappbaren Bücherkisten an der Seine? Leider wird auch hier immer mehr Ramsch verkauft. Neben dem interessanten Fall nimmt uns Alex Lépic wieder mit auf einen touristischen Spaziergang durch Paris und auch der kulinarische Aspekt spielt wieder eine Rolle.
Mir gefällt diese Reihe sehr gut und ich freue mich schon auf den nächsten Fall.

Veröffentlicht am 19.03.2023

Tilda, Benni und Anita

Chaoskrümel & Nervensäge – Die Hühner sind los! (Chaoskrümel & Nervensäge 1)
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Kein Wunder, dass diese Kinderbuchreihe in Finnland als "moderne Kinderbuchklassiker" gelten und höchste Zeit also, dass sie auch in den deutschen Kinderzimmern ankommt.
Benni, eigentlich Berenike, freut ...

Kein Wunder, dass diese Kinderbuchreihe in Finnland als "moderne Kinderbuchklassiker" gelten und höchste Zeit also, dass sie auch in den deutschen Kinderzimmern ankommt.
Benni, eigentlich Berenike, freut sich, dass die Sommerferien anfangen, auch wenn ihre Schwester Tilda darauf nur genervt reagiert, denn ihre Schwester geht ja noch gar nicht zur Schule. Und wie es unter Geschwistern so ist, reitet sie natürlich darauf herum. Aber dann ist Tilda erst einmal weg, in einem Feriencamp. Zwar nur für ein paar Tage, aber Benni weiß trotzdem nicht, was sie anfangen soll. Da kommt die Einladung zu den Schwestern Pfannkuch gerade richtig. Herrlich, der Name passt so gut! Und auch die beiden Polizisten Plautzberger - mit großer Plautze - und Pliervogel, sein dünner Kollege.
Nach einer Stärkung mit einem großen Stück Kuchen, erfährt Benni die großen Neuigkeiten: Anita kommt und sie ist so alt wie Benni. Die Ferien sind gerettet! Aber dann die Enttäuschung: Anita ist ein Huhn. Aber ein ganz besonderes Huhn, mit dem nun viel erlebt wird.
Eine tolle Geschichte mit superguten Illustrationen und alles so lebensnah.

Veröffentlicht am 15.03.2023

Eine Bücherei in einer U-Bahn-Station

Die Bibliothek der Hoffnung
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Ein Buch über eine Bücherei in einer U-Bahn-Station in London während des Zweiten Weltkrieges, die es tatsächlich gegeben hat? Das hat schon bei der Lektüre des Klappentextes meine Neugierde geweckt und ...

Ein Buch über eine Bücherei in einer U-Bahn-Station in London während des Zweiten Weltkrieges, die es tatsächlich gegeben hat? Das hat schon bei der Lektüre des Klappentextes meine Neugierde geweckt und als ich das Buch erhalten habe, habe ich mich auch sofort darauf gestürzt und es in nur anderthalb Tagen durchgelesen. Mit leichtem Bedauern habe ich Clara und Ruby, aber auch alle anderen verlassen. Am Ende des Romans wird es noch einmal ganz besonders emotional, aber auch vorher gibt es viele Stellen, die mir sehr nahe gegangen sind.
Gut gefallen hat mir auch das Nachwort der Autorin mit den Fotos von der Bücherei und wie sie etwas zur reellen Geschichte dieser Bibliothek schreibt und was von ihr erfunden wurde.
Eine Leihbücherei im East End, die Leute hier sind arm und durch den Krieg wurden sie noch ärmer, aber ein Buch bedeutet so viel - und das hat auch die Bibliothekarin Clara festgestellt. Auch wenn sie immer wieder Widerstand von ihrem Chef bekommt, gibt sie nicht auf und fährt mit ihrer Freundin und Assistentin Ruby die Fabriken mit dem Bücherbus ab, macht Vorlesestunden für die Kinder und berät viele Frauen, denn es sind vor allem Frauen und Kinder, die zu ihr kommen, was die Männer nicht immer gerne sehen. Aber auch Clara hat es nicht einfach, ihr Mann Duncan ist tot, das Verhältnis zu Mutter und Schwiegermutter sehr schwierig. Die quirlige Ruby verbirgt auch ein schweres Trauma und kämpft sich durch, gibt sich stark, für ihre Mutter und auch andere.
Ein unglaublich starkes Buch.

Veröffentlicht am 15.03.2023

Meisterhaft

Die spürst du nicht
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Als ich gesehen habe, dass es einen neuen Roman von Daniel Glattauer gibt, habe ich mich schon sehr darauf gefreut.
Sophie Luise Strobl-Martinek kommt aus einem "guten Elternhaus" wie man es so umgangssprachlich ...

Als ich gesehen habe, dass es einen neuen Roman von Daniel Glattauer gibt, habe ich mich schon sehr darauf gefreut.
Sophie Luise Strobl-Martinek kommt aus einem "guten Elternhaus" wie man es so umgangssprachlich nennt. Geld ist zuhauf vorhanden, aber Sophie ist in der Klasse eine Außenseiterin und hat sich mit Aayana angefreundet, die aus ihrem Heimatland Somalia geflüchtet ist und ebenfalls eine Außenseiterin in der Klasse ist.
Aayana darf mit in den Familienurlaub der Strobl-Martinek (allein dieser Name!). Doch der Urlaub in der Toskana, gemeinsam mit einer anderen Familie, gerät zur Katastrophe, als das Mädchen bereits am ersten Abend im Pool ertrinkt.
Aus immer wieder wechselnden Perspektiven und auch Presseberichten erzählt der Autor im folgenden wie mit dieser Katastrophe umgegangen wird. Schuld im juristischen Sinn, ja, aber auch die moralische Schuld spielt eine Rolle.
Eine neue Meisterleistung.